Southwest Airlines, die Urheberin des Billigflugkonzepts, wird bald eine Großbestellung zur Flottenerneuerung platzieren. Boeing und Airbus befinden sich im Wettkampf dafür.

Die US-amerikanische Billigfluggesellschaft hat das Lowcost-Konzept vor vielen Jahren eingeführt und erfolgreich etabliert. Die reine Boeing-737-Flotte altert und die Fluggesellschaft sucht einen Nachfolger, wie aerotelegraph.com berichtet. Bleibt man bei Boeing und bestellt die 737 MAX oder wechselt man zu Airbus und bestellt den A220?

Airbus A220 gegen Boeing 737 MAX

Die in den späten 1960er Jahren gegründete Billigfluggesellschaft Southwest gilt heute als Vorreiter für Ryanair und easyJet. Schon damals nahm man den Flugbetrieb mit einer reinen Boeing-737-Flotte auf, was bis heute unverändert geblieben ist. Die Flotte der Fluggesellschaft besteht heute aus 729 Boeing 737 Flugzeugen, 478 davon des Typs -700, 207 des Typs -800 und 44 des Typs MAX 8. Genau hier offenbaren sich zwei Probleme: die alternden 737-700 Flugzeuge und die in Verruf geratenen 737 MAX Flugzeuge.

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Die 478 Boeing 737-700 Flugzeuge bilden den Großteil der Gesamtflotte und mittlerweile auch das höchste Durchschnittsalter von über 16 Jahren. Klar ist für die Airline deshalb, dass diese auf mittelfristiger Sicht ersetzt werden müssen. Für die Flottenplanung wagt man nun sogar erstmals einen ernsthaften Blick über den Atlantik zu Airbus. Das Interesse seitens der Fluggesellschaft für den Airbus A220 wurde so auch schon öffentlich bekundet.

Führt die Boeing-Krise zu einem Wechsel?

Großer Bestandteil des Lowcost-Konzepts ist für solche Airlines eine möglichst einheitliche Flotte zu betreiben. Bei Southwest fiel damals die Wahl aufgrund der Herkunft klar auf Boeing. Mit einer einheitlichen Flotte lassen sich viele Kosten sparen. Alle angestellten Piloten können alle Flugzeuge fliegen, ein einheitliches Type-Rating ist vorhanden. Dazu sind Wartungskosten günstig, da Teile nur für einen Flugzeugtyp besorgt werden müssen und auch nur dieser eine Flugzeugtyp gewartet werden muss. Bei Änderungen im Flugplan oder den Abläufen ist der Austausch des Fluggeräts zudem ebenfalls einfach und ohne Probleme zu lösen.

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Bisher ging diese Strategie auf. Doch aufgrund der anhaltenden Probleme bei Boeing um die 737 MAX sieht sich die Fluggesellschaft eventuell gezwungen vom Konzept abzurücken. Der Airbus A220 ist dabei besonders ins Rampenlicht gerückt. Das Modell des europäischen Flugzeugbauers stößt in den USA schon seit mittlerweile längerer Zeit auf großes Interesse. Delta ist bereits großer Betreiber des Modells und JetBlue hat ebenfalls erst vor wenigen Tagen den ersten A220 offiziell in den Dienst gestellt.

Airbus baut den A220 in den USA

“America First”, ein eher reißerischer Slogan des scheidenden US-Präsidenten, ist jedoch kein Argument mehr gegen Airbus. Der Flugzeugbauer hat das Modell in Lizenz vom kanadischen Flugzeugbauer Bombardier übernommen, welcher das Modell unter dem Namen C-Series erfolgreich auf den Markt brachte. So wird der A220 heute sogar in den USA gebaut.

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Alleine deshalb macht sich Airbus große Hoffnung auf diesen Mega-Deal, der jeden Flugzeugbauer sofort weiterhelfen würde. Bisher hat Southwest von der 737 MAX, dem vergleichbaren Modell zur A220, nur 30 Exemplare bestellt. Im Vergleich zur derzeitigen Flottengröße des -700-Modells eine verschwindend geringe Anzahl. Deshalb erwarten beide Hersteller, dass die neue Bestellung bald folgen muss, möchte man die alten Flugzeuge innerhalb der nächsten fünf bis zehn Jahre erfolgreich ersetzt haben.

Die Vorteile der 737 MAX und des A220

Der größte Vorteil für Boeing ist definitiv, dass Southwest mit dieser Bestellung an der einheitlichen Flotte festhalten kann. Mit der Bestellung bei Airbus müsste man neue Piloten einstellen oder das bereits vorhandenes Personal umschulen. Diesen Nachteil kann Airbus aber mit einer höheren Effizienz des Fluggeräts ausgleichen. So kann dieses Modell im Vergleich zur 737 MAX laut Analysten um circa sechs bis acht Prozent günstiger betrieben werden.

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Ob dadurch Airbus wirklich im Rennen um die Bestellung mitwirken kann und vielleicht sogar vorne liegt, ist dennoch unklar. Vermutlich nutzt Southwest das Argument für den A220 aus, um den Preis bei Boeing drücken zu können. So weit, dass es für Boeing nicht mehr wirtschaftlich Sinn ergeben würde, diese Bestellung auch wirklich ausführen zu wollen. Dagegen wiederum spricht die aktuelle Lage des US-amerikanischen Flugzeugbauers. Negative Schlagzeilen halten weiter an, nachdem man über 400 Flugzeuge weniger im Jahr 2020 ausgeliefert hat als der Wettbewerber Airbus.

Fazit zur bevorstehenden Großbestellung von Southwest bei Airbus oder Boeing

Interessanterweise hat Boeing bei einem langjährigen und treuen Kunden wie Southwest nicht mehr die Nase vorn, wenn es um die Vergabe neuer Bestellungen geht. Airbus begegnet den Amerikanern auch mit dem A220 auf Augenhöhe. Betrachtet man die Fakten beider Flugzeuge, würde wohl die Wahl für den Airbus A220 mehr Sinn ergeben. Die Krise bei Boeing, vor allem nach den Abstürzen der 737 MAX, lässt Southwest mit der Entscheidung noch abwarten. Aktuell ist meiner Meinung nach nicht erkennbar, für wen sich die Fluggesellschaft entscheiden wird – die entscheidende Nase vorn hat keiner der beiden Flugzeugbauer.

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Autor

Alexander Fink ist als Content Editor seit Januar 2021 für reisetopia tätig. Zuvor war er als Account Manager in der Industrie beruflich unterwegs und schrieb von seinen Reiseerfahrungen im eigenen Blog. Heute ist er Euer Ansprechpartner für alle Airline- und Kreditkartenthemen.

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