Der Flugverkehr von und nach Deutschland könnte in Kürze massiv beschnitten werden. Das Bundesinnenministerium prüft aktuell unter anderem eine “Reduzierung des Flugverkehrs nach Deutschland auf nahezu Null”.

Die Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus in Deutschland geht aktuell stark zurück, doch die Angst ist keineswegs gebannt. Gerade die verschiedenen Mutationen des Virus bereiten Sorgen, weswegen die Regierung nicht nur beim Lockdown nicht locker lassen möchte, sondern auch noch drastischere Maßnahmen plant. Das gilt besonders für Reisen, von denen aktuell generell abgeraten wird. Hier drohen in den kommenden Tagen allerdings noch deutlich massivere Einschränkungen, wie Bundesinnenministerium in einem Interview mit der Bild deutlich gemacht hat.

“Reduzierung des Flugverkehrs nach Deutschland auf nahezu Null”

Aktuell werden in Reihen der Regierung verschiedene Szenarien diskutiert, um den Reiseverkehr weiter einzuschränken. Damit folgt die Regierung dem Vorbild anderer Länder, in Belgien etwa sind touristische Reisen komplett untersagt. Wie ernst solche Maßnahmen auch in Deutschland debattiert werden, hat Bundesinnenminister Horst Seehofer im Gespräch mit der Bild Zeitung klargemacht: “Die Gefährdung, die von den zahlreichen Virusmutationen ausgeht, verlangt von uns, dass wir auch drastische Maßnahmen prüfen und in der Bundesregierung diskutieren”, heißt es dort. Allerdings wird Seehofer mit Blick auf Reisen und Flüge noch deutlich konkreter und erklärt:

Dazu gehören deutlich schärfere Grenzkontrollen, besonders an den Grenzen zu Hochrisikogebieten, aber auch die Reduzierung des Flugverkehrs nach Deutschland auf nahezu Null, so wie Israel das derzeit auch macht, um die Einschleppung der Virus-Mutation zu verhindern.

Bundesinnenminister Horst Seehofer in einem Interview mit der Bild

Hintergrund von solch drastischen Maßnahmen sei, dass die Menschen in Deutschland erwarten würden, “dass wir sie bestmöglich vor einer Explosion der Infektionszahlen schützen”. Zwar handelt es sich aktuell scheinbar nur um ein Szenario, gänzlich unwahrscheinlich erscheint sie mit Blick auf die Ausbreitung der Mutanten aktuell allerdings nicht mehr. Das gilt insbesondere, weil laut Informationen der Bild die Bundeskanzlerin eine stärkere Einschränkung von Reisen klar befürwortet. Gleichzeitig wird auf europäischer Ebene ebenfalls an neuen Regeln gearbeitet, um die Grenzen offenzuhalten, aber unnötige Reisen in besonders stark betroffene Regionen auf dem Kontinent dennoch zu verhindern.

Bundeskanzlerin möchte Reisen gänzlich unattraktiv machen

Glaubt man den Informationen der Bild, steht die Bundeskanzlern klar hinter einer Maßnahmen wie einer starken Reduzierung des sowieso schon ausgedünnten Flugangebots. In einem Gespräch mit dem Fraktionschefs der Bundesländer soll Angela Merkel erklärt haben, dass sie Reisen so unattraktiv wie möglich machen wolle. Gelingen könnte das beispielsweise dadurch, dass man den Flugverkehr so sehr ausdünne, dass man nirgendwo mehr hinkomme. Es scheint entsprechend nicht unwahrscheinlich, dass die Bundesregierung ein Szenario wie in Israel nicht abwegig findet. Das aktuell von sehr hohen Infektionszahlen betroffene Land hat den Flugverkehr für sieben Tage komplett eingestellt und die Flughäfen geschlossen.

Kritik kommt dagegen vom Reiseverband DRV, wie unter anderem n-tv berichtet. Der Verband kritisiert die Bundesregierung für gravierende Defizite, etwa beim Testen. Darüber hinaus erklärt der Verband, dass die sowieso schon enorm stark eingeschränkten Reisen und der am Boden liegende Sektor nicht noch stärker in Regress genommen werden sollte. Mit Blick auf die aktuelle Situation heißt es: “Dies sollte auch die Bundesregierung zur Kenntnis nehmen. Sie sollte sich deshalb jetzt nicht darauf konzentrieren, unsere ohnehin stark eingeschränkte Reisefreiheit noch weiter einzuschränken”. Eine weitere Einschränkung des Flugverkehrs wäre dabei offensichtlich nicht im Interesse des Verbandes, der sich einen Neustart des Tourismus mit klarem Konzept wünscht.

Fazit zur debattierten drastischen Reduzierung des Flugverkehrs

Die Regierung debattiert mit Blick auf die Virusmutationen aktuell Maßnahmen in einer noch nicht dagewesenen Tragweite. Zwar handelt es sich bislang nur um ein Szenario, doch die Aussagen des Innenministers deuten darauf hin, dass ein kompletter Flugstopp nach Deutschland nicht unrealistisch ist. Auf die nächsten Tage muss man trotz der grundsätzlich positiven Entwicklung rund um das Virus mit Bangen blicken.

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Autor

Moritz liebt nicht nur Reisen, sondern auch Luxushotels auf der ganzen Welt. Mittlerweile konnte er über 500 verschiedene Hotels testen und dabei mehr als 100 Städte auf allen Kontinenten kennenlernen. Auf reisetopia lässt er Euch an seinen besonderen Erlebnissen teilhaben!

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  • Eine ‘grundsätzlich positive Entwicklung rund um das Virus’ würde ich das Auftreten zahlreicher neuer Mutanten (benannt nach ihrem Auftreten in Südafrika, Brasilien, London), welche deutlich ansteckender oder ggf. gesundheitsgefährdender sind, nicht gerade nennen, wenn man sieht, wie schnell die Infektionen hochschießen, wo diese neu auftreten.
    Wie können wir uns vor ihnen schützen – außer sie nicht ins Land zu lassen? Die Impfkampagne schreitet dazu viel zu langsam voran.

    • Hi Manfred, die Infektionszahlen gehen sowohl im weltweiten als auch im europäischen sowie deutschen Schnitt relativ deutlich zurück – das ist meines Erachtens schon eine grundsätzlich positive Entwicklung. Die Mutanten bereiten sicherlich Sorgen, allerdings ist die wissenschaftliche Basis ob der genauen größeren Ansteckungsgefahr und insbesondere der Gesundheitsgefahr noch relativ dünn. Großbritannien und Irland zeigen im Grunde gut, dass sich auch diese Mutanten eindämmen lassen, daher denke ich, dass man von einer “grundsätzlich positiven” (bewusst defensiv formuliert) schon sprechen kann 😉

      • Danke für die ausführliche Antwort.
        Auch ich bin kein Virologe, doch was ich aus den Medien vernehme ist schon, dass sich die Politik als Reaktion auf ihre wissenschaftliche Beratung große Sorgen macht, durch die Mutanten könnte eine neue Qualität der Bedrohung durch Corona kommen – und sie reagiert dann vielleicht unter Anwendung des Vorsorgeprinzips.

      • Absolut, das steht glaube ich außer Frage. Eine gewisse Vorsicht ist aktuell auch absolut angebracht, aber ich denke, dass wir dennoch eine im Grunde positive Entwicklung sehen. Das bedeutet natürlich nicht, dass man auf einmal alles über Bord werfen sollte, aber man kann zumindest einen Hoffnungsschimmer am Horizont erkennen!

  • Und die Geschäftsreisenden, die zu unaifschiebbaren Terminen müssen, haben wieder einmal das nachsehen. Viele internationale Projekte lassen sich einfach nicht am Telefon regeln sondern bedürfen einem Mindestmaß an Präsenz vor Ort!

  • Fast ein Jahr hatten Sie Zeit Testcenter aufzubauen und Testkapazitäten zu schaffen! Kurzzeitig bis zum 08.November waren wir zwar langsam , aber mal auf einem guten Weg! Danach wieder nur Verbote, Verbote, Verbote und Beschränkungen! Das ist ALLES was gebracht wird! Wie lange MUSS man sich das überhaupt gefallen lassen? Gibt es irgend etwas was die “Gut” hinbekommen haben? Maskenbeschaffung die erst zu spät und später zuviel da sind?, Kauf von Beatmungsgeräten die später verschenkt wurden? Impfstoff dessen Entwicklung zwar hier finanziell gefördert wurde aber dann nicht mehr Ausreichend/Rechtzeit bestellt?!
    Das ist wie bei der tollen Autobahnmaut! Die bekommen im Augenblick ja irgendwie nichts richtig hin und verfallen im blinden Aktionismus !

    • Plötzlich steht uns das föderale System im Weg. Ja nicht alles wird nun mal in Berlin entschieden. Also willkommen in der Realität. Ist es nicht mittlerweile langweilig immer nur “die da oben“ zu kritisieren? Solange sich eine Teil der Bevölkerung nicht mal an Vorgaben hält…haben wir eben die Endlosspirale , sieht man ja immer wieder in Portugal, Spanien etc. Ja Menschen verbreiten das Virus nicht Verbote oder Einschränkungen. Müssen da eben durch und wenn man den Egoismus zurückschraubt, geht auch der Kelch an uns schneller vorbei.

    • Irgendwie wird mit immer neuen spektakulären Massnahmen wie jetzt dem angdrohten Flugverbot von den schweren Versäumnissen bei den wirklich wichtigen Schutzmaßnahmen abgelenkt, aktuell vom Desaster der Impfsituation (Impfstoffbeschaffung, Logistik, Impftermin-Organisationschaos) aber seit Monaten keine nachhaltige Unterstützung der Gesundheitsämter, sodass seit 1 Jahr die kritische Inzidenzzahl von 50/100.000 immer noch als Argument gilt, die zugegebenerweise nicht medizinisch begründet ist sondern nur von der nicht möglichen Nachverfolgung der Ämter mit Fax und fehlender gemeinsamer Digitalisierung. Statt Milliarden in die Schließung ganzer Branchen wie Gastronomie zu stecken (die überwiegend noch gar nicht angekommen sind) hätte man vielleicht 1% davon in das Problem der Nachverfolgung stecken können, um herauszufinden, wo sich die Menschen tatsächlich infizieren und um Virenträger rechtzeitig warnen zu können. Dazu Mangel und Fehlentscheidungen bei den Teststrategien und Versorgung mit Tests, beim Schutz von Alten- und Pflegeheime, bei der Beschaffung von Masken etc. Dass man Kontrollen für Reiserückkehrer einrichtet ist ok, aber es gibt auch Reisedestinationen mit deutlich geringeren Fallzahlen als derzeit in Deutschland. Bitte die wirklich wichtigen Maßnahmen nicht vergessen und mit Spontanaktionen nicht ablenken von dem, was eigentlich getan werden muss.

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