Der Tourismusbeauftragte der Bundesregierung, Thomas Bareiß (CDU) sieht den Trend im Sommerurlaub bei lokalen Reisen, ohne entsprechende Vorteile für Geimpfte.
Nach dem Wintereinbruch am Wochenende und dem harten Lockdown, der uns nun schon seit einigen Wochen begleitet, sehnen sich viele Deutsche nach baldigen Lockerungen. Auch die Planung des Sommerurlaubs steht für viele ganz oben auf der Liste. Auf vorzeitig Lockerungen dürfen Geimpfte aber nicht hoffen, wie der Tourismusbeauftragte die Aussichten für das Urlaubsjahr 2021 gegenüber Business Insider bekannt gibt.
Sorgenfreier Urlaub in Deutschland
Der Sommerurlaub steht faktisch vor der Tür, doch an unbeschwerte Reisen mit mehr Normalität nach dem Coronajahr 2020 ist auch 2021 vorerst nicht zu denken. Bereits Anfang des Jahres machte der Tourismusbeauftragte der Bundesregierung, Thomas Bareiß (CDU), deutlich, dass er mit mehr Reisefreiheit für die Deutschen erst zu den Pfingstferien rechnet. Im Hinblick auf das Urlaubsjahr 2021 bekräftigt er diese Aussage nochmals und betont, dass Reisen innerhalb Deutschlands am ehesten mit mehr Normalität möglich sein werden.
Die meisten werden in Deutschland bleiben, aber auch Auslandsreisen werden schrittweise wieder möglich.
Thomas Bareiß, Tourismusbeauftragter der Bundesregierung
Doch derzeit planen einige Länder, auch in Europa, entsprechende Vorteile für Geimpfte einzuführen, darunter auch Dänemark. Mit einer Coronaimpfung im Impfpass soll zuerst Geschäftsreisenden die Einreise erleichtert werden, nachdem das Land vor kurzem die Einreise verschärft hatte. Für die Zukunft plant die dänische Regierung den Pass mit dem entsprechenden Impfnachweis auch für Touristen.
Das Urlaubsjahr 2021 sieht für Deutsche also vor allem innländische Reisen und Reisen in sichere Länder mit einem entsprechenden Hygiene- und Sicherheitskonzept vor, so Thomas Bareiß.
Die klassische Pauschalreise in Griechenland, der Türkei, Mallorca, das wird unter entsprechenden Hygiene- und Infektionsschutzvorkehrungen sicher sein können. Das gleiche gilt möglicherweise auch für Fernreisen, wie in die USA.
Thomas Bareiß, Tourismusbeauftragter der Bundesregierung
Wo sich die Inzidenzwerte in Ländern unterscheiden, können Reisekorridore errichtet werden, die Urlaube in einzelnen Regionen möglich machen sollen, wie beispielsweise in Ägypten. Der Rest des Landes bleibt somit Risikogebiet, die einzelnen Gebiete können aber problemlos von den Fluggesellschaften angeflogen werden.
Impfvorteile bieten noch viel Diskussionsbedarf
Den Trend zum Heimattourismus wurde auch auf dem deutschen Hotellerie-Kongress der Fachzeitschrift ahgz besprochen. Laut Bareiß, werden in Deutschland durch die Sicherheits- und Hygienekonzepte sorgenfreie Urlaube möglich sein und die Hotellerie, je nach Kapazität und Art des Urlaubs, entsprechend schnell hochfahren. Seiner Ansicht nach werden Städtereisen schneller möglich sein, als Wellnessurlaube. Doch ein Thema beherrscht derzeit ebenfalls das Diskussionsgeschehen. Neben den erhofften Lockerungen geht es auch um mögliche Vorteile für geimpfte und damit eine schnellere Rückkehr zur Normalität für eben diese. Während viele Länder darüber nachdenken, hält sich Deutschland bislang bedeckt.
Sonderregeln würden vor allem ethische Fragen aufwerfen, da die Bürger den Zeitpunkt ihrer Impfung selber nicht beeinflussen können.
Thomas Bareiß (CDU)
Sonderregelungen oder Freiheiten würden für eine Zwei-Klassen-Gesellschaft sorgen und somit auch Ungerechtigkeit unter der Bevölkerung auslösen. Zudem liegt Deutschland mit seinen Impfungen pro 100.000 Einwohner im weltweiten Vergleich stark zurück. Außerdem müssen nach Thomas Bareiß vor einer Reisefreiheit für Geimpfte noch viele rechtliche und ethische Grundlagen geklärt werden.
Wird eine Pauschalreise abgesagt, weil ein Ziel zum Risikogebiet erklärt wird, bekommen Urlauber ihr Geld erstattet – doch hätte ein Geimpfter ebenfalls Anspruch darauf?
Thomas Bareiß (CDU)
Wichtig sei es jetzt, einen Überblick über die europaweite Gefahrenlage zu haben, dass Virus mache schließlich nicht Halt vor den Landesgrenzen. Zudem gilt es jetzt einen hohen Impfgrad in der Bevölkerung zu erreichen, denn so kann im Sommer auch eine große Reisefreiheit möglich gemacht werden. Zwar denken viele, im Zeitalter der Digitalisierung und durch das Aufkommen der Videokonferenzen in der Coronakrise, weniger an Messen oder Konferenzen, doch Bareiß sieht auch für diese Branche Hoffnung.
Für das Exportland Deutschland sind Messen und Kongresse weiterhin ein wichtiger Faktor. Diese Form von Marktplätzen gab es seit Menschengedenke.
Thomas Bareiß (CDU)
Auch wenn viele Länder für einen Impfass sind, sieht Bareiß auch ohne diesen gute Chancen für das Tourismusjahr 2021 und erwartet mit mehr Sicherheit einen regelrechten Boom.
Fazit zum Tourismus-Ausblick in 2021
Auch in diesem Jahr gibt es viele Fragen in der Coronakrise, vor allem die Frage nach Lockerungen und baldigen Reisefreiheiten bietet viel Raum für Diskussionen. Viele Länder haben in den letzten Wochen ihre Einreisebestimmungen verschärft, im gleichen Atemzug aber auch Reise-Privilegien für Geimpfte eingeführt. Deutschland hielt sich in diesen Fragen bislang zurück und sieht vor allem rechtliche und ethische Fragen, die noch ungeklärt sind. Branchenvertreter gehen derzeit davon aus, dass Urlaube wohl erst zu Pfingsten möglich sein werden. Gleichzeitig erwarten sie aber auch einen regelrechten Boom vor allem in Deutschland selbst, denn die Nachfrage nach Heimaturlaub ist seit dem letzten Jahr so hoch wie lange nicht mehr. Für viele hört sich dies nach einer großen Hoffnung an, für viele kleine Betriebe könnte der Sommer auch zu spät sein. Es wird sich wohl erst in den kommenden Monaten zeigen, wie die Bundesregierung Reisen im zweiten Coronajahr handhaben möchte!
“Die klassische Pauschalreise in Griechenland, der Türkei, Mallorca, das wird unter entsprechenden Hygiene- und Infektionsschutzvorkehrungen sicher sein können.”
– Wenn man zufrieden ist im Touristenghetto eingesperrt zu werden, bitteschön^^ Ich halte es allerdings angesichts der Erfahrungen des letzten Sommers nicht nur auf Mallorca für übertrieben optimistisch zu glauben, dass feier- und erlebnishungrige Touristenscharen sich auch nur ansatzweise an die Abstands- und Hygieneregeln halten werden, man ist ja schließlich frei und im Urlaub und will die Sau raus lassen.
“Sonderregeln würden vor allem ethische Fragen aufwerfen, da die Bürger den Zeitpunkt ihrer Impfung selber nicht beeinflussen können.”
– Ja, es ist einerseits eine ethische Frage, anderseits bedarf nur die Einschränkung von verfassungsmäßigen Grundrechten einer guten Begründung, nicht die Aufhebung von Einschränkungen, zumindest wenn der Bürger objektiv betrachtet keine Gefahr mehr darstellt oder zu befürchten hat. Und ja, mir ist klar, dass die Überwachung im Alltag schwierig ist.
“Wird eine Pauschalreise abgesagt, weil ein Ziel zum Risikogebiet erklärt wird, bekommen Urlauber ihr Geld erstattet – doch hätte ein Geimpfter ebenfalls Anspruch darauf?”
– welch merkwürdige Frage, natürlich erhält jeder Pauschaltourist den Reisepreis zurück, wenn die Reise vom Veranstalter gestrichen wird, aus welchen Gründen auch immer. Nur der Individualreisende wird von der Kulanz der Airline abhängen, die derzeit allerdings recht großzügige Regelungen für Linienflüge haben.
“Für das Exportland Deutschland sind Messen und Kongresse weiterhin ein wichtiger Faktor. Diese Form von Marktplätzen gab es seit Menschengedenke.”
– Da hat ein Internet-Ausdrucker augenscheinlich die Zeichen der Zeit nicht verstanden, die Photokina zB ist (schon lange vor Corona) mausetot, andere renommierte Messen stehen endgültig vor der Pleite, das findet alles längst online (Herstellerseiten, Youtube, maximal noch entsprechende Fachportale) statt. Selbst der Endverbraucher lässt sich eher 5 Geräte von Amazon schicken im Bewusstsein, mindestens 4 zurückzuschicken, anstatt sich im Fachhandel beraten zu lassen oder gar Messen aufzusuchen. Wie gesagt, alles bereits vor Corona.
“andere renommierte Messen stehen endgültig vor der Pleite, das findet alles längst online (…) statt.”
Messen sind im Wesentlichen Werbeevents und online generiert man deutlich weniger Aufmerksamkeit als offline mit hunderttausenden Besuchern. Auf die bauma in München gehen 600.000 Leute, um sich riesige Baumaschinen anzusehen. Eine Bilderstrecke im Internet ist da kein adäquater Ersatz.
Selbst die Gamescom – die Messe mit dem onlineaffinsten Publikum, das man sich vorstellen kann – fand 2020 nur notgedrungen im Internet statt und ist relativ gescheitert. Selbst Gamer wollen eine Nerdcon zum anfassen. Informieren kann man sich auf einer Testseite. Das sind aber zwei Paar Stiefel.