Berlin freut sich über eine neue Langstreckenverbindung. Wie wir vor einigen Tagen berichtet haben, gibt es ab sofort eine Nonstop-Verbindung von Toronto nach Berlin. Ein treuer reisetopia Leser war beim Air Transat Erstflug von Berlin nach Toronto am 20. Juni in der Club Class im Airbus A321-LR dabei und Peter W. hat uns berichtet, was Gäste auf der Strecke erwarten können.

Der kanadische Ferienflieger Air Transat ist die erste Fluggesellschaft, die zwischen Kanada und dem BER fliegt. Das letzte Mal, dass Reisende Nonstop von Berlin nach Kanada fliegen konnten, war von 2017 bis 2019. Damals flog Air Canada Rouge mit ihrer Boeing 767-300 von Toronto aus nach Tegel (TXL). Damals wie heute ausnahmslos in der Sommersaison. Die Kanadier nahmen den Flugbetrieb nach Berlin-Brandenburg nach der Pandemie leider nicht mehr auf. Nonstop-Flüge zwischen den beiden Städten werden nun also dank der neuen Air Transat Verbindung nach einer sechsjährigen Pause wieder aufgenommen.

Die Eindrücke des Erstflugs

Das Einchecken und Einsteigen

Die Reise beginnt beim Check-in am Flughafen Berlin. Air Transat fliegt vom Terminal 1 am BER, sodass diejenigen, die mit dem Zug zum Flughafen reisen, direkt vom Flughafenbahnhof mit der Rolltreppe nach oben in den Abfertigungsbereich fahren können.

Es gab mehrere Schalter für die Economy Class, und einen separaten Schalter für die Club Class. Es gab keine Warteschlangen und eine Mitarbeiterin prüfte alle Dokumente sehr schnell. Um nach Kanada zu reisen, müssen Passagiere eine elektronische Reisegenehmigung (eTA) haben und das ArriveCAN-Formular innerhalb von 72 Stunden vor der Reise ausgefüllt haben.

Air Transat A321-LR
Air Transat A321-LR

Am Schalter wurde mein Pass kontrolliert und ich wurde nach meiner eTA gefragt. Dann gab es schon die Bordkarte. Beachten sollte man durchaus, dass Air Transat recht strenge Handgepäckbestimmungen hat, was mit der langen Flugdistanz und dem Einsatz des Mittelstreckenjets zu tun hat. Clubpassagiere können zwei Taschen ohne Aufpreis aufgeben. Gäste der Clubklasse können ebenfalls die Fast Lane an der Sicherheitskontrolle nutzen, die sehr zügig verlief. Ich war nach wenigen Minuten bereits durch. Es war nicht sehr viel los am BER zu dieser Zeit, dennoch buchte ich mir im Voraus einen Slot für den BER-Runway, was eine stressfreie Sicherheitskontrolle bedeutet und auch heute wieder perfekt funktionierte.

Der Nachteil für Club Class Passagiere von Air Transat ist, dass die Fluggesellschaft keine Vereinbarung mit einer der Lounges am BER hat, was für Geschäftsreisende gegebenenfalls nicht ideal ist. Im Bereich D (Non Schengen) des BER, nach der Passkontrolle, gibt es leider nur wenige gastronomische Einrichtungen und daher ist es ratsam, solche Einrichtungen in den Bereichen A/B zu nutzen, bevor man sich zur Passkontrolle begibt.

Das Boarding Gate war hinter der Passkontrolle im Non Schengen Bereich am Flugsteig D17 und wurde gegen 13:00 Uhr aufgerufen, wobei die Club Class und Eltern mit Kindern zuerst aufgerufen wurden. Dann folgten alle anderen Passagiere und gegen 13:30 Uhr hatte jeder seinen Platz gefunden, sodass einem Start 13:45 Uhr nichts im Wege stand.

Der Sitz

Die Club Class – vergleichbar mit der Premium Economy Class anderer Airlines – ist mit 12 Sitzen in einer 2-2-Konfiguration ausgestattet, die eine attraktive dunkelblaue Lederpolsterung haben und eine angenehme Breite aufweisen. Im Vergleich dazu ist die Economy Class in einer 3-3 Konfiguration angelegt und die Sitze weniger breit sowie mit dem helleren Blau ausgestattet. Der Abstand zwischen den Reihen in der Economy Class ist recht eng.

Air Transat Club Class
Air Transat Club Class

Beim Einsteigen hatte ich es nicht weit, denn ich hatte meinen Sitz in der Club Class im vorderen Teil des Flugzeugs. Am Sitz gibt es ein Amenity Kit, Hausschuhe und ein Sleep Kit. Ersteres enthält eine Zahnbürste und Zahnpasta, Ohrstöpsel, eine Augenmaske, Creme von L’Occitane und Lippenbalsam. Das Schlafset enthält eine weiche Decke, die in einer wiederverwendbaren Tasche verpackt ist. Eine schöne Lösung, denn sonst sind die Decken eher in einer Plastiktüte verpackt, die entsorgt wird.

Air Transat Sitz
Air Transat Sitz

Der Sitz ist gut durchdacht, mit einem kleinen Tisch am Ende der Armlehne, auf dem ein Getränk und Snacks Platz finden, sodass man den kompletten Tisch nicht ständig herausholen muss. Der Tisch ist in der Armlehne versteckt, aus der er hochgeklappt und herausgezogen werden kann. Dieser lässt sich auch vor- und zurückschieben, so dass man die Rückenlehne nicht zurücklehnen muss und trotzdem bequem am Laptop arbeiten kann.

Air Transatz Sitz Lehne
Air Transat Sitz Lehne

Die Bedienung des Sitzes ist einfach, mit zwei Tasten auf der rechten Seite für die Ottomane und der Neigungsverstellung der Rückenlehne – der Sitz lässt sich aufgrund der Flugzeugkonfiguration nicht ganz flach stellen. Eine sehr angenehme Neigung wird allerdings erreicht. Neben den Tasten befinden sich ein Kopfhöreranschluss und eine Handfernbedienung für den IFE-Monitor, der sich der Bulkheadwand (für Reihe 1) oder ab Reihe 2 an der Rückseite des Vordersitzes befindet. Der IFE-Monitor verfügt über einen USB-Anschluss und eine Kopfhörerbuchse, aber auch an der Armlehne gibt es einen USB-A-Anschluss.

Der Stauraum am Sitz ist sehr begrenzt, denn es gibt nur eine Tasche für persönliche Gegenstände in der Rückenlehne des Vordersitzes. Das gilt für beide Klassen.

Es gibt einen Waschraum im vorderen Teil des Flugzeugs, neben dem Cockpit, für Club Class Passagiere und drei weitere im hinteren Teil des Flugzeugs für die Passagiere der Economy Class. Auch in der Economy Class gibt es Anschlüsse für Kopfhörer und einen USB-A Port. Der Sitzabstand ist aber deutlich geringer. Die Rückenlehne ist anders als zum Beispiel bei Condor auf den Berlin-Dubai Flügen verstellbar.

Der beste Sitzplatz

Empfehlenswert sind Sitze in der ersten Reihe, da man dort viel Beinfreiheit hat und nicht von Passagieren gestört wird, die ihren Stuhl zurücklehnen. Ein weiterer Vorteil: man kann, ohne den Nachbarn zu stören, den Sitz verlassen, wenn man den Fensterplatz hat. Gegebenenfalls könnte es stören, dass der IFE-Monitor etwas weit vom Sitz entfernt ist. Aber der Monitor ist aus meiner Sicht mit 13,3 Zoll ausreichend groß.

Eine Wand mit dem Air Transat-Logo trennt Gäste der Reihe 1 von der Kabinenbesatzung, so dass diese etwas Privatsphäre hat. Die Bordküche empfand ich während der Reise nicht als laut.

In der Economy Class sind die besten Sitze zum Beispiel in der Reihe 26 zu finden oder aber in den Notausgangsreihen.

Der Flug

Als alle Passagiere an Bord waren, machten die Flugbegleiter alle relevanten Durchsagen auf Französisch, Deutsch und Englisch.

Der Erstflug war nicht ganz ausgebucht. 152 Plätze in der Economy Class waren gebucht (von 187). Die 12 Club Class Plätze waren jedoch vollständig ausgebucht. Die überaus freundliche Crew bot den Club Class Gästen eine Flasche Wasser sowie ein Glas Sekt oder einen Orangensaft als Pre-Flightdrink an. Das Flugzeug begann um 13:59 Uhr zu rollen und hob nach einem Sicherheitsvideo um 14:14 Uhr ab.

Was die Unterhaltung anbelangt, so ist das IFE-Angebot etwas sparsamer ausgelegt als bei anderen Fluggesellschaften. Es gab aber insgesamt 83 Filme, 35 Audiokanäle und 217 Serien, Dokumentationen oder Reisevideos. Da sollte sich also etwas finden lassen. Kleines Manko: auf Deutsch lässt sich (noch) wenig finden. Das IFE war aber sehr intuitiv angelegt und funktionierte den ganzen Flug über perfekt.

Essen und Trinken

Club Class-Passagiere können bei Transatlantikflügen aus Europa zwischen sechs warmen Hauptmahlzeiten wählen. In der Economy wird das Essen von der Crew via Bistrokarte offeriert und ist direkt im Flugzeug order- und bezahlbar. Es werden allerdings nur Kreditkarten akzeptiert.

In der Club-Class gab es 30 Minuten nach dem Start die Abfrage des Getränkewunsches zum Essen. Kurz danach wurden heiße, feuchte Tücher zum Erfrischen gereicht. Kein Standard bei vergleichbaren Airlines und daher bemerkenswert. Kurz darauf erhielten die Passagiere ein Getränk ihrer Wahl (Wein, Bier, Saft oder Erfrischungsgetränke). Dazu wurde eine Schale mit Nüssen serviert. Es wurden zwei Weißweine und ein Rotwein angeboten.

Das Mittagessen wurde gegen 15:00 Uhr serviert. Zur Auswahl standen sechs Gerichte, davon eines vegetarisch. Ich hatte bereits im Vorfeld mein Mittagessen online geordert und mich für Toskanisches Hühnchen mit Risotto, das mit einem Beilagensalat (und einem Fläschchen Olivenöl), fluffigem Brötchen und einem leckeren Käsekuchen serviert wurde, entschieden.

Air Transat Mittagessen
Air Transat Mittagessen

Von meinem Platz aus konnte ich einen Blick auf das Kabinenpersonal werfen, welches das Essen zubereitete, das übrigens auf Porzellan serviert wurde. Dieser Service war sehr gut und kann mit allen anderen Fluggesellschaften, die diese Klassen betreiben, mithalten. Einige andere Fluggesellschaften können dieses Angebot von Air Transat nach meiner Erfahrung deutlich hinter sich lassen. Tee und Kaffee wurden um 16:00 Uhr serviert, zusammen mit einem warmen Handtuch zum Erfrischen der Hände.

In der Club Class müssen die Kunden weder hungern noch dursten, denn während der gesamten Reise werden kleine Leckereien angeboten. Dazu gehörten Kaffee mit Baileys, Getränke zum Nachfüllen und ein Korb mit Kit-Kats, Popcorn, Süßigkeiten und Pringles. Auch in der Economy Class kann man jederzeit aus dem Bordbistro ordern.

Air Transat Menue
Air Transat Menü

Der Arrival Service startete eine Stunde und 45 Minuten vor der Landung und besteht aus einem Sandwich und einem Dessert.

Die Ankunft

Wir kamen um 17:02 Uhr Ortszeit nach 8 Stunden und 52 Minuten in Toronto an. Das Aussteigen erfolgte zügig über die vordere Tür, was bedeutete, dass ich mit als Erster das Flugzeug verließ und zur Immigration ging.

Das Einreiseprocedere ist sehr effizient gestaltet. Wir gingen in Richtung Ausgang und passierten eine Plaza mit diversen Automaten, die ein wenig an Supermarktkassen erinnerten. Ich musste meinen Pass einscannen und dann mehrere Fragen zu meiner Reise beantworten – zum Zweck der Reise, zur Dauer meines Aufenthalts und zu Zoll-Fragen. Der Automat machte dann ein Foto und ich erhielt eine Quittung. Überall standen hilfsbereite Mitarbeiter des Flughafens und gaben Unterstützung, sofern gewünscht. Danach ging es weiter zu einem physischen Kontrollpunkt, wo die Beamten den Pass überprüften, einige weitere Fragen stellten und die Quittung aus dem Automaten noch einmal abzeichneten. Anschließend kommt man zur Gepäckausgabe, aber da ich nur Handgepäck hatte, ging ich direkt zum Ausgang, wo man die Quittung abgeben muss. Es war gut organisiert, und ich war nach 20 Minuten schon im Taxi, das man ganz einfach am Ausgang E findet.

Der Preis

Kommen wir zum Schluss noch zu einem nicht ganz uninteressanten Aspekt: dem Preis. Die Kanadier lassen sich den Direktservice (ohne Zwischenlandung und Umsteigen) ganz gut bezahlen.

Für ein Ticket auf dem Erstflug in den unterschiedlichen Economy-Class Tarifen wurden Preise ab ca. 500 Euro aufgerufen, in der Club-Class (einer Art Premium Economy) ging es ab ca. 1.700 Euro für Hin- und Rückflug los. Pünktlich mit Ferienbeginn in Berlin-Brandenburg zeigt der Blick ins Buchungssystem der Airline, dass man für die Tickets dann doch noch deutlich tiefer in die Tasche greifen muss. Für Preisbewusste lohnt sich daher durchaus ein Blick in die Buchungssysteme verschiedener Fluggesellschaften, die ab Berlin operieren.

Dabei handelt es sich immer um Umsteigeverbindungen nach Toronto, entweder über Frankfurt (Condor), Warschau (LOT) oder Paris (Air France). Alle drei unterbieten erstaunlicherweise die Preise sowohl in der Economy als auch Premium-Economy an vielen Terminen über die gesamte Sommersaison. Die Ersparnisse fallen dabei deutlich aus, von bis zu 300 Euro in der Economy und bis zu 500 Euro in der Premium-Economy. Ein Preis-Check lohnt sich also durchaus und auch das Flugerlebnis in den Langstreckenflugzeugen von Condor, LOT oder Air France ist noch einmal anders als das in dem Mittelstreckenmuster A321-LR der Kanadier. Das Plus für Air Transat ist natürlich die flotte Direktverbindung, denn Umsteigen kostet auch immer Zeit.

Fazit zu den Erfahrungen auf dem Air Transat Erstflug von Berlin nach Toronto

Ich habe diesen Flug sehr genossen, denn der Service war durchweg gut, und die Passagiere wurden sehr gut von der Crew betreut. Die Sitze sind bequem und für den Flugzeugtypen geräumig (zumindest in der Club Class), und das Essen war ausgezeichnet.

Das IFE ist sicher optimierungsbedürftig im Hinblick auf deutschsprachiges Angebot, und Passagiere der Reiseklasse würden von einem Zugang zur Flughafenlounge profitieren – vor allem, wenn es zu Verspätungen kommen sollte. Das Raumgefühl ist für die knapp 9 Stunden in diesem Flugzeugmuster das eines Mittelstreckenfliegers. Das muss man wissen. Ein Langstreckenfeeling kommt nicht auf. Da es Alternativen mit anderen Fluggesellschaften (zwar mit Umstieg) gibt, würde ich persönlich immer die Muster mit Langstreckenausstattung bevorzugen. Dennoch war dieser Erstflug von Berlin nach Toronto eine positive Erfahrung, nicht zuletzt auch wegen der charmanten Crew.

Vielen Dank an unseren Leser Peter W., der uns mit seinem Text und den Bildern unterstützt hat.

Ihr habt spannende Informationen, Euch fehlen wichtige Themen oder Ihr habt einfach eine Anregung für neue Content Ideen? Dann sendet sie uns über dieses Formular!

Autor

Regelmäßig liefern uns Gastautoren spannende Berichte über Airlines, Hotels und Lounges. Ihr wollt auch einen Gastbeitrag schreiben? Schickt eine E-Mail an [email protected]!

Fragen? In der reisetopia Club Lounge auf Facebook beantworten wir Eure Fragen.

  • Vielen Dank für die Eindrücke.
    Und dann noch ganz noch Amex-Platinum-Buchungshinweis 🙂
    Für 1200-1500 EUR würde ich diese Premium-Eco buchen. Als Direktflug eine gute Sache.
    Die Qualität des Gebotenen macht einen sehr soliden Eindruck.
    Das Amenity-Kit ist mindestens en par mit dem, was man bei der Lufthansa in Business angeboten bekommt.

  • Finde ich auch eher zu teuer, aber vielleicht hilft der Markt.

    Explizit meinen Dank an den Gastautor. Alles Wesentliche beschrieben so dass man sich selbst ein sehr gutes Bild machen kann!

  • “Einige andere Fluggesellschaften können dieses Angebot von Air Transat nach meiner Erfahrung deutlich hinter sich lassen. ”

    Dieser Satz ergibt keinen Sinn.

Alle Kommentare anzeigen (1)