Direkt nach dem Ende des Schutzschirmverfahrens muss Condor einen schweren Schlag hinnehmen – die Lufthansa kündigt zum Sommer die Zusammenarbeit bei Zubringerflügen auf.
Bei Condor sollte es in den letzten Wochen endlich bergauf gehen. Die Airline hat das Schutzschirmverfahren erfolgreich beendet und sah sich selbst auf dem Weg in eine positive Zukunft. Teil derer ist auch, dass die Airline für den Sommerflugplan 2021 wieder mit einem relativ umfangreichen Programm plant. Gerade hier muss die Airline aber möglicherweise umsteuern, denn ein wichtiger Erfolgsfaktor der letzten Jahre fällt weg. Die Lufthansa, zwischenzeitlicher Eigner und langjähriger Partner, hilft zukünftig nicht mehr, Passagiere für Condor-Langstreckenflüge nach Frankfurt zu bringen, wie unter anderem das Handelsblatt berichtet.
Zubringer sind für Condor ein entscheidener Erfolgsfaktor
Die Aufkündigung der Partnerschaft ist für Condor ein enorm schwerer Schlag. Die Airline bietet primär ab Frankfurt Langstreckenflüge in alle Welt an, ein Zubringernetz hat die Airline mit Fokus auf Urlaubsstrecken allerdings nicht. Stattdessen bringt die Lufthansa Passagiere von anderen deutschen Flughäfen sowie aus dem europäischen Ausland nach Frankfurt, wo dann der Umstieg auf die Condor stattfindet. Wie relevant die Partnerschaft ist, zeigt ein Blick auf die Zahlen: Knapp ein Drittel der Condor-Passagiere nutzt einen Zubringerflug mit der Lufthansa. Das Ende der Zusammenarbeit bedeutet entsprechend einen enormen Einschnitt für die Condor-Langstrecken. Ein sogenanntes Interlining-Agreement soll zwar bestehen bleiben, womit Zubringer theoretisch weiter möglich sind, doch die Bedingungen werden dadurch besonders für Condor und deren Passagiere schlechter und komplizierter.
Bislang haben die Lufthansa und Condor auf ein sogenanntes Special Prorate Agreement gesetzt, eben jenes läuft nun zu Ende Mai 2021 aus. Dieser Vertrag hat es Condor bislang ermöglicht, Zubringerflüge mit der Lufthansa über die eigenen Vertriebskanäle sowie auch über Reiseveranstalter direkt mitzuverkaufen, was eine nahtlose Buchung für Kunden ermöglicht haben – selbst in Verbindung mit Hotels oder anderen Bodenleistungen. Darüber hinaus ermöglicht die Partnerschaft, dass alle Kunden ihr Gepäck direkt durchchecken können, was für ein komfortables Flugerlebnis vom Start bis zum Ziel bedeutet. Viel wichtiger ist für die Condor selbst allerdings, dass der bisherige Vertrag eine eigene Bepreisung der Zubringer zulässt. Das bedeutet konkret: Die Condor legt fest, wie teuer der zusätzliche Flug mit der Lufthansa für den Passagier ist, zahlt selbst aber unter Umständen einen anderen Preis an die Lufthansa als es der Passagier tut. Dadurch hat die Condor beispielsweise lange Flüge ab Airports wie Prag günstiger angeboten als direkt ab Frankfurt – trotz des zusätzlichen Zubringers mit der Lufthansa.
Lufthansa möchte Condor durch eigene Flüge verdrängen
Wenngleich beide Seiten betonen, dass sich bis Ende Mai erst einmal nichts ändert und Passagiere danach durch das Interline-Agreement auch weiterhin die Möglichkeit haben, Zubringer mit der Lufthansa zu buchen, zeigt man sich besonders bei Condor erbost. In einem Statement erklärt eine Unternehmenssprecherin:
Wir halten es für nicht vertretbar, dass Lufthansa neun Milliarden Steuergelder verwendet, um zu versuchen, ein Unternehmen, das ebenfalls staatlich gerettet wurde, aus dem Markt zu drängen.
Sprecherin der Condor zum gekündigten Abkommen
Dass das gegenseitige Vertrauen aufgebraucht ist, zeigen auch weitere Äußerungen von Condor. Dabei geht es konkret darum, dass die Lufthansa versuche, Condor vom Markt zu verdrängen. Hintergrund ist, dass die Lufthansa selbst die touristische Langstrecke als einen Fokus der zukünftigen Strategie ausgemacht hat. Unter dem Projektnamen Ocean versucht die Lufthansa für die nächsten Jahre selbst ein umfassendes Angebot an touristischen Langstrecken anzubieten. Bisherige Versuche unter der Marke Eurowings auf der Langstrecke zu touristischen Destinationen erfolgreich zu sein, war zuvor gescheitert. Nach der Corona-Krise möchte die Lufthansa aber gerade in diesem Segment wachsen, schon allein weil hier eine schnellere Erholung erwartet wird als bei Geschäftsreisen. Gleichzeitig ist das Projekt Ocean intern sehr umstritten, da Mitarbeiter schlechter bezahlt werden sollen als im Konzerntarifvertrag.
Die Lufthansa macht entsprechend auch keinen Hehl daraus, dass die Kündigung der Partnerschaft eigene Ziele verfolgt. Man müsse in diesen Zeiten darauf achten, die eigenen Maschinen zu füllen, heißt es von einem Sprecher des Konzerns. Condor kontert dagegen, dass man Arbeitsplätze schützen sollte, “aber nicht mit touristischem Wachstum, für das untarifiert Mitarbeiter eingestellt werden, die zuvor gekündigt wurden”. Dieser Seitenhieb zeigt deutlich, wie schlecht die Stimmung zwischen den beiden Airlines ist. Beide wurden in den letzten Monaten mit Steuergeldern gerettet und wollen zukünftig im selben Segment gegeneinander antreten – und dass auch noch ab demselben Flughafen. Man sollte besonders nach der Kündigung der Partnerschaft davon ausgehen, dass es mit der Harmonie zwischen den früheren Partnern endgültig vorbei ist.
Fazit zum Ende der Partnerschaft von Condor & Lufthansa
Die Lufthansa will auf der touristischen Langstrecke selbst angreifen und will Condor in Zukunft nicht mehr unter die Arme greifen. Für die zweitgrößte deutsche Airline ist die Aufkündigung der bisherigen Partnerschaft eine schwere Bürde, denn ohne die Zubringerflüge dürfte es Condor deutlich schwerer fallen, die Langstreckenmaschinen zu füllen. Es gilt abzuwarten, ob Condor einen Weg findet, die Kündigung zu kompensieren – etwa durch eine enge Partnerschaft mit der Bahn oder anderen Airlines. Einfacher wird es für die angeschlagene Condor im nächsten Jahr allerdings keineswegs.
Das erinnert mich sehr stark an die Übernahme des größten Teils von Air Berlin. Was hat die Lufthansa da alles versprochen, dass sie weiterhin die Langstreckenflüge von Berlin weiterhin betreiben wird. Und was war dann? Es gab keine Langstrecke mehr ab Berlin und da gab es auch noch kein Corona. Die Lufthansa meckert immer über die Orientalischen Airlines vom arabischen Raum, bietet selbst aber keine Destinationen von Berlin selbst an. Die Lufthansa bedient sich sozialistischer Methoden, wenn es um Wettbewerb geht, versucht sie diesen los zu werden und hat sie Schwierigkeiten, dann muß und soll der Staat mit Steuergelder ran. Hier fehlt ganz einfach der Wettbewerb und hoffentlich findet die Condor und Co. die entsprechenden Antworten.