Viele Züge kamen im vergangenen Jahr zu spät an ihr Ziel – doch oft reicht die Verspätung gerade nicht aus, um von einer Entschädigung zu profitieren. Die Verbraucherzentrale Bundesverband möchte, dass sich das ändert und fordert, dass sie Regelungen für Erstattungen sich ändern.

Die Deutsche Bahn ist das Schlusslicht unter den pünktlichsten Zügen in Europa“, “Hälfte aller ICEs im Dezember verspätet” oder “Deutsche Bahn bricht eigenen Verspätungsrekord erneut” – so und so ähnlich lauteten einige der Meldungen der letzten Monate, die wir im Zusammenhang mit der Deutschen Bahn veröffentlicht haben. Für viele Reisende bedeuten Zugverspätungen meistens Ärger und Stress, vor allem, wenn dadurch Anschlusszüge oder gar Flüge verpasst werden. Bei Verspätungen ab über einer Stunde kann man sich den Fahrpreis anteilig erstatten lassen, doch wie oft kommt es vor, dass auch schon eine 30- oder 40-minütige Verspätung den Reiseplan durcheinander wirft? Die Verbraucherzentrale möchte nun Druck auf die Bahn ausüben und fordert, dass Entschädigungen schon nach 30 Minuten gezahlt werden sollten, wie unter anderem fvw berichtet.

Anreize schaffen, pünktlicher zu werden

Jeder hat sicherlich seine eigene Bahn-Anekdote zu erzählen, wenn es um das Thema Pünktlichkeit geht. Selbst das Bahnpersonal selbst macht manchmal in den Durchsagen im Zug Scherze über die Verspätungen. Doch natürlich sind Verspätungen in den meisten Fällen einfach vor allem eines: ärgerlich. Ein kleiner Trost ist es, dass man einen Teil der Ticketkosten zurückverlangen kann. Aber dafür muss die Verspätung bei über 60 Minuten liegen. Und auch dann gibt es nur 25 Prozent des Fahrpreises zurück. Bei einer Verspätung von 120 Minuten bekommt man immerhin die Hälfte zurückerstattet. Wer aber Pech hat und nur 55 Minuten zu spät am Ziel ankommt, erhält am Ende gar nichts.

Inbetriebnahme Des ICE 3neo

Die Verbraucherzentrale möchte hier entgegenwirken und fordert neue Regelungen für Entschädigungen bei Zugverspätungen. 30 Minuten sollen hier ein neuer Grenzwert für ein Anrecht auf Entschädigung sein.

Aus Sicht des VZBV sollte eine Entschädigung bereits ab 30 Minuten Zugverspätung in Form eines 10-Euro-Reisegutscheins eingeführt werden.

Verbraucherzentrale Bundesverband

Natürlich soll dies zum einen den Bahnreisenden in der jeweiligen Situation helfen. Zum anderen aber erhofft sich die Verbraucherzentrale mit einem solchen Mittel, den Druck auf die Bahn zu erhöhen, pünktlich ans Ziel zu kommen. Vor allem wegen Engpässen an der Schieneninfrastruktur sind Verspätungen aber auch in den kommenden Jahren weiterhin zu erwarten. Mit einer Entschädigung würde man so aber immerhin ein gutes Zeichen in Richtung Kundenfreundlichkeit setzen.

Kommen dann auch höhere Ticketpreise?

Während der Vorstoß im Bundesverbraucherschutzministerium gut ankommt, gibt es auch kritische Stimmen. Der Bahnexperte der FDP-Bundestagsfraktion, Valentin Abel, befürchtet, dass mit einer solchen neuen Regelungen die Grundpreise der Tickets ansteigen würden. Zudem ist das Hauptproblem das bereits angesprochene unzureichende Schienennetz. Hier hat die Bundesregierung bereits einige Mittel zur Verfügung gestellt, Bahn-Infrastruktur auszubauen. Laut dem Lobbyverband des Bahnverkehrs “Allianz pro Schiene” reichen diese aber nicht aus, um das Projekt schnell voranzutreiben. Wir werden uns wohl noch alle länger auf Verzögerungen einstellen müssen.

Fazit zu den Forderungen der Verbraucherzentrale

Eine Entschädigung ab 30 Minuten klingt zunächst nach einer sinnvollen Idee, da dies ziemlich häufig vorkommt und somit ein kleiner Trost für die Reisenden ist. Ob nun ein Gutschein das richtige ist, ist fraglich. Hier finde ich einen Erstattungsbetrag anteilig des Ticketpreises eigentlich sinnvoller. Auch, ob dies wirklich zu mehr Pünktlichkeit führt, ist nicht ganz klar, denn an den Kapazitätsengpässen des Schienennetzes wird sich so schnell nichts ändern können. Ob und wie sich die Regelungen der Erstattungspraxis in Zukunft ändern werden, wird sich sowieso noch zeigen müssen. Ein erster Vorstoß wurde nun aber gemacht und bringt sicherlich ein wenig Bewegung in die Thematik.

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Autorin

Wenn Anna unterwegs ist, ist sie in ihrem Element. Selten ist sie mehr als ein paar Tage am selben Ort. Der nächste Kurztrip oder eine Fernreise stehen immer schon in ihrem Kalender. Nach ihrem Tourismus-Studium konnte sie ihre Leidenschaft zum Beruf machen und teilt auf reisetopia.ch ihre Erfahrungen, Tipps und News aus der Reisewelt mit euch.

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