Wer von Annullierungen im Bahn- oder Flugverkehr betroffen ist, kann sich an die Schlichtungsstelle Reise & Verkehr wenden. Dies hat im vergangenen Jahr Rekordzahlen registriert.
Der Zug fällt aus, der Flug wurde gestrichen – wer kennt es nicht, viele Reisende sind jährlich von Einschränkungen im Reiseverkehr betroffen. Denn gerade Streiks, extreme Wetterbedingungen oder auch IT-Störungen tragen erhebliche Konsequenzen für die Reisepläne von Verbrauchern mit sich. Die Schlichtungsstelle Reise & Verkehr e.V. bearbeitet Beschwerden von Reisenden bei Verspätungen, verpassten Anschlüssen und Ausfällen im Bahn-, Bus-, Luft- und Schiffsverkehr und ist für die Durchsetzung von Fahrgast- und Fluggastrechten zuständig. 2024 sind dabei so viele Anträge wie noch nie eingegangen, wie die Tagesschau berichtet.
Das Wichtigste in Kürze
- Über 45.000 Beschwerden wurden bei der Schlichtungsstelle im vergangenen Jahr eingereicht
- Das sind rund 14,5 Prozent mehr als im Vorjahr und so viele wie nie zuvor
- Für die Mehrheit der Beschwerden waren abgesagte Flugreisen verantwortlich
Lufthansa-Streik, Unwetter und Crowdstrike
Immer mehr Reisende nehmen die Möglichkeit außergerichtlichen unabhängigen Schlichtung in Anspruch. Streitigkeiten in Bezug auf Flug- und Bahnausfälle brachten im letzten Jahr 45.634 Anträge bei der Schlichtungsstelle Reise & Verkehr ein. Dies stellt einen neuen Rekord dar, denn damit wurde die Anzahl der Beschwerden im Jahr 2020, als pandemiebedingt Millionen von Reisen abgesagt werden mussten, übertroffen. Konkret wurden 14,5 Prozent mehr Beschwerden eingereicht als noch im Jahr 2023.
Die meisten Anträge wurden aufgrund von Einschränkungen im Flugverkehr gestellt. Sie machen rund 84 Prozent der Beschwerden aus, primär aufgrund von abgesagten Flügen durch IT-Störungen, extreme Wetterbedingungen oder Streiks. Gerade im Winter 2024 hatte es vermehrt Flugausfälle sowie Verspätungen an deutschen Flughäfen gegeben. Auch die Streiks bei der Lufthansa Anfang des Jahres hatten dazu geführt, dass der Kranich im Europa-Vergleich im ersten Quartal 2024 die meisten Flugausfälle registrierte. Auch von der weltweiten IT-Störung im Sommer, verursacht durch die Sicherheitsfirma Crowdstrike, waren tausende Reisende betroffen. Laut Angaben der Schlichtungsstelle gingen 38.000 Anträge aufgrund von ausgefallenen Flügen ein.
Unpünktlichstes Jahr für die Bahn
Doch neben den zahlreichen Beschwerden verursacht durch den Flugverkehr wurden auch 6.500 Anträge in Bezug auf Bahnverbindungen eingereicht. Dies ist rund ein Fünftel mehr als noch im Vorjahr. Denn auch 2024 konnte die Deutsche Bahn nicht mit Pünktlichkeit überzeugen. Im Gegenteil – 2024 war die Deutsche Bahn so unpünktlich wie seit Jahren nicht. Bei den Beschwerden ging es vornehmlich um Verspätungen oder Ausfälle von Zügen, mehr als jeder dritte Fernzug der Deutschen Bahn kam im letzten Jahr verspätet ans Ziel.
Als Grund für die Probleme bei der Bahn wird primär das marode Schienennetz genannt. Während jüngst die aktuellen Sanierungsfahrpläne bestätigt wurden, hat der Zustand der Schiene mitunter laut Angaben der DB einen mittleren dreistelligen Millionenbetrag an Erstattungen zur Folge. Doch auch ein Unwetter in Süddeutschland sorgte im Sommer für Chaos auf der Schiene, zudem war das Jahr auch von Metalldiebstählen geprägt, die den Bahnverkehr auf einigen Strecken einschränkten.