Kein Thema spaltet die Vielfliegerszene mehr als die Ultralangstreckenflüge. Für die Einen kann ein Flug gar nicht lang genug sein, die Anderen verstehen das rege Interesse an diesen schier endlos langen Flügen nicht. Stellvertretend für diesen Interessenkonflikt steht das von Qantas geführte Project Sunrise, dass nun kurz vor der Genehmigung steht.

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Wackelt der aktuelle Rekord für den längsten Flug der Welt?

Schon seit über einem Jahr bietet Singapore Airlines den Flug zwischen Singapur und New York täglich an. Mit Flugzeiten von bis zu 19 Stunden verbindet der Flug zwei Finanzzentren und Weltmetropolen miteinander. Damit ist der Flug der weiteste kommerzielle Flug der Welt. Das Prädikat, den weitesten Flug der Welt zu betreiben, erfüllt die Fluggesellschaft mit Stolz. Den Titel des weitesten Fluges der Welt möchte die australische Airline Qantas möglichst schnell an sich reißen.

qantas boeing 7887

Mehr denn je forciert Qantas in Inbetriebnahme neuer Ultralangstrecken. Dabei haben Ultralangstreckenflüge bei Qantas eine gewisse Tradition. Bereits im Jahr 1989 flog Qantas die Strecke von London nach Sydney und setzte damals eine Boeing 747-400 ein. Über 20 Stunden benötigte man damals für die 17.750 Kilometer. Die Notwendigkeit der Flüge ist allerdings auch auf wirtschaftliche Faktoren des Landes zurückzuführen. Die wichtigsten Handelspartner Australiens befinden sind in Europa oder in den fernen Vereinigten Staaten von Amerika. Während Qantas Australien mit Flügen ab Sydney, Melbourne und Brisbane mit der US-Westküste verbindet, stellen die US-Ostküste und Europa noch weit entfernte Ziele dar.

Erste Nonstop-Verbindungen nach Europa

Wenngleich Flüge von Europa an die australische Ostküste bisher nicht der Regelfall sind, ist im Gegensatz dazu eine Nonstop-Verbindung zwischen Australien und Europa bereits sehr gefragt. Qantas bietet eine Nonstop-Verbindung von Perth nach London an. Obwohl sich die Airline lange Zeit unsicher war, ob die Nachfrage für einen derart langen Flug vorhanden sei, scheinen die Verkaufszahlen auf dieser Strecke die Inbetriebnahme des Fluges zu rechtfertigen. Besonders in der Business Class weist die Flugstrecke eine Auslastung von 96 Prozent auf, trotz deutlich höherer Preise als Umsteigeverbindungen. Qantas nennt als Grund für die guten Nachfragewerte die um bis zu vier Stunden geringere Flugzeit.

Erfolgreiche Testflüge von London und New York nach Sydney

Während die Ultralangstrecke zwischen Perth und London bereits einen Verkaufsschlager darstellt, testet Qantas bereits an weiteren Flugverbindungen. So zum Beispiel die für Testflüge genutzte Verbindung zwischen London und Sydney. Mit insgesamt 46 Passagieren machte sich die Boeing 787-9 in London auf den Weg in Richtung Sydney. Die Test-Passagiere werden mit tragbaren Geräten ausgestattet sein, mit denen Schlafmuster, der Konsum von Nahrungsmitteln und Getränken, die Auswirkungen der Bord-Beleuchtung, die körperliche Bewegung und die genutzte Unterhaltung während des Fluges überwacht werden können, um die Auswirkungen auf die Gesundheit, das Wohlbefinden und die “innere Uhr” zu bewerten. Die Daten sollen anschließend von Wissenschaftlern und Medizinern im australischen Charles Perkins Center im Rahmen der laufenden Ausarbeitungen des Project Sunrise analysiert werden.

Qantas Dreamliner Emily Kame Kngwarreye 787

Am Ende war der Flug ein voller Erfolg. So teilte Qantas auf Twitter mit, dass man gegenüber der Flugvariante mit Zwischenstopp in Singapur effektiv 1:57 Stunden schneller war. Zudem hatte die Boeing 787-9 noch 6.300 Kilo Kerosin an Bord. Dass bedeutet, dass die Maschine noch ausreichend Treibstoff für weitere 1:45 Stunden Flugzeit an Bord hatte. Im Oktober vergangenen Jahres führte Qantas zudem einen Testflug zwischen New York und Sydney durch. Mit einer Flugzeit von 19 Stunden und 16 Minuten stellt der Flug den längsten Flug der Welt dar, allerdings nicht den weitesten. Die Distanz betrug 16.200 Kilometer und damit 400 Kilometer weniger, als die Verbindung zwischen Singapur und New York.

Uneinigkeiten am Flughafen in Perth

Nachdem die Nonstop-Verbindung von Perth nach London ein voller Erfolg ist, plant Qantas Flüge von Perth nach Paris und Frankfurt anzubieten. Bevor sich Qantas aus Paris verabschiedete, hielt die Airline lediglich drei wöchentliche Slots für einen Flug mit Zwischenstopp in Singapur. Nun könnte Qantas am Flughafen Paris Charles de Gaulle einen täglichen Slot erhalten. Somit wäre die Flugverbindung auch für Geschäftsreisende interessant.

Seit 2018 versucht Qantas diese Flugstrecken in den Flugplan zu integrieren. Jedoch sorgen Uneinigkeiten zwischen Qantas und dem Flughafenbetreiber in Perth für Verzögerungen. Der Flughafenbetreiber will Qantas für die Flüge keine zusätzlichen internationalen Gates im von Qantas genutzten nationalen Terminal einräumen. Sollten die Flüge vom internationalen Terminal abgehen, müssen Umsteigepassagiere einen Aufenthalt von mindestens zwei Stunden einplanen. Das macht eine Flugverbindung über Perth mindestens genau so uninteressant wie mit einem Zwischenstopp in Singapur.

Sydney und Melbourne stehen für Ultralangstrecken bereit

Sollte es zu keiner Einigung mit dem Flughafen Perth kommen, möchte Qantas im Rahmen von Project Sunrise Flüge von Sydney und Melbourne nach Frankfurt und Paris anbieten. Zusätzlich stehen Kapstadt und Rio de Janeiro auf der Wunschliste der Airline. Bisher gelten nur die Flüge nach London und New York als sicher. Zukünftig möchte Qantas insgesamt zwölf Airbus A350-1000 bestellen, sodass eine große Anzahl an Ultralangstreckenflügen umsetzbar wären.

Drohender Streit mit den Piloten

Im Rahmen der Testflüge konnten wichtige Daten ermittelt werden, die für die Genehmigung dieser Ultralangstrecken von Nöten sind. Auf Ultralangstreckenflügen überschreitet die reine Flugzeit exklusive der Vor- und Nachbereitung die maximalen Dienstzeiten. Obwohl mit der Genehmigung der Ultralangstrecken fest zu rechnen ist, könnten die Pilotengewerkschaften ein Problem darstellen.

Die Ultralangstreckenflüge, die im Rahmen des Project Sunrise geplant sind, werden von den aktuellen Tarifverträgen nicht abgedeckt, sodass diese neu verhandelt werden müssen. Die Gewerkschaften werden mit großer Wahrscheinlichkeit diese Chance nutzen, um die bestehenden Tarifverträge entsprechend anzupassen und höhere Gehälter auszuhandeln.

Fazit zum aktuellen Stand von Project Sunrise

Die Genehmigung der Ultralangstreckenflüge im Rahmen von Project Sunrise stehen kurz bevor. Dennoch muss Qantas mit weiteren Herausforderungen wie Unstimmigkeiten am Flughafen von Perth und möglichen Auseinandersetzungen mit den Pilotengewerkschaften rechnen. Qantas wird aufgrund der hohen Nachfrage mit großer Sicherheit die Ultralangstreckenflüge profitabel betreiben können – das belegt bereits die hohe Nachfrage auf der Strecke zwischen Perth und London. Wie steht Ihr zum Thema Ultralangstreckenflüge – sind derart lange Flüge etwas für Euch?

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