Im Juli 2019 gab Air France eine Bestellung über 60 A220-300 sowie weitere 60 als Option auf. Mit dem A220-300 möchte die Airline ihre Kurz- und Mittelstreckenflotte sowohl modernisieren als auch harmonisieren. Es könnte jedoch sein, dass auch die Boeing 737 MAX Einzug in die Flotte erhält. Entscheidend sind dafür die Pläne von Airbus.

Die Modernisierung der Kurzstreckenflotte ist bei Air France im vollen Gange. Zum jetzigen Zeitpunkt steht jedoch nicht fest, mit welchen Flugzeugtypen die zukünftige Kurzstreckenflotte ausgestattet sein wird. Vieles hängt davon ab, ob Airbus in naher Zukunft eine längere Variante des A220 vorstellt.

Flottenmodernisierung hat höchste Priorität

Die Kurzstreckenflotte von Air France ist in die Jahre gekommen. Das niedrigste Durchschnittsalter weisen die sechs Airbus A320 mit 11,1 Jahren auf. Im Gegensatz dazu stehen die fünf A321-100 mit einem Durchschnittsalter von 25,9 Jahren. Insgesamt ist die Flotte veraltet und bedarf einer Modernisierung sowie Harmonisierung. Zum jetzigen Zeitpunkt betreibt Air France eine Kurzstreckenflotte mit fünf verschiedenen Flugzeugtypen. In Zukunft sollen es deutlich weniger Flugzeugtypen sein. Durch die resultierende Flottenharmonisierung verspricht sich die Airline geringe Wartungskosten. Die Zukunft soll dabei der A220 sein, auf den auch airBaltic setzt. Bei airBaltic zeigt man sich mit der Performance des kleinen Airbus sehr zufrieden. Auch deshalb ist die große Bestellung von 50 Flugzeugen keine allzu große Überraschung. Im Juli gab Air France sogar 60 Airbus A220 in Auftrag. Diese sollen voraussichtlich ab September 2021 an die Airline ausgeliefert werden.

A220-300 Air France
Foto: Airbus

Bei Air France soll der Airbus A220-300 die in die Jahre gekommenen A318 und A319 ersetzen. Die 18 Airbus A318 weisen ein Durchschnittsalter von 15,5 Jahren auf, die 33 A319 sogar ganze 19,4 Jahre. Doch auch die größeren Airbus Flugzeuge der A320-Familie sollen zeitnah ersetzt werden. Auf der Routes Reconnected Konferenz äußerte sich Ben Smith, CEO von Air France-KLM über die bevorstehende A220-Strategie wie folgt:

The plan today is that Air France has 114 narrowbody aircraft all in the A320 family … We’ve got the entire range of the Airbus narrowbody fleet. We have placed orders for 60 [A220s], so that’s about half of the narrowbody fleet. And we’ll make a decision on which type’s going to replace the other half of our narrowbody fleet.

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Smith bringt Boeing 737 MAX ins Spiel

Air France möchte auch die größeren Schmalrumpfflugzeuge schnellstmöglich ersetzen. Die 44 A320-200 sowie die fünf respektive fünfzehn A321-100 und -200 sollen durch treibstoffeffizientere Flugzeuge ausgetauscht werden. Smith blickt dabei hoffnungsvoll auf eine zukünftig längere Variante des A220 – den A220-500, oder gar -700, -900 oder -1000. Die Pläne für einen A220-500 sind bereits seit längerem bekannt. Das Flugzeug soll auf dem Erfolg des derzeitigen Flugzeugs aufbauen, mit einem längeren Rumpf und entsprechend mehr Sitzplätzen. Zwar könnte dies die Reichweite leicht beeinträchtigen, die Effizienz wäre jedoch ausgezeichnet. Daher überrascht es nicht, dass Airbus Bombardier mit der Durchführung von Tests auf einem sogenannten High Performance Computer (kurz HPC) beauftragte. Bisher sind noch keine Daten bekannt, es wird jedoch vermutet, dass der A220-500 165 Passagieren Platz bietet – im Gegensatz zu 120 bis 150 in dem A220-300.

If Airbus decides to make a larger version of the A220, that could make sense. Of course, now that the MAX is flying again, we could look at that. And, of course, there’s always the A321, the LR and the XLR.

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Sofern Airbus keine längere Variante des A220 entwickelt, könnte Boeing der lachende Gewinner sein. Bei einer möglichen Einflottung der Boeing 737 MAX würde die Airline zu alten Wurzeln zurückkehren, denn die Boeing 737 war bereits ein Teil der Air France Flotte. Bis in das Jahr 2007 waren über die Jahre 63 Boeing 737 für Air France im Einsatz.

Boeing 737 MAX contra Flottenharmonisierung

Die Tatsache, dass die Boeing 737 MAX schon bald wieder am Himmel zu sehen ist, könnte einen (Preis)-Wettbewerb zwischen den beiden Flugzeugherstellern entfachen. Profiteur wäre mit großer Sicherheit Air France. Ich halte den Flotteneinzug der Boeing 737 MAX jedoch für höchst unwahrscheinlich. Neben einer längeren Variante des A220 könnte Air France auch auf Flugzeuge aus dem Hause Airbus, wie die Neo-Variante des A320 oder A321 zurückgreifen. Darüber hinaus könnte zudem der A321LR oder A321XLR eine mögliche Alternative darstellen. Eine reine A220-Flotte hätte jedoch den großen Vorteil, dass man die Pilotenfähigkeiten auf ein Flugzeugtypen innerhalb der Kurzstreckenflotte bündeln könnte.

Für eine reine Airbus-Flotte spricht zudem, dass Airbus ein französisches Unternehmen ist, das im Jahr 1970 in Blagnac gegründet wurde in bis heute seinen Sitz in Toulouse unterhält – wo sich auch der Hauptsitz des europäischen Flugzeugbauers befindet. Zudem verfolgt Ben Smith weiterhin das Ziel einer Flottenharmonisierung. Die Einflottung der Boeing 737 MAX würde diesem Ziel deutlich widersprechen.

Fazit zu einer möglichen Boeing 737 MAX seitens der Air France

Ich persönlich glaube, dass Air France nicht auf die Boeing 737 MAX zurückgreifen wird – vollends auszuschließen ist es jedoch nicht. Zum einen hält Air France eine bestehende Bestellung über 60 A220-300 sowie weitere 60 Optionen, die sich verhältnismäßig schnell in andere Flugzeugtypen aus dem Hause Airbus umwandeln lassen können. Darüber hinaus lässt sich zum aktuellen Zeitpunkt nicht bestimmen, wie weit die Pläne bezüglich einer längeren Variante des A220 tatsächlich sind. Zudem entspräche die Boeing 737 MAX nicht dem Ziel der Flottenharmonisierung – im Gegenteil.

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