Die britische Neobank Revolut entwickelt die hauseigenen Produkte seit Jahren intensiv weiter – das wird auch für Fans von Loyalitätsprogrammen immer spannender. Doch kann Revolut damit auch wirklich zu einem Konkurrenten von American Express werden?
In Deutschland ist das Angebot an Kreditkarten zum Meilen sammeln zuletzt ein wenig interessanter geworden. Das liegt nicht nur an der neuen Turkish Airlines Kreditkarte, sondern insbesondere an den vielfältigen Entwicklungen rund um das Revolut Girokonto. Platzhirsch American Express bekommt mehr und mehr Konkurrenz, zumal auch ein Marktstart der JP Morgan Tochter Chase im Raum steht. Bleibt die Frage, ob auch Revolut heute oder zumindest in Zukunft zu einer echten Alternative zu den American Express Kreditkarten werden kann?
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Wirklich konkurrenzfähig beim Meilen sammeln?
Dass Revolut auf dem deutschen Markt Fuß zu fassen versucht, ist nichts Neues. Doch seit dem vergangenen Jahr hat Revolut sich verstärkt auch im Premiummarkt versucht, was die Produkte noch stärker in das Blickfeld von reisetopia gerückt hat. Seit der Einführung der RevPoints im vergangenen Jahr können Revolut-Kunden mit der Debitkarte der Neobank für ihre Umsätze Punkte sammeln. Anfangs gab es einige Einschränkungen, mittlerweile sind diese verschwunden.

Gleichzeitig gibt es auch neue Transferpartner sowie die Möglichkeit, zusätzliche Punkte mit einer Art Tagesgeld, den Points Pockets, zu sammeln. Besonders spannend ist allerdings fraglos, dass das Transferverhältnis zu den Partnerprogrammen 1:1 beträgt, während bei Membership Rewards von American Express ab dem 1. August bei den Fluggesellschaften je nach Programm ein Verhältnis zwischen 2:1 und 5:4 gilt, womit ein Punkt nur zwischen 0,5 und 0,8 Meilen wert ist.
Deshalb ist Revolut allerdings nicht zwingend die attraktivere Option für diejenigen, die Meilen sammeln möchten. Das liegt daran, dass die kostenlose Variante Revolut Standard nur eine Meile je zehn Euro Umsatz bringt und auch die Plus-Option für 2,99 Euro im Monat kein besseres Verhältnis aufweist. Konkurrenzfähig zum Punkte sammeln bei Amex wird es frühestens ab der Metal-Variante für 13,99 Euro im Monat oder 135 Euro im Jahr. Hier gibt es dann immerhin eine Meile je zwei Euro Umsatz.
Unter Umständen sogar besser als über Membership Rewards kann das Meilen sammeln mit Revolut Ultra (60 Euro im Monat oder 600 Euro im Jahr) sein, weil man hier eine Meile je Euro Umsatz sammelt und diese zu einem besseren Verhältnis transferieren kann. Gleichzeitig gibt es allerdings bei American Express noch das Turbo-Programm, mit dem zumindest bis 40.000 Euro Umsatz jährlich 1,5 Punkte je Euro Umsatz gesammelt werden können.

Entsprechend kommt es auf den konkreten Einzelfall an, allerdings ist zumindest bei den günstigeren Modellen wie der American Express Green Card (60 Euro im Jahr / kostenfreie im zweiten Jahr ab 9.000 Euro Umsatz) oder auch der American Express Gold Card (240 Euro im Jahr) die Ratio deutlich attraktiver als bei Revolut Premium oder Revolut Metal. Einzig bei Revolut Ultra kann die Neobank in dieser Hinsicht mithalten. Bis 40.000 Euro Umsatz haben die Amex-Karten dank Turbo in der Regel weiterhin knapp die Nase vorn, darüber hinaus ist Revolut Ultra attraktiver.
Mehr Akzeptanz oder mehr Probleme auf Reisen?
Das reine Verhältnis beim Punkte sammeln ist allerdings nicht der einzige Aspekt, auf den man bei der Wahl der richtigen Kreditkarte sammeln sollte. Vielmehr kommt es auch auf die Akzeptanz an. So macht es durchaus einen Unterschied, ob man beispielsweise 60 Prozent oder 80 Prozent seiner täglichen Ausgaben mit einer Kreditkarte bezahlen kann.
Hier ergibt sich ein interessanter Umstand, denn in Deutschland gibt Revolut aktuell Visa Karten sowie Mastercard Karten aus. Zwar hat sich in puncto Kreditkartenakzeptanz in Deutschland in den vergangenen Jahren viel getan und American Express hat durchaus ein wenig aufgeholt. Dennoch gilt auch heute noch: Visa und Mastercard haben in der Breite eine größere Akzeptanz als Amex, sodass man mit Revolut insgesamt bei mehr Händlern und damit auch bei mehr Umsätzen vom Meilen sammeln profitieren kann.

Dieser Umstand mag für den einen oder anderen durchaus reizvoll sein, doch auch einen Nachteil gibt es bei Revolut aktuell noch: Es handelt sich um eine Debit- und keine Kreditkarte. Das bedeutet konkret, dass es auf Reisen insoweit zu Problemen kommen kann, als die Karte nicht immer für Garantien, etwa im Hotel oder bei Mietwagenanbietern, genutzt werden kann. Mit einer American Express Karte dürfte einem das nicht passieren.
Ebenfalls zu erwähnen ist der Fakt, dass der Kreditrahmen bei American Express auch zusätzliche Liquidität bringt, was auch ein Vorteil sein kann. Wer die gewonnene Liquidität etwa temporär auf einem gut verzinsten Tagesgeldkonto parkt, der gewinnt im Jahr sicherlich den einen oder anderen Euro gegenüber einer Karte, bei der jeder Umsatz direkt vom Guthaben abgebucht wird.
Schlagen geringere Gebühren die Vorteile von American Express?
Bei der Kartenwahl spielen aber natürlich auch noch weitere Faktoren eine zentrale Rolle. Dazu gehören etwa der Kundenservice, bei dem Revolut bislang wenig rühmlich abschneidet, oder die Gebührenstruktur. Bei Letzterer beeindruckt Revolut gegenüber American Express, gibt es doch keine Fremdwährungsgebühren und auch Abhebungen sind je nach Kartentyp sogar unbegrenzt kostenfrei möglich.
Interessant ist das unter anderem auch mit Blick darauf, dass man so bei Umsätzen in Fremdwährungen mit Revolut zu deutlich attraktiveren Konditionen Meilen sammeln kann als mit American Express. Für diejenigen, die gerne nach Großbritannien, in die USA oder auch nach Thailand reisen, kann das durchaus ein Argument sein. Gegenteilig sind die hohen American Express Willkommensboni etwas, das man bei Revolut in dieser Form vermisst.
Beim Thema Kartenleistungen gibt es natürlich auch umfangreiche Unterschiede, die sich je nach konkretem Modell sowohl bei Revolut als auch American Express massiv unterscheiden. Bei den günstigeren Produkten sind meist keine relevanten Zusatzleistungen außer dem Bonusprogramm und einfachen Versicherungen enthalten. In der mittleren Kategorie konkurriert etwa Revolut Metal mit der American Express Gold Card mit einem haptisch ähnlichen Erlebnis und vergleichbaren Versicherungen.
Keineswegs einfach ist auch ein Vergleich zwischen Revolut Ultra und der Amex Platinum. Während Letztere durch Guthaben für Restaurants oder Reisen begeistert, sind bei Revolut Ultra diverse interessante Abos inkludiert. Die Versicherungen sind jeweils auf einem sehr guten Niveau, wenngleich nicht 1:1 vergleichbar. Auch beim Lounge-Zugang gibt es Unterschiede, wobei der Vorteil hier klar bei American Express liegt, denn hier ist ein Gast inkludiert. Dazu kommt: Amex bietet bei der Platinum eine kostenfreie Zusatzkarte, Revolut nicht.
Wohin geht die Entwicklung von Revolut und Amex?
Blickt man auf den heutigen Stand, dürfte für diejenigen mit einem Fokus auf das Meilen sammeln mit Kreditkarte und Zusatzleistungen von Kreditkarten meist American Express die Nase gegenüber Revolut vorne haben. Doch schon jetzt kann sich je nach konkretem Nutzungsverhalten die Revolut Ultra Kreditkarte für manch einen mehr lohnen als die American Express Platinum Card. Letztere dürfte in der Breite für den Moment aber noch das attraktivere Produkt sein.
Spannender wird allerdings die Entwicklung der kommenden Monate und Jahre, denn schon länger wird spekuliert, dass Revolut neben der Debitkarte auch eine Kreditkarte auf den Markt bringen könnte – ein Nachteil würde dann wegfallen. Denkbar erscheinen auch weitere zusätzliche Transferpartner für das RevPoints Programm und gegebenenfalls noch mehr Promotions, die das Punkte sammeln attraktiver machen.
Gleichzeitig wird auch American Express nicht nur zuschauen und vermutlich auf Veränderungen reagieren. Aus Kundensicht gilt deshalb, dass das Erstarken von Revolut, insbesondere im Premium-Segment, in jedem Fall spannend wird. Höhere Willkommensboni und zusätzliche Leistungen erscheinen in diesem Umfeld wahrscheinlich, spätestens dann, wenn gleichzeitig auch noch JP Morgan Chase und die neue Miles & More Krediktarte auf den Markt drängen!
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Guter Beitrag! Ich bin durch Euch zur Amex Goldcard gelangt und freue mich bereits darauf wie Amex in den nächsten Jahren die Dynamik im Markt verfolgen wird, um an der Spitze zu bleiben. Konkurenz belebt das Geschäfft
Schöne Artikel danke dafür. Selbst wenn das Angebot von Revolut derzeit noch weniger attraktiv ist als das von American Express, ist es schon deshalb gut damit Amex Druck bekommt. Die Verschlechterung der letzten Monate dürfen nicht unbemerkt bleiben
JP Morgan Chase wird mit einer Kreditkarte nach Deutschland kommen!?
Gibt es hier schon nähere Infos?
Habe bisher dazu noch gar nix mitbekommen…
Das ist sicherlich noch ein längerer Prozess, ein entsprechendes Team wurde in Deutschland aber bereits aufgebaut. Ich vermute allerdings, dass man nicht mit einer Kreditkarte starten wird. Vor 2027 würde ich hier mit keinen großen Neuigkeiten rechnen.
Alles klar, danke für die schnelle Antwort! 👍
Für mich gibt es zwei Dinge, die noch gegen Revolut sprechen. Einen Punkt – dass es eben eine Debitkarte und keine „echte“ Kreditkarte ist – habt ihr genannt. Mir fehlen außerdem noch zwei oder drei kostenlose Zusatzkarten.
Für Otto-Normal-Sammler hat AMEX sicher aufgrund der Boni bzw. Freundschaftswerbung noch die Nase deutlich vorne. Nur wer sehr hohe Ausgaben hat – z.B. Geschäftsreisende, die für den Arbeitgeber/Kunden in Vorleistung gehen – für den ist (derzeit) Revolut etwas. Aber schön, dass sich da was tut!
Den großen Vorsprung der Amex Platinum sehe ich vor allem beim Priority Pass. Die Möglichkeit, beim eigenen Priority Pass eine Person mitzunehmen und oben drauf sogar noch mit der Zusatzkarte einen zweiten Priority Pass zu bekommen, gibt der Amex einen massiven Vorsprung in der Attraktivität. Ich finde die Revolut Ultra mit all ihren Extras an sich super interessant, aber da ich meist zu zweit reise, macht es aufgrund der Lounges wenig Sinn, die Karte statt der Amex Platinum zu nutzen.
Würde Revolut etwas Vergleichbares anbieten können, mit dem zwei Personen in die Lounge kommen, würde ich ohne zu zögern wechseln. Selbst wenn der Jahresbeitrag sich dafür an den der Amex angleichen würde.