Das Projekt Ocean der Lufthansa sorgt weiterhin für viel Unruhe bei den Gewerkschaften VC, Verdi und Ufo. Die Arbeitnehmervertreter wendeten sich nun mit einem offenen Brief gemeinsam an die Bundesregierung und kritisierten das Projekt zur Neustrukturierung des Lufthansa Flugbetriebes.

Derzeit plant Lufthansa weiterhin die Umgestaltung des touristischen Langstreckenverkehrs, bei der Flüge zu beliebten Reisezielen auf der neuen Plattform Ocean angeboten werden sollen. Für die Mitarbeiter sollen allerdings nicht die normalen Personalbedingungen des betrieblichen Tarifvertrages berücksichtigt werden. Nachdem das Ferienflieger-Projekt Ocean bereits auf heftigen Gegenwind bei der Vereinigung Cockpit gestoßen war, äußern nun auch die Gewerkschaften Verdi und Ufo, sowie 14 Personalvertreter und Betriebsratsgremien der Arbeitnehmer im Lufthansa-Konzern sowie von Condor und Tuifly ihren Unmut zum Projekt.

Beschwerde durch öffentlichen Brief an die Regierung

In einem öffentlichen Brief fordern die Arbeitnehmervertreter und die Gewerkschaften die Regierung auf, “die geplante Tarifflucht zur Not mit politischer Intervention zu stoppen”. Die Milliarden Staatshilfen, die die Airline in den vergangenen Monaten zugesichert bekommen hat, seien dazu da, Arbeitsplätze zu sichern und nicht in ein neues Großprojekt in diesen prekären Zeiten zu investieren, dass vermutlich noch zahlreiche Entlassungen mitbewirken würde.

Lufthansa

Nicht zuletzt müssen sich dann zukünftig auch Ferienflieger, wie Condor und Tuifly, die eh unmittelbar schwer von der Krise betroffen sind, auf einen Verdrängungswettbewerb einstellen. Die Notwendigkeit für dieses Projekt sei überhaupt nicht gegeben, führen die Gewerkschaften fort, zumal wie es aussieht derzeit von jahrelangen Anlaufverlusten die Rede ist. Nicht zuletzt zu vergessen, dass überhaupt völlig unklar ist, wie sich die weltweite Krise in den kommenden Monaten und Jahren weiterhin entwickeln wird vor allem hinsichtlich der Nachfrage nach Flugreisen.

Piloten-Gehälter sollen unter deutschem Branchen-Lohnniveau sein

Wie wir bereits vor Kurzem berichteten, sieht die Vereinigung Cockpit das Projekt der Lufthansa ebenfalls als sehr umstritten an und stuft es sogar als Bedrohung für die noch offenstehende Übergangslösung für ein langfristiges Sanierungsabkommen ein. Zudem stehen mehrere Entlassungen auf dem Spiel, während gleichzeitig der Konzern anderweitig sehr kostspielig Mitarbeiter anwirbt. Der Vorsitzende der Kabinengewerkschaft Ufo, Daniel Flohr, bezeichnete diese Maßnahme der Lufthansa als “unverfroren und unanständig”.

Im Windschatten der Krise versucht der Konzern sein langgehegtes Projekt “Ocean” durchzuziehen, um in einem wiederholten Anlauf Arbeitsplätze ohne Einfluss von Gewerkschaften aufzubauen und sich erfolgreicher Konkurrenz in diesem Sektor zu entledigen.

Vorsitzende der Kabinengewerkschaft Ufo, Daniel Flohr

Besonders die nicht-tarifären Bedingungen sorgen für heftige Kritik. Diese liegen laut Informationen von aero.de sogar noch unterhalb der, der Billigfluggesellschaften, wie beispielsweise Ryanair. Die Personalvertreter sprachen sogar von einer “Tarifflucht auf Steuerkosten”. Für den Langstreckenflieger A330, welcher schon im kommenden Frühjahr für die Flotte eingesetzt werden soll, gibt Lufthansa erstmals Informationen zu ihren Gehaltsvorstellungen bekannt, die auch der Verdi-Sekretär Marvin Reschinsky als sehr unangemessen ansieht.

Bewerber werden ausschließlich in Teilzeit angestellt, Flugbegleiter können bei Ocean lediglich mit einem Einkommen von etwas über tausend Euro netto rechnen. Damit untergräbt die Lufthansa das deutsche Lohnniveau in der gesamten Branche und schafft ein prekäres Arbeitsumfeld.

Verdi-Sekretär Marvin Reschinsky

Co-Piloten erhalten demnach ein Einstiegsgehalt von circa 4.300 Euro monatlich, 7.400 Euro könnten es für Kapitäne sein. Diese Gehälter liegen weit unter dem Schnitt als bei der bisherigen Plattform SunExpress. Außerdem befinden sich die angestellten Piloten vorerst in 70 Prozent-Teilzeiten.

Fazit zum kritisierten Ocean Projekt

Die Lage um das Ferienflieger-Projekt spitzt sich seitens der Gewerkschaften VC, Verdi und Ufo sowie bei den Arbeitnehmervertretern weiter zu. Mit einem öffentlichen Brief appellieren sie an die Bundesregierung das Restrukturierungs-Projekt mit politischer Intervention zu stoppen, da nicht nur zahlreiche Arbeitsplatzverluste auf dem Spiel stehen, sondern auch die Bedingungen der Einstiegsgehälter vollkommen unangemessen seien – und das bei der größten deutschen Fluggesellschaft, die hohe Staatshilfen zugesichert bekam. Was haltet Ihr von dem Projekt?

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Autorin

Seitdem Karolin als Schülerin an einem Austauschprogramm in Frankreich teilgenommen hat, wächst täglich ihre Begeisterung für das Reisen und Entdecken neuer Länder und ihre Leidenschaft für die französische Sprache.

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