In den vergangenen Monaten wurde viel über negative Entwicklungen bei Vielfliegerprogrammen gesprochen – doch die veränderten Meilenwerte sind oftmals gar nicht das Hauptproblem. Ein Blick auf immer weiter steigende Zuschläge und ihre Folgen.

Dynamische Preise bei Miles & More, schlechtere Transferraten bei American Express Membership Rewards und das Ende der First Class Awards ohne Status bei Emirates Skywards. Dies sind nur drei negative Änderungen aus der Welt der Loyalitätsprogramme aus den vergangenen Monaten. Ein noch größeres Problem wächst allerdings im Hintergrund immer weiter, denn Prämienflüge entfernen sich immer mehr von dem, was sie einmal tatsächlich waren: Freiflüge. Hintergrund sind immer höhere Zuschläge bei vielen Vielfliegerprogrammen.

Über 1.000 Euro Zuschläge bei Miles & More

Einstmals als Treibstoffzuschlag deklariert und von Fluggesellschaften gerne als Kosten aufgeführt, die nun einmal weitergegeben werden müssten, sind die Zuschläge für Prämienflüge in den vergangenen Jahren massiv gestiegen. Wer Meilen für ein Ticket einlöst, der muss mittlerweile in vielen Fällen zusätzlich mehrere hundert Euro aufbringen. Das führt teils gar zu dem Kuriosum, dass bei Miles & More in der Economy Class einen negativen Gegenwert haben können, weil ein bezahltes Ticket auf einer Strecke günstiger ist als die Zuschläge bei einem Meilenticket.

Lufthansa Allegris Business Class Suite Mitte
Nach Nordamerika liegen die Zuschläge bei über 1.000 Euro

Wie krass die Entwicklung schon bei Miles & More in den vergangenen Jahren war, zeigt sich besonders beim Einlösen von Meilen nach Nordamerika. Kosteten diese bei Flügen mit der Lufthansa Group selbst nach der Pandemie in der Regel neben den Meilen noch 500 bis 600 Euro zusätzlich, sind die Zuschläge mittlerweile fast doppelt so hoch. Bei Zuschlägen jenseits der 1.000 Euro kann man schon lange nicht mehr von “Freiflügen” sprechen und mit den Kosten für das Kerosin des jeweiligen Tickets und den staatlichen Gebühren und Zuschlägen haben diese Beträge ebenfalls längst nichts mehr gemein.

Während sich Miles & More bei den vergangenen Umstellungen auch damit gebrüstet hat, dass die Meilenwerte lange nicht verändert wurden, hat man den hohen Zuschlägen keine Erwähnung geschenkt. Überraschend kommt das nicht, denn durch die Erhöhung von eben jenen kann man den Gegenwert von Prämienmeilen schleichend erhöhen, ohne dass es analog zur Änderung der Meilenwerte einer rechtlich notwendigen Vorabinformation an die Kunden bedarf.

Emirates “Freiflüge” mit Zuschlägen von 2.000 Euro und mehr

Doch die Zuschläge bei Miles & More sind keineswegs das Ende der Fahnenstange. Gerade bei Flügen nach Asien sind die knapp 700 Euro für einen Hin- und Rückflug nur ein Bruchteil dessen, was ein beliebter Konkurrent bei Freiflügen zusätzlich in Rechnung stellt. Die gerade in der Welt der Meilensammler oft hervorgehobene Emirates Business Class und Emirates First Class (mittlerweile nur noch mit Status buchbar) kostet schon vergleichsweise viele Meilen, wenn man sie über das Emirates Skywards Programm bucht.

Emirates A350 Business
Bei Flügen in der Emirates Business Class sind die Zuschläge enorm

Doch das ist nicht einmal das Kernproblem, denn die Inflation der Zuschläge bei der Airline aus Dubai erinnert an die Hyperinflation in manchen Ländern. Konnte ich vor wenigen Jahren noch die Emirates Gamechanger First Class mit Zuschlägen von knapp 100 Euro auf einer Verbindung von Dubai nach Brüssel testen, zahlt man mittlerweile für denselben Flug knapp fünfmal so hohe Zuschläge.

Noch übler wird es, wenn man in Dubai umsteigt und etwa nach Asien oder Ozeanien weiterfliegt. Dann kann man davon ausgehen, dass man für einen Hin- und Rückflug in der Business Class neben ein paar hunderttausend Meilen auch noch Zuschläge von 2.000 Euro und mehr bezahlen muss. Ein Irrsinn, der auch hier teilweise dazu führt, dass bezahlt gebuchte Tickets mit anderen Airlines in Ausnahmefällen günstiger sein können als die Zuschläge bei einem Prämienticket mit Emirates.

Steigende Zuschläge auch bei anderen Programmen

Das Problem ist allerdings nicht, dass einzelne Programme die versteckte Preisschraube immer weiter drehen. Immer klarer wird, dass man auch durch eine Nutzung von Membership Rewards® oder Revolut RevPoints und einem Transfer zu unterschiedlichen Programmen kaum den hohen Zuschlägen entgegenkommen kann. Relevant gestiegen sind die Zuschläge in den vergangenen Jahren auch bei Air France-KLM Flying Blue, British Airways Club, Cathay Pacific Asia Miles oder Turkish Airlines Miles & Smiles.

Turkish Airlines Business Class Airbus A330
Auch bei vielen anderen Programmen sind die Zuschläge gestiegen

Bei vielen Programmen kommt das Problem dazu, dass nicht nur die Zuschläge erhöht wurden, sondern zugleich auch noch die Meilenpreise gestiegen sind. Bei Turkish Airlines kosten etwa manche Prämienflüge mittlerweile doppelt so viele Meilen als noch vor drei Jahren, während sich die Zuschläge ebenfalls verdoppelt haben. Ähnliche Entwicklungen lassen sich auch bei anderen Programmen beobachten.

Schuld daran sind übrigens in den wenigsten Fällen die gestiegenen staatlichen Zuschläge und Gebühren. Diese spielen in der Debatte in Deutschland immer die Hauptrolle, doch mit Blick auf den gesamten Anstieg der Zuschläge bei vielen Vielfliegerprogrammen machen die Abgaben an Flughäfen oder Steuern nur einen kleinen Teil aus. Wären nur diese gestiegen, wäre der Anstieg der Zuschläge deutlich gedämpfter.

Vorbild sind gerade die nordamerikanischen Programme

Dass es auch anders geht, zeigen einige verbliebene positive Ausnahmen. Zu nennen ist hier in Asien etwa Singapore. Buchen kann man Flüge mit der Airline ohne relevante Zuschläge, dabei übrigens auch bei Miles & More, was ein echter Geheimtipp sein kann – gerade auf Verbindungen nach Ozeanien. Auf die Flex Plus Prämie bei Miles & More muss man derweil weiter verzichten, was einen Blick auf andere Airlines der Star Alliance umso interessanter macht.

Auch wer eine American Express Platinum Card oder American Express Gold Card hat, kann seine Punkte zu Singapore Airlines transferieren und so hohe Zuschläge umgehen. Die notwendigen Punkte für Business und First Class Buchungen sind dafür allerdings vergleichsweise hoch.

Business Class Singapore Airlines
Singapore Airlines fällt durch niedrige Zuschläge positiv auf

Noch extremer sind die Unterschiede generell zwischen Airlines und Programmen in Europa und Nordamerika. Im Mutterland der Meilen & Punkte-Welt, den USA, sind hohe Zuschläge bei Prämienflügen verpönt. Egal, ob bei Air Canada Aeroplan, United MielagePlus, Delta SkyMiles oder American Airlines AAdvantage, sind “Freiflüge” in Nordamerika noch die Regel und nicht die Ausnahme. Oftmals kommen bei mit Meilen gebuchten Tickets mit den genannten Airlines nur ein Zuschlag von wenigen Dollar oben drauf.

Von solchen echten Freiflügen kann man in Europa nur träumen. Besonders bitter: Viele der genannten Programme geben die Zuschläge anderer Airlines nicht weiter, sodass selbst Flüge mit der Lufthansa Group oder anderen europäischen Airlines über die genannten Programme mit vergleichsweise geringen Zuschlägen gebucht werden können. Wer dagegen etwa mit einer deutschen Kreditkarte zum Meilen sammeln unterwegs ist, hat nicht nur einen weiteren Weg zum Freiflug, sondern zahlt dann auch noch höhere Zuschläge.

Ein negativer Trend mit schweren Folgen

Doch die zur Gewinnmaximierung immer weiter erhöhten Zuschläge bei vielen Airlines und Vielfliegerprogrammen in Europa könnten zu kurz gedacht sein. Gerade in Zeiten des abschwächenden Geschäfts dürften die hohen Zuschläge immer mehr Mitglieder abschrecken, die Programme auch in Zukunft aktiv zu nutzen. Dies gilt für Einsteiger, die von einem ersten “Freiflug” in einer höheren Reiseklasse träumen, genauso wie für diejenigen, die jedes Jahr dutzende Male im Flugzeug sitzen.

Lufthansa First Class Boeing 747-8
Der Traum von Freiflügen durch Vielfliegerprogramme stirbt schleichend

Nach Wertschätzung fühlt es sich schlicht nicht an, wenn man etwa jedes Jahr viele tausend oder gar zehntausend Euro bei der Lufthansa ausgibt und bei einer Einlösung später dann auf einmal zusätzlich so hohe Zuschläge bezahlen muss, dass sich nur noch ein kleiner Rabatt gegenüber einem bezahlten Ticket ergibt. Kurzfristig mögen die Programme und Airlines so ihre Gewinne steigern, langfristig machen sie ihre Programme gegenüber konkurrierenden Anbietern unattraktiv.

Auf der anderen Seite des Atlantiks hat man das erkannt, denn die Erträge der Programme liegen dort primär bei der Generierung von Meilen, etwa durch lukrative Verträge mit Kreditkartenanbietern. Einen ähnlichen Weg gehen eigentlich auch die Programme in Europa oder dem Mittleren Osten – hier versucht man nur gleichzeitig auch noch bei der Einlösung Geld zu verdienen. Ein fataler Schritt, der die Programme schleichend weniger attraktiv macht.

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Autor

Moritz hat sich über die Jahre ein enormes Wissen über Finanzprodukte, Loyalitätsprogramme und Luxusreisen angeeignet. Für Luxushotels, First Class Flüge sowie die Details von Kreditkarten, Tagesgeldkonten und mehr ist Moritz genau der richtige Ansprechpartner!

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  • Ich bin schon eher Vielflieger und rede oft auch mit anderen Tendenz dort sehr deutlich : Preise steigen , meilenwert sinkt. Viele denken ernsthaft nach einfach über Preis zu buchen weniger auf Loyalität da diese nicht immer unbedingt gewürdigt wird . Siehe Meilen einlösen .

    • Deine Einschätzung teile ich. Die Maßnahmen der letzten zwei Jahre beim Programm wirken sich auf die Treue der Kunden aus.

      Gezielt hat man damit auf die Punkte-Sammler, MR-Umwandler und Meilen-Einlöser, getroffen hat man loyale Kunden. Wer wie wir nur in den höheren Reiseklassen unterwegs ist, bucht und fliegt nicht mehr gezielt wegen des SEN mit Lufthansa und Töchtern, sondern orientiert sich neu und lässt sein jetzt Geld bei anderen Airlines.

  • Ehrlich gesagt, verstehe ich nicht, wie man als Inhaber eines Portals, das sein Geld mit Tipps & Tricks rund um das Thema Meilen verdient, eine dermaßen negativ konnotierte Kolumne schreiben kann?🙄

    Es existieren nach wie vor jede Menge und auch neue sweetspots, die durch das Sammeln, beispielsweise von Miles&More in Kombination mit Payback-Punkten fantastische Prämienflüge mit Zuzahlungen im zweistelligen Bereich generieren.

    Man muß es nur wissen…

    • Hi Dieter, wir beleuchten den Markt seit jeher in der Breite und haben viele Leser, die “einfache” Einlösungen suchen. Dies ist leider in den vergangenen Jahren deutlich schwerer geworden. Natürlich wird es auch in Zukunft viele tolle Möglichkeiten geben, Meilen einzulösen, auf die wir hier auch immer wieder hinweisen. Gleichzeitig verkennen wir nicht, dass sich der Markt auch teilweise gedreht hat, was schlicht schade ist.

      • Völlig unverständlich, warum die aktuellen Sweetspots so abgefeiert werden.

        Das ist ein Snapshot. Vieles ist so nicht gewollt, vieles wird noch geändert, wenn das neue System geschluckt wurde und wenn der Eindruck entstanden ist, das neue M&M sei gar nicht so schlecht. Wer nur ein bisschen Ahnung von der Materie hat und wer länger dabei ist als erst seit gestern, sieht aus der Vogelperspektive, wohin der Hase gelaufen ist und wohin er weiterlaufen wird.

        Was völlig übersehen wird:

        M&M kann jetzt nicht nur bei den Zuzahlungen, sondern auch bei den Meilenwerten im neuen dynamischen System machen, was sie wollen. Ohne im Sinne der Teilnehmer weitere Abwertungen mit einem Vorlauf von drei Monaten ankündigen zu müssen (wie gerichtlich verfügt wurde). Sie haben jetzt die absolute Macht über die Meilenwerte. Das Knallen der Champagnerkorken in Frankfurt konnte ich bis nach New York hören.

        Was für ein dramatischer Shift zu Lasten der Teilnehmer und zugunsten von M&M!

    • Erstens schätze ich gerade die kritischen Beiträge von Moritz, womit sich diese Seite deutlich von den Claqueuren auf anderen Seiten unterscheidet.
      Zweitens liegt weder bei Moritz noch bei vielen anderen Lesern mangelndes Wissen über das neue System vor, wie Du unterstellst.
      Zuzahlungen sind ein großes Thema, vor allem aber hat sich das Gesamtbild des M&M-Programms dramatisch gewandelt (Halbierung der Statuslaufzeit, Wegfall der bisherigen automatischen Flexibilität bei Award-Flügen, Wegfall der Flex-Plus-Prämie usw.). Niemand bestreitet, dass es aktuell neue Sweetspots und gute Einlösungen gibt. Allerdings wird es a) noch viele Änderungen zum Schlechteren geben und werden b) im neuen System insbesondere langjährige Kunden im DACH-Raum massiv schlechter gestellt als vorher.
      Als Senator und zeitweise als HON habe ich in Bezug auf mein Flugprofil und mein Verständnis eines Vielfliegerprogramms in den letzten 10 Jahren ausschließlich Verschlechterungen im System der LHG und bei M&M zu verzeichnen:
      Schleichend bei Qualität und Service, in Sprüngen beim Programm und bei den immer weiter reduzierten Benefits.

  • Miles&More ist die Gelddruckmaschine der LH-Gruppe. Für mich ist M&M kein Grund mehr, bevorzugt Flüge dieser Gruppe zu buchen. Und ich lasse mir in letzter Zeit z.B. meine Payback Punkte lieber auszahlen.

    • Das ist die richtige Vorgehensweise. Für Payback ist das Auszahlen der Punkte in Euro die schlechteste aller Varianten. American Express ist Eigentümer von Payback, also haben Kunden zumindest begrenzte Möglichkeiten, um beide spüren zu lassen, was sie von den Änderungen halten. Revolut hat sich sehr interessant entwickelt. Bei unseren hohen Umsätzen außerhalb der Eurozone haben wir die Amex Platinum Card ohnehin nicht eingesetzt, Revolut Ultra wird jetzt die Platinum Card ersetzen, die Kündigung bei Amex folgt im Sommer nach unseren Europareisen. Der Gegenwert ist in Anbetracht der Jahresgebühr viel zu gering geworden, die erneut schlechter gewordenen Transferverhältnisse tun ihr Übriges. Das hat alles nichts mehr mit normalen Preissteigerungen oder normalen Anpassungen zu tun, nicht bei den Airlines und nicht bei Amex.

      Die Teilnehmerzahl bei Payback und bei Miles & More wird weiter steigen, aber wie Du buchen wir nicht mehr statusorientiert und -optimiert bei der Gruppe, sondern gehen jetzt eben nach Qualität und nach dem Preis. Anderen Airlines sind in der Regel nicht nur besser, sondern auch günstiger. Mit oneworld und Flying Blue kommen wir hervorragend zu unseren Zielen, innerhalb der Star Alliance bspw. mit Singapore Airlines ebenfalls. Der Bogen ist komplett überspannt, die Zuzahlungen teilweise irre geworden. Ja, es mag noch interessante Einlösungen geben. Das ändert nichts am dramatischen Verlust an Attraktivität des Programms. Wir bleiben allenfalls Mitläufer, unser Geld für reguläre Flüge erhalten jetzt andere Airlines. Mein Senator-Status ist noch gültig bis 02/2026, bei Flying Blue bin ich bereits Gold und werde bis Anfang nächsten Jahres Platinum sein.

      Wir fliegen weiterhin sehr viel, nur eben mit anderen Airlines. Miles & More wird unwichtig für uns, Payback sowieso.

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