Manch einer mag sagen, dass das Aufkommen und -blühen der europäischen Günstig-Airlines den Luftfahrtmarkt demokratisiert hätte, bei Preisen von teils 10 Euro und weniger für einen einfachen Flug.

Lufthansa-Chef Carsten Spohr sieht dies freilich ganz anders, wie er jetzt in einem Interview mit einer Schweizer Zeitung verriet. Sind es doch gerade Ryanair & Co., die dem Kranich auf dem heimischen Markt besonders zusetzen.

“Wirtschaftlich, ökologisch und politisch unverantwortlich”

In einem vor kurzem geführten Interview mit der Schweizer Zeitung “NZZ am Sonntag” lässt sich der Chef von Deutschlands größter Airline über die Low-Cost-Konkurrenz aus. So dürften nach Carsten Spohr Flüge für weniger als 10 Euro nicht existieren und er bezeichnete die Günstig-Airlines gar als “wirtschaftlich, ökologisch und politisch unverantwortlich”, ohne konkrete Namen der gemeinten Airlines zu nennen. Jedoch sprach Spohr über die zwei größten Low-Cost-Carrier Europas, womit zweifelsfrei Ryanair und EasyJet mit gemeint sein dürften.

Ryanair Boeing 737 Max Flugzeug

Des weiteren sagte der Chef des Kranich-Konzerns, dass jene Fluggesellschaften Geld verlieren, aber dennoch weiterhin auf dem deutschen Markt – und damit auch im Heimmarkt der Lufthansa – stark expandieren würden. Spohrs Unbehagen der Günstig-Airlines betreffend kommt natürlich nicht von ungefähr. Wie inzwischen bekannt ist, korrigierte die Lufthansa ihre Gewinnprognose für das laufende Jahr im letzten Monat deutlich nach unten. Die Hauptverantwortlichen an der immer schwieriger werdenden Situation des Kranichs sieht Spohr vor allem in eben jene Ryanairs und EasyJets.

Dadurch sei die Lufthansa gezwungen innerhalb Europas immer günstigere Tickets anzubieten. Dennoch zeigt sich Carsten Spohr kämpferisch und möchte den Low-Cost-Carrieren kein Stück vom heimischen Markt überlassen und mit der Lufthansa auch weiterhin ohne Einschränkungen innerhalb Europas operieren, denn “niemand wird uns vom heimischen Markt verdrängen”, so Spohr.

Full Service gegen No Service

Rein nach den beförderten Passagieren, ist die Lufthansa Europas größte Fluggesellschaft und im Gegensatz zu Ryanair & Co. ein sogenannter “Full Service Carrier”. Auch wenn Gebühren für aufzugebendes Gepäck und zum Beispiel Sitzplatzreservierungen in den niedrigsten Tarifen erhoben werden, sind in allen Tickets des Kranichs immer noch einige Serviceleistungen enthalten. Anders sieht das bei den Günstig-Airlines aus, wo quasi für jede einzelne Leistung die Passagiere zur Kasse gebeten werden, wodurch die häufig extrem günstige Flugtickets erst ermöglicht werden.

Lufthansa neuer Sitz A321neo

Als die Low-Cost-Carrier aufkamen, stieg die Lufthansa in den Konkurrenzkampf mit ein. Ein Resultat davon war unter anderen die Einführung von Tarifen wie dem Economy Light-Tarif, in dem nur ein Handgepäck inklusive ist. Aber die wohl größte Veränderung dürfte die Gründung einer eigenen Günstig-Airline gewesen sein: Eurowings. Mit der die Mutter momentan allerdings wieder in einige schwere Turbulenzen geraten ist. Der Konkurrenzkampf ist indes auf Rennstrecken wie zum Beispiel zwischen Köln und Berlin besonders gut zu beobachten, wo Ryanair nicht selten den einfachen Flug für knapp 10 Euro anbietet, während die Lufthansa-Tochter Eurowings mit Tarifen ab 30 Euro daherkommt. Flüge mit der Lufthansa selbst, starten üblicherweise selten bei weniger als 49 Euro pro Strecke auf anderen Routen.

Fazit zu den Aussagen Carsten Spohrs

Während sich der Lufthansa-Chef Carsten Spohr über Flüge für 10 Euro beklagt, verzeichnete Europas größter Günstig-Flieger Ryanair zuletzt tatsächlich einen operativen Gewinn von fast 1,2 Milliarden Euro, während der Kranich dieses Jahr mit immer schwierigeren finanziellen Turbulenzen zu kämpfen hat, besonders mit Blick auf die eigens geschaffene Ryanair & Co.-Konkurrentin Eurowings. Statt sich über die hiesigen Low-Coast-Carrier zu beklagen, sollte sich Carsten Spohr womöglich vermehrt auf das eigene Geschäft und die etlichen rumorenden Probleme innerhalb des Konzerns konzentrieren.

Keine Frage: Die Günstig-Airlines arbeiten mit teils sehr fragwürdigen Modellen, besonders in der Personalpolitik, die man auch definitiv kritisieren und hinterfragen sollte. Allerdings die Schuld hauptsächlich bei der Konkurrenz zu suchen, ist in der aktuellen Lage der Lufthansa mindestens ein wenig zu naiv.

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Max saß irgendwann häufiger in einem Flugzeug als in einer Straßenbahn, und kam so nicht umhin sich immer mehr mit den Themen rund um das Sammeln von Meilen, sowie den besten Flug- und Reisedeals zu beschäftigen. Auf reisetopia teilt er mit euch die neusten Deals und wichtigsten Tipps!

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  • Wenn ich mir anschaue, wie stiefmütterlich die LH-Gruppe Berlin behandelt, und wie schnell Ryanair und Easyjet dort die Air Berlin Lücken gefüllt haben, dann kann man auch sagen, dass dies zumindest auf dem deutschen Markt teilweise hausgemacht ist …

    • Lufthansa hat sich bereits 2014 von Stationen wie Berlin oder Hamburg zurück gezogen. Deshalb vertritt auch Eurowings/Germanwings LH nun dort.
      EasyJet fährt extreme Verluste in Tegel ein. AirBerlin hat auf fast keiner Strecke Gewinn eingefahren.
      Fazit: Es gibt keinen Markt für eine Business Airline in Berlin.

      • In der LH-Gruppe sind ja nicht nur Businessairlines … Oder willst Du Eurowings ernsthaft als Businessairline bezeichnen?

        Außerdem, QR fliegt mit B777-300ER nach TXL, TK mehrfach und davon teilweise A330-200, EK möchte nach Berlin – zum großen Teil Langstrecke über die Destinationen hinaus. Hainan würde gerne ausbauen, kann aber nicht wegen passenden Kapazitäten. United, Delta und American fliegen seit diesem Jahr alle wieder nach Berlin. Mit KL, AF, BA sind auch alle anderen großen europäischen Businessairlines vertreten.

        Es gibt Diskussion über Airlines die HKG, NRT, BKK oder PVG anfliegen wollen. (https://www.berlin-airport.de/en/business-partners/airlines-and-handling/airlines/route-potentials/index.php). LAX, SFO, BOS und MIA sind sicherlich auch Routen mit Potential.

        Das AB viele Routen nicht gewinnbringend flog, lag nicht an Berlin als Destination, sondern eher an Managementfehlern wie z.B. das völlig überteuerte Leasing von exHLX Fliegern oder nach Osten nur nach AUH fliegen zu dürfen etc.

        Ich frag mich immer wo diese Annahmen herkommen, dass in Berlin kein Markt für Businessairlines ist. Von den reinen Zahlen glaube ich da einfach nicht dran. Die Zukunft – das hat man ja am Scheitern der A380 gesehen – sind nicht mehr die FRA oder MUC Megahubs. Sondern B787 und A350 die Langstrecken mit unter 300 Pax effizient fliegen können. Also wird es auch mehr Langstrecken ab Berlin geben. Und wenn es die LH-Gruppe nicht macht, werden es andere machen – mit Glück *A, mit Pech CX, JL, XJ oder MU. Und das in der Hauptstadt des Kernmarktes – mehr als fragwürdig.

        Berlin (TXL + SXF zusammen) hat 2018 fast 35 Mio. Passagiere gehabt, ohne nennenswerten Transferflugverkehr. Das ist mehr als ZRH, VIE oder BRU – oder auch DUS.

        Sicherlich, ein anständiger Flughafen wäre schön – hoffentlich klappt es in etwa 15 Monaten. Der BER wäre der zehntgrößte Flughafen der EU (inkl UK) – vor anderen Hubs wie ZRH, VIE, BRU, CPH oder HEL.

  • Ich bin von Lufthansa nur noch enttäuscht. Ständig Verspätungen, masslos uberbuchte Strecken so das man seinen Anschlussflug nicht erreicht und verspatestetes & demoliertes Gepäck. Schlechter Service und miserabeles Essen.

  • Fliegen ist allgemein umweltfreundlicher als Auto fahren o. Ä! Schaut euch Mal an was ein Flugzeug eurer Wahl pro 100 km Verbraucht und was ein Auto auf derselben verbraucht , bzw. Ihr eigenes…

  • Ich muss ganz ehrlich sagen, dass der generelle Service bei der Lufthansa deutlich nachgelassen hat und den Preis überhaupt nicht mehr gerechtfertigt. Letzte Woche auf dem Flug von Peking zurück nach Frankfurt gab es nur eine relativ minderwertige Qualität an “Essen” und als Snack eine 5 Minuten Terrine die mit Lauwarmen Wasser aufgegossen wurde… Echt gruselig und im Vergleich zu anderen und damit meine ich auch europäische Airlines… auf einem unteren Qualitätsniveau… Ich überlege schon selbst bei geschäftlichen Reisen auf andere Carrier auszuweichen. Bei Ryanair oder Easyjet weiß ich wenigstens was mich erwartet. -nichts, genauso wie bei dem Service den LH und EW liefern…

  • Für mich klingt Spohr wie ein Getriebener, der sich ob der politischen Radikalisierung bzgl des Flugverkehrs in Deutschland auf der ‘richtigen Seite der Geschichte’ bzw ‘politisch korrekt’ positionieren möchte. Soweit ihm das eben möglich ist. Ob das eine langfristig gute Strategie ist, wird sich zeigen, kurzfristig kann er so natürlich schlechte Zahlen gut verkaufen und die Verantwortung auf andere schieben. Die Zukunft der Luftfahrt in Deutschland bleibt auf jeden Fall spannend.

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