Eine Studie der Allianz Trade besagt, dass regelmäßige Flugabsagen zur neuen Realität des Fliegens werden könnte.

Laut einer aktuellen Studie von Allianz Trade sieht die Zukunft des Fliegens innerhalb Europas bezüglich Preisen und Qualität des Produkts relativ düster aus. Wir haben uns die Studie angesehen und stellen euch die Hauptpunkte vor.

Mehr Personal lohnt sich finanziell nicht

Das Kernproblem der derzeitigen Situation an den europäischen Airports ist ein Mix aus Personalmangel und große Verluste bei den Einnahmen der Airlines. Über die Pandemie hinweg machten Fluggesellschaften Milliarden-Verluste. Zwar steigt die Nachfrage an Flugreisen jetzt wieder, dennoch lässt sich auch ein weiteres Jahr mit roten Zahlen nicht verhindern.

Eine Konstante bei den Fixkosten von Fluggesellschaften ist die Belegschaft. Fast 25 Prozent aller Ausgaben gehen auf diesen Bereich zurück. In der Krise wandten sich viele Mitarbeitende von der Branche ab oder wurden vorzeitig in den Ruhestand geschickt. Nun fehlt es an ausreichend Personal.

Dieses Defizit zu beheben, bringt Kosten mit sich. Kosten, die die Fluggesellschaften im Moment nicht tragen wollen. Da die Kerosinpreise alleine dieses Jahr um fast 89 Prozent gestiegen sind, ist jetzt Sparen an anderer Stelle angesagt. Diese Stelle ist das Personal. Es ist wahrscheinlich, dass Airlines andauernde kurzfristige Annullierungen eher in Kauf nehmen, als ein weiteres Jahr hohe Verluste einzufahren.

Die Kerosinpreise sind eine Variable, die sich nicht beeinflussen lassen. Der Angriffskrieg auf die Ukraine treibt die Preise für Treibstoff immer weiter in die Höhe. Die Ausgaben für das Personal jedoch schon – in dem einfach keine neuen Leute eingestellt werden, sondern mit der jetzigen Crew gewirtschaftet wird.

Erhöhte Ticketpreise schaffen vorerst keinen Ausgleich

Um die Verluste der letzten beiden Jahre wieder einigermaßen auszugleichen, überrascht es nicht, dass die Ticketpreise für Flugreisen um einiges ansteigen werden. Allianz Trade rechnet mit einer Preiserhöhung von bis zu 21 Prozent. Dennoch wird diese Maßnahme nicht dazu führen, dass die Gesamteinnahmen der Airlines am Ende des Jahres wieder in schwarzen Zahlen resultieren.

American Airlines Kabine

Man rechnet mit weiteren signifikanten Verlusten bis 2023. Bis Airlines also wirklich wieder Gewinn machen und dementsprechend auch wieder mehr Geld für Personal zur Verfügung haben, wird es noch dauern. Ein weiterer Indikator dafür, dass sich an der derzeitigen Situation der Flugbranche in naher Zukunft erstmal nichts ändern wird.

Die Grüne Konkurrenz am Boden

Dazu kommt der Umweltaspekt. Die Welt steht vor einem großen Umbruch, was den Umgang mit der Klimakatastrophe angeht. Die Politik schaltet langsam, es wird an einer dringend nötigen Energie- und Verkehrswende gearbeitet. Dabei erlebt die Flugbranche eine Zäsur – eine sehr kostspielige Zäsur.

Es fließt viel Geld in die Forschung. Man sucht nach nachhaltigen Treibstoffen, versucht sich an Elektroflugzeugen und forscht nach weiteren Möglichkeiten, fliegen nachhaltiger zu machen. Die bereits jetzt verfügbaren Mittel sind nicht gerade kostengünstig.

Dem gegenüber steht der Bahnverkehr, der bereits ohne große Mühen fast 85 Prozent weniger CO₂ produziert als der Flugbetrieb. Ein harter Konkurrent also, der den Druck auf die Branche nur noch weiter erhöht.

Die hohen Kosten für eine nachhaltigere Vorgehensweise im Flugalltag tragen also ebenfalls dazu bei, dass sich die finanzielle Lage von Airlines nur langsam verbessert. Ein weiterer Grund, eher auf Neueinstellungen zu verzichten.

Fazit zu der neuen Realität in der Flugbranche

Die Probleme der Flugbranche gehen im Kern auf die momentane finanzielle Lage zurück. Die Corona-Krise hat den Airlines stark zugesetzt. Zudem kommen Faktoren wie kostspielige Bemühungen nach Nachhaltigkeit und steigende Kerosinpreise durch den Angriffskrieg in der Ukraine. All das schafft wenig Anreiz, sich um neues Personal zu kümmern. Dementsprechend werden Fluggesellschaften wohl eher auch weiterhin Annullierungen in Kauf nehmen, statt sich um den Personalmangel zu kümmern. Das Resultat: Flugausfälle werden von jetzt an ein längerfristiger Reisebegleiter.

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Autor

Sonja Issel ist seit Juni 2022 als Autorin Teil des reisetopia Content-Teams. Sie ist mit Leib und Seele Journalistin. Besondere Orte und Geschichten aufzuspüren sind ihre Leidenschaft. Ihre Expertise setzt sie jetzt für euch ein, um die besten Reisedestinationen zu finden - und um euch bezüglich News Up-To Date zu halten.

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  • Auf gar keinen Fall darf das Normailtät werden! Viele sind beruflich unterwegs und da müssen die Flüge uneingeschränkt zuverlässsig gehen! Hier ist ausnahmsweise mal die Politik gefordert in allen Bereichen des öffentlichen Verkehrs (Flug, Bus und Bahn) Finanzmittel bereitzustellen und Vorgaben zu machen, dass das fehlende Personal unverzüglich wieder aufgebaut wird. Das geht nur mit deutlich besseren Arbeitsbedingungen als zuvor (2019) und über finanzielle Anreize. Die Politik ist mit den Lockdowns in 2020 und 2021 und ihrer Coronapolotik für diese Misere verantwortlich. Nun ist die Politik in der Verantwortung beim Wiederaufnau des öffentlichen Verkehrs nachdrücklich mitzuzwirken. Und Politik heißt sowohl in Deutschland als auch in der EU, denn in den meisten anderen EU-Staaten sieht es nicht besser aus. Wir dürfen es nicht hinnehmen, dass etwaige Missstände in allen Bereichen des Lebens zur neuen Normalität erhoben werden sollen.

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