Der irische Low-Cost-Carrier Ryanair sieht sich im Vergleich zu vielen großen Airlines im Vorteil, wenn Flughafengebühren fortan auf Basis des CO2-Fußabdrucks berechnet werden würden.
Denkt man an Ryanair, ist die erste Assoziation wohl selten der Umweltschutz. Gerade erst rief die Airline einen Preiskampf aus, um die Nachfrage nach Flugreisen so schnell wie möglich wieder auf ein hohes Niveau zu bringen. Doch nun macht die Airline mit einem interessanten Vorstoß von sich reden. Sie plädiert dafür, eine Gebührenstruktur zu etablieren, die anhand der CO2-Emissionen pro Passagierkilometer berechnet wird. Mit einer jungen Flotte und den fast immer gut ausgelasteten Flugzeugen sieht sich die Airline in diesem Bereich nämlich im Vorteil gegenüber den großen Fluggesellschaften, über die sich Ryanair-Chef Eddie Wilson auch in anderer Hinsicht sehr kritisch äußert. Hierüber berichtete unter anderem aero.de.
Ryanair hat durchschnittlich weniger Emissionen pro Passagierkilometer
Während die anhaltende Krise zwar auch die irische Billigfluggesellschaft Ryanair auf Trab hält und kräftig an den Finanzpolstern zerrt, so ist die Lage bei Weitem nicht so angespannt, wie bei den großen Airlines, die seit Monaten kaum noch Langstreckendestinationen anfliegen können und mit milliardenschweren Hilfspaketen über Wasser gehalten werden. Doch gerade diese sind Ryanair aktuell ein Dorn im Auge. Insbesondere in Bezug auf die deutschen Airlines äußerte sich der irische Low-Cost-Carrier sehr kritisch. Lufthansa und auch Condor würden “künstlich am Leben gehalten” werden, wobei Ryanair nicht einmal Kurzarbeitergeld für die Mitarbeiter erhalte, obwohl die “Beschäftigten in Deutschland Steuern und Beiträge in die Sozialversicherung” zahlen. Während Ryanair gegen diese für sie ungerechte Behandlung juristisch vorgehen will, sieht sie sich langfristig aber überlegen und glaubt, dass “die Stunde der Wahrheit” bald schlagen wird.
Ein Grund für diese Zuversicht ist, dass sich die Airline insbesondere durch ihre junge Flotte überlegen fühlt. Gerade erst hat Ryanair eine Großbestellung für weitere Boeing 737 MAX in Auftrag gegeben. Mit den moderneren Maschinen lässt sich deutlich kostensparender und effizienter operieren als mit Vorgängermodellen. Kein Wunder also, dass sich Ryanair jüngst für eine etwas ungewöhnliche Maßnahme stark macht: Eine Flughafengebühren-Struktur anhand der CO2-Emissionen pro Passagierkilometer. Mit stets gut gefüllten, treibstoffeffizienten Maschinen würde diese Gebühr bei Fluggesellschaften wie Ryanair nämlich deutlich niedriger ausfallen, als bei Airlines, die mit größerem Gerät fliegen.
Wir wären die ersten, die unterstützen, dass Flughäfen Fluggesellschaften auf der Basis ihres CO2-Fußabdrucks Gebühren berechnen […] Wir würden davon am stärksten profitieren, denn wir haben die jüngste Flotte, fliegen direkt und machen Flieger voll, das heißt, weniger Emissionen pro Passagierkilometer.
Eddie Wilson, Ryanair-CEO
Die CO2-Gebühren liegen also keinem primären Umweltschutzgedanken zugrunde, dennoch könnte so etwas langfristig dazu führen, dass auch andere Airlines versuchen, einen noch stärkeren Fokus auf die CO2-Einsparung zu legen.
Starker Sommer wird erwartet
Diesen Optimismus, den Ryanair in Bezug auf ihre eigene Marktposition mitbringt, überträgt die Airline auch auf die Prognosen für den Sommer. Zwar prognostizierte Ryanair vor wenigen Wochen noch, dass eine Erholung frühestens im Herbst dieses Jahres eintreten wird, doch scheinen auch die Sommermonate der Fluggesellschaft Hoffnung zu machen.
Die Menschen haben in der Regel gute Gründe zu verreisen, sei es, um Urlaub zu machen oder ihre Kinder zu treffen, die im Ausland studieren.
Eddie Wilson, Ryanair-CEO
Sobald die Rahmenbedingungen es also wieder möglich machen, rechnet die Airline damit, dass die Menschen schnell zu ihrem gewohnten Reiseverhalten zurückkehren und keine langfristigen Nachfrageänderungen durch die Corona-Pandemie hervorgerufen werden.
Fazit zu Ryanairs Forderungen nach eine CO2-Gebühr
Um die eigene Wettbewerbsposition zu stärken, plädiert die irische Billigfluggesellschaft für eine Erneuerung der Flughafengebühren-Strukturen. Dabei sollen die Emissionen pro Passagierkilometer stärker gewichtet werden, was der Airline mit ihrer jungen Flotte und hohen Auslastung zugutekäme. Zwar sind hier wenig bis keine “Umweltgedanken” im Spiel, jedoch können auch solche Vorstöße dazu führen, dass mehr Airlines langfristig auf eine weitere CO2-Reduktion setzen könnten.