Während sich der Passagierverkehr weiterhin von der Corona-Pandemie langsam erholt, bleibt das Flugangebot in Deutschland noch hinter den Vorkrisenwerten zurück.

Besonders im Vergleich zu anderen europäischen Ländern liegt Deutschland immer mehr zurück. Hohe Standortkosten und zusätzliche Belastungen durch staatliche Abgaben stellen die Branche vor große Probleme. Der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) schlägt Alarm und fordert dringend Maßnahmen, um die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Airports zu sichern, wie aus einer Pressemitteilung hervorgeht.

Das Wichtigste in Kürze

  • Deutsche Flughäfen leiden unter doppelt so hohen staatlich festgelegten Gebühren und Steuern im Vergleich zu Flughäfen in anderen Ländern
  • Airlines mit Hub außerhalb Europas haben einen deutlichen Kostenvorteil
  • Der Branchenverband BDL fordert ein Belastungsmoratorium und eine wettbewerbsneutrale Überarbeitung des “Fit for 55”-Pakets

Vorkrisenniveau noch immer nicht erreicht

Die Prognosen für den kommenden Winterflugplan 2024/2025 zeigen, dass der Luftverkehr in Deutschland weiterhin hinter den europäischen Nachbarländern zurückbleibt. Während der Interkontinentalverkehr voraussichtlich wieder das Vorkrisenniveau erreichen wird, hinken die innerdeutschen und europäischen Strecken deutlich hinterher. Die hohen Kosten an deutschen Flughäfen sind dabei ein Hauptgrund für die schleppende Entwicklung. Seit 2020 haben sich die staatlich festgelegten Steuern und Gebühren nahezu verdoppelt. Beispielsweise wurde Anfang Mai erst die Ticketsteuer um 25 Prozent erhöht. Diese kann allerdings im Flugticketpreis an die Passagiere weitergegeben werden, sodass Airlines in dem Sinne eher weniger belastet werden.

Anzeigetafel Flughafen

So kostet ein Mittelstreckenflug von Frankfurt, Stuttgart oder Düsseldorf aufgrund der hohen Gebühren fast doppelt so viel wie ein vergleichbarer Flug von Rom, Brüssel oder Oslo.

Staatliche Belastungen für den Luftverkehr haben sich in Deutschland seit 2020 annähernd verdoppelt – deshalb machen vor allem die europäischen Punkt-zu-Punkt-Airlines einen Bogen um deutsche Flughäfen.

Jens Bischof, Präsident BDL

Um den Rückstand aufzuholen und die wirtschaftliche Bedeutung zu stärken, fordert BDL-Präsident Jens Bischof dringend Maßnahmen zur Kostensenkung.

Gegenwind durch das EU-Klimapaket “Fit for 55”

Neben den hohen Standortkosten sehen sich deutsche Flughäfen auch durch das Klimapaket “Fit for 55” benachteiligt. Vor wenigen Jahren sorgte bereits nur der Vorschlag der EU-Kommission dieses Klimapaket einzuführen für starke Kritik bei den europäischen Fluggesellschaften. Unter anderem sieht das Paket eine Beimischung von Sustainable Aviation Fuels (SAF) vor, was derzeit jedoch noch sehr teuer und knapp ist. Bis 2050 müssen Flugzeuge schließlich mindestens 70 Prozent nachhaltige Kraftstoffe verwenden.

Nachhaltiges Fliegen
Ab 2025 wird eine SAF-Quote Pflicht

Bischof fordert auf, den Luftverkehrsstandort Deutschland zu entlasten. Die deutsche Wirtschaft sei auf eine starke Luftverkehrsanbindung angewiesen und weitere Belastungen gilt es zu vermeiden. Der BDL will ein Belastungsmoratorium, welches eine Pause bei den steigenden Gebühren und Abgaben ermöglichen soll.

Denn ohne Nachbesserungen wird sich diese Entwicklung in den kommenden Jahren weiter verschärfen – zulasten des Klimaschutzes und der europäischen Luftverkehrswirtschaft.

Jens Bischof, Präsident BDL

Für Airlines, die die nachhaltigen Kraftstoffe verwenden müssen, entsteht ein Wettbewerbsnachteil gegenüber Airlines aus beispielsweise Regionen wie dem arabischen Golf oder der Türkei. Diese Fluggesellschaften mit Sitz in außereuropäischen Regionen müssen so zum Beispiel nur für den ersten Teil ihrer Flüge von Europa bis zu ihrem Hub SAF verwenden, was ihnen deutliche Kostenvorteile verschafft, wie der BDL mitteilt. Die Folge: Immer mehr Passagiere steigen an Drehkreuzen außerhalb der EU um, was den deutschen und europäischen Flughäfen zusätzliche Konkurrenz beschert.

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Autor

Anna Schulte ist als Duale Studentin seit September 2022 im reisetopia Content-Team tätig. Mit einer Ausbildung startete ihr beruflicher Weg in die Reisebranche und mittlerweile hält sie Euch mit aktuellen News des Reisealltags immer up to date.

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