Bereits Anfang des Jahres gab das arabische Königreich bekannt, eine neue Fluggesellschaft mithilfe eines Staatsfonds zu gründen, die den Tourismus weiter ankurbelt. Nun wurden mehr Details bekannt.

Mit Saudia und ihrer Billigtochter flyadeal gibt es bereits zwei Fluggesellschaften in Saudi-Arabien. Die geplante Neugründung zielt, wie bislang vermutet, aber nicht auf deren Direktflüge von und nach Saudi-Arabien ab, sondern auf den Transitverkehr. Damit würde die neue Airline in direkter Konkurrenz zu den anderen beiden arabischen Fluglinien Emirates und Qatar Airways stehen. Angesichts der derzeitigen Pandemielage und der angeschlagenen, finanziellen Lage vieler Fluglinien ein riskanter Plan. Gerade auch im Hinblick auf die Wirtschaftlichkeit der Fluglinie in den ersten Jahren, wie die Nachrichtenagentur Reuters bekannt gab.

Transport- und Logistikoffensive soll Saudi-Arabien zum fünftgrößten Luftfahrt-Drehkreuz machen

Der saudi-arabische Staatsfonds Public Investment Fund (PIF) plant die Gründung einer großen Fluggesellschaft in Partnerschaft mit anderen Investmentgesellschaften. Die neue Fluggesellschaft wird unweigerlich mit der bereits etablierten staatlichen Saudi Arabian Airlines und anderen großen Fluggesellschaften in der Region konkurrieren. Dabei zielt die neue Airline aber insbesondere auf das Transitgeschäft von Emirates und Qatar Airways ab. Kronprinz Mohammed bin Salman hat große Pläne für sein Land und will Saudi-Arabien neben dem Ölgeschäft ein zweites Standbein in der Wirtschaft aufbauen – genauer gesagt im Tourismus. In diesem Zusammenhang kündigte er bereits letzte Woche an, Saudi-Arabien zum fünftgrößten Luftfahrt-Drehkreuz zu machen. Bislang wickeln Saudia und ihre Billigtochter flyadeal hauptsächlich Inlands- und Punkt zu Punkt Flüge an, mit der neuen Airline soll der Flugplan auch international ausgeweitet und in direkter Konkurrenz zu Emirates und Qatar Airways stehen.

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Man könnte sich jetzt die Frage stellen, ob die angekündigten Expansionspläne in der aktuellen Situation ein kluger oder riskanter Schachzug des Königreichs sind. Internationale Reisen sind weiterhin von der Coronavirus-Pandemie betroffen und Experten schätzen, dass sich die Langstreckenflüge, wie die von Emirates und Qatar, langsamer erholen als Kurz- und Mittelstreckenflüge. Die neue Saudi-Arabische Airline würde also genau die wenigen Passagiere versuchen abzugreifen, die Emirates und Qatar Airways versuchen zu halten. Doch Konkurrenz am Himmel gab es schon vor Corona:

Commercial competition in the aviation industry has always been fierce, and regional competition is heating up. Some turbulence in regional relations is on the horizon.

Robert Mogielnicki, Arab Gulf States Institute

Doch Kronprinz Mohammed bin Salman geht sogar noch einen Schritt weiter. Ab 2024 will das Land keine Verträge mehr an Firmen abgeben, die keine regionalen Niederlassungen im Land haben oder errichten wollen. Damit möchte er nicht nur mit dem Geschäfts-, Handels- und Tourismuszentrum der VAE konkurrieren, sondern auch mehr ausländisches Kapital anlocken. Im Zuge seiner neuen Tourismusstrategie plant der Kronprinz die Zahl der ankommenden Touristen von 40 Millionen bis 2023 auf 100 Millionen Reisende zu erhöhen.

Auf neue Airline können jahrelange Verluste warten

Auch wenn der Plan Saudi-Arabiens zugleich riskant und dennoch zielstrebig ist und außerdem ein Weg sich unabhängig von den Vereinigten Arabischen Emiraten zu machen, birgt die Gründung eine reuen Fluggesellschaft auch Risiken. So rechnen Experten, laut der Nachrichten Agentur Reuters damit, dass die Airline mit ihren geplanten Transitflügen jahrelange Verluste schreiben können. Immerhin sind Emirates und Qatar Airways auf diesen Strecken fest etabliert. Zudem benötigt eine neue Airline erhebliches Startkapital.

Emirates Boeing 777-300ER Landing

Alleine Emirates gab im Juni eine krisenbedingten Verlust von 5,5 Milliarden US-Dollar pro Jahr an. Zur Unterstützung musste auch hier der Staat mit 3,1 Milliarden US-Dollar eingreifen. Laut Aussagen vertrauter Personen soll die neue Fluggesellschaft ihren Sitz in der Hauptstadt Riad haben. Letztes Jahr berichteten wir bereits über den Bau eines neuen Flughafens in der Saudi-Arabischen Wüste.

Fazit zu Saudi-Arabiens Ambitionen

Lange Zeit konnte nichts den Boom des internationalen Tourismus und seinen steigenden Ankunftszahlen stoppen, bis die Coronakrise kam. Durch den weltweiten Lockdown standen nicht nur viele Airlines vor dem Aus, sondern auch viele vom Tourismus abhängige Unternehmen und Länder die auf dessen Einnahmen angewiesen sind. Während sich die Lage in Europa weitestgehend wieder entspannt hat – auch wenn die Delta-Variante wieder für steigende Zahlen sorgt – ist der internationale Tourismus nach wie vor kaum existent. In diesen schweren Zeiten plant Saudi-Arabien nun den Angriff auf die VAE und mit der Neugründung einer Fluglinie auch auf Emirates und Qatar Airways. Ob die neue Airline tatsächlich in den Transit-Flugverkehr einsteigt und eine ernste Gefahr für die beiden etablieren Airlines wird, wird sich dann zeigen. Die Pläne für den neuen Tourismus -weig sind jedenfalls sehr ambitioniert.

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Autorin

Seit sie 4 Jahre alt ist, reist Julia um die Welt und besucht gerne exotische Orte und weiße Strände. Am liebsten entspannt sie irgendwo am Strand in der Sonne oder genießt beim Windsurfen die Grenzenlosigkeit des Meeres. Nebenbei studiert sie in Berlin Tourismusmanagement. Bei reisetopia möchte sie ihre Erlebnisse gerne mit Euch teilen!

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