Ryanair-Chef Michael O‘Leary bezeichnet die pessimistischen Prognosen der Konkurrenz und Fachleute als „Bullshit“ und sieht bereits im kommenden Jahr eine deutliche Erholung – trotz massiver Verluste im eigenen Unternehmen.
Trotz Corona: Ryanair plant zu expandieren. Während andere Fluggesellschaften schrumpfen, machte Chief Executive Michael O’Leary am Montag deutlich, als er darauf bestand, dass trotz der neuen Lockdowns “helle Tage vor uns liegen”.
Menschen mit „enormen Wunsch wieder zu reisen“
O’Leary argumentierte, es gebe “Gründe für Optimismus”, als er einen Verlust von 197 Millionen Euro für die sechs Monate bis September meldete – ein scharfer Kontrast zu den Milliardenverlusten, die in der vergangenen Woche von den British Airways-Eigentümern IAG und Air France-KLM angekündigt wurden.
Der Ryanair-Chef stellte fest, dass bei der Öffnung der Kanaren vor fast drei Wochen, dass Tagesziel der Airline von 2.000 Buchungen, um das 14-fache übertrumpft worden sin soll. So wurden am ersten Tag nach der „Wiederöffnung“ 28.000 und am zweiten immer noch 25.000 Buchungen gezählt, laut O‘Leary. Europas größte Günstig-Airline habe dabei innerhalb von 24 Stunden zusätzliche Flüge auf die Kanarischen Inseln organisiert. Der umstrittene Ire sieht mit Blick auf die Kanaren einen Hinweis auf das „Ausmaß des Nachholbedarfs“ und führte weiter aus:
There is enormous desire to travel again. It will be reflected in a very strong travel pattern so long as there is a vaccine by the end of Q1 or Q2 [next year]. […] The short‑haul snap back will be strong and immediate. The key issue is when there will be a vaccine available. We believe [there will be] by the end of Q1, at least for key workers and those most vulnerable. If there is a vaccine it will be a very strong summer. We expect to be able to operate 80 percent of capacity next summer. The earlier a vaccine is available, the higher that number will go.
Michael O‘leary, Ryanair-CEO
Trotz des erneuten Lockdowns in Großbritannien will Ryanair fast 40 Prozent ihrer Kapazität von 2019 im November und “etwas mehr” zu Weihnachten anbieten. So erwartet O‘Leary nicht, dass seine Airline weitere Flüge ab Großbritannien streichen werde. So habe Ryanair in Europa „nur noch ein Mindestangebot an Flügen. Das wollen wir nicht zusammenbrechen lassen“ und fügte an:
Our utmost effort is to keep aircraft flying even if it is only one or two flights a day, to keep pilots and cabin crew flying so we can move quickly. […] We’re not doing free travel, there is no point. We’re not dumping prices. […] A lot depends on how Christmas is, on whether European governments impose lockdowns. We would normally have a huge flow of cash coming in January-February, but the booking profile is very short term. We just have no idea what January will look like.
Michael O‘leary, Ryanair-CEO
O‘Leary bezeichnet Prognosen als „Bullshit“
O’Leary bestand jedoch darauf, dass Ryanair stärker aus der Krise hervorgehen wird. Zudem befinde man sich mit Flughäfen über eine mögliche Rückkehr der Iren im Gespräch, wobei die Flughäfen, „die über die besten Anreize verfügen, werden eine schnellere Rückkehr des Verkehrs erleben“. Dabei merkte der CEO auch an, dass eine enorme Menge an Kapazitäten abgebaut wurde, die nicht mehr zurückkehren würde. Ryanair plane dabei nicht weniger als diese Lücken zu füllen. Dabei wies O‘Leary jedoch auch darauf hin, dass das Preisniveau schwieriger wiederherzustellen sei. Zu guter letzt war der Ryanair-Chef wieder typisch O‘Leary:
I listen to [those who say] ‘it will take two years, three years to recover’. It’s bullshit. It will take 12 months to come back. Pricing will stimulate a rapid volume recovery. The question is when pricing comes back. That will be much longer.
Michael O‘leary, Ryanair-CEO
Fazit zum Optimismus Ryanairs
Michael O‘Leary wäre nicht Michael O‘Leary wenn der Ryanair-Chef nicht seine typischen Phrasen loslassen würde. Aber davon mal ab, könnten die Iren durchaus auch richtig mit ihrem Optimismus liegen – zumindest was den Low-Cost-Sektor angeht. Aber das müssen erst die kommenden Monate zeigen, auch, weil O‘Leary hier sehr von einem Impfstoff ausgeht, den es dringend braucht.
