Seit März dieses Jahres gilt derzeit eine pauschale Reisewarnung für insgesamt 160 Länder, die nach neusten Informationen des Auswärtigen Amts bis Ende des Monats noch fortbestehen bleiben und nicht am 14. September eingestellt wird. Dafür soll diese am 1. Oktober enden.
Laut der deutschen Presseagentur habe die Bundesregierung heute festgelegt, die weltweite Reisewarnung, die am 14. September auslaufen sollte, bis zum 30. September zu verlängern. Ab Oktober sei dann geplant differenzierter bei der Bewertung einer Reisewarnung vorzugehen und sich die Lage in jedem Staat genau zu untersuchen. Allerdings geht man davon aus, dass für Länder, die vom Robert Koch Institut als Risikogebiet eingestuft sind, die Reisewarnung auch anschließend fortführend bestehen bleibt, es sei denn bestimmte Quarantänebedingungen würden vorher vereinbart werden.
Heftige Kritik von Reise- und Tourismusverbänden
Von einer Reisewarnung und Einstufung als Risikogebiet sind nicht nur die Länder selbst sowie zahlreiche Reisende betroffen, sondern besonders auch die Reiseveranstalter und allgemein Tourismus- und Reiseverbände, die mittlerweile fast alle an die Grenzen ihrer Existenz stoßen dürften. Derzeit sind 135 Länder als Risikogebiet eingestuft worden, die auf der Homepage des RKI genauer aufgelistet werden.
Der Deutsche Reiseverband kritisiert derzeit stark, dass die derzeitige Reisewarnung circa 80 Prozent aller Länder der Welt betreffe, unabhängig von den Kriterien des RKI’s für die Einstufung als Risikogebiet – lediglich in Europa wird diese Lage etwas differenzierter analysiert. Auch wenn eine Reisewarnung kein direktes Einreiseverbot mitbegründet, bleibt den Reiseveranstaltern kaum eine andere Wahl als ihre Reisen in die betroffenen Regionen zu stornieren. Der DRV ebenso wie der BTW fordert bereits seit August von der Bundesregierung “differenzierte Reisehinweise“, „eine kluge Teststrategie“ und „rechtzeitige Kommunikation“.
Reisewarnung für Mallorca und Kanaren sind ein harter Schlag
Dass Spanien erneut mit einem derart heftig ansteigenden Infektionsgeschehen konfrontiert wird, belastet die Reisebranche sehr. Viele Urlauber mussten ihre gebuchten Reisen auf die Balearen stornieren oder umbuchen. Dabei ergab sich für sicherlich einige Urlauber die Möglichkeit spontan ihre Reise auf die Kanaren zu verlagern – ein ebenso extrem beliebtes Reiseziel bei den Deutschen. Doch aufgrund täglich ansteigender Fallzahlen wurden auch die Regionen im Atlantik als Risikogebiet eingestuft und zudem eine Reisewarnung ausgesprochen. Der DRV äußert seinen Unmut dazu:
Es ist nicht verhältnismäßig, die gesamten Kanaren unter die Reisewarnung zu stellen, obwohl sich die Infektionszahlen nur auf einige wenige Gebiete beschränken. Risikogebiete sollten möglichst zielgenau und differenziert ausgewiesen werden – ähnlich wie dies in Deutschland bereits auf Landkreisebene geschieht.
Deutscher Reiseverband
Aus Sicht des Verbands seien nur Gran Canaria und Teneriffa zunächst betroffen. Eines ist klar: Eine Erholung der Wirtschaft wird ohne Reisen auf längerfristiger Basis gesehen sehr schwierig werden, insbesondere da die Deutschen mit zu den reiselustigsten Menschen weltweit zählen – nicht umsonst zählt das Land noch vor ungefähr zwei Jahren als Reiseweltmeister.
Auch die Reiseagentur DER-Touristik hofft, dass das Auswärtige Amt in Zukunft klarer differenzieren wird.
Wir hoffen, dass das Auswärtige Amt statt einer Reisewarnung differenzierte Sicherheitshinweise für die Kanaren erlässt und Urlaub demnächst wieder möglich sein wird.
Ingo Burmester, Zentraleuropa-Chef von DER Touristik
Hoffnungslose Blicke in der Reisebranche gehören mittlerweile dem Alltag aufgrund von zunehmenden Neuinfektionen, verhängten Reisewarnungen und Risikogebieten. Dass die Tourismusbranche aufgrund der Krise mit am stärksten betroffen war, ist nicht verwunderlich. Allerdings konnte der Tourismus in den meisten Ländern, insbesondere in Europa, in den letzten Monaten wieder etwas hochgefahren werden – andere Branchen sind seit Beginn der Pandemie stillgelegt und hoffen ebenfalls schnellstmöglich auf bessere Aussichten.
Fazit zur Verlängerung der weltweiten Reisewarnung
Dass nun die weltweite Reisewarnung erneut bis Mitte September verlängert wird, ist aufgrund der steigenden Fallzahlen nicht verwunderlich. Ob diese noch mal verlängert wird, scheint gerade in Zusammenhang mit der Quarantänepflicht, die ab Oktober gelten soll, äußerst spannend. Auf die Tourismusbranche scheinen jedoch weiterhin keine positiveren Zeiten zuzukommen.
Das einzige Ärgernis mit der Reisewarnung ist für mich, daß die AMEX Platinum Reiseversicherung aussteigt. Kann ich zwar zum größten Teil anderweitig versichern, aber das Risko einer Quarantäne ist, soweit ich informiert bin, nur hier versicherbar. Ansonsten ist die Reisewarnung relativ uninteressant und in der Praxis irrelevant für mich, da sie keinerlei Auswirkung hat.
Mich wundert, daß die Reiseveranstalter kritisieren, die Reisewarnungen seien nicht verhältnismäßig. Die Reisewarnung hält ja i.d. Regel nicht davon ab reisen zu können, sofern die Veranstalter Ihre Flüge bzw. Reisen durchführen. Hier haben Veranstalter sowie Kunden keine unlösbaren Probleme, sofern Kunden sich die entsprechenden Versicherungen suchen.
Anders sieht es mit der ebenfalls nicht verhältnismäßig und zumindest ausserhalb der EU sehr pauschalen Risikoliste des RKI aus. Diese ist, anders als die weitgehend zu vernachlässigende Reisewarnung, wirklich relevant, da sie Probleme für Veranstalter sowie Reisende macht, die nicht sein müssten, wenn hier endlich sorgfältig genug recherchiert werden würde. Hier muss endlich dringend differenziert werden! Beispiel: Seychellen: Weiterhin auf der Risikoliste, seit Monaten kaum Covid-19 Fälle. Deutschland hingegen befindet sich KEINESWEGS auf der “low risk” list der Seychellen! Viele Länder sind hier deutlich besser! Wir haben einfach zu viele Corona Fälle um auf diese Liste zu dürfen! Und zwar NICHT erst seit der eigenartigen “Reiserückkehrer” Diskussion! Wir maßen uns aber an andere Staaten, ohne ausreichend differenzierte Betrachtung als Risikogebiet zu bezeichnen. Selbiges gilt für die Kleinen Antillen. Die nicht europäischen Inseln sind weiterhin gering belastet, jedoch unverändert Risikogebiet.
Falls die Reiseveranstalter etwas erreichen wollen, so sollten sie eine endlich realistische und sorgfältige Betrachtung der Risikogebiete forcieren und sich nicht auf die Reisewarnungen beschränken, welche ohnehin relativ uninteressant sind.
Mich stört am meisten die Tatsache, dass die Leute jämmerlich krepieren, die AMEX Platinum und ihre Vorzüge treten da ziemlich hinter zurück.
Ansonsten gilt die Reisewarnung nicht nur für Länder, in denen es FÜR DICH zu gefährlich ist, sondern auch für solche, die zwar derzeit an sich sicher sind, aber eben (zu DEREN Schutz!) keine Ausländer hereinlassen, erst recht nicht solche aus Risikogebieten wie Europa, und sich komplett abkapseln. Du hättest das Risiko entweder am Flughafen zu stranden oder in der Quarantäne zu verschimmeln, nicht gerade das, was du möchtest.
Demnächst soll ja eine differenzierte Betrachtung vorgenommen werden, was nur positiv beurteilt werden kann, aber das heißt auch noch nicht, dass die Welt plötzlich wieder offen stände.
Hallo Ralf, ich stimme Dir vollkommen zu, daß das schlimmste momentan die Erkrankung selbst ist und die Einschränkungen beim Reisen im Vergleich zweitrangig sind.
Da ich selbst Menschen gut kenne, die in im Frühjahr betroffener Region im Krankenhaus arbeiten, kannst Du mir glauben, daß ich Covid-19 sehr ernst nehme und selbst die erforderlichen Gesundheitsregeln äusserst akribisch beachte. Und zwar unabhängig davon, innerhalb welcher nationalen Grenzen ich mich gerade befinde! Wahrscheinlich nehmen viele Menschen Covid-19 nicht so ernst oder missachten die Regeln, weil sie die Krankeit ausschließlich in Form von Zahlen durch die Presse kennen. Dies ist bei mir jedoch nicht der Fall!
Das große Problem ist sicherlich ein Mangel an Disziplin bei einem viel zu großen Anteil der Bevölkerung. Wenn das besser funktionieren würde, so würde man sicher freier Reisen können.
Deswegen aber für fast alle Länder der Erde über Monate diese pauschale Reisewarnung sowie eine zum großen Teil undifferenzierte Risikoliste beizubehalten, anstatt sich mit der hohen Disziplinlosigkeit zu beschäftigen, ist übertrieben. Hier hätte man sich, zumindest nach einiger Zeit, schon die Mühe machen sollen, etwas genauer hinzusehen. Es ist verwunderlich, daß das von der Wirtschaft (nicht nur Reisebranche) so lange hingenommen wurde. Aktuell erfährt die Bundesregierung ja aus diesem Kreis größeren Widerstand, mal sehen ob es was bewirkt.
Die Reisewarnung allerdings ist sicher zum Schutz Deutscher gedacht und nicht um andere, sichere Länder vor uns zu schützen. In diesem Punkt muß ich Dir somit leider widersprechen. Denn das können diese Länder durch Einreisebeschränkungen selbst und benötigen hierfür nicht eine pauschale undifferenzierte Warnung vom Auswärtige Amt. Es gibt genügend sichere Länder, die uns unter Auflagen einreisen lassen, mit mittlerweile bestehenden stabilen Flugverbindungen, vor denen allerdings das AA weiterhin recht pauschal warnt (und das RKI macht selbiges).
Und was das mit der AMEX und deren Vorzüge betrifft: Mir ist einfach keine andere Versicherung bekannt, die Quarantänestellung vor Abreise ohne Erkrankung abdeckt. Und um in ein o.g. sicheres Land zu reisen, welches uns auch einreisen lässt, wird mir diese Versicherung dann verwehrt, nur weil das AA mit dem Gießkannen Prinzip warnt, was nicht sein müsste. Ist eben etwas ärgerlich.