Die Passagierzahlen am neuen Hauptstadtflughafen BER steigen zwar von Monat zu Monat, dennoch befinden sich die Zahlen auf einem sehr geringen Niveau – der Flughafen zweifelt bereits an seinen Jahreszielen.

Der Flughafen Berlin-Brandenburg konnte nach Jahren des Wartens oder vielen Witze im Oktober 2020 endlich seine Türen öffnen – und das inmitten einer Pandemie. Die Passagier- und Umsatzzahlen sind im vergangenen Jahr massiv eingebrochen. Dazu hat der BER mit den Altlasten der vergangenen Jahre zu kämpfen. Die Aussichten verheißen aktuell nichts Gutes, wie Aero berichtet. Gleichzeitig musste der ehemalige Flughafen Berlin-Tegel in der Übergangsphase noch betriebsbereit bleiben. Diese Zeit endet am morgigen Mittwoch. Damit geht endgültig eine Ära zu Ende, ehe eine andere begonnen hat.

Tor zur Welt ungenutzt

Der neue Hauptstadtflughafen Berlin-Brandenburg ist seit knapp über sechs Monaten geöffnet. Der alte Flughafen Tegel ist nur wenige Tage später nach der Öffnung des BER geschlossen worden. Die letzten Monate waren auch weiterhin von der Corona-Pandemie dominiert. Die Passagierzahlen befinden sich auch weiterhin auf einem geringen Niveau. Auch die Osterferien sorgten nicht für den erwarteten Anstieg. Mit Aufhebung der Reisewarnung für die Balearen erwartete der Flughafen um die 15.000 Passagiere pro Tag. Tatsächlich konnte man in den Monaten März und April erstmals steigende Verkehrszahlen verzeichnen. Die Ursache dafür liegt bei den Lockerungen der Einreisebestimmungen in vielen Ländern. Die Reisenden wollten ihren lang ersehnten Urlaub ermöglichen und nutzten dafür die freien Tage über Ostern.

Lufthansa & EasyJet, Flughafen Berlin Brandenburg (BER)
Bild: Thomas Trutschel/media-ber.berlin-airport.de

Die Zahlen sind dennoch im Vergleich zum sonst üblichen Fluggastaufkommen an den ehemaligen Berliner Flughäfen natürlich sehr gering. Im gesamten Monat April zählte man 265.000 Passagiere. Das waren zwar knapp 50.000 Passagiere mehr als noch im Monat März, dennoch erfüllen sie nicht die Erwartungen der Betreibergesellschaft FBB. Zum Vergleich: Vor Corona haben die ehemaligen Flughäfen Berlin-Schönefeld und Berlin-Tegel im April über drei Millionen Passagiere abgefertigt.

In unserer Prognose für das Jahr 2021 gehen wir von 10,7 Millionen Passagieren aus. Diese Zahl ist nur zu erreichen, wenn die Impfstrategie greift, Reisebeschränkungen aufgehoben oder gelockert werden und dadurch der Reiseverkehr im Sommer wieder anzieht.

Engelbert Lütke Daldrup, Geschäftsführer der FBB

Schon kurz zuvor musste der Geschäftsführer mit weiteren negativen Schlagzeilen an die Öffentlichkeit und hat einen Verlust von über einer Milliarde Euro verkündigt. Mit den ehemaligen Flughäfen Berlin-Tegel und Berlin-Schönefeld fertigten die Berliner Flughäfen im vergangenen Jahr gerade einmal 9,1 Millionen Passagiere ab. Im Jahr zuvor waren es übergreifend noch knapp 36 Millionen Passagiere. Zusätzlich sanken die Umsätze um 239 Millionen Euro. Wegen der anhaltend schlechten Aussichten entschied sich die Betreibergesellschaft FBB zu einer außerplanmäßigen Abschreibung auf die neue Terminalstruktur von rund 767 Millionen Euro. Dadurch sei das „Eigenkapital weitgehend aufgebraucht“, hieß es. Weitere finanzielle Unterstützung seitens Bund und Länder werden wohl nötig.

Tegel sagt endgültig “Macht’s jut”

Hoffnungen muss der Hauptstadtflughafen aber auch in die aktuellen Entwicklungen der Pandemie setzen. Erstmals sinken wieder die Inzidenzzahlen. Der Impffortschritt hierzulande und in anderen Teilen der Welt sorgt ebenfalls für Zuversicht. Erste Länder in Europa öffnen ihre Grenzen für den Tourismus, wiederum andere werden nicht mehr mit Reisewarnungen versehen. Das ist vor allem für den BER wichtig, da hauptsächlich Punkt-zu-Punkt-Verbindungen innerhalb Europas angeboten werden. Doch auch in den USA sind die Tendenzen äußerst positiv – das Reiseverbot für Europäer könnte noch im Mai aufgehoben werden. Damit könnten auch wieder die Verbindungen nach New York, Philadelphia und eventuell auch Toronto in Kanada bald wieder aufgenommen werden.

Ab dem 5. Mai ist das Gelände auch im rechtlichen Sinne kein Flughafen mehr.

Flughafen Tegel Ansicht Hauptterminal

Diese Verbindungen wurden zuletzt noch vom ehemaligen Flughafen Berlin-Tegel bedient. United Airlines, American Airlines und Air Canada Rouge haben sich schon seit längerer Zeit aufgrund der Pandemie aus Berlin verabschiedet. Gleiches hat der Flughafen Tegel nun auch für morgen vor. Nach sechs Monaten Bereitschaftsphase geht der Flughafen am 5. Mai vom Netz. In der Übergangsphase mussten gewisse Einrichtungen betriebsbereit bleiben. Mit dem Ende morgen ist der Flughafen Tegel auch im rechtlichen Sinne kein Flughafen mehr. Schon längst wurde TXL zum Impfzentrum umgebaut. Dafür fungiert das ehemalige Terminal C – einst für airberlin errichtet, später hauptsächlich von easyJet genutzt. Mit dem Ende der Betriebspflicht fallen auch weitere Einschränkungen. Baumaßnahmen im Umkreis des Flughafens sind ab sofort nicht mehr mit der Deutschen Flugsicherung abzusprechen.

Fazit zur aktuellen Situation der Berliner Flughäfen

Ironie des Schicksals! Der ehemalige Berliner Flughafen Tegel musste mehrere Jahre weit über seine Kapazitätsgrenzen agieren, da der neue Hauptstadtflughafen wiederholt nicht betriebsbereit war. Im Jahr 2020 war es dann endlich so weit. Der BER konnte eröffnet, TXL geschlossen werden. Ausgerechnet jetzt sind die Zahlen auf einem niedrigen Niveau – zu niedrig, wenn es nach den Erwartungen der Betreibergesellschaft geht. Wegen der Corona-Pandemie musste die FBB einen herben Verlust und einen massiven Rückgang der Passagierzahlen verzeichnen. Ob das aktuelle Ziel für das Jahr 2021 eingehalten werden kann, wird sich in den nächsten Wochen zeigen.

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Autor

Alexander Fink ist als Content Editor seit Januar 2021 für reisetopia tätig. Zuvor war er als Account Manager in der Industrie beruflich unterwegs und schrieb von seinen Reiseerfahrungen im eigenen Blog. Heute ist er Euer Ansprechpartner für alle Airline- und Kreditkartenthemen.

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