In jüngeren Jahren konnte ich selbst TGV MAX JEUNE nutzen & war begeistert. Doch was ist das eigentlich und warum ist es meiner Meinung nach ein so genialer Deal für Reisen in Frankreich?
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“Voyagenz en Illimite” oder “Reise unbegrenzt” – so wirbt SNCF für das MAX JEUNE Programm. Das klingt im ersten Moment verdächtig stark wie eine BahnCard 100. Diese allerdings kostet mehrere hundert Euro im Monat, MAX JEUNE gibt es dagegen für nur 79 Euro im Monat. Das klingt im ersten Moment ein wenig verrückt, ist Frankreich doch ähnlich groß wie Deutschland. Doch natürlich gibt es einen Haken.
Welche Bedingungen gelten bei MAX JEUNE?
Nicht grundsätzlich eine Bedingung, aber zumindest eine Hürde ist, dass MAX JEUNE teilweise nur auf Französisch verfügbar ist. Die Webseite mit den Detailbedingungen gibt es mittlerweile aber sogar in Deutsch. Gewisse Grundkenntnisse in Französisch sollte man für die aktive NUtzung jedoch mitbringen. Die weiteren Bedingungen sind dagegen harte Fakten:
- existiert nur für alle zwischen 16 und 27 Jahren
- gilt nach Verfügbarkeit und nicht generell für alle Züge
- nur mit drei Monaten Mindestvertragslaufzeit
Wer diese Bedingungen im Blick hat, kann sich auf der Webseite des Programms anmelden. Das funktioniert auch mit einem deutschen Personalausweis als Nachweis problemlos. Ansonsten muss man nur ein Girokonto zur Abbuchung sowie alle personenrelevanten Daten angeben. Auch beim Konto funktioniert die Lastschrift auch von deutschen Konten, sodass man sich hier keinerlei Sorgen machen muss. Die Anmeldung dauert keine fünf Minuten und der Zugang wird innerhalb von 48 Stunden aktiviert. Der Start in das Erlebnis TGV MAX JEUNE ist also ziemlich simpel. Ein ähnliches Programm namens “MAX SENIOR” existiert auch für Personen über 60 Jahren.
Welche Regeln gelten bei einer TGV MAX JEUNE Mitgliedschaft?
Das TGV MAX JEUNE Programm ist ein recht junges Programm (nicht nur was die Altersbeschränkungen angeht), sodass es auch während meiner Mitgliedschaft noch einmal Änderungen gab. Grundsätzlich gelten aktuell allerdings die folgenden Regeln für alle Mitglieder:
- für jede Fahrt ist eine Reservierung über das Internet oder die App notwendig
- alle Züge lassen sich frühestens 30 Tage vor Abfahrt buchen
- alle Züge können bis zur letzten Minute vor Abfahrt gebucht werden
- es können maximal sechs Züge pro Account gleichzeitig gebucht sein
- es sind ausschließlich Plätze in der 2. Klasse verfügbar
- alle Stornierungen und Umbuchungen sind kostenlos
Es ist entsprechend auch nicht ausgeschlossen, dass es in Zukunft noch einmal Änderungen gibt. Die Grundidee der früher als TGV MAX bekannten Mitgliedschaft bleiben aber: Man bezahlt einen monatlichen Fixpreis und kann dann beliebig viele Schnellzüge nutzen.
Kann man die Fahrten ohne Probleme kostenfrei stornieren?
Ferner gelten natürlich noch kleinere Detailregeln. Beispielsweise werden mittlerweile kostenfreie Stornierungen bestraft, indem man bei zwei kurzfristigen Stornierungen hintereinander für eine bestimmte Zeit gesperrt werden kann. Früher gab es solche Regelungen noch nicht.
Eine Pflicht oder Überprüfung, ob man eine Fahrt angetreten hat (man wird keineswegs immer kontrolliert) gibt es allerdings nicht, sodass ich die neue Regel nicht wirklich nachvollziehen kann – ich würde in diesem Fall einfach nicht mehr stornieren.
Bezüglich der Strecken muss man sich nur zwei Dinge merken:
- MAX JEUNE gilt für alle TGV-Strecken in Frankreich ohne Ausnahme
- MAX JEUNE gilt für alle inOui-Strecken in Frankreich ohne Ausnahme
- MAX JEUNE gilt auch für die Züge nach Freiburg und Luxemburg
- MAX JEUNE gilt für ausgewählte Intercité-Strecken
Besonders positiv ist hier, dass mittlerweile auch Züge über die Landesgrenzen hinaus buchbar sind, was es früher noch nicht gab.
Welche Regeln gelten für Fahrten ins Ausland?
Früher war es generell nicht möglich, einen Zug zu buchen, der über Frankreich hinaus etwa nach Spanien oder Deutschland geht. Ich habe hier allerdings einfach immer ein zusätzliches Ticket vom letzten Bahnhof bis in das andere Land gekauft und hatte so nie Probleme.
Attraktiv ist zudem, dass es seit Neuestem möglich ist, auch TGV-Züge nach Freiburg und Luxemburg via TGV MAX JEUNE zu buchen. Diese Ausnahme gab es früher noch nicht, sodass zu hoffen ist, dass zukünftig noch weitere Auslandsziele dazukommen!
Was gibt es sonst für Sonderregelungen?
Die Detailregeln für TGV MAX JEUNE lesen sich vergleichsweise simpel:
Eine Fahrt pro Tag pro Abonnent ab der gleichen Stadt und maximal sechs gleichzeitige Buchungen pro Abonnent. Eine kostenlose Reservierung ist vor jeder Fahrt mit dem MAX JEUNE-Abo obligatorisch. Für jede Buchung wird 7 Tage und dann 2 Tage vor dem Abreisedatum eine Informations-E-Mail verschickt. Der Abonnent muss jede Buchung bestätigen oder stornieren.
Auszug aus den TGV MAX JEUNE Regeln
Die Regel mit einer Fahrt pro Bahnhof lässt sich allerdings durchaus auch umgehen. Fährt man beispielsweise bereits um 14 Uhr von Cannes nach Paris kann man keinen weiteren Zug um 16 Uhr auf derselben Strecke buchen. Sehr wohl kann man aber etwa einen Zug von Nizza nach Paris buchen, der dann in Cannes hält. Solche “Umgehungen” kann das System bisher nicht verhindern.
Neu ist zudem die Sonderregel, dass man eine Buchung noch einmal rückbestätigen muss. Hierbei lohnt es sich bei Buchungen im Voraus immer im Blick zu haben, dass man diese noch bestätigen muss.
Wie ist die Verfügbarkeit bei TGV MAX JEUNE?
Jedes gute Angebot steht und fällt mit der Verfügbarkeit und gerade hier war ich doch ziemlich angetan. Grundsätzlich lässt sich bei früher Buchung (30 Tage) im Prinzip an jedem Tag zu den meisten Zeiten auch ein Zug buchen. Generell gibt es dabei natürlich gewisse Einschränkungen, so sind ganz besonders beliebte Züge am Freitagabend, Sonntagabend und auch Montagmorgen oft nicht verfügbar. Gerade wenn man erst etwas später bucht, sind die beliebten Tagesrandverbindungen am Anfang bzw. Ende eines Wochenendes oft weg. Auch in den Ferien ist die Verfügbarkeit deutlich schlechter. Problematisch war die Verfügbarkeit zudem bei den längeren Streiks – hier gab es einen Monat dafür allerdings auch das Geld für die Mitgliedschaft zurück.
Auch die kurzfristige Verfügbarkeit ist bei MAX JEUNE allerdings hervorragend, besonders wenn man eben nicht am Freitag- oder Sonntagabend unterwegs ist. Ich habe Dutzende Tagesausflüge unternommen, die ich am jeweiligen Morgen gebucht habe. Von Paris nach Dunkerque (Norden), nach Straßburg (Osten), nach Rennes (Westen) oder Marseille (Süden) war eine spontane Buchung unter der Woche eigentlich immer möglich. Zur Wahl hatte ich dabei teilweise bis zu zehn verschiedene Züge.
Die Kontingente bei TGV MAX JEUNE werden immer wieder “aufgefüllt”, sodass es durchaus sein kann, dass ein ursprünglich nicht mehr verfügbarer Zug, kurzfristig doch buchbar ist. Gerade bei Stornierungen anderer Reisender kann das passieren.
Bei frühzeitiger Buchung hat man auf vielen Strecken sogar mehr als 20 Züge zur Auswahl, sodass man sich wirklich keine großen Sorgen machen muss. Nur wer hauptsächlich am klassischen Wochenende, also am Freitag nach der Arbeit und am Sonntagabend zurück, verreist, ist mit TGV MAX JEUNE nicht zwingend gut aufgestellt.
Sehr angenehm ist, dass die sogenannten OuiGo-Züge – das”Billigprodukt” von SNCF – das häufig langsamer ist, seltener fährt und weniger Bahnhöfe bedient, mittlerweile auch buchbar ist. Früher waren diese Züge ausgenommen. Ebenfalls lassen sich zudem Kooperationszüge buchen. So könnt Ihr innerhalb von Frankreich z.B. auch TGV Lyria Züge (fahren in die Schweiz) oder Renfe-TGVs (fahren nach Spanien) buchen, nicht aber Züge von Fremdunternehmen von Thalys. Kurioserweise konnte ich auf der Strecke nach Straßburg teilweise aber auch einen ICE buchen, was so eigentlich nicht vorgesehen ist.
Wie funktioniert TGV MAX JEUNE in der Praxis?
Besonders positiv überrascht war ich von meinen Erfahrungen mit MAX JEUNE in der Praxis. Tickets kann man im Internet oder per App innerhalb von wenigen Sekunden buchen. Danach erhält man ein normales E-Ticket. Damit steigt man einfach in den Zug und lässt dieses bei der Kontrolle scannen. Als Altersnachweis ist zudem der Personalausweis notwendig, dieser wird allerdings nur in etwa der Hälfte aller Fälle geprüft. Ich hatte zudem nicht ein einziges Mal Probleme damit, dass mein Ticket nicht funktioniert hätte oder das Angebot unbekannt gewesen wäre.
Grundsätzlich konnte ich auch alle Züge, die ich buchen wollte, über die App buchen. Natürlich gab es die oben genannten Einschränkungen an Wochenenden, aber sowohl kurzfristige Trips als auch länger geplante Reisen waren prinzipiell kein Problem. Aufgefallen ist mir allerdings, dass man es ab Paris natürlich besonders einfach hat. Da von hier im Prinzip zu jeder Destination zahlreiche Verbindungen angeboten werden, hat man mit TGV MAX JEUNE auch eine unglaubliche Auswahl. Ab anderen Orten ist die Zahl der Ziele signifikant eingeschränkt.
Mit der Zeit lernt man zudem die Tricks von MAX JEUNE kennen. Beispielsweise kann man in der normalen Buchungsmaske nur bestimmte Ziele auswählen (kurze Strecken sind oft ausgenommen). Geht man allerdings über die normale SNCF Seite (hier werden die Tickets ohnehin ausgestellt) und gibt die TGV MAX JEUNE Nummer ein, kann man auch andere Verbindungen buchen. So kann man sogar auf ganz kurzen Strecken wie von Aix-en-Provence nach Marseille einen TGV buchen. Zudem lernt man mit der Zeit erst, was es überhaupt für Verbindungen gibt, in Frankreich fahren die TGVs nämlich auch zahlreiche kleinere Orte an.
Ein relevanter Faktor können auch Bahnhöfe sein, an die man gar nicht denkt. Ich habe etwa teilweise keine Verfügbarkeit ab Paris gefunden, dafür allerdings ab Paris Charles de Gaulle, dem Disneyland oder Versailles. Diese Bahnhöfe erreicht man mit dem Nahverkehr rasch und kann dann Züge nutzen, die eben nicht nach Paris hereinfahren, einen dafür aber dennoch zum Ziel bringen. Das ist ein wenig aufwendiger, wenn die Verfügbarkeit dafür aber gegeben ist, handelt es sich doch um einen unschätzbaren Vorteil.
Für wen lohnt sich TGV MAX JEUNE wirklich?
TGV MAX lohnt sich sicherlich insbesondere dann, wenn man einen Wohnsitz in Frankreich hat. Doch auch wer beispielsweise ein Auslandsjahr in Frankreich macht oder dort arbeitet, sollte sich die Mitgliedschaft unbedingt holen. Züge in Frankreich sind meist kostspielig, sodass sich TGV MAX JEUNE bereits ab nur zwei Fahrten im Monat lohnen kann. Doch auch wer grenznah wohnt, etwa in Freiburg, Karlsruhe, Kehl oder auch Saarbücken, kann unter Umständen von MAX JEUNE profitieren, sofern der nächste französische Bahnhof mit TGV-Anschluss einfach und schnell erreichbar ist.
Natürlich muss man generell Lust haben, Frankreich mit dem Zug zu erkunden, denn nur dann macht MAX JEUNE wirklich Spaß. Wer etwa nicht in Frankreich lebt, aber viele Geschäftstermine am Stück in verschiedenen Städten hat, kann von TGV MAX JEUNE natürlich ebenfalls profitieren – das wird aber auf die wenigsten Menschen unter 28 Jahren zutreffen.
Deshalb habe ich noch eine ganz besondere Empfehlung: Eine Reise durch Frankreich in den Semesterferien. Wer als Student gerne mal das Land kennenlernen möchte – es lohnt sich extrem, denn Frankreich ist wunderschön – hat mit MAX JEUNE eine geniale Option. Die Investition von 270 Euro lohnt sich auch dann, wenn man vielleicht nicht ganz drei Monate da ist.
Meiner Meinung ist das in Deutschland größtenteils unbekannte Angebote für all diejenigen, die gerne reisen und unter 27 Jahre alt sind, eine geniale Möglichkeit, um das Land kennenzulernen. Egal, ob in den Semesterferien, in einem längeren Urlaub oder einfach nur in der Zeit zwischen Studium und Schule: TGV MAX JEUNE ist meiner Meinung nach mindestens genauso cool wie ein Trip durch Asien oder Osteuropa – es ist nur weniger bekannt.
Fazit zu MAX JEUNE – der französischen BahnCard 100
Ich blicke sehr gerne auf die Zeit, mit TGV MAX JEUNE zurück. Leider werde ich wohl auch nicht mehr dazukommen, bin ich mittlerweile doch auch über 27 Jahre alt. Gleichzeitig kann ich die Mitgliedschaft für gerade einmal 79 Euro im Monat jedem empfehlen, der die Chance hat, mindestens drei Monate durch Frankreich zu reisen. Ich habe teilweise monatlich bis zu 30 Fahrten absolviert und damit gerade einmal 2-3 Euro pro Fahrt bezahlt. Eigentlich unglaublich, aber allen voran unglaublich cool!
Was dir mit Wohnsitz in Frankreich wahrscheinlich nicht aufgefallen ist: Das geht nur mit Wohnsitz in Frankreich. Ich wohne in Karlsruhe – also quasi neben der französischen Grenze – und war schon letztes Jahr am TGVmax interessiert, aber keine Chance, das Formular erlaubt die Anmeldung mit ausländischer Adresse nicht. Ich schrieb eine E-Mail an die SNCF (ich spreche französisch) und erhielt eine recht knappe Antwort, dass ich doch bitte die AGBs lesen solle, da steht eindeutig, dass eine Adresse in France métropolitaine und eine französische Handynummer benötigt wird. Letztere wäre ja noch recht leicht zu beschaffen, aber eine Adresse halt eben nicht. Somit wird auch nichts aus Vorschlägen wie Frankreich-Trip in den Semesterferien…
Hallo Milad, also das Thema “Wohnsitz” ist im Prinzip relativ, denn du musst keine Meldebescheinigung oder ähnliches vorlegen und Post gab es gerade einmal (einen Brief), ansosnten läuft alles online. Die Daten aus dem Brief braucht man zudem nicht, sodass man auch diesen einfach “irgendwohin” schicken kann. Das mag jetzt nicht nach der ganz offiziellen Variante klingen, aber ich kann dir versichern, dass du keinen echten Wohnsitz brauchst, um die Mitgliedschaft abzuschließen 😉