Immer mehr Länder öffnen ihre Grenzen, womit langsam auch der internationale Flugverkehr in Fahrt kommt. Gerade bei der Einreise werden oft strenge Regeln vorgeschrieben, um die auch die Airlines nicht herumkommen.

Impfstatus abfragen oder gar verpflichtend zur Ausübung des Berufs machen? Eine Frage, mit welcher sich auch die Lufthansa schon seit längerem beschäftigen muss. Die juristische Grundlage steht nicht gerade aufseiten des Kranichs. Die Tochter Swiss hat die Impfpflicht für das fliegende Personal zum 15. November eingeführt. Weitere Airlines weltweit folgen ebenfalls diesem Schritt. Die rechtliche Grundlage fehlt der Lufthansa, um einen ähnlichen Schritt gehen zu können. In anderen Ländern, wie den USA, sieht das anders aus. Der Kranich hält dennoch an der geforderten Impfpflicht für sein Personal fest, wie die tagesschau heute bekannt gab.

Dieser Artikel wurde am 3. Oktober um 15 Uhr von reisetopia Autorin Julia geupdatet.

Hongkong setzt Impfung voraus

Ein wirkliches Ende der Pandemie ist zwar noch nicht in Sicht, doch mit dem Impffortschritt kommt in vielen Ländern auch die Normalität zurück. Das ein harter und strenger Kurs nicht unbedingt etwas bringt, musste sich zuletzt auch Australien eingestehen, die ihre Null-Covid-Strategie als gescheitert sehen. Bereits im Dezember will Down Under auch endlich wieder internationale Reisende empfangen. Doch die Einreise wird nicht für jedermann möglich sein. Viele Länder setzen mittlerweile eine vollständige Impfung für die Einreise voraus. In andere Länder, wie Mauritius oder Malta, kann man auch als ungeimpfte Person einreisen . muss aber 14 Tage in Quarantäne – Regeln die sich allerdings auch schnell ändern können.

Boeing 747-8 Lufthansa

Internationale Reisen setzen allerdings auch gewisse Transportmittel voraus und so setzen mittlerweile auch immer mehr Fluggesellschaften auf eine Impfpflicht – nicht nur bei ihrem Personal. Nach Qantas und Swiss planen auch immer mehr amerikanische Fluggesellschaften die Einführung einer solchen Pflicht. Auch die Lufthansa sprach sich – anders als für ihre Passagiere – für eine Impfpflicht bei ihren Crews aus. Internationale Ziele wie Hongkong setzen eine Impfung mittlerweile auch für Piloten und das Kabinenpersonal voraus:

Als weltweit operierende Airline befürworten wir eine verpflichtende Impfung für unsere Crews und brauchen darüber hinaus eine Möglichkeit zur Erfassung der Impfdaten.

Detlef Kayser, Lufthansa-Vorstandsmitglied

Lufthansa ist zudem davon überzeugt, dass dem Beispiel Hongkong bald auch die USA und Kanada folgen könnten. Solche Verfügungen stellt die Lufthansa ohne die gleiche Pflicht auch vor logistische Herausforderungen. Allerdings muss sich der Kranich in Deutschland hierfür mit dem Datenschutzgesetz auseinandersetzen.

Das deutsche Dilemma

Die Lufthansa-Tochter Swiss ist in ihren Bestrebungen bereits weiter: Die Airline aus der Schweiz hat eine Impfpflicht für das fliegende Personal beschlossen und zuletzt auch diesen Schritt verteidigt. Laut eigenen Aussagen reagiere das Unternehmen damit aus operationellen und fürsorgerischen Gründen auf weltweite länderspezifische Einreisebestimmungen, die zunehmend eine Impfpflicht auch für Crews verlangen. Bereits jetzt muss die Besatzung der Swiss auf Flügen nach Hongkong beispielsweise einen vollständigen Impfschutz nachweisen. Andere Destinationen im Netzwerk der Swiss würden folgen. Sollte das Personal dann einen unterschiedlichen Impfstatus vorweisen können, könne der Flugbetrieb nicht mehr gewährleistet werden und das würde zu einer Ungleichbehandlung beim Personal führen.

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Gründe, welche sich auch die Lufthansa ausgesetzt sieht und gerne gegen vorgehen möchte. Was in der Schweiz aber scheinbar leicht umzusetzen ist, stellt sich in Deutschland als deutlich heikler dar. Eine Impfpflicht in Deutschland ist aus rechtlicher Sicht nicht möglich, weshalb sich bereits der Kranich mit den Personalvertretungen zusammengesetzt hat, um stattdessen Vereinbarungen auszuhandeln, die das fliegende Personal zur Impfung bewegen sollen. Eine Lösung scheint weiterhin aber nicht in Sicht. Das Dilemma: Der Flugbetrieb müsse garantiert werden, aber selbst eine Abfrage des Impfstatus sei allein aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht erlaubt, wie auch die Bundesfachgruppenleiterin Luftverkehr der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi dem RND mitteilte.

Lufthansa Airbus A350 Sonderlackierung

Auch die Lufthansa ist sich der derzeitigen Situation bewusst, die noch entspannt ist. Auf entsprechenden Flügen, wie nun beispielsweise nach Hongkong, müssen die Crews selbstständig sicherstellen, alle erforderlichen Auflagen zu erfüllen – dazu gehört auch der Nachweis einer vollständigen Impfung. Sorge bereitet aber neben möglichen Gerichtsverfahren vor allem die Einführung einer solchen Einreise-Impfpflicht vonseiten der USA. Hier bestehe die Gefahr, dass plötzlich nicht mehr ausreichend Personal zur Verfügung stehen würde. Während der Großteil der Beschäftigten wohl kein Problem damit haben soll, den Impfstatus offenzulegen, gibt es selbstverständlich auch andere Stimmen. Die Flugbegleitergewerkschaft Ufo sieht das deutlich simpler: Sollte der Impfnachweis an mehr Orten gefordert werden, würde sich die Situation von allein bewegen. Der Großteil des Personals möchte selbstredend auch weiterhin Geld verdienen.

Verfügung drängt US-Airlines zur Impfpflicht

Während es für das Vorhaben der Lufthansa noch keine gesetzliche Grundlage zu geben scheint, wird diese in den USA einfach geschaffen. Dort hat US-Präsident Joe Biden nun festgelegt, dass ab dem 8. Dezember nur noch Unternehmen mit vollständig geimpften Mitarbeitern staatliche Aufträge erhalten dürfen. Dieser staatlichen Anforderung sehen sich auch einige weitere US-Airlines verpflichtet.

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Schon vor Wochen führte United Airlines eine Impfpflicht für ihre Mitarbeiter ein. Nach Angaben des Redaktionsnetzwerks Deutschland sind der Aufforderung bereits 96 Prozent nachgekommen. Von den rund 600 Impfverweigerern lenkten bereits die Hälfte ein, dem Rest droht die Entlassung. Jetzt folgen auch die anderen Airlines, wie American Airlines, Alaska Airlines und Jet Blue dem Schritt und geben die Einführung einer Impfpflicht für ihre Mitarbeiter bekannt.

Fazit zur Impfpflicht bei der Lufthansa

Die Lufthansa würde am liebsten eine Impfpflicht für das fliegende Personal umsetzen und sieht sich zu diesem Schritt auch immer weiter gedrängt. Die rechtlichen Hürden sind in Deutschland jedoch deutlich höher, sodass selbst eine Abfrage des Impfstatus vor Gericht landen könnte. Zwar sei ein Großteil der Belegschaft bereit, diesen offenzulegen. Viel Konfliktpotenzial bietet die Situation dennoch. Daher könnte sich das aktuelle Dilemma noch zu einem echten Problem entpuppen. Hongkong ist eines der ersten Ziele, die eine Impfung der Crew für die Einreise voraussetzen, Länder wie die USA werden sehr wahrscheinlich folgen. Bei einer Verschärfung der Auflagen wird es ohne Impf-Überblick immer schwerer den Flugbetrieb aufrecht zu halten.

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Autor

Alexander Fink ist als Content Editor seit Januar 2021 für reisetopia tätig. Zuvor war er als Account Manager in der Industrie beruflich unterwegs und schrieb von seinen Reiseerfahrungen im eigenen Blog. Heute ist er Euer Ansprechpartner für alle Airline- und Kreditkartenthemen.

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