Der erste Schritt ist getan, nun soll der zweite folgen. Die Lufthansa verhandelt nun wieder mit den Piloten und Pilotinnen für neue Tarifverträge. Vorerst soll es keine Streiks geben.
Das Chaos an den Flughäfen und bei den Airlines wurde durch den Streik der etwa 20.000 Beschäftigten am Boden der Lufthansa nicht gerade verbessert. Dafür besserten sich die Tarifbedingungen für das Streikpersonal – die Lufthansa und Verdi konnten sich auf neue Tarifverträge einigen. Derweil lauert aber noch die Gefahr eines Pilotenstreiks. Um diesen zu vermeiden, verhandelt die Lufthansa nun wieder mit ihren Piloten und Pilotinnen, wie airliners.de berichtet.
Streik abgewendet, der nächste droht
Der Streit zwischen der Führungsriege der Lufthansa und dem Bodenpersonal ist beendet, weitere Streiks dieser Berufsgruppe beim Kranich sind damit abgewendet. Etwas tiefer gehen aber die Streitigkeiten zwischen dem Management und dem fliegenden Personal im Cockpit. Bereits Ende des vergangenen Jahres eskalierte dieser, nachdem die Lufthansa die Perspektivvereinbarung zum Juni 2022 aufgekündigt hatte. Die Vereinbarung sollte sicherstellen, dass die Piloten nicht streiken, solange diese gilt. Die Lufthansa sagte damals zu, gut 325 Flugzeuge mit ihren Pilotinnen und Piloten bereedern zu wollen. Zudem war der Plan, 600 Männer und Frauen zu Kapitänen und Kapitäninnen zu schulen und mehr als 700 Nachwuchskräfte einzustellen.
Auch Fragen zu den Gehältern und der Betriebsrente wurden in der Vereinbarung geregelt. Mittlerweile bereut die Lufthansa die Kündigung der Perspektivvereinbarung. Die Gespräche mit den Piloten und Pilotinnen dauern bereits seit einigen Wochen an. Eine neue, ähnliche Vereinbarung sei laut Aussagen der Lufthansa sogar wieder denkbar. Im Gegenzug denken die Piloten und Pilotinnen aber ebenfalls über Streiks nach. Die entsprechende Urabstimmung der Vereinigung Cockpit sprach Bände. 97,6 Prozent der Lufthansa Passage sowie 99,3 Prozent der Piloten und Pilotinnen der Lufthansa Cargo haben sich für einen Streik ausgesprochen. Noch gibt es keinen Termin für einen möglichen Warnstreik, und diesen soll es auch vorerst nicht geben.
Reue und Zuversicht
Denn beide Parteien befinden sich aktuell wieder in Gesprächen. In der Zwischenzeit soll es keine Warnstreiks geben. Damit können Passagiere in den nächsten Wochen zunächst beruhigt ihre Reise mit der Lufthansa antreten. In den kommenden Wochen sind insgesamt vier Termine zwischen Lufthansa und Cockpit angesetzt. Ergebnisse dieser kommenden Gespräche sollen nicht nach außen getragen werden. Das bisherige Ergebnis der bereits sechs Gesprächsrunden zeigt aber, dass man bislang von einer Einigung weit entfernt sei. Dennoch: Die Lufthansa soll wohl erneut Kompromissbereitschaft signalisiert und der Forderung nach 5,5 Prozent mehr Geld für das verbleibende Kalenderjahr zugestimmt haben.
Die Einigung zwischen Lufthansa und der Verdi für das Bodenpersonal dürfte aber intern durchaus als richtungsweisend gelten. Davon abgesehen sind die Inhalte der Forderungen von Cockpit weitaus komplexer, da es hier nicht nur um die Zahlung von mehr Geld gehe. Genauso komplex gestaltet sich wieder einmal die Einsatzplanung von Flügen nach China. Die Cargo-Flüge nach Hongkong werden aktuell über Dubai geroutet. Diese Planung unterschritt aber die Mindestblockzeit von acht Stunden, sodass die Lufthansa nun wieder zum ursprünglichen, und damit direkten Routing zurückkehren möchte. Das würde für die Piloten und Pilotinnen aber wieder eine mehrtägige Quarantäne bedeuten. In einem Brief wandten sich die Piloten und Pilotinnen an das Management. Ob dieser Sachverhalt für die weiteren Verhandlungen noch zum Knackpunkt wird, bleibt offen.
Fazit zu den weiteren Verhandlungen
Die Verhandlungen zwischen Lufthansa und den Piloten und Pilotinnen verlaufen weitaus besonnener, als die Verhandlungen zuvor mit dem Bodenpersonal. Dabei sind beide Fronten bereits seit Ende des vergangenen Jahres verhärtet, nachdem die Lufthansa die Vereinbarung mit den Piloten und Pilotinnen aufgekündigt hatte. Sechs Termine sind bereits erfolglos wahrgenommen worden, vier weitere sind in den kommenden Wochen geplant. Immerhin: Streiks drohen in dieser Zeit nicht, und die Lufthansa signalisierte bereits ihre Reue und Kompromissbereitschaft. Bleibt zu hoffen, dass sich beide Seiten in den nächsten Wochen endgültig annähern. Die Gespräche bei der Condor mit ihrem Personal dürften als Vorbild gelten.