Auch, wenn ich des Öfteren mit Problemen beim Bahnfahren konfrontiert wurde, ist diese Fortbewegungsmethode nicht ohne Grund die angenehmste für mich. Warum ich die Bahn zum Beispiel gegenüber dem Auto oder Flugzeug favorisiere, lest Ihr in diesem Beitrag.
Bei der Bahn läuft nicht immer alles so, wie man sich das als Fahrgast wünschen würde. Die Probleme reichen von defekten Klimaanlagen über zahlreiche Verspätungen bis hin zu einem zu schlecht ausgebauten Schienennetzen. Das klingt zwar erst mal nach langen und unbequemen Zugfahrten, in meiner Wahrnehmung ist das jedoch etwas anders.
Mehr als nur ein Fortbewegungsmittel
Zu Beginn muss ich auch zugeben, dass mein Heimatort recht gut an das Bahnnetz angeschlossen ist, wodurch Bahnfahren für mich schon immer dazugehörte und das Nonplusultra ist. Damit habe ich definitiv Glück, denn auch ich lese immer wieder von “abgehängten” Regionen, welche nur schwer mit dem Zug oder anderen öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen sind. So kam es auch, dass ich immer – wenn möglich – die Bahn nutzte, egal ob für Urlaube, das Besuchen von Freunden oder für die Fahrt in die Heimat.
Mit der Bahn fahren bedeutet für mich aber einiges mehr als “nur” von A nach B zu kommen. Einen recht großen Vorteil stellt für mich bereits der Fakt dar, dass ich kein Auto brauche und somit auch bei Ankunft an meiner Zieldestination nicht nach einem Parkplatz suchen muss – in manchen Großstädten schon eine echte Herausforderung. Dies ist bei Zugfahrten bekanntermaßen nicht notwendig und hat ebenfalls den Vorteil, dass man normalerweise recht zentral ankommt und nebenbei problemlos mit dem öffentlichen Nahverkehr sein Endziel anpeilen kann. Genau das stellt an dieser Stelle auch die Anreise per Flugzeug in den Schatten, denn der Weg in die Innenstadt kann schon mal länger dauern, teuer und beschwerlich sein.
Falls man seinen Anschlusszug aufgrund einer Bahn-verschuldeten Verspätung verpassen sollte, muss man sich ebenfalls keine Sorgen machen. So darf man in dem Fall jeden anderen Zug nehmen und bekommt manchmal kostenlose Verzehrgutscheine, mit denen man dann die Wartezeit überbrücken kann. Bei einer Verspätung ab einer Stunde am Zielort bekommt man auch 25 Prozent des anteiligen Ticketpreises zurück. Ab zwei Stunden sind es sogar 50 Prozent.
Was macht Bahn fahren für mich so attraktiv?
Doch warum fahre ich überhaupt so gerne Bahn? Ehrlich gesagt habe ich mir diese Frage schon das ein oder andere Mal selbst gestellt, als mein Zug mal wieder Verspätung hatte und ich deswegen am Bahnhof fest saß. Doch führen wir erstmal die positiven Aspekte auf. Der Zug kann in meinen Augen deutlich in Sachen Komfort punkten, denn schon in der zweiten Klasse sind die Sitze bequemer und größer als beispielsweise in Fernbussen, manchen Autos oder dem Flugzeug. Der ICE 1 hat in der zweiten Klasse einen Sitzabstand von 1.025 Millimetern, bei Flugzeugen auf der Kurzstrecke beträgt dieser im Durchschnitt 790 Millimeter und auf der Langstrecke 840 Millimeter (jeweils Economy Class). Zudem ist das Ruckeln viel geringer als beispielsweise im Auto oder im Fernbus, was auf die gleichmäßige Fahrt auf den Schienen zurückzuführen ist. Dadurch kann ich im Zug gut arbeiten und deutlich besser schlafen, was mir im Gegensatz zur Anreise per Auto, Bus oder Zug ein ausgeruhtes Gefühl nach der Fahrt vermittelt.
In der ersten Klasse kann man sogar noch einen höheren Komfort als in der zweiten Klasse genießen. Diese kommt mit einer 1-2 Bestuhlung und einem Sitzabstand mit 1.114 Millimetern (ICE 1), der zwar nur etwas größer als die 2. Klasse ist, allerdings ist es in der ersten Klasse erfahrungsgemäß deutlich ruhiger. Damit eignet sich diese noch besser zum Arbeiten und natürlich schlafen. Auch die automatische Sitzplatzreservierung in der 1. Klasse ist immer recht praktisch. In Zeiten der Pandemie wird Euch der Nebensitz automatisch blockiert, was gerade im Gegensatz zu Fernbussen oder Flugzeugen recht angenehm ist. Dazu kann man sich bequem Speisen und Getränke bequem an den Sitz bestellen, was zwar in Flugzeugen ähnlich ist, jedoch nicht bei den anderen Verkehrsmitteln.
Ein weiterer großer Vorteil – den ich kurz schon genannt hatte – ist die Möglichkeit zum Arbeiten durch die Stabilität des Zuges und die extra Tische. Die Tischgröße in den Fernverkehrszügen der Bahn ist dabei deutlich größer als in Fernbussen oder als in manchen Flugzeugen. Da alle ICEs und bald auch alle ICs der Deutschen Bahn mit Wi-Fi ausgestattet sind, klappt es sogar manchmal (wenn man Glück hat) auch mit Calls. Aber selbst zum Surfen oder Streamen kann die Geschwindigkeit hier und da mal ausreichen. Diese Faktoren tragen für mich dazu bei, dass ich das Arbeiten in Zügen deutlich angenehmer finde, als in anderen Verkehrsmitteln und ich den ein oder anderen Artikel schon im Zug verfasst habe. Dieses Argument ist für mich das schwerwiegendste, da man dadurch die Zugfahrt effektiver “nutzen” kann. Egal, ob fürs Arbeiten, Filme schauen oder einfach nur zum Schlafen, der Zug hat bei allen drei Eckpunkten die Nase klar vorn.
In Sachen Gepäck kann die Bahn ebenfalls punkten. Zwar darf jeder Fahrgast offiziell nur ein weiteres Gepäckstück neben dem Handgepäck im Zug mitführen, doch in der Realität habe ich noch nie davon gehört, dass dies kontrolliert beziehungsweise durchgesetzt wurde. So bin ich auch schon in den Skiurlaub mit zwei großen Taschen inklusive Skiern gefahren und hatte damit keinerlei Probleme. Zudem gibt es gerade in den neuen Fernverkehrszügen der Bahn ausreichend Stellplätze für Gepäck, womit Ihr auch in vollen Zügen noch genug Platz für Euer Gepäck finden solltet.
Ein letzter relevanter Punkt ist auch die Anreise – denn abgesehen von der oben genannten Tatsache, dass die Bahnhöfe meist recht zentral liegen, muss man hier auch nicht Stunden vorher da sein, sondern kann ruhig 10-15 Minuten vorher anpeilen – eine große Zeitersparnis!
Verspätungen und andere Überraschungen sind jedoch an der Tagesordnung
Durch das regelmäßige Bahnfahren habe auch ich schon die ein oder andere negative Erfahrung mit der Bahn machen müssen. Was dort heraussticht sind die alltäglichen Verspätungen, welche zum Bahnfahren leider dazu gehören – ich plane deswegen immer mit einer Stunde zusätzlich. Darüber hinaus waren gerade Verspätungen im vergangenen Winter lästig, da Cafés oder Restaurants aufgrund der Pandemie geschlossen hatten und man somit am kalten Bahnhof ausharren musste, anstatt sich irgendwo reinsetzen zu können.
Auch dieser Satire-Tweet vom Postillon passt ziemlich gut zu den regelmäßigen Zugausfällen im Winter der Deutschen Bahn. So saß ich erst dieses Jahr im Februar für eine Woche fest, weil einfach kein Zug mehr fuhr. Letzten Endes habe ich mich dann für eine Umleitung entschieden, um wenigstens irgendwie nach Hause fahren zu können.
Wenn Ihr noch mehr über die Probleme rund um die Bahn lesen wollt, empfehle ich Euch die Kolumne von unserer Autorin Lilli zu diesem Thema!
Welche Rolle spielt der Preis?
Zugegeben ist der Preis für Zugtickets nicht immer der günstigste, erst recht wenn man die Tickets kurzfristig vor der Abfahrt bucht, wofür schon mal über 150 Euro für eine Fernverkehrsfahrt innerhalb Deutschlands fällig werden können, was in meinen Augen einfach zu viel ist. So bietet die Konkurrenz um FlixTrain beziehungsweise Flixbus oder auch die Busse von BlaBlaCar deutlich günstigere Tickets, wo die Preisdifferenz erst recht bei einer kurzfristigen Buchung deutlich wird. BlaBlaBus hat beispielsweise zum Re-Start nach der Coronapause Tickets für drei Euro angeboten. Aber natürlich muss man dafür immer Abstriche beim Komfort und auch teilweise beim WLAN machen, was leider nicht immer in den FlixBussen funktioniert. So sind die Tische so klein, dass man nicht darauf arbeiten kann und BlaBlaBus verzichtet gänzlich auf WLAN an Bord. So kann die Bahn die teilweise sehr hohen Preise mit dem Komfort begründen.
Aufgrund der hohen Preise habe ich mir angewöhnt, die Tickets mindestens drei Wochen vor Abfahrt zu buchen, um von den Super Sparpreisen profitieren zu können, bei denen es immer wieder spezielle Angebote gibt. Dazu gibt es immer wieder Aktionen, bei den man vergünstigte Bahn Gutscheine kaufen kann und somit auch noch ein paar Euros sparen kann. So kommt es mir als Student natürlich auch gelegen, dass ich relativ flexibel bin und mich somit nach den günstigsten Zugverbindungen richten kann. Zusammen mit meiner BahnCard 25 komme ich somit in den meisten Fällen auf niedrige Preise.
Interne Kommunikation führt öfter zu Problemen
Mein negativstes Erlebnis hatte ich bisher jedoch mit einem defekten Schließfach am Wuppertaler Hauptbahnhof, weswegen ich meinen Zug verpasst habe und somit an dem Tag nicht mehr nach Hause gekommen bin. Deswegen versicherten mir die Mitarbeiterinnen am Wuppertaler Hauptbahnhof, dass sich die Kollegen in Hannover um alles Weitere kümmern werden und ich nun erst mal nach Hannover fahren solle, um dort in einem Hotel zu übernachten.
Nachdem ich in Hannover angekommen bin, sagten mir die Mitarbeiter dort, dass die Wuppertaler Kollegen mir eine entsprechende Bescheinigung für einen Hotelaufenthalt oder ein Taxi hätten ausstellen müssen, was diese offensichtlich nicht getan haben. Jedoch habe ich im Nachhinein mithilfe des Fahrgastrechteformulars der Deutschen Bahn die Hotelkosten inklusive Frühstück und 50 Prozent der Kosten der Rückfahrt erstattet bekommen.
Allerdings hatte ich auch schon die freudige Situation, dass mein Zug 45 Minuten früher abgefahren ist, um eine kommende Verspätung ausgleichen zu können. Dort habe ich nur mit Glück den ICE noch geschafft. Was mich an der Situation am meisten geärgert hat, ist, dass die Bahn mich erst 30 Minuten vor der regulären Abfahrt – also wäre es dort schon zu spät gewesen – über die Fahrplanänderung informiert hat. Jedoch habe ich meine Verbindung auch davor nicht mehr kontrolliert, wodurch sich diese Situation sicherlich hätte vermeiden lassen können. Seitdem schaue ich ein paar Tage in regelmäßigen Abständen auf dem DB-Navigator vor Fahrtantritt, ob die auf dem Ticket angezeigte Verbindung noch angeboten wird. Das rate ich übrigens jedem! 😉
Obwohl ich durchaus das ein oder andere negative Erlebnis mit der Deutschen Bahn erlebt habe, ist der Zug für mich weiterhin das bevorzugte Fortbewegungsmittel. Denn die negativen Erlebnisse sind die Ausnahme und die positiven Aspekte der Bahn überwiegen in meinen Augen eindeutig.
Fazit zu meiner Liebe zum Zugfahren
Ich fahre schon seit klein auf gerne Zug und werde dies auch weiterhin so beibehalten, denn Bahn fahren bringt für mich viele Vorteile mit. So kann man die Zeit während der Fahrt ideal zum Arbeiten oder Surfen nutzen und genießt einen durchaus hohen Komfort. Allerdings bin auch ich nicht von den Problemen der Bahn verschont geblieben und musste schon so einige Verspätungen und Zugausfälle hinnehmen. Trotz alledem ist die Bahn in meinen Augen sehr komfortabel und kundenfreundlich und erstattet anteilige Ticketpreise bei verspäteten Ankünften am Zielbahnhof zumeist anstandslos.
Was ist Eure Meinung zur Bahn? Wo seht ihr Verbesserungsbedarf?
“In Zeiten der Pandemie wird Euch der Nebensitz automatisch blockiert…”
Ja – so wird es beworben.
Allerdings habe ich erst vor zwei Tagen erlebt, wie in der 1. Klasse JEDER Sitz belegt war. Und zwar auch von Leuten, die aus der 2. Klasse wegen massiver Überfüllung abgewandert waren. Kontrolle? Fehlanzeige.
Dass nur jeder zweite Platz reserviert werden kann ist zwar richtig, führt aber im Zweifel eben nicht zu mehr Abstand zu anderen Fahrgästen weil über den unregulierten Ticketverkauf die Züge trotzdem (nicht oft, aber auf bestimmten Strecken und zu bestimmten Zeiten dann doch wieder zunehmend) rappelvoll sein können und sich die Fahrgäste natürlich genauso unreguliert auf jeden freien Platz setzen können – und es auch tun.
Somit wird mit der Maßnahme, dass nur jeder zweite Platz reserviert werden kann, am Ende doch kein epidemologischer Vorteil in Corona-Zeiten generiert und ist damit nichts weiter als substanzloser Werbesprech…
Bahnfahren ja/nein ist für mich immer eine Frage der Alternativen und damit eine Frage, wo man ist und welches Ziel man anstrebt. Bei mir in Österreich scheidet ja bei Inlandszielen das Flugzeug eher aus, aber speziell bei Zielen weitab von größeren Städten hat die Bahn auch schlechte Karten. Da hat das Auto, egal ob eigenes oder Leihwagen, die Nase vorn. Ganz anders z.B. in Japan: dort könnte ich auch zum Eisenbahnfan werden – pünktlich, sauber, schnell und disziplinierte Mitreisende.
Also mich haben die die neuen Züge IC2, KISS, ICE 4, der ICE 3 redesign von über 20 Jahren BahnCard 100 auf das Flugzeug gebracht, und ich bereue es nicht.
Erst mal ist in den neuen Zügen kein entspanntes reisen bei Fernfahrten ab 1 Stunde mehr möglich meine Fahrten dauern meist so 5,5-7 Stunden (München-Hamburg) wie du schon schriebst in Wuppertal, interessiert es die DB nicht im Geringsten einem zu helfen um noch an sein Ziel zu kommen, stattdessen darf man in vorkasse gehen, und mit Glück erhält man 80€ Hotelkosten zurück. Bei Lufthansa habe ich stattdessen genau das Gegenteil erlebt, in FRA der Flieger kaputt, wir wurden am Gate von einer Mitarbeiterin abgeholt, und 30 Minuten später war ich im Hotel. Ich will jetzt kein Bahn Bashing betreiben, jedoch ist der Große Unterschied, dass sich bei der Lufthansa bei unregelmäßigkeiten um einen gekümmert wird, und es der DB mit den Worten eines Zugbegleiters „egal ist wie sie nach Hause bzw. an Ihr Ziel kommen“