Greater Bay hat einen Antrag für zahlreiche Ziele eingereicht, die die junge Airline mit gebrauchten Boeing-Jets bedienen möchte. Trotz des Firmensitzes in Hongkong, hat der Vorstand seine politische Heimat woanders.
Die in Hongkong ansässige Greater Bay Airlines hat 104 Routen beantragt. Damit ist die aufstrebende Fluggesellschaft einen weiteren Schritt näher dran, offiziell mit Rivalen im autonomen Stadtstaat Hongkong zu konkurrieren, der als einer der wichtigsten internationalen Drehkreuze Südostasiens gilt. Das berichtet unter anderem BusinessTraveller.
Vorstand mit Nähe zur chinesischen Politik
In einem am Freitag eingereichten Antrag sind allein 48 der Routen zu Städten in Festlandchina, darunter Peking und Shanghai, geplant, die die junge Airline Greater Bay künftig anfliegen möchte. Die Fluggesellschaft beabsichtigt des Weiteren, 13 Ziele in Japan anzufliegen, sowie Flüge nach Singapur und in andere wichtige südostasiatische Länder. Greater Bay beantragte im Juli eine Lizenz für den Flugbetrieb. Indien, Südkorea, Guam und Saipan gehören ebenfalls zu den geplanten Strecken. Insgesamt wird das Flugnetz 19 Länder und Territorien abdecken.
Der neunköpfige Vorstand von Greater Bay hat dabei auch eine deutlich politische Färbung. Mindestens fünf Personen des Vorstands sind Mitglied des Nationalen Volkskongresses oder der Politischen Konsultativkonferenz des Chinesischen Volkes, dem obersten Beratungsgremium des Landes, bekannt als CPPCC. Damit birgt die Airline natürlich auch eine gewisse politische Brisanz, gerade im Hinblick auf Hongkong und den weiterhin aktuellen Konflikten im Bezug auf die Unabhängigkeit des autonomen Stadtstaates.
Der Firmenname „Greater Bay“ bezieht sich auf Chinas ehrgeizige Initiative, einen riesigen Wirtschaftsraum zu entwickeln, der sowohl die Provinz Guangdong auf dem Festland als auch die Sonderverwaltungsregionen Hongkong und Macao umfasst. Bei der Fluggesellschaft heißt es, dass das Unternehmen das Airline-Drehkreuz in Hongkong im Einklang mit der „nationalen Entwicklungspolitik“ unterstützen will.
Start mit gebrauchten 737-800
Greater Bay hat Verträge zum Leasing von drei gebrauchten Boeing 737-800 unterzeichnet. Das Unternehmen stellt etwa 500 Mitarbeiter ein, hauptsächlich solche mit Erfahrung in der Luftfahrtindustrie. Es ist geplant, die Flotte in den nächsten fünf Jahren auf 30 Flugzeuge zu erweitern und die Belegschaft innerhalb dieses Zeitraums auf 2.500 bis 3.000 Mitarbeiter zu erhöhen. Abgesehen von Fracht- und Hubschrauberdiensten gibt es drei Fluggesellschaften, die ihren Hauptsitz in Hongkong unterhalten: Flag-Carrier Cathay Pacific, Hong Kong Express und Hong Kong Airlines. Da Hong Kong Express, eine Günstig-Airline, eine Tochtergesellschaft von Cathay Pacific ist, wird Greater Bay im Wesentlichen die dritte Airline-Gruppe im Bunde sein.
Hong Kong Airlines, eine Tochtergesellschaft des chinesischen Mischkonzerns HNA Group, hatte schon vor der Coronavirus-Pandemie mit finanziellen Problemen zu kämpfen. Die Airline hat sich verschlankt, indem sie zum Teil Langstreckenflüge aufgegeben hat. Das einzige Hindernis für den Erfolg von Greater Bay ist demnach im Prinzip ’nur’ Cathay Pacific. Greater Bay ist derweil damit beschäftigt, ehemalige Cathay-Dragon-Piloten anzuheuern. Die Fluggesellschaft möchte Strecken auf dem Festland anbieten, die Cathay Dragon an die Luftfahrtbehörden abgetreten hat, sowie Flüge zu japanischen Zielen, was bisher die Stärke von Hong Kong Express war.
Fazit zu den Plänen Greater Bays
Greater Bay hat Großes vor und möchte den wichtigen Luftfahrt-Standort Hongkong voll ausnutzen, um Fuß zu fassen. Dabei birgt das Unternehmen aufgrund seiner Nähe zur chinesischen Politik, auch einiges an Brisanz, besonders in der aktuellen Zeit. Ob sich Greater Bay jedoch gegen die regionale Konkurrenz – aufgrund einer anderen Strategie und anderer Ziele – und den Nachwirkungen der Pandemie beweisen kann, wird uns die nahe Zukunft sicherlich zeigen.
