In einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung sprach der Politiker und Deutschlands oberster Verbraucherschützer, Klaus Müller, über die Lage der Verbraucher im Jahr 2020 und übte Kritik an der Lufthansa aus.

Dabei teilte er seinen Ärger unter anderem bezüglich der ausstehenden Rückzahlungen, den Rettungsschirmen und der Vorauskasse mit. Der langersehnte Urlaub ist für viele Verbraucher dieses Jahr ins Wasser gefallen, doch damit endete die Enttäuschung nicht. Laut Klaus Müller wurden die Verbraucher während der Corona-Pandemie schlecht behandelt und viele blieben auf ihren Ticketkosten bis heute sitzen. Der Verbraucherschützer führte in diesem Interview auch einige Verbesserungsvorschläge auf, wie man der Frankfurter Allgemeinen Zeitung entnehmen kann.

Müller wirft Lufthansa Rechtsbruch vor

Die Reisebeschränkungen und strikten Quarantäneverordnungen zwangen die Lufthansa immer wieder zu neuen Flugstornierungen. Aus diesem Grund blieb die Fluggesellschaft auf ihren offenen Rückerstattungen liegen, die sie noch immer versucht ihren Kunden zurückzuzahlen. Doch es geht nur schleppend voran, denn trotz einer milliardenschweren Finanzhilfe der Regierung, gab die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung im November bekannt, dass noch weitere 400.000 offene Forderungen bearbeitet werden müssen.

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Laut Klaus Müller, stellt diese Tatsache ein Armutszeugnis dar, denn die Lufthansa und die restliche Reisebranche hätten eine finanzielle Unterstützung vom Staat erlangt, ohne dass damit die Forderung verknüpft worden wäre, die Vorkasse auch zurückzuzahlen. Dies sei jetzt in der Krisensituation besonders dringlich, da viele Menschen mit deutlich weniger Einkommen leben müssen. Die Menschen, vor allem Selbstständige und Kurzarbeiter müssen aufgrund der Pandemie ihre Ausgaben kürzen.

Die Beschränkung war es ja nicht allein. Viele Verbraucher wurden außerdem von der Reisebranche auch noch schlecht behandelt. Zuerst haben sich die Unternehmen auf den Zwangsgutschein kapriziert, das haben die Europäische Kommission und wir, die Verbraucherzentralen, verhindert. Doch noch immer fühlen sich viele Verbraucher schlecht informiert und müssen ihrem Geld hinterherrennen. Eine Zeitlang wurden sie auch von der Politik alleingelassen.

Verbraucherschützer, Klaus Müller

Forderung zur Abschaffung der Vorkasse

Der Bund habe es laut Klaus Müller versäumt, die Subventionen daran zu knüpfen, dass sich das Unternehmen an Recht und Gesetz hält. Nach EU-Recht müssen Airlines ihren Kunden das Geld für stornierte Tickets innerhalb von sieben Tagen zurückzahlen, doch viele Kunden warten seit Monaten auf die ausstehende Rückzahlung. Aus diesem Grund fordert er ein generelles Ende der Vorkasse. Alle anderen Branchen würden ihre Ausgaben auch über Kredite finanzieren und verlangen eine Zahlung erst, wenn sie das Produkt oder die Leistung abliefern. Die Luftfahrtbranche habe für so viel Verdruss gesorgt, dass die Vorkasse beendet werden müsse.

Schauen Sie auf die Hotels: Vor fünf oder sechs Jahren war es dort noch gang und gäbe, dass Kunden zum Zeitpunkt der Zimmerbuchung zumindest eine Anzahlung machen mussten. Heute haben sie, auch durch die unterschiedlichen Plattformen, ganz viele Angebote, bei denen sie erst bezahlen, wenn sie auschecken. Im Bereich der Pauschalreise ist es dagegen immer noch gängige Praxis, 20 bis 40 Prozent Anzahlung zu verlangen.

Verbraucherschützer, Klaus Müller

Bei der Frage, ob er ein bisschen Verständnis für die schwierige Lage der Luftfahrtbranche hätte, antwortete er mit einer Differenzierung der Fluglinien. Die Lufthansa sei ein großer Konzern, der vollständig digitalisiert ist.

Die Lufthansa hat sich offensichtlich ab einem bestimmten Punkt dazu entschieden, Recht zu brechen, als man den automatisierten Entschädigungsmechanismus abgeschaltet hat. Das hat maßgeblich dazu beigetragen, dass Passagiere erst deutlich nach der gesetzlichen Frist von sieben Tagen ihren Ticketpreis zurückbekommen haben. Wir werden es niemals nachweisen können, aber die Vermutung, dass es da um Liquiditätsmanagement ging, liegt auf der Hand.

Verbraucherschützer, Klaus Müller

Fazit zu den Vorwürfen gegenüber der Lufthansa

In dem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung sprach Klaus Müller über die Lage der Verbraucher in der Corona-Pandemie. Konzerne wie die Lufthansa seien ihren Verpflichtungen nicht nachgekommen und aus diesem Grund wirft er der Fluggesellschaft einen Rechtsbruch vor. Viele Verbraucher sind von der schleppenden Rückzahlung genervt, dies zeigte sich auch kürzlich bei der Schlichtungsstelle für den öffentlichen Personenverkehr (SÖP). Diese verzeichnete in diesem Jahr so viele Beschwerden über Flug- und Zugreisen wie noch nie zuvor. Klaus Müller fordert eine Abschaffung der Vorkasse, damit die Zahlungen erst nach einer erfolgten Leistung durchgeführt werden und sich solch ein Fiasko an Rückzahlungen in Zukunft nicht wiederholt.

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Autorin

Schon als kleines Kind verbrachte Christel jährlich mehrere Wochen auf den Philippinen und konnte dadurch immer mehr zu ihren philippinischen Wurzeln finden. Mittlerweile reist sie gern für neue Geschmackserlebnisse und liebt sogar das Flugzeugessen.

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