Die Bundesregierung hat ein Flugverbot aus Großbritannien verhängt. Ab Mitternacht dürfen Maschinen aus dem Vereinigten Königreich bis mindestens 31. Dezember nicht mehr in Deutschland landen. Dasselbe gilt für Österreich und die Schweiz.

Im Laufe des Sonntages hat sich die Situation rund um die Virus-Mutation in Großbritannien als sehr dynamisch erwiesen. Die Niederlande und Belgien hatten zuerst Flugeinschränkungen bereits am Sonntagmittag (20. Dezember) bestätigt. Danach folgten nach und nach andere Länder, aus Deutschland wurden erste Meldungen am frühen Nachmittag bekannt. Am frühen Abend stand dann die Anordnung für das temporäre Flugverbot – ab Mitternacht sind Passagierflüge aus Großbritannien untersagt, eine Einreise ist dann vorerst nicht mehr möglich. Durch ein abgestimmtes europäisches Verfahren soll das auch für andere Reisewege gelten.

Flugverbot schon ab Mitternacht gültig

Nach dem Auftreten einer Mutation des Erregers Covid-19 bezeichnete die deutsche Bundesregierung eine Einschränkung des Flugverkehrs aus Großbritannien zunächst als “ernsthafte Option”. Eine Entscheidung wurde dann am späten Sonntagnachmittag getroffen, wie ein Regierungssprecher bestätigte. Demnach solle der bestehende Flugverkehr aus Großbritannien bereits ab Mitternacht und bis zum 31. Dezember gänzlich untersagt werden. Zudem sollen weitere Einschränkungen für den Eurotunnel und den Seeverkehr erlassen werden, die aktuell noch nicht konkret benannt sind. Hier möchte die Bundesregierung auf eine europäische Lösung setzen. Wie ein Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums bestätigte, würden die Entwicklung in Großbritannien “mit Hochdruck” verfolgt. Zudem kooperiere die Regierung in diesem Kontext eng mit den europäischen Partnern.

Die Niederlande und Belgien hatten erste Flugeinschränkungen bereits am Sonntagmittag (20. Dezember) bestätigt, und diese mit einer leichteren und schnelleren Verbreitung der Covid-Mutation sowie ihrer komplizierten Feststellbarkeit begründet. Aus beiden Ländern sollten zudem auch internationale Zugverbindungen vorübergehend ausgesetzt und Grenzkontrollen für den Autoverkehr durchgeführt werden. Nach einer Meldung des deutschen Charité-Virologen Christian Drosten auf Twitter seien die beschriebenen Mutationen des Virus in Deutschland noch nicht aufgetreten. Wie die Nachrichtenagenturen AFP und dpa mit Bezug auf Kontakte des Bundesgesundheitsministeriums formulierten, könnte sich diese Maßnahme auch auf den Flugverkehr mit Südafrika ausweiten. Ein entsprechendes Flugverbot dürfte in den nächsten Tagen folgen.

Schon vor dem Flugverbot ab Mitternacht hat die Bundespolizei die Kontrollen bei Ankünften aus Großbritannien verstärkt. An mehreren deutschen Flughäfen mussten Passagiere zwingend bei der Einreise einen Test absolvieren und sich umgehend in Quarantäne begeben – da Großbritannien als Risikogebiet gilt, war diese Regelung aber sowieso in Kraft. Teils durften Passagiere den Flughafen allerdings nicht vor dem Vorliegen eines negativen Testergebnisses verlassen, teils wurden Feldbetten aufgestellt.

Enge Kooperation der Bundesregierung mit europäischen Partnern

Bundeskanzlerin Angela Merkel und der französische Präsident Emmanuel Macron hatten am Sonntag eng mit verschiedenen EU-Vertretern kooperiert. An den Beratungen nahmen unter andrem die Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (CDU) sowie Ratspräsident Charles Michel teil. Am Sonntag waren diverse Forderungen nach rascher Entscheidungsfindung aus Politik-Kreisen laut geworden. In der Zwischenzeit haben zahlreiche weitere Länder reagiert und ein Flugverbot aus Großbritannien verhängt. Neben Deutschland sind das unter anderem auch Österreich und die Schweiz. In beiden Ländern dürfen Passagierflüge aus Großbritannien ab Mitternacht nicht mehr landen.

Frankreich, Italien, Irland, Bulgarien und Tschechien haben Flüge aus Großbritannien ebenfalls bereits untersagt, dass andere europäische Länder folgen werden, gilt als aus ausgemacht. Voraussichtlich am Montag soll eine gemeinsame europäische Linie für das temporäre Flugverbot festgelegt werden. Neben den europäischen Ländern haben auch einige internationale Staaten bereits ein Flugverbot aus Großbritannien verhängt. Passagiermaschinen dürfen unter anderem nicht mehr im Iran und in Kanada landen. Die Vereinigten Staaten von Amerika haben sich dagegen bislang gegen ein Flugverbot aus Großbritannien ausgesprochen.

Großbritannien verschärft Maßnahmen drastisch

Im Rahmen einer Pressekonferenz hatte der britische Premierminister Boris Johnson die Bevölkerung über den aktuellen Informationsstand der bestätigten Mutation aufgeklärt. Zwar sei diese neue Form des Covid-Virus deutlich ansteckender als die bekannte Form. Es gebe allerdings keinerlei Hinweise auf eine Nichtwirksamkeit des erst seit wenigen Wochen eingesetzten Impfstoffes, so Johnson. Die britische Regierung verschärft die Maßnahmen zur Hygienesicherung im öffentlichen Raum Londons ab Sonntag dennoch drastisch.

Es gibt immer noch viel, das wir nicht wissen. Aber es gibt keine Beweise, dass die neue Variante mehr oder schwerere Krankheitsverläufe auslöst.

Britischer Premierminister Boris Johnson

Der britische Gesundheitsminister Matt Hancock bezeichnete die neue Virusvariante dem Nachrichtenmagazin BBC gegenüber als “außer Konrolle. Das ist ein weiterer Grund dafür, dass alle sich an die neuen Regeln halten und persönlich Verantwortung übernehmen müssen”, so Hancock. Der neu entdeckte Erreger wird nach aktuellem Informationsstand mit VUI-202012/01 bezeichnet. Dabei steht die Buchstabenfolge für “Variant Under Investigation”, also “Virenvariante in Untersuchung”, die Zahlen kennzeichnen das erste Untersuchungsobjekt im Dezember 2020.

Mittlerweile ist bekannt, dass sich der Virusstrang bereits anderswo ausgebreitet hat. Neben neun Fällen in Dänemark ist auch in Italien und den Niederlanden je ein Fall bekannt. Selbst das bislang so erfolgreiche Australien berichtet von einem Infektionscluster in Sydney, das auf die Virus-Mutation aus Großbritannien zurückzuführen ist. Experten scheinen sich daher auch einig, dass die weltweite Ausbreitung nur verlangsamt werden kann. Eine komplette Eindämmung der Mutation scheint unwarscheinlich.

Fazit zum Flugverbot aus Großbritannien

Nach ersten Informationen zu einer Virusmutation von Covid-19 in Großbritannien verhängt die Bundesregierung ein temporäres Flugverbot. Britische Regierungsvertreter bezeichneten die mutierte Virusversion mit dem Namen VUI-202012/01 als “außer Kontrolle” und hochgradig “ansteckend”. Die Lage wird in den nächsten Tagen voraussichtlich dynamisch bleiben.

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Autorin

Lilli ist am liebsten in den Wolken - und das nicht nur mit ihrem Kopf. Schon als Kind tourte sie mit einer Tanzgruppe durch Europa, heute ist Fernweh ihr ständiger Begleiter. Wenn sie sich nicht gerade mit ihrem Studium in Berlin beschäftigt, sitzt sie irgendwo auf der Welt hinter ihrem Laptop und berichtet für Euch über die angesagtesten Travel News rund um den Globus - direkt hier auf reisetopia.de!

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  • Lt. Herrn Drosten ist diese Variante bereits seit Sept. bekannt. Sie wurde u.a. bereits in Holland, Italien und sogar Australien nachgewiesen. Die um 70% erhöhte Ansteckungsgefahr sei ein von Mr. Johnson ins Spiel gebrachter Wert, der wissenschaftlich nicht untermauert ist.
    Die Wahrscheinlichkeit, dass diese Variante bereits in Deutschland ist, ist zudem sehr hoch. Also was will man mit diesem Schritt bewirken? Augenscheinlich wird hier wohl mal wieder Symbolpolitik betrieben. Vielleicht will man den Engländern auch nur mal einen Vorgeschmack auf den bevorstehenden harten Brexit geben und sie zu einem LastMinute-Einlenken bewegen???

  • Die Überschrift ist irreführend, denn das Flugverbot ist bisher nur für die UK ausgesprochen worden. Oder haben sie inzwischen andere Informationen?

    • Hi Sandra, danke für den Hinweis. In der Tat ist es richtig, dass das Flugverbot für Südafrika noch nicht offiziell gilt. Gestern hatte das Ministerium darauf verwiesen, dass für beide Länder eine Regelung geplant sei – umgesetzt wurde das Verbot bislang aber nur für Großbritannien. Im Laufe des Tages ist mit einer entsprechenden Regelung auch für Südafrika zu rechnen. Ich habe den Test entsprechend angepasst.

    • Hi Andre, as ist in der aktuellen Situation natürlich schwer zu sagen. Ich persönlich halte zumindest Einschränkungen des Flugverkehrs für durchaus wahrscheinlich, die Lage ist allerdings sehr dynamisch. Viele Grüße

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