Die Billigfluggesellschaft Ryanair setzt ihre Drohungen offenbar um und schließt weitere Basen in Deutschland. Neu hinzugekommen ist jetzt Düsseldorf, wie das Management vergangene Woche bekannt gab. Auch Mitarbeiter müssen mit Entlassungen rechnen.
Nachdem Ryanair bereits einige Strecken ihrer Tochter Laudamotion übernommen hatte und die Schließung der Basis in Stuttgart bekannt gab, entfällt nun eine weitere wichtige Basis in Deutschland. Damit geht der Streit mit Ryanair in der Coronakrise in eine nächste Runde. Seit Monaten kritisiert der CEO Michael O’Leary das Verhalten der europäischen Staaten im Umgang mit der Flugindustrie scharf und drohte mit Entlassungen und Streichung von Basen. Doch nicht nur die Düsseldorfer Mitarbeiter sind nun betroffen, auch Fluggäste werden bereits gebuchte Flüge nicht antreten können, wie es in einem offiziellen Pressestatement der Airline heißt.
Ryanair sieht Wettbewerb durch deutsche Staatshilfen verzerrt
In der offiziellen Pressemitteilung wurde vergangenen Donnerstag bekannt gegeben, dass Ryanair ihre Basis am Düsseldorfer Flughafen zum Ende des Sommerflugplans, am 24. Oktober schließen wird. Nachdem die Airline für Stuttgart und Düsseldorf die Flugverbindungen der Tochter Laudamotion übernommen hatte, werden diese nun mit der Schließung der beiden Basen gestrichen. Grund für die Schließung seien gescheiterte Verhandlungen mit dem Düsseldorfer Flughafen über die anfallenden Gebühren und dem Monopol Abfertiger Acciona, der seine Gebühren um 30 Prozent erhöht hatte:
Wir sind enttäuscht, die Schließung unserer Düsseldorfer Basis Ende Oktober bekannt zu geben, aber wir haben während der aktuellen Covid-Pandemie keine Alternative als Reaktion auf eine unerhörte Forderung des Abfertigungsunternehmens Acciona nach einer 30%igen Erhöhung der Gebühren und als Reaktion auf die Weigerung des Düsseldorfer Flughafens, seine hohen Flughafengebühren aufgrund der Covid-19 Krise zu senken.
Jason McGuinness, Commercial Director bei Ryanair
Aus dem Statement des Commercial Direktors wird deutlich, dass die Schuld an der Schließung aus Sicht der Airline bei dem Flughafen und seinen Anbietern liegt, die ihre Gebühren aufgrund der Coronakrise nicht senken, sondern sogar erhöhen. Weiter heißt es in dem Statement, dass “der Wettbewerb auf dem deutschen Markt durch die Staatshilfen massiv verzerrt wurde” und das es Ryanair aufgrund des “Lufthansa Monopols unmöglich sei, im Winter profitable Flüge von Düsseldorf” aus anzubieten:
… Während die deutsche Regierung gleichzeitig ihre Luftverkehrsabgabe erhöht und ihre Monopolflughäfen sich weigern, ihre sehr hohen und nicht wettbewerbsfähigen Gebühren zu senken. Weder Ryanair noch Laudamotion können die unvermeidbaren Verluste tragen, die in diesem Winter in Düsseldorf entstehen werden, wo Gebühren und Steuern jetzt mehr als 40€ pro abfliegenden Passagier betragen.
Jason McGuinness, Commercial Director bei Ryanair
Die sieben Airbus A320 Flugzeuge, mit denen Laudamotion bisher am Flughafen Düsseldorf operiert hatte, werden abgezogen und die 200 Mitarbeiter entlassen. Zu dem Personal zählen Flughafenmitarbeiter, alle Laudamotion Piloten und das Kabinenpersonal.
Weitere Schließungen seien im Gespräch
Wie es mit den anderen deutschen Standorten der Airline weitergeht, ist bisher offen. Ryanair konsolidiert vorerst ihren Winterflugplan und will mit weiteren Flughäfen in Verhandlungen eintreten. Bislang machte Ryanair in der Coronakrise wenig positive Schlagzeilen. Seit Monaten herrschen Tarifverhandlungen mit dem Kabinenpersonal und der Gewerkschaft “Vereinigung Cockpit”, bei denen es immer wieder angespannten Gesprächen kommt. Ryanair bleibt bei seinen Standpunkten hart, schon seit Juli ist etwa bekannt, dass die Basis in Hahn geschlossen werden soll, wie unter anderem das Handelsblatt berichtet hatte. Seitdem gibt es rund um die Schließung der Basis einige Fragezeichen, der SWR hatte etwa von einem möglichen Erhalt der Basis berichtet.
In einem Statement der Vereinigung Cockpit wird die Schließung ebenfalls dementiert, während der Ryanair-Personalvorstand in einem Interview mit der Redaktionsnetzwerk Deutschland vom 13. September weiterhin von einer Schließung der Basis spricht. Klar scheint allerdings, dass es rund um den Flughafen Hahn sowie auch die Basis in Weeze noch einige Bewegungen geben wird und ein weiterer Abbau der Kapazitäten in Deutschland damit wahrscheinlich scheint.
Immer wieder kommt es zu neuen coronabedingten Ernennungen von Risikogebieten. Daher ist es nicht verwunderlich, dass die Nachfrage nach Flugreisen weiterhin stark eingeschränkt ist. Ryanair versucht indes den Flugverkehr durch Preissenkungen und fünf Euro Tickets anzukurbeln und ihre Position am Markt zu festigen. Flughäfen, die sich in diesem Konzept als nicht profitabel erweisen, sollen schließen und die Kapazitäten an besser laufenden Standorten ausgeweitete werden, wie es in einem Beitrag von aero.de heißt. Neben Deutschland sind auch Großbritannien, Irland, Spanien und Portgual davon betroffen, wie der Airline Chef Michael O’Leary zitiert wird.
Fazit zu der Schließung der Basis am Düsseldorfer Flughafen
Schon wieder gibt es keine guten Nachrichten von der Billigairline Ryanair. Neben Stuttgart und Frankfurt-Hahn schließt mit Düsseldorf nun eine weitere Basis in Deutschland. Weitere könnten noch folgen, denn auch Weeze in Nordrhein-Westfalen sei im Gespräch. Traurig ist es vor allem für die zahlreichen Mitarbeiter, die nun ihre Jobs verlieren. Seit Monaten schon herrscht ein Streit um Tarife zwischen der Airline und den Gewerkschaften. Ryanair scheint auch mit seinen Mitarbeitern kurzen Prozess zu machen. Die Passagiere können zumindest aufatmen und sollen in den kommenden Tagen ihre Tickets erstattet bekommen. Wie es mit Ryanair weitergeht, ist offen, wir werden Euch aber auf dem Laufenden halten!
In einer ursprünglichen Version dieses Artikel war die Rede von einer endgültigen Schließung der Ryanair-Basis am Flughafen Hahn im Herbst, wir haben diesen Abschnitt mittlerweile relativiert und weitere Informationen bereitgestellt.
Der Flughafen DUS wird langsam aber sicher zu einem RegionalFlughafen.
Find ich gut. Sich nicht unter Druck setzten lassen. Aber natürlich tut es mir für die Mitarbeiter sehr leid.