Die ANA First Class in der Boeing 777 ist eines der exklusivsten Flugerlebnisse der Welt. Wenngleich mein Flug wirklich toll war, konnte mich die “alte” First Class der Japaner doch nicht komplett vom Hocker hauen.
Wer auf der Suche nach einem einmaligen Flug-Erlebnis ist, der sollte unbedingt einmal die First Class ausprobieren. Dabei spielt es eigentlich gar keine Rolle, mit welcher Airline man unterwegs ist, denn in der Lufthansa First Class ist ein Flug genauso außergewöhnlich wie etwa in der Emirates First Class. Auch bei ANA erwartet einen ein Komfort, den “normale” Bürger vermutlich nur mit Meilen möglich machen können. Gleichzeitig ist es bei ANA allerdings so, dass der “Wow”-Faktor weniger im Vordergrund steht, was für das Erlebnis First Class sowohl gut als auch schlecht ist. Erwähnenswert ist dabei, dass ich in der “alten” ANA First Class in der Boeing 777 unterwegs war, seit Kurzem gibt es erste Maschinen mit einem modernisierten First Class Produkt.
ANA First Class Boeing 777 – die Buchung
Gebucht habe ich meinen Flug in der ANA First Class natürlich mit Meilen. Dabei habe ich ein Meilenticket mit Hinflug in der Thai Airways First Class und Rückflug mit ANA gebucht. Darüber hinaus waren noch insgesamt vier weitere Business Class Flüge im Ticketpreis enthalten, die mir jeweils als Zubringer zur endgültigen Destination gedient haben. Bezahlt habe ich 220.000 Meilen bei SAS EuroBonus sowie etwa 250 Euro Steuern und Gebühren – transferiert habe ich dafür Punkte von meinem Membership Rewards Konto der American Express Platinum Card. Für ein solches Flugerlebnis und insgesamt sechs Flüge in Premium-Klassen fand ich den Gegenwert sehr gut!
ANA First Class Boeing 777 – die Suite
Was das Design angeht, ist die ANA First Class meiner Meinung nach nicht unbedingt ein Hingucker – die Farbwahl ist vielmehr ein wenig gewöhnungsbedürftig.
Das gilt generell auch für die Konfiguration der Kabine, denn in der Boeing 777 finden sich in der Nase der Maschine acht Sitze in einer klassischen 1-2-1 Anordnung, allerdings sind die Sitze extrem abgeschirmt und wirken durch die rechteckige Form ein wenig komisch.
Der Grund dafür liegt darin, dass die Suiten im Prinzip jeweils ein einzelnes Rechteck darstellen und eine auf beiden Seiten gleiche Form haben – was dazu führt, dass man nicht recht aus dem Fenster schauen kann.
Dies ist zweifelsfrei gewöhnungsbedürftig, zumal es die Suiten deutlich enger erscheinen lässt, als dies notwendig wäre. In der Swiss First Class ist meiner Meinung nach beispielsweise eine höhere Privatsphäre trotz einem smarteren Design gewährt.
Ansonsten ist der Sitz natürlich enorm geräumig und auch sehr bequem. Die Polsterung ist hervorragend und auch der Stoff fühlt sich komfortabel an. Die Sauberkeit ist zudem ohne Makel.
Auch in puncto Fußraum gibt es an den ANA First Class Suiten absolut nichts auszusetzen, man kann sich problemlos ausstrecken ohne an irgendetwas zu stoßen.
Die Privatsphäre ist generell ebenfalls sehr gut, denn auch wenn sich die Suiten anders als etwa in der Qatar Airways QSuite Business Class nicht verschließen lassen, sorgen die hohen Wände und wenigen offenen Flächen dafür, dass man sich fast alleine in der Kabine fühlt.
Die Sitze in der Mitte sind deshalb auch die einzige echte Option für gemeinsam Reisende, wenngleich die Trennwand hier deutlich zu weit vorne ist, als dass Zusammenreisende sich sehen oder eine Unterhaltung führen könnten.
Jeder Sitz bietet natürlich auch einen Fernseher, der ordentlich groß ist, dem man allerdings gleichzeitig auch in Hinsicht auf die Bildschirmbreite ein wenig das Alter ansieht.
Keine Probleme hatte ich in der ANA First Class erwartungsgemäß beim Verstauen meiner Gegenstände. Für größere Gegenstände steht einem hier der Bereich im vorderen Teil des Sitzes zur Verfügung, wo ich problemlos eine größere Tasche untergebracht habe.
Direkt am Sitz gibt es zudem mehrere verschiedene Staufächer in verschiedenen Größeren, sodass man für gefühlt jeden Gegenstand eine gute Option zum Verstauen findet.
Auch ein größeres Fach für Magazine oder einen Laptop gibt es, wobei dieses anderes als die Fächer direkt am Sitz nicht verschlossen werden kann. Der große Tisch lässt sich ausklappen und weist eine sehr gute Stabilität auf – und bietet sich damit zum Beispiel auch gut zum Arbeiten an.
Zudem gibt es ein weiteres kleines Tischen, das fest an der Sitzverkleidung angebracht ist – hier kann problemlos ein Getränk oder andere Kleinigkeiten abstellen.
Die Sitzsteuerung funktioniert über ein Panel neben dem Sitz, das geschickt platziert ist und sich auch leicht bedienen lässt. Man kann so verschiedene komfortable Sitzpositionen genießen.
Alles in allem finde ich die Suiten in der (alten) ANA First Class in der Boeing 777 natürlich durchaus angenehm und komfortabel sowie privat, aber im Vergleich zu anderen First Class Produkten haben mir das Design und die Anordnung nicht wirklich gut gefallen – die neue Kabine sollte hier ein deutliches Upgrade sein.
ANA First Class Boeing 777 – der Schlafkomfort
Auch wenn mein Flug von Tokio nach London kein Nachtflug war, habe ich doch die Qualität des Bettes getestet. Schon beim Start findet man auf dem Sitz eine Decke und ein Kissen – nur Letzteres ist aber auch Bestandteil des späteren Bettes.
Dieses nämlich wird gesondert von den Flugbegleitern hergerichtet und besteht aus einer Matratzenauflage, die für zusätzlichen Liegekomfort sorgt sowie einer deutlich bequemeren Decke.
Dadurch, dass man auch an den Beinen sehr viel Bewegungsfreiheit genießt, kann man sehr gut schlafen und ich konnte nach dem Essen problemlos wenige Stunden schlafen.
Natürlich gibt es in der ANA First Class zudem auch einen Pyjama, der für zusätzlichen Komfort sorgt und den ich persönlich auch angenehm kuschlig fand.
Generell ist der Schlafkomfort für mich einer der größten Unterschiede zur Business Class und dabei auch zu den mitunter besten Business Class Produkten wie der Finnair Business Class oder auch der Singapore Airlines Business Class.
ANA First Class Boeing 777 – das Catering
Das Catering ist einer der Aspekte, der die ANA First Class wirklich besonders macht. Vor dem Abflug geht es hier noch vergleichsweise bescheiden zu, konkret gibt es ein Willkommensgetränk in einem Glas und ohne besonderes Drumherum – anders als etwa in der Thai Airways First Class.
Danach gibt es noch ein heißes Tuch, das auf einem kleinen Tablett serviert wird.
Nach dem Start wird dann der wirklich gute Champagner ausgepackt und auch entsprechend exklusiv serviert – ein Glas Krug ist zweifelsfrei immer ein guter Start in den Flug!
Doch das Getränk nach dem Start ist nicht nur qualitativ ein Erlebnis, sondern primär auch wegen den dazu servierten Leckereien. Diese konnten auch qualitativ in jeder Hinsicht überzeugen – ein genialer Start in ein tolles Catering-Erlebnis.
Das meiner Meinung nach etwas unübersichtliche Menü bietet endlose Optionen, die allein bei der nach dem Start servierten Hauptmahlzeit aus einem vollen japanischen Menü mit zahlreichen Variationen sowie vier Hauptgerichten im westlichen Menü besteht.
Ich habe mich beim Lunch dabei für die westliche Variante und hier zuerst für den ‘Atsumi Salmon and Poireau Flan’ entschieden – ein Traum von einer Vorspeise!
Dazu serviert werden, natürlich jeweils als gesonderter Gang, ein frischer Salat sowie eine Suppe.
Außerdem gibt es eine Auswahl aus dem Brotkorb, wobei ich mich für ein knackiges Baguette entschieden habe.
Beim Hauptgericht konnte ich dem Rinderfilet nicht widerstehen, schon allein um zutesten, ob ANA das Kunststück gelingt, dieses Gericht in der Luft in hoher Qualität zu servieren. Dabei kann ich nur sagen: Hundert Punkte, denn das Rinderfilet in der ANA First Class war definitiv das Beste, dass ich bislang in der Luft genießen durfte.
Natürlich war das Erlebnis Mittagessen mit diesem Gang aber noch nicht erledigt, denn es folgte eine Käseplatte mit vier qualitativ hochwertigen Optionen – kein Vergleich zu den teils tristen Käseplatten in der Business Class.
Abgeschlossen habe ich das Essen dann noch mit einem Pfirschsorbet, das auch in einer sehr ansehnlichen Form serviert wurde.
Das Essen in der ANA First Class wird mir ohne Zweifel noch lange in Erinnerung bleiben. Ein solches Essen erwartet man üblicherweise in einem Sternerestaurant und nicht in der Luft, zumal das japanische Menü sicherlich noch einen Tick besser ist. Ebenfalls erwähnenswert ist der hervorragende Service, der jederzeit enorm höflich, prompt und sehr professionell war. Ein gutes Beispiel für die hohe Qualität des Gesamt-Erlebnis ist auch die Präsentation von Kleinigkeiten wie dem Senf zum Hauptgericht.
Nach einem Schläfchen wurde ich direkt wieder gefragt, ob ich essen wollte – was zu diesem Zeitpunkt definitiv noch nicht möglich war. Nach einigen Getränke, darunter auch durchaus trinkbarem Kaffee, ging es für mich mit einem weiteren Mittag- (oder Abendessen?) weiter, ehe wir am späten Nachmittag Ortszeit den Landeanflug starteten. Auch hier gab es wieder eine enorme Auswahl, inklusive aller Optionen des ersten Essens sowie weiterer Gerichte. Ich entschied mich hier zuerst wieder für einen Salat, der erneut lecker war.
Danach wollte ich eine leichte Option und habe deshalb auf eine echte Vorspeise sowie ein größeres Hauptgericht lieber verzichtet – stattdessen habe ich die Kürbis-Gnocchi bestellt, die so auch bei einem guten Italiener durchgehen würden.
Zum Abschluss habe ich dann noch die Früchte bestellt, die vielfältig, lecker und frisch waren.
Natürlich kann man noch deutlich mehr bestellen und auch während des Flugs flexibel weitere Gerichte essen. Ich für meinen Teil hatte aber bereits genug gegessen und war somit mehr als glücklich mit dem Catering. Gerade die Verbindung mit dem herausragenden Service war dieses Erlebnis für mich signifikant besser als etwa bei meinem Flug in der Qatar Airways First Class.
ANA First Class Boeing 777 – das Entertainment
In puncto Entertainment gibt sich die ANA First Class natürlich ebenfalls wenige Blöße. So werden einem nach dem Start verschiedenste Zeitungen und Zeitschriften angeboten.
Zudem kann man natürlich das Entertainment-System genießen, das sich einfach über eine Fernbedienung am Sitz steuern lässt.
Die Auswahl an Filmen und Serien ist insgesamt reichhaltig, wobei die westlichen Optionen im Vergleich zu anderen Airlines etwas begrenzter sind. Dennoch findet man garantiert einen passenden Filme oder eine interessante Serie.
Bereitgestellt werden außerdem auch Kopfhörer mit Noise-Cancelling-Funktion, die ich persönlich sehr gut fand.
Wer arbeiten muss oder einfach in Kontakt mit der “Erde” bleiben möchte, der kann auch das WLAN an Bord nutzen – hierfür gibt es verschiedene Preisstufen.
Passagiere der First Class dürfen sich zudem über einen kostenfreien Zugang für 100 Megabyte freuen, die am Smartphone durchaus für den gesamten Flug reichen.
Wer dagegen am Laptop arbeitet, muss etwas mehr einplanen und sicherlich noch weiteres Internet dazukaufen. Die Geschwindigkeiten waren allerdings nur mittel, sodass man so richtig effektiv sowieso nicht arbeiten kann.
ANA First Class Boeing 777 – die Annehmlichkeiten
Neben einem Pyjama gibt es in der ANA First Class natürlich auch noch so einige weitere Annehmlichkeiten. Dazu gehört beispielsweise ein schickes Amenity Kit im für die Airline typischen blau.
Dieses ist sehr gut gefüllt und bietet unter anderem tolle Produkte von ‘The Ginza’.
Obwohl man beim Start ein Amenity Kit vorfindet, werden einem noch einmal weitere Annehmlichkeiten aus einem Korb angeboten, sobald man Platz genommen.
Ansonsten ist noch zu erwähnen, dass die Toiletten in einem individuellen Design daherkommen und immer perfekt sauber gehalten werden.
Insgesamt gibt es in dieser Hinsicht sicherlich nichts zu mäkeln, denn ANA bietet wirklich alles, was man auf einem Flug erwarten würde.
ANA First Class Boeing 777 – Fazit
Die ANA First Class ist ohne Zweifel ein spektakuläres Erlebnis – allerdings ein wenig anders als bei anderen Fluggesellschaften. Das Catering beispielsweise ist perfekt, genauso der Service. Zudem erwartet einen ein tolles Bett in Kombination mit den üblichen Annehmlichkeiten. Abgesehen vom etwas seltsamen Sitzdesign gibt es so auch absolut keinen echten Kritikpunkt. Einzig kommt der Erlebnisfaktor bei ANA ein wenig kürzer, was aber vollkommen in Ordnung ist. Wer in einem schier unglaublichen Komfort und ohne viel Pomp fliegen möchte, der ist mit ANA genau richtig – wobei mein Kollege Jan auch in der Japan Airlines First Class begeistert war!
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