Ziemlich genau drei Monate ist nun die erste Maschine mit der lang angekündigten Allegris Kabine in der Luft. Ziemlich genau drei Monate ist es nun auch her, dass ich auf dem Allegris Erstflug nach Toronto die neue Business Class testen durfte. Ich möchte Euch jetzt knapp drei Monate später auf einen erneuten Flug in der Allegris Business Class mitnehmen.

Dieses Mal geht es für mich privat nach Toronto. Als der Flug vor über sieben Monaten gebucht wurde, war der Einsatz der neuen Lufthansa Kabine bislang nicht absehbar, stattdessen sollte ein ehemaliger Philippine Airlines Airbus A350 die Strecke bedienen und die Allegris Route zum 1. August eingestellt werden. Dieses Mal wusste ich, was mich erwartet und konnte damit einen stärkeren Blick auf die Details werfen!

Die Buchung noch mit geringen Zuzahlungen

Gebucht wurde der Allergris Business Class Flug als Teil einer Kanada Reise mit insgesamt fünf Flügen. Neben den zwei Langstreckenflügen von und nach Kanada sowie dem Zubringer habe ich noch einen innerkanadischen Flug von Toronto nach Vancouver auf das Ticket gebucht. Bei letzterem handelt es sich im Übrigen um einen Sweetspot für bis zu 25.000 Miles & More Meilen. Insgesamt kostete das Ticket für den Hin- und Rückflug die üblichen 112.000 Meilen und die damals noch gelten Zuzahlungen von knapp 650 Euro. 

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Aufgrund dessen, dass mit dem innerkanadischen eine nicht Lufthansa Gruppen Airline auf dem Ticket gebucht ist, konnte ich bei der Buchung leider nicht vom Companion Award profitieren – dafür von der Senator Warteliste, da wir insgesamt gleich vier Prämientickets benötigten.

Der holprige Start am Boden

Mein Sitzplatz für die knapp acht Stunden war der Sitz 8A und somit eine der beiden Fenstersuiten in der hinteren Kabine. Diese konnte ich dank meines Senator Status kostenfrei auswählen. In Zukunft werden dafür jedoch wohl recht hohe Zuzahlungen fällig. Deshalb wollte ich auf diesem Flug auch unbedingt noch einmal in den Komfort des mit Abstand besten Lufthansa Allegris Sitzplatz kommen.

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Während beim Erstflug und auch dem Rückflug von Toronto noch eine besondere Stimmung in der Luft lag, war diese mittlerweile nicht mehr existent. Lediglich der Pilot verwies in seinen kurzen Ansprachen auf die neue Kabine. Die Chance mir oder meinen Mitreisenden den Sitz mit seinen Funktionalitäten und Besonderheiten einmal zu erklären und somit den Passagier abzuholen, wurde enttäuschenderweise vertan.

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Zwar war die Crew so weit immer sehr freundlich, jedoch herrschte scheinbar immer noch kein sicherer Umgang mit der neuen Allegris Business Class oder dem allgemeinen Kabinenprodukt. Keines der zusätzlichen Angebote für die Suitegäste wurde angeboten. Seien es der Pyjama, die zusätzlichen Getränke oder die Snacks. Nur auf Nachfrage erhielt man diese.

Laut des Pursers lag dies hinsichtlich der zusätzlichen Snacks und Getränke daran, dass man vergessen hatte, die zusätzlichen Menükarten für die Gäste der Suiten zu laden. Diese Extras dann jedoch komplett zu verschweigen, erscheint die schlechteste Lösung des Problems zu sein.

Unabhängig, ob Euch die Karte gegeben wird oder nicht, kann ich Euch den Fruchtsecco nur wärmstens empfehlen. Dieser schmeckte mir so gut, dass ich auf dem gesamten Flug kein einziges Mal das Verlangen nach einem alkoholischen Getränk hatte.

Das Catering – dieses Mal besser?

Ein Problem des Hinfluges konnte dieses Mal jedoch vermieden werden: So erhielt ich das von mir vorbestellte Essen und das Steak konnte überzeugen, wenngleich es nicht medium gebraten war. Anders das Kartoffelgratin, welches primär geschmacklich als auch von der Konsistenz dem angestrebten nur entfernt ähnelte.

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Auch das besondere Brot vom Weltbäcker konnte mich nicht überzeugen und wurde wieder kalt serviert, sodass ich die zusätzlich gereichten Brötchen vorzog. Davon abgesehen war ich mit dem Catering zufrieden. Positiv fiel zudem auf, dass nur die Vorspeise auf dem Tablet und der Rest dann einzeln zum Platz gebracht wurde.

Die positiven Aspekte der Allegris Fenster Suite

Der Sitz an sich funktionierte noch ohne Probleme und hatte die monatelange Lagerung in Teruel anscheinend unbeschadet überstanden. Sowohl die Heizung, als auch die Kühlung funktionierten problemlos und auch das Entertainmentsystem hatte eine genügend große Auswahl, sodass ich den Tagflug sehr angenehm überstanden habe. 

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Die Türen und die dadurch entstehende Privatsphäre sind einfach ein Quantensprung im Vergleich zur bisherigen Lufthansa Business Class, zumindest, solange man alleine reist. Somit kann ich mich meinem Urteil zum Sitz aus dem Review der Allegris Business Class Fenster Suite nur anschließen. 

Die negativen Aspekte des Allegris Fluges

Einzig, dass die beiden seitlichen Außenkameras nicht funktionierten, war etwas ärgerlich, jedoch noch verschmerzbar. Nicht verschmerzter hingegen war jedoch der verschmutzte Zustand des Allegris Business Class Sitzplatzes. So fand ich an meinem Sitzplatz noch (wohlgemerkt offen auf der Ablage sichtbar!) die Menükarte des vorherigen Fluges von Toronto nach München, sowie einige Krümmel und klebrige Substanzen überall am Sitz verteilt. Da der Flieger mehrere Stunden in München verbracht hatte, sind diese Fehler im Cleaning umso weniger zu verzeihen. 

Zugegebenermaßen habe ich mich nicht geekelt, da sich diese Unreinheiten mit dem gereichten feuchten Tuch schnell beheben ließen, jedoch entspricht es nicht dem selbst gesteckten Anspruch der Lufthansa und erst recht nicht dem einer Premiumairline. Dass bei kurzen Turnaround-Zeiten Kleinigkeiten mal übersehen werden können, ist verzeihbar, solche Mängel in der Reinigung bei fünf Stunden Bodenzeit jedoch nicht!

Fazit zum Allegris Flug nach Toronto

Am Ende konnte mich vorwiegend wieder der Sitz überzeugen. Auch wenn das Catering größtenteils lecker war und das Bordpersonal in den getätigten Konversationen sehr freundlich war, fehlt grundsätzlich etwas. Beim Service das Proaktive, beim Catering das letzte bisschen Qualität und beim Cleaning leider fast alles. Am Ende überzeugte mich die Allegris Business Class so nicht so sehr, wie auf den ersten beiden Flügen. Der Rückflug an Bord der 747-400 von Vancouver aus nach Frankfurt war trotz des alten Bordproduktes deutlich besser. Insbesondere dank des Engagements der Crew.

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Autor

Seit dem ersten mit Meilen bezahlten Langstreckenflug in der Business Class ist Jan Niklas von Premium Reisen begeistert. Seitdem beschäftigt er sich tagtäglich mit allem, was das Thema Meilen und Vielfliegerprogramme betrifft und hat sein Hobby mittlerweile bei Reisetopia zum Beruf gemacht.

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  • ” …fehlt grundsätzlich etwas. Beim Service das Proaktive…”

    Die Frage ist hier natürlich, was man erwartet. Proaktiv ist für den einen Fluggast das, für den anderen das. Schwer zu objektivieren, darauf will ich hinaus.

    Zu meinen Erfahrungen: Bin jetzt 3xLH und 1xLX in einem halben Jahr geflogen und muss sagen: Die Flugbegleiter haben sich mächtig ins Zeug gelegt!

    Insbesondere der Purser auf dem letzten Flug (wohl noch “alte Schule”), der an meinem Sitzplatz bedient hat, war hervorragend. Der stand förmlich für sein Produkt und ist dafür eingetreten. Bsp.: Ich wählte den Avionic als Aperitif. Er: Die Brennerei Ziegler empfiehlt ihn auf Eis mit Tonic. Darf ich Ihnen den so anbieten, Herr … ? Es wurden stets proaktiv Getränke angeboten. Bsp.: Ein anderer Fluggast bestellt Käse. Flugbegleiter: Darf es dazu ein Portwein sein? Bei einem anderen Fluggast: Darf ich den Wein nachschenken oder möchten Sie mal einen anderen probieren, zum Beispiel einen xy? Ich wurde aber auch auf anderen Flügen von zwei jungen Frauen bedient (eine war seit Kurzem als Quereinsteigerin dabei), die auch sehr ambitioniert waren.

    Da ich sehr viel im Internet lese (nicht nur auf Reisetopia;-) ), erfahre ich auch viel von schlechten Crews. Und vor allem hört man oft: “Der Service hängt von der Crew ab. Wenn die Crew keine Lust hat, ist der Service schlecht”. Das ist eigentlich ein No-Go, denn der Service sollte stets ein konsequentes Produkt sein.

    Ich freue mich, dass du deinen Flug genossen hast und vor allem einen tollen Sitzplatz gehabt hast.

    • Guten Abend Marcel,
      am Ende spiegelt jeder Review natürlich die Meinung des Verfassers wieder. Ich wurde leider bei fünf Lufthansa und einem Swiss Lagstrecken Business Class Flug binnen der letzten sechs Monate nur in zwei Fällen mal mit dem Nachnamen angesprochen. Insbesondere bei den beiden Flügen jetzt von/nach hätte ich erwartet, dass man als Statusgast entsprechend begrüßt wird. Immerhin bei einem der beiden Flüge kam der P2 mal vorbei und hat hallo gesagt. Beim Allegris Flug jedoch Fehlanzeige. Das ganze spiegelt sich leider erst recht auf der Kurzstrecke wieder. Dort wurde ich bzw Begleitpersonen mit entsprechendem Status im gesamten letzten Jahr kein einziges Mal mit dem Namen angesprochen oder in sonst einer Weise die Loyalität anerkannt. Ich kenne definitiv auch die guten Crews und vergangene Zeiten, wo dies der Standard war. Mittlerweile ist es leider nur noch eine Ausnahme.
      Beste Grüße

  • Danke für deine weiteren Eindrücke, Niklas. Ich freue mich auf meinen baldigen Erstflug mit der Allegris BC. Wenn uns die Lufthansa-Lotterie nicht doch noch einen Aircraft-Change einbrockt und wir mit dem uralteb Produkt Vorlieb nehmen müssen.

    Das Thema Sauberkeit in der Kabine, speziell vom Sitzbereich ist mir auch oft ein Ärgernis. Das geht einfach nicht und hinterlässt keinen guten Eindruck bei der Lufthansa.

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