Vielfliegerprogramme ermöglichen teilweise sehr attraktive Einlösungen für Flüge – doch die goldenen Zeiten scheinen gewissermaßen vorbei. Bleiben die Programme unter diesen Vorzeichen auch für diejenigen interessant, die nicht jede Woche im Flugzeug sitzen?
Ob Lufthansa Miles & More, British Airways Executive Club oder Air France-KLM Flying Blue – nicht nur in Deutschland, sondern auch in vielen anderen Ländern gibt es eine Vielzahl an Vielfliegerprogrammen, die um die Gunst der Kunden buhlen. Eines eint die Programme allerdings: In den vergangenen Jahren sind Prämienflüge teurer geworden, während es nicht unbedingt einfacher geworden ist, an Meilen zu kommen. Was bedeutet diese Entwicklung für die Zukunft?
Höhere Preise und weniger Schnäppchen
Die allermeisten Vielfliegerprogramme eint, dass die durchschnittlich notwendigen Meilenwerte für Einlösungen in den vergangenen Jahren gestiegen sind – teilweise sogar stark. Eine positive Ausnahme war hier bis zuletzt sogar gerade Miles & More, doch auch hier drohen ab dem 3. Juni höhere Preise – besonders auf beliebten Strecken und in der Business sowie First Class auf der Langstrecke.
Andere Programme sind diesen Weg längst gegangen, kosten etwa Einlösungen bei Air France-KLM Flying Blue nach Nordamerika mittlerweile selbst bei Verfügbarkeiten im günstigsten Tarif 60.000 statt wie zuletzt noch 50.000 Meilen. Ähnliche Entwicklungen gab es in den vergangenen beiden Jahren etwa bei Cathay Pacific Asia Miles oder Singapore Airlines KrisFlyer – eine niedrige fünfstellige Zahl an Meilen zusätzlich pro Strecke zahlt man in den Premiumklassen mittlerweile fast überall.
Das ist aber nicht das einzige Problem, das sich insbesondere für Einstieger ergibt, denn gerade Schnäppchen gibt es viel weniger oder sie werden deutlich teurer. Gab es bei Flying Blue beispielsweise teilweise Promo Awards mit bis zu 50 Prozent Rabatt in der Business Class, was Langstreckenflüge nach Nordamerika oder in die Karibik ab 25.000 oder 30.000 Meilen ermöglicht hat, zahlt man mittlerweile selbst im Rahmen der Promo Awards meist mindestens 45.000 Meilen.
Ähnliches zeigt sich bei Miles & More, wo die beliebten Meilenschnäppchen einen schleichenden Tod sterben. Schon seit Monaten werden die Verfügbarkeiten immer schlechter, mit der Programmumstellung sollen sie komplett abgeschafft werden. Im Verhältnis eher geringe Rabatte gibt es beispielsweise auch bei den Promo Awards von Singapore Airlines, die sie sich so auch nicht unbedingt als Einsteigerprämie eignen.
Zuschläge entfremden von der Idee der Freiflüge
Es gab Zeiten, da war im Rahmen von Vielfliegerprogrammen von sogenannten Freiflügen die Rede. Erst später hat sich dann der Begriff Prämienflug etabliert, was heute eine wichtige Unterscheidung ist, denn Freiflüge mit Meilen gibt es im Grunde nicht mehr. Mindestens die Steuern und diverse Zuschläge für Sicherheitskontrollen, Fluglotsen und vieles mehr bezahlt man auch bei der Einlösung von Meilen im Grunde immer mit.
Viel schlimmer allerdings sind die vor mittlerweile vielen Jahren eingeführten Treibstoffzuschläge, die heute oft andere Namen haben. Mit wenigen positiven Ausnahmen wie den nordamerikanischen Programmen sowie etwa auch SAS EuroBonus oder Singapore Airlines KrisFlyer werden diese Fantasiezuschläge mittlerweile bei fast allen Programmen erhoben und sorgen dafür, dass ein einfacher Business Class oder First Class Flug auf der Langstrecke neben den Meilen meist mindestens 250 Euro extra kostet.
Mag man den Meilenbetrag plus 250 Euro im Verhältnis zu den Preisen von bezahlten Tickets noch akzeptieren können, nehmen die Zuschläge in den vergangenen Jahren immer verrücktere Maße an. Bei Emirates Skywards zahlt man aktuell oft 1.000 Euro und mehr pro Richtung an Zuschlägen und damit für einen Hin- und Rückflug fast so viel wie für ein bezahltes Ticket bei anderen Airlines in der Business Class.
Nicht viel besser ist die Entwicklung bei Miles & More, denn zumindest auf den Routen nach Nordamerika bezahlt man hier für einen Hin- und Rückflug mittlerweile ebenfalls mehr als 1.000 Euro an Zuschlägen. Die hohen Meilenwerte sind natürlich zusätzlich zu berappen. Die Krone setzt Miles & More dieser Entwicklung auf, indem die beliebte Flex Plus Prämie, durch die sich Zuschläge im Gegenzug zu einem leicht höheren Meilenwerte sparen lassen, mit den Umstellungen vorerst abschafft.
Das Meilen sammeln wird nicht einfacher
Problematisch ist all das insbesondere in Kombination damit, dass es gleichzeitig nicht unbedingt einfacher geworden ist, an Meilen zu kommen. Während bei bezahlten Tickets die Argumentation greift, dass die Ticketpreise durch die Inflation steigen und durch steigende Löhne auch gewissermaßen ausgeglichen werden, greift diese Logik bei den Vielfliegerprogrammen nicht wirklich.
Das hat zum einen damit zu tun, dass sich die grundlegenden Metriken der Programme zumindest aus deutscher Sicht kaum verändert haben. Bei Miles & More etwa ist die Partnerschaft mit Payback grundlegend gleichgeblieben, höhere Gutschriften an Payback-Punkten sucht man gleichwohl vergeblich. Im Gegenteil: Wer etwa die Payback American Express Kreditkarte hat, muss damit leben, dass es mittlerweile nur noch einen Punkt je drei Euro Umsatz statt eines Punktes je zwei Euro gibt.
Vorbei scheint auch die Zeit, in der die Neukundenboni für Karten wie die Miles & More Kreditkarte oder die American Express Gold Card und American Express Platinum Card nur eine Richtung – nach oben – kannten. Zwar sind die Werte noch immer hoch, allerdings unter den Rekorden der Corona-Zeiten, obwohl die Prämientickets im Schnitt deutlich teurer geworden sind.
Ähnliches zeigt sich auch bei anderen Wegen zum Generieren von Meilen: Die Gutschriften für ein neues Depot sind in der Breite genauso wenig gestiegen wie die Meilen, die es für ein neues Zeitungsabo oder einen Stromtarif gibt. Das heißt mit simpler Mathematik: Man muss sich im Vergleich zur Situation vor wenigen Jahren noch mehr strecken, um an einen Prämienflug zu kommen – und gleichzeitig auch noch im Schnitt höhere Zuschläge berappen.
Der Wert pro Meilen hat sich kaum geändert
All das klingt wenig erfreulich und gibt einem nicht unbedingt das Gefühl, dass sich das Meilen sammeln noch lohnt, wenn man nicht gerade ein Vielflieger ist. Doch so einfach ist es nicht, denn eine andere Komponente ist auch einen Blick wert: Dadurch, dass die Preise für bezahlte Tickets in den vergangenen Jahren teils stark gestiegen sind, hat sich der Wert einer Meile in den meisten Programmen vergleichsweise wenig geändert.
Zwar braucht man in der Regel mehr Meilen und zahlt auch im Schnitt mehr für die Zuschläge, allerdings sind gleichzeitig auch bezahlte Tickets oft deutlich teurer geworden. Ob ein Business Class Flug nun 100.000 Meilen und 500 Euro an Zuschlägen statt 3.000 Euro für ein bezahltes Ticket kostet oder 75.000 Meilen und 250 Euro an Zuschlägen statt 2.500 Euro macht mit Blick auf den Wert pro Meile keinen Unterschied.
Sosehr diese Kalkulation hinkommen mag, bleibt dennoch ein Problem: An so hohe Summen an Meilen zu kommen, insbesondere wenn es um einen Hin- und Rückflug sowie idealerweise auch zwei Personen geht, ist im Alltag selbst mit kluger Nutzung der Programme schlicht sehr schwierig. Entweder muss man wirklich jeden attraktiven Deal mitnehmen, Miles & More Meilen kaufen oder man muss lange warten.
Wer beispielsweise jedes Jahr über Payback, eine passende Kreditkarte und den einen oder anderen Deal 50.000 Meilen sammelt, muss mittlerweile realistisch gesehen im Schnitt etwa vier Jahre sammeln, um zwei Business Class Hin- und Rückflüge zu buchen, für die dann noch einmal insgesamt mindestens 1.000 Euro Zuschläge fällig sind.
Lohnt sich das? Je nach Fall auf jeden Fall, denn auch weiterhin lassen sich so potenziell mehrere tausend Euro sparen. Doch die Zeiten, in denen sich das Meilen sammeln für fast jeden gelohnt hat und auch der Weg hin zum ersten Freiflug in der Business und First Class sehr kurz – ein wichtiger Faktor für die Motivation hinter dem Sammeln von Meilen – war, sind mittlerweile vorbei.
Aber mal ganz ehrlich, wie soll das auch funktionieren mit geringeren Meilenwerten und viel mehr Leuten, die Vielfliegerprogramme ausschließlich als Einlösemöglichkeit für Supermarktpunkte nutzen?! Social Media macht es ja nicht besser. MM und Co sind geschaffen um dem Konzern Gewinn zu bringen und am Ende profitieren einzelne Nutzer nur, wenn andere draufzahlen. Am Beispiel MM: Bei 300.000 neuen Nutzern in 2024 kann die Gewinnmarge nicht mehr so hoch liegen, wie sie liegen muss/kann/soll. Da kann ich Entwertungen teils nachvollziehen, wobei am Ende die Kunden verlieren, die ein Vielfliegerprogramm auch als solches nutzen!
Dass man nicht mit dem Abschliessen eines Kreditkartenvertrags praktisch schon den ersten Flug in Business “geschenkt” bekommt, dass sich das Altpapiersammeln weniger lohnt, finde ich eine gute Entwicklung.
Kann auch J.-P. Wyssen verstehen. Es gibt wirklich Leute… Auch wenn es gemessen an der Gesamtzahl zum Glück nur sehr wenige sind. Unabhängig vom Fliegen denke ich, der “allgemeine Anstand” in der Gesellschaft hat nachgelassen. Manches bisher ungeschriebene Gesetz muss heute eben geschrieben werden, weil es anders leider nicht mehr geht.
Dass Fliegen wieder teurer wird, ist politisch so gewollt (Klima, Nachhaltigkeit, etc.). Wer wirklich Geld hat, den wird’s nicht gross kratzen. Für alle anderen bringt es spürbare Einschränkungen mit sich. Da können wir lange über Sinn und Unsinn diskutieren, viele Weichen werden bei den Wahlen gestellt.
Vor allem die politisch linke Seite gerät da ins Dilemma: Einerseits treten sie für Klimaschutz etc. ein, finden Fliegen viel zu günstig, wollen Flugzeiten und Anzahl Flüge beschränken (was zu Preiserhöhungen führt), anderseits heulen sie auf, wenn nur noch in ihren Augen Reiche sich z.B. noch Urlaub leisten können. Da heisst es dann schnell wieder Zweiklassengesellschaft, etc.
Tja, man kann nicht alles haben, muss sich mal entscheiden, was einem wichtiger ist. Es hat nichts nur Vor-, aber auch nichts nur Nachteile.
sehr gut auf den Punkt gebracht ich habe mir auch gerade einen neuen aluminium trolley bestellt , kostet 599.- meilen 155.000. fand ich ok , selbst meine jährlichen 4 voucher plus 2 einzulösen fällt schwer weil es immer bis auf den letzten Drücker rausgezögert wird. das Schlüssel wort Wertschätzung des kunden …. irgendwie nicht mehr so Leicht nachvollziehbar . im Umkehrschluss stellt sich beim Verbraucher die Frage : lohnt sich Loyalität . Beispiel fliegt man zb in der first mit lh group BER – MIA kostet das etwa 6500-7000. allegris wohl das doppelte weil es ja weniger sitze sind . bei British airways zb um die 4000.- auch first . frage also Meile vergessen und geld sparen durch clever buchen zahlt sich irgendwie dann auch aus ….
Habe gerade gute Verfügbarkeiten im Juli nach SFO/ex LAX gefunden mit FlexPlus – viel Spaß mit dem Trolley!
Ja, wirklich schade.
Es heißt nicht mehr Vielflieger sondern Vielzahlerprogramm…
Für dieses Jahr bin ich noch UA Gold, aber es wird mir wahrscheinlich nicht mal mehr auf Silber reichen obwohl ich auch noch über die Kreditkarte PQP sammle.
25% Erhöhung der Statusqualifikation und PQP Wert pro Flug gesenkt.
Schade!
Wir sind über diese Entwicklungen sehr sehr froh. Wir sind pensioniert und fliegen ausschliesslich Business- oder Firstclass. Etwa 3 Langstrecken und zwischen 15-20 Kurzstrecken pro Jahr.
Was uns mehr und mehr nervt, sind Passagiere ohne Anstand und Rücksicht.
Fliegen ist allgemein viel zu billig und in den Premiumklassen sollte definitiv ein Dresscode eingeführt werden. Bei Kurz- bzw. Mittelstreckenflügen (Schmalrumpf)
sieht man dann noch die ganzen Billigreisenden (Economy) an sich vorbeiziehen… Unmögliche Outfits, frech, zum Teil stinkend! Eine Zumutung, auch für die jeweiligen Crews!
Interessantes Menschenbild, das Sie hier zeigen. Wirklich erschreckend, wie Sie auf andere herabblicken.
Viele Passagiere, da unerzogen und/oder ungebildet, können sich leider nicht benehmen und nehmen keine Rücksicht auf Mitreisende. So wird nicht nachgefragt, wenn der Sitz zurückgelehnt wird ; die Armlehne wird entgegen dem Etikett für sich beansprucht, anstatt diese ggf. in der Economy Class dem leidenden Mittelsitzopfer zu “spendieren”. Es wird laut telefoniert, diskutiert oder Filme ohne Kopfhörer angeschaut; der persönliche Raum wird auch selten respektiert und Abstände nicht eingehalten (vor allem von Männern, die sich gerne mit ihren Beinen breit machen). Daher hat der Vorredner zum Teil Recht.
Dresscode in den Premiumkabinen?
Na dann nur zu, aber der Pyjama bleibt dann in der Verpackung! Und bitte drauf achten, dass Schlips und Kragen auch während des Schlafes ordentlich sitzen! 🤣🤣🤣
Grandios, Ihr Humor 😃🤣🤣🤣
Bravo, gut gemacht 😎
Korrekt, die interessanten Zeiten sind vorbei. Für die Allgemeinheit ist das Meilensammeln nicht mehr attraktiv.
Die Schnäppchenjäger wird man durch die vielen Verschlechterungen los wie intendiert, damit aber auch potentielle künftige Kunden und viele langjährige Statuskunden gleich auch.
Für meine sechs First-First-Class-Prämienflüge (und diverse Prämienflüge in der Business Clas) in den letzten 10 Jahren bin ich dankbar. Der Senator läuft aus, wurde bewusst nicht mehr requalifiziert, und mit der LH-Group werde ich nicht mehr unterwegs sein. Die Prämienmeilen sind jetzt nahezu alle eingelöst.
First-Class-Flüge – das große Ziel beim Einlösen – werden künftig nahezu unmöglich, zumal die Plätze mehr als halbiert wurden. Für die Business Class kann es alle paar Jahre reichen (aber gewiss nicht mehr bei der LH-Group, was mich betrifft).
Wer Spaß daran hat, kann in den nächsten Jahren hunderttausende Meilen für einen Oneway-Business-Flug einlösen und zusätzlich noch weitere zehntausende Meilen für eine Sitzplatzreservierung bei diesem Flug im Allegris-Desaster verwenden, wenn es ein vernünftiger Sitz sein soll. Wundervoll.
Danke, für den ausgewogenen Artikel. Ja, die goldenen Zeiten sind vorbei, aber wo eine Tür zugeht, wird sich eine neue öffnen. Denn wenn die Änderungen in den Meilenprogrammen die bisher gute Profitabilität beeinträchtigt, wird gegengesteuert werden müssen.
Wie so oft…ein guter, differenzierter Artikel von Moritz.
Wenn man nicht zu denjenigen gehört, die über die Firmenkreditkarte und das berufliche Reisen „automatisch“ > 75.000 Meilen im Jahr sammeln, muss man schon einigermaßen schwach in BWL sein, um den Meilen und Punkten künftig immer noch hinterherzujagen.
Ich habe nach 20 Jahren aufgehört, über Miles & More zu sammeln. Nicht weil das Programm in den vergangenen 15 Monaten mehrfach deutlich unattraktiver wurde, sondern weil wir die Allegris & Senses qualitativ nicht gut finden. Es lohnt sich für uns als Paar einfach nicht mehr.
Sehr, sehr guter Artikel. LEIDER hat Moritz hier Recht.