Der Preis, den die EU-Kommission anlässlich der Übernahme von ITA Airlines verlangt, ist hoch. Doch wie viel ist die Lufthansa schlussendlich bereit zu opfern?

Brüssel stellt sich seit geraumer Zeit im Deal zur Übernahme von ITA Airways durch die Lufthansa quer. Die EU-Kommission hegt ernsthafte Wettbewerbsbedenken anlässlich der Airline-Konsolidierung. Nun präsentierten die Wettbewerbshüter neue Auflagen für Lufthansas Einstieg bei ITA Airways und diese sind knallhart, wie aero berichtet. Könnte das Verfahren dadurch kippen?

Irritation und Frustration

Seit dem ersten Austauschtermin der zweiten Prüfungsphase im Deal der ITA-Airways-Lufthansa-Fusion herrscht laut Medienberichten Irritation und Frustration auf beiden Seiten. Am 7. Februar trafen sich Vertreter der EU-Kartellbehörde und der Lufthansa zu einem gemeinsamen Austausch. Im Zuge des Treffens präsentierte die EU-Kommission neue Auflagen, die der Kranich erfüllen müsste, um einen erfolgreichen Einstieg bei ITA Airways sicherzustellen. Doch die Bedingungen der Kommission sind keine geringen.

Brüssel zeigt sich nicht zimperlich

EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager verlangt von der Lufthansa das Abtreten wichtiger Transatlantik-Strecken. Dazu zählen beispielsweise die Routen Rom – New York, Rom – Washington D.C. und Rom – San Francisco. Hinsichtlich der Zweifel seitens der EU-Kommission kommt hinzu, dass im Zuge der Abgaben auch Lufthansas Joint Venture mit United Airlines und Air Canada berücksichtigt werden muss. Schließlich würden auf der Verbindung zwischen Rom und New York beispielsweise alleine 2024 mehr als die Hälfte der Passagierflüge auf ITA und das Joint Venture entfallen. Ferner würden die Strecken Rom – Washington und Rom – San Francisco rein von ITA und United bedient werden.

ITA Airways

Der italienischen Tageszeitung Corriere Della Sera zufolge, hängen noch weitere Auflagen am Deal. Diesbezüglich fordert die EU-Kommission von der Lufthansa, Wettbewerbern den Markteintritt zu erleichtern, indem der Kranich für bis zu fünf Jahre Codeshare-Flüge, die Übernahme von Abfertigungsentgelten und Anbindung an das eigene Vielfliegerprogramm bereitstellt.

Obschon der Kranich vormals einen Anteilsverkauf von Lufthansa Technik ins Auge gefasst hatte, wurde dieser Schritt indessen fallengelassen. Der Konzern möchte das eigene Technik-Unternehmen doch gänzlich behalten. Der Anteilsverkauf von Lufthansa Technik war einst eine Idee der Wettbewerbskommission, wie die Auflagen erfüllt werden könnten. Brüssel behält weiterhin ein Auge auf dem lukrativen Geschäftszweig der Lufthansa.

Insider melden sich zu Wort

Anlässlich der jüngsten Entwicklungen in Brüssel äußerten sich Insider zur Thematik. Gegenüber Corriere Della Sera hieß es:

Man gewinnt den Eindruck, dass die EU-Kommission nicht den Mut hat, den Zusammenschluss zu blockieren, und alles daran setzt, Lufthansa – ein börsennotiertes Unternehmen und den Aktionären gegenüber rechenschaftspflichtig – zu drängen, entweder extreme Opfer zu bringen oder die Vereinbarung aufzugeben.

Branchen-Insider gegenüber Corriere Della Sera
EU Kommission Belgien

Die Lufthansa und das italienische Finanzministerium enthielten sich bislang einer Stellungnahme und wollten sich vorerst nicht zum derzeitigen Stand des Verfahrens äußern.

Fazit zum Status quo des ITA-Airways-Deals

Bisherige Zugeständnisse der Lufthansa waren der EU-Kommission nicht ausreichend. Brüssel begegnet dem Kranich nun mit bestimmten Forderungen. Diese würden der Lufthansa Group einiges abverlangen. Bislang gibt es jedoch keine Stellungnahme seitens der Lufthansa zum Status quo. Die Uhr tickt. Bis zum 6. Juni 2024 bleibt den Wettbewerbshütern, um eine Entscheidung zu treffen. Es bleibt gewiss spannend, was sich bis dahin noch tun wird.

Ihr habt spannende Informationen, Euch fehlen wichtige Themen oder Ihr habt einfach eine Anregung für neue Content Ideen? Dann sendet sie uns über dieses Formular!

Autorin

Bereits zu ihrer Schulzeit an der Kärntner Tourismus Schule hat Beate das Reisen für sich entdeckt. So verbrachte sie jeden Sommer im Ausland. Auch während ihres Tourismusmanagement-Studiums in Wien war Beate viel unterwegs. Bei reisetopia kann sie nun ihre Leidenschaft zum Schreiben und Reisen perfekt miteinander kombinieren.

Fragen? In der reisetopia Club Lounge auf Facebook beantworten wir Eure Fragen.