Auch, wenn ich langsam wieder anfange zu reisen, wird es wohl noch eine Weile dauern, bis das Reiseverhalten von vor der Pandemie zurückkehren wird. Daher schwelge ich auch noch immer gerne in Erinnerungen an meine liebsten Nah- und Fernreisen.

In dieser Serie stellen Euch alle reisetopia Autoren ihre beste Reiseerfahrung vor und erklären, warum genau dieser ausgewählte Urlaub so etwas Besonderes war. Anders als in dem Artikel, in dem ich meine Top 5 Reiseziele der letzten Jahre vorgestellt habe, fiel es mir hier deutlich schwerer, mich auf eine Erfahrung zu beschränken, denn ich finde fast in jedem Trip und jeder Reise einige Highlights, über die es sich zu schreiben lohnen würde. Darum habe ich mich für die letzte große Fernreise von „vor Corona“ entschieden, die mir noch lange im Gedächtnis bleiben wird.

Von La Paz über San Pedro de Atacama nach Buenos Aires

Verschiedensten Ländern in Europa, Asien, Afrika, Nord- und Mittelamerika habe ich bereits einen Besuch abgestattet, doch noch nie war ich in Südamerika. Das sollte sich im Jahr 2019 ändern und meine Liebe zu dem Kontinent entfachen. Ich hatte knapp einen Monat Zeit und wusste, dass ich natürlich nur einen kleinen Einblick in die Vielfältigkeit des Kontinents und der unterschiedlichen Länder erhalten werde. Trotzdem wollte ich in der kurzen Zeit natürlich so viel sehen, wie nur irgendwie möglich. Gebucht habe ich nach einiger Recherche dann einen Hinflug von Frankfurt nach La Paz in Bolivien und einen Rückflug von Buenos Aires zurück nach Frankfurt. Ganz günstig war das Unterfangen nicht, da ich relativ spontan buchte und nicht sonderlich viel Flexibilität mitbrachte.

Reiseroute Südamerika

Im Endeffekt hat sich die Reise durch die unzähligen verschiedenen Erfahrungen deutlich länger angefühlt, als sie es tatsächlich war – so angekommen fühlte ich mich dort.

Buntes Stadtleben in La Paz

Meine Ankunft in La Paz war von einigen Protesten gegen den damals amtierenden Präsidenten überschattet, sodass ich zunächst einige Schwierigkeiten hatte, zu der von mir gebuchten Unterkunft zu fahren, aber mithilfe eines netten Taxifahrers ging dann doch alles ganz gut. In La Paz erwartete mich dann vieles: buntes Treiben auf riesigen Märkten, viele historisch spannende Plätze und mitten durch die Stadt, die mit den meist terrakottafarbenen Häusern ein zugleich einheitliches aber genauso chaotisches Erscheinungsbild hatte, zog sich ein wahnsinnig modernes Seilbahnnetz, das mir wirklich imponierte.

La Paz

Weil die Straßen recht voll und zudem noch sehr verwinkelt sind, würde man mit dem Auto oder Bus für manche Strecken viel zu lange brauchen – hier hilft dann die Seilbahn, die wie ein kleines Metronetz mit verschiedenen Linien aufgebaut ist. Mit dieser Seilbahn kann man auch in die noch höher als La Paz gelegene Stadt El Alto fahren, von der man eine traumhafte Aussicht auf La Paz und den dahinter gelegenen 6.000er – den Illimani – hat. Dieser Blick war tatsächlich auch eines meiner Highlights in Bolivien.

Boliven La Paz Ausblick von El Alto

Woran ich mich in La Paz am Anfang erst einmal gewöhnen musste, war die Höhe der Stadt. Mit ihren 3.500 Metern über dem Meeresspiegel war die Luft teilweise sehr dünn und bei den kleinsten Steigungen oder Treppen wurde ich schon kurzatmig. Zunächst dachte ich, dass meine Kondition ja rapide nachgelassen haben muss, doch als ich erkannte, woran es lag, war es auch schon deutlich besser auszuhalten.

Markt in La Paz

La Paz hat mich wirklich fasziniert, denn auf der einen Seite würde ich die Stadt schon eher als etwas unordentlich beschreiben. Aber auf der anderen Seite gibt es wahnsinnig viel zu entdecken sowie tolle Bars und Restaurants zu auszuprobieren.

“Gefangen” in Sucre

Während La Paz für mich die bekanntere Stadt war, so wusste ich, dass sie zumindest nur die Verwaltungshauptstadt Boliviens, nicht aber die konstitutionelle Hauptstadt ist – denn das ist Sucre. Sucre ist das komplette Gegenteil von La Paz. Die Gebäude erstrahlen fast alle in einem hellen weiß, die Straßen sind sauber und aufgeräumt und es ist sehr viel weniger los.

Sucre Innenstadt

Letzteres lag bei meinem Aufenthalt definitiv auch an den noch immer anhaltenden Protesten, die zeitweise den Straßenverkehr lahmgelegt haben. Was zunächst nach viel Ruhe klingt, hat tatsächlich meine Reisepläne etwas durcheinander geworfen, da ich unverhofft beinahe eine ganze Woche in Sucre verbrachte. Aufgrund der Proteste waren nämlich alle Straßen, die aus der Stadt hinausführten blockiert.

Sucre Straßensperren und Proteste

Doch somit hatte ich viel Zeit, um mir die Stadt genau anzuschauen. Natürlich gibt es einige Sehenswürdigkeiten, aber die hat man relativ schnell abgearbeitet. Meine beiden schönsten Momente aus Sucre fanden jedoch nicht bei einer dieser Sehenswürdigkeiten, sondern auf den Dächern statt. Das eine Dach gehörte zu einer Kirche mit angrenzender Schule und war gegen ein kleines Entgelt für Besucher zugänglich. Es klingt zunächst nicht so spektakulär, war aber ein wirklich tolles Erlebnis, da die Dachfläche sehr weitläufig war und man fast das Gefühl hatte, über die ganze weiße Stadt laufen zu können.

Dächer von Sucre

Das nächste “Dach-Erlebnis” fand in einer Rooftop-Bar statt und war ebenso schön. Bei guter Musik konnte man dort die Sonne über den Dächern untergehen sehen und die Abendstimmung war wirklich ganz besonders. Sucre hat trotz der überschaubaren Größe und Aktivitäten einen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen, weil ich aufgrund der unfreiwilligen Verlängerung so viel mehr Zeit zur Entspannung in Parks, im Hotel und in schönen Cafés hatte, womit ich auf dieser Reise eigentlich weniger rechnete.

Unendliche Weite in Salar de Uyuni

Der letzte Stopp in Bolivien war bei mir die weltbekannte Salzpfanne Salar de Uyuni. Hier muss man glaube ich nicht viel zu sagen, sondern die Bilder für sich sprechen lassen.

Salar de Uyuni

Es ist wirklich beeindruckend dort zu stehen und überall, wo man hinsieht nur strahlend weißen Untergrund zu sehen. Aber auch die Isla Incahuasi – eine Kakteeninsel mitten in der Salzwüste – hat mich total fasziniert.

Isla Incahuasi

Der schönste Moment in der Salar de Uyuni war ein Ausflug in der Nacht. Mit ein paar anderen Reisenden ging es von der etwas außerhalb liegenden Unterkunft mitten in die Salzwüste. Eigentlich war der Plan, Sterne zu beobachten, doch die Wolken machten uns einen Strich durch die Rechnung. Was zunächst schade war, entwickelte sich dann zu einem der ausgelassensten Abende auf der Reise.

Sonnenuntergang Salar de Uyuni

Mit Wein und Musik aus einer kleinen Bluetooth-Box “feierten” wir unsere eigene kleine Privatfeier, während es draußen immer dunkler und auch am Ende ziemlich kalt wurde.

Trockenheit in der Atacama Wüste

Von einer Wüste aus Salz ging es dann wenig später in die Atacama Wüste – der trockensten Wüste außerhalb der Polargebiete. Auch hier war das Highlight die bloße Schönheit der Natur. Während ich diesen Text schreibe, überlege ich, welche Punkte ich hier nennen soll, doch was mich hier begeistert hat, lässt sich nicht an ein, zwei schönen Ausblicken festmachen. Es war ein Zusammenspiel aus so vielen Punkten.

Grenzübergang nach Chile

Zunächst einmal der Fakt, dass ich das erste Mal auf chilenischem Boden stand. Dann, dass wir auf der Fahrt dorthin wettertechnisch alles dabei hatten – von 30 Grad und Sonne bis Schneeregen. Und zu guter Letzt haben mich natürlich auch die bizarren Felsformationen der Wüstenlandschaft nachhaltig beeindruckt. Viel Vegetation und Leben gibt es in dieser Gegend nicht.

Atacama Wüste

Etwas verrückt erschien einem dabei das Leben in den “Oasen” der Wüste. Die wohl bekannteste Stadt ist San Pedro de Atacama, die meiner Meinung nach ein wenig touristisch ist, sich dennoch als Ausgangspunkt für weitere Touren in der Gegend sehr gut eignete. Auch am Abend boten sich in der Stadt unterhaltsame Aktivitäten wie etwa Karaoke – etwas, was ich wohl nie vergessen werde. Leider hatte ich nicht mehr so viel Zeit, um auch andere Teile von Chile anschauen zu können, sodass es hier noch etliches gibt, was auf meiner Bucket-List geblieben ist.

Faszination Buenos Aires

Der letzte größere Stopp meiner Reise war dann Buenos Aires. Hier bin ich von Salta aus – was relativ nah an San Pedro de Atacama liegt, hingeflogen. Unter Buenos Aires konnte ich mir tatsächlich vorher wenig vorstellen, da mir keine besonderen Sehenswürdigkeiten oder ähnliches bekannt waren. Der Name Buenos Aires hat für mich aber schon immer etwas ganz besonderes an sich gehabt und daher kann ich definitiv sagen, dass ich eine große Vorfreude hatte, der Stadt der “guten Lüfte” einen Besuch abzustatten.

Buenos Aires Streetart

Ich wurde hier wahrlich nicht enttäuscht. Auch wenn ich von einigen anderen Personen bereits gehört habe, dass ihnen Buenos Aires nicht sonderlich gefallen hat, habe ich nach ein paar Tagen dort gedacht: Hier könnte ich mir vorstellen zu leben (natürlich nur rein theoretisch 😉). Denn was mir wirklich gut gefallen hat, waren die vielen unterschiedlichen Stadtviertel, die alle ihren eigenen Charme hatten.

Geschäft in Buenos Aires

Manche waren eher aufgrund ihrer historischen und opulenten Architektur faszinierend, andere bestachen durch verrückte Street-Art an den Häuserwänden und wiederum andere verfügten über so viele Grünflächen, dass man beinahe vergaß, gerade in einer Großstadt zu sein.

Buenos Aires Skyline

Ein weiterer Punkt, weshalb gerade Buenos Aires mir am Ende der Reise so gut gefallen hat, war auch der Kontrast zu den vorherigen Destinationen. Während ich auf Teilen der Reise komplett ohne Strom und Internet war, so war das pulsierende Stadtleben in der modern wirkenden Metropole ein spannender Wechsel.

Fazit zu meiner besten Reiseerfahrung

Es war für mich schwierig, die eine Reise herauszusuchen, die ich als die Beste bezeichnen würde, doch am Ende ist es meine erste (und bisher leider einzige) Südamerika-Reise geworden. Es war natürlich nicht alles nur rosarot während des Trips, ich denke, das wird im Text auch deutlich – doch gerade in der Imperfektion lag für mich das Spannende. Eine Reise ist für mich gut, wenn ich mich noch Wochen und Jahre später an kleinste Details erinnere und beim Durchschauen der schönen Bilder gedanklich wieder zurückreisen kann. Genau das habe ich mit dieser Reise – vielleicht aber auch, weil sie das letzte größere Abenteuer vor Corona war.

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Autorin

Wenn Anna unterwegs ist, ist sie in ihrem Element. Selten ist sie mehr als ein paar Tage am selben Ort. Der nächste Kurztrip oder eine Fernreise stehen immer schon in ihrem Kalender. Nach ihrem Tourismus-Studium konnte sie ihre Leidenschaft zum Beruf machen und teilt auf reisetopia.ch ihre Erfahrungen, Tipps und News aus der Reisewelt mit euch.

Fragen? In der reisetopia Club Lounge auf Facebook beantworten wir Eure Fragen.

  • Danke für den interessanten Artikel) Könntest Du auch beschreiben, was nicht rosarot war und mit welchen negativen Aspekten man rechnen muss? Hast Du dich sicher gefühlt während der Reise?

    • Hey 🙂 danke für dein liebes Feedback! Ich habe mich tatsächlich fast durchgehend sicher gefühlt (und zwar mehr als ich erwartet hätte), ich war aber auch so gut wie immer mit anderen unterwegs. Auch gab es keine aufdringlichen Personen, die etwas von den Touristen wollten oder ähnliches – die meisten Menschen waren wirklich unfassbar freundlich. Was nicht “rosarot” war, waren die Proteste in Bolivien, die ich im Text leicht angeschnitten habe (aber nicht zu sehr den Fokus drauf legen wollte). Ich denke, das war zum damaligen Zeitpunkt eine Art Sondersituation, da kurz vorher die umstrittene Wahl von Evo Morales war und dementsprechend die Lage angeheizt war. Nachts sind dann schon “wütende” Protestzüge durch die Straßen gelaufen und einzelne Städte (wie z.B. Sucre) wurden für den Autoverkehr komplett abgeschottet. Wir haben uns damals nach mehreren Tagen Stillstand dann dafür entschieden, ein wenig aus der Stadt hinauszugehen, um dann mit einem Taxi zum nächsten Flughafen zu gelangen. Von dort aus ging es dann mit einem Zwischenstopp in Santa Cruz nach Uyuni – und in Santa Cruz war dann tatsächlich der einzige Zeitpunkt, zu dem ich mich unsicher gefühlt habe, da dort Privatpersonen (es wirkte wie eine Art Bürgerwehr), den Verkehr kontrolliert haben und einen nur weitergelassen haben, wenn man ein gültiges Flugticket hatte. Das war schon eine etwas skurrile Situation und ich war froh, dann irgendwann im Flugzeug nach Uyuni zu fliegen (wo natürlich von den Protesten in den Großstädten nichts mehr zu merken war). Ich denke aber wie gesagt, dass so etwas sicher nicht immer zu erwarten ist, da die Vorkommnisse ja ganz klar der damals stattfindenden Wahl zugeschrieben werden konnten. Ich plane auf jeden Fall ein Wiedersehen mit dem Kontinent in Post-Corona-Zeiten 🙂

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