Ab dem 3. Juni werden First Class Awards bei Miles & More deutlich teurer. Ist das gerechtfertigt? Ein Blick auf die notwendigen Meilenwerte und die Konkurrenz!
Dass es durch das geschickte Meilen sammeln möglich ist, sich den Traum von einem First Class Flug zu erfüllen, ist fraglos Realität. Das haben wir bei reisetopia nicht nur selbst erlebt, sondern auch von zahlreichen Nutzern gespiegelt bekommen. Doch mit eben jenem Traum der First Class mit Meilen könnte es bald vorbei sein, steigen doch seit Jahren die Preise für Einlösungen, während die Verfügbarkeiten weniger werden. Zum 3. Juni folgen nun auch die Umstellungen des Einlösesystems von Miles & More, deutlich teurere First Class Awards wurden im Zuge dessen schon bestätigt. War die First Class mit Meilen bislang vielleicht einfach zu günstig?
First Class als günstige Einlösung – besonders in Nordamerika
Vieles deutet genau darauf hin, denn gerade in der nordamerikanischen “Meilenszene” ist die Lufthansa First Class so etwas wie ein Standardprodukt für Flüge über den Atlantik geworden. Knapp 14 Tage vor Abflug werden in der Regel viele Award-Plätze auch für Partnerprogramme verfügbar gemacht. Sofern man eine gewisse Flexibilität mitbringt, findet man mindestens ab einem der Flughäfen an der Ostküste eigentlich immer Verfügbarkeiten – dementsprechend viele Flugberichte findet man etwa auch in der US-Bloggerszene.
Die hohe Beliebtheit des Produktes ergibt sich dabei aktuell aus einer Kombination zweier Faktoren: guter Verfügbarkeiten und eben auch niedriger Preise. Bei Air Canada Aeroplan werden für First Class Flüge zwischen Nordamerika und Europa gerade einmal 90.000 bis 100.000 Meilen fällig, etwas mehr sind es bei Buchungen über Avianca LifeMiles oder United MileagePlus. Bedenkt man nun, dass diese Werte sind, die es in Nordamerika teils bei Beantragung einer einzigen Kreditkarte bekommt, sieht man, wie sehr diese Einlösung zur “Massenware” geworden ist.
Nun ändert sich per se an den für die Einlösung über andere Vielfliegerprogramme der Star Alliance notwendigen Werten erst einmal nichts. Zu erwarten ist allerdings, dass die Lufthansa die Awards auch für Partner mittelfristig teurer macht oder an den Verfügbarkeiten schraubt. Die Swiss First Class etwa ist schon heute nicht über Partnerprogramme buchbar. Besonders kurios: Wer etwa über Aeroplan bucht, muss auch nicht die hohen Zuschläge bezahlen, die bei der Buchung über Miles & More fällig werden.
First Class ab 65.000 Meilen – zu günstig für die gewollte Exklusivität
Doch es bedarf nicht zwingend eines Blickes über den Tellerrand, denn auch das Miles & More Programm bietet im Verhältnis aktuell recht günstige Einlösungen in der First Class. Wer etwa von Europa in den Nahen Osten reist und etwa die Lufthansa First Class auf einer Route nach Saudi-Arabien bucht, der bezahlt gerade einmal 65.000 Meilen und um die 300 Euro Zuschläge. Bedenkt man, dass man Miles & More Meilen kaufen kann und je nach Angebot teils nur knapp über einen Cent pro Meile bezahlt, wären das nur knapp über 1.000 Euro für einen einfachen First Class Flug.
Auf anderen Routen liegen die Preise natürlich höher. Aber auch 91.000 Meilen in der First Class nach Nordamerika – etwa nach New York, aber auch auf längeren Flügen nach Los Angeles oder San Francisco – sind im Verhältnis zu den regulären Preisen nicht die Welt. Wer die hohen Zuschläge umgehen möchte, muss übrigens 115.000 Meilen berappen, zahlt dann aber ab Europa auch nur knapp über 100 Euro zusätzlich, ab Nordamerika sogar gerade einmal fünf Euro. Heißt konkret: Bei geschicktem Kauf der Meilen kostet auch ein einfacher First Class Flug in die USA über Miles & More aktuell “nur” 1.500 Euro.
Entsprechend kann man durchaus sagen: Im Verhältnis zu den bezahlten Preisen, die auf den genannten Strecken vielfach im Bereich von 5.000 bis 10.000 Euro liegen, lässt sich die Lufthansa First Class tatsächlich aktuell erschwinglich buchen, auch über Miles & More. In den allermeisten Fällen lässt sich sogar ein Wert pro Miles & More Meile von mehr als drei Cent erzielen. Natürlich ist das Produkt dafür im Verhältnis nicht ganz auf dem Niveau der Weltspitze, bei einem so reduzierten Preis ist das aber wohl zu verkraften.
Nur 50 bis 60 Prozent Abstand – zu günstig im Verhältnis zur Business Class
Relevant ist zudem auch ein Blick auf die Verhältnismäßigkeit von First Class zu Business Class Awards. Dies ist tatsächlich einer der Punkte, wo fast alle Vielfliegerprogramme begeistern. Denn während bezahlte Tickets in der First Class oft doppelt oder gar dreimal so teuer sind wie Business Class Flugscheine auf derselben Strecke, ist der Abstand bei der Meileneinlösung meist deutlich geringer. Bei Flügen in fast alle Weltregionen werden etwa 50 bis 60 Prozent mehr Meilen fällig als in der Business Class, wie das folgende Beispiel auf der Route von Frankfurt nach Los Angeles zeigt:
Etwas geringer wird der prozentuale Abstand übrigens bei der Nutzung der Miles & More Flex Plus Prämie, sowie generell, wenn man auch die Zuschläge, die in beiden Reiseklassen fast identisch sind, in die Berechnung mit aufnimmt. Kommt man unter diesen Vorzeichen zurück dazu, dass Meilen teils für knapp über einen Cent pro Meile käuflich erworben werden können, bleibt etwa auf den Routen nach Nordamerika nur ein Preisunterschied zur Business Class von etwa 300 bis 500 Euro pro Flug.
Nun mag es unterschiedliche Perspektiven geben, aber allein die First Class Lounges sowie die deutlich besseren Sitze dürften ein gutes Argument dafür sein, diesen im Verhältnis moderaten Aufpreis hinzunehmen. Nicht umsonst sind schon die Mindestgebote für Upgrades zwischen den Reiseklassen überwiegend mindestens doppelt, wenn nicht dreimal so hoch. Sofern es Verfügbarkeiten gibt, gilt zumindest für mich in der Regel bei Miles & More: Die First Class ist im Verhältnis ein signifikant besserer Deal als die Business Class.
Vorbild Flying Blue – First Class Einlösungen in neuen Sphären
Unter diesen Vorzeichen dürfte es nicht überraschen, dass Miles & More die Einlösungen in der First Class “deutlich teurer” machen möchte. Dass das alles andere als utopisch ist, zeigen Konkurrenten. Wer etwa einen Blick auf unseren Ratgeber zu den Air France First Class Strecken wirft, sieht schnell: Einlösungen über das Flying Blue Programm kosten zwischen 175.000 Meilen (Mittlerer Osten) und 350.000 Meilen (Südamerika) – pro Richtung, versteht sich. Dazu kommen Zuschläge und stark eingeschränkt auf Statusmitglieder sind die Einlösungen noch dazu.
Ein Einzelfall? Mitnichten, denn auch die Singapore Airlines First Class Strecken liegen preislich immerhin bei 93.500 bis 141.000 Meilen pro Richtung. Das wirkt im ersten Moment noch günstig, trifft gleichwohl aber nur auf die Saver Awards zu. Wer dagegen Advantage Awards buchen möchte (Verfügbarkeiten findet man meist nur für diese), muss fast den doppelten Preis berappen. Immerhin: Relevante Zuschläge gibt es bei Singapore Airlines KrisFlyer nicht und selbst ohne Status kann man buchen – zudem lassen sich Punkte von American Express Kreditkarten transferieren.
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass andere Airlines vormachen, dass es scheinbar auch dann Nachfrage nach First Class Tickets mit Meilen gibt, wenn die Preise deutlich höher sind. Eben jenen Weg wird auch Miles & More gehen – aus Sicht von Meilensammler fraglos ein trauriger, aber wohl erwartbarer Schritt. Immerhin war die Lufthansa First Class mit Meilen bislang tatsächlich verhältnismäßig günstig, wovon im Übrigen stark auch Meilensammler in Nordamerika profitiert haben.
Bleibt nur eine Frage offen: Bleiben First Class Einlösungen für die Lufthansa über Programme wie Aeroplan vorerst weiterhin so günstig? Dies wäre fraglos ein Schlag ins Gesicht für Miles & More Mitglieder, sofern die Preise für Lufthansa First Class Flüge über das hauseigene Programm tatsächlich deutlich teurer werden.
Eine Schlagzeile wie aus der BILD Zeitung
Wenn Sie dann auch die Allegris First freigeben, wäre ich gerne bereit, auch mehr Meilen zu investieren.
Ihr seid schon Vollprofis, was Headlines angeht 😉
Zur Sache. Ich denke eher anders herum: Durch die multiplen Sammelmöglichkeiten ist das System in den letzten Jahren heiß gelaufen. Diese ganzen Amex-Aktionen, Payback, die 30 Jahre-M&M-Booking-Aktion Anfang 2024, früher Revolut usw. haben ihre Kinder gerufen.
Weil sehr viel Geld im System von M&M und anderen Programmen steckt, wird man nun neue Wege finden, um noch mehr zu sammeln und noch gezielter einzulösen.
Es kann eigentlich nicht sein, dass die Einlösewerte zwischen den kooperierenden Systemen hinter den SA-Partnern nicht etwas mehr harmonisiert werden.
Ansonsten habt ihr das Narrativ in den letzten Monaten schon gut vorbereitet: Gute Business Class-Einlösungen (z.B. in der Allegris Business Suite) sind das neue Ziel. Die First Class gerät eher außer Reichweite. In meinen letzten zwei FC-Flügen mit Swiss waren die Kabinen jeweils voll und zumindest um mich herum waren keine Meileneinlöser unterwegs.
Die Swiss bekommt ihre First nur durch OpUps voll. Also HON wurde ich im letzten halben Jahr mehrmals von Business in die First katapultiert. Sogar einmal aus einem Business Award. Das die Kabine voll ist täuscht also.