Die Lufthansa kann einige Zugeständnisse im Rahmen der Perspektivvereinbarung nicht mehr halten und kündigt deshalb diese auf.
2017 sah die Situation für die größte deutsche Fluggesellschaft noch deutlich entspannter aus. Hohe Gewinne und keine Krise in Sicht. Die Perspektivvereinbarung, die damals gemeinsam mit den Piloten unterzeichnet wurde, schien wenig problematisch zu werden. Genau das ist nun aber nach knapp zwei Jahren Corona-Pandemie der Fall. Dementsprechend hat die Konzernführung angekündigt, die Vereinbarung aufzukündigen, wie aeroTELEGRAPH berichtet.
Kündigung nach Einigung
Trotz steigender Passagierzahlen seit vergangenen Sommer, befindet sich die Luftfahrtbranche noch immer in der Krise. Zwar werden erstmals wieder Gewinne verzeichnet – auch bei der Lufthansa -, auf der anderen Seite stagnieren aktuell erneut die Buchungszahlen mit Auftreten der neuen Virusvariante Omikron. Dementsprechend sind die einzelnen Punkte der Perspektivvereinbarung zwischen der Lufthansa und ihrer Cockpitbesatzung aus dem Jahr 2017 auch nicht mehr zu halten. Geeinigt haben sich beide Seiten damals in diesen Punkten:
- Umstellung der Betriebsrenten auf Festbeträge (zuvor garantierte Auszahlungen)
- Bereederung von mindestens 325 Flugzeugen durch Piloten des Konzerntarifvertrags
- 600 neue Stellen für Kapitänsanwärter und Einstellung von 700 Nachwuchskräften
- Gehaltserhöhung von insgesamt 11,4 Prozent
- Einmalzahlung in Höhe von 1,8 Monatsgehältern
Alle Regelungen gelten bis zum Juni 2022 und sind für beide Seiten bindend. Wie das Management des Kranichs nun aber mitteilen musste, wird die Perspektivvereinbarung zum 30. Juni 2022 aufgekündigt. Vor allem die Bereederung der 325 Flugzeuge kann sowohl kurz- als auch mittelfristig nicht sichergestellt werden. Zudem wurden in den vergangenen Monaten diverse Modelle vorgestellt, um Piloten mit Sonderprämie zum vorgezogenen Karriereende oder zum Wechsel zur Eurowings zu bewegen.
Neue Perspektiven?
Im entsprechenden Schreiben informierte die Leitung am gestrigen Donnerstag ihre Angestellten über das Vorhaben. Schon zuvor wandte sich der Personalchef an die Piloten und wies nach der erfolgreichen Kapitalerhöhung auf schwere Zeiten hin. Die Lufthansa wird mit neuen Schulden von circa zehn Milliarden Euro aus der Krise hervorgehen. Wie aus dem neuesten Schreiben hervorgeht, halte man die Vereinbarung noch immer für eine gute und faire Lösung, könne aber vor allem die bereits zuvor erwähnten Punkte nicht mehr einhalten. Sicher ist dafür, dass man die verbleibenden sechs Monate für eine neue Vereinbarung nutzen möchte.
Selbstverständlich sind wir an einer Sozialpartnerschaft mit der Vereinigung Cockpit interessiert. Wir rechnen nicht mit Streiks.
Sprecher von Lufthansa
Wie die Piloten mit ihrer Gewerkschaft damit umgehen werden, bleibt derweil offen. Die Lufthansa geht aktuell nicht von Streiks aus. Die Perspektivvereinbarung sollte genau diese Streiks während dieser fünf Jahre verhindern. Eine Lösung will die Leitung bereits bis zum 31. Dezember finden. Wie das neue Jahr beginnen wird, ist aber ebenfalls noch nicht für die Lufthansa abzuzeichnen. Ob die Konzernziele erreicht werden können, ist unsicher. Die Piloten haben dafür bereits im vergangenen Sommer ein Gehaltsverzicht von 45 Prozent sowie eine Absenkung des Kurzarbeitergeldes angeboten – beides bis Mitte 2022.
Fazit zur Kündigung der Perspektivvereinbarung
Die Lufthansa-Leitung sieht sich gezwungen, die Perspektivvereinbarung nach fünf Jahren zum 30. Juni 2022 aufzukündigen. Vor allem die Zugeständnisse im Rahmen der Flotte und des Personalmanagements könne man kurz- und mittelfristig nicht umsetzen. Darüber wurden die Piloten gestern vom Management informiert. Welche Perspektive nun bleibt, ist vorerst offen. Das Management arbeite aber bereits an einer neuen Lösung. Streiks schließt man jedoch aus. Ob es wirklich dabei bleibt, ist ebenfalls offen. Bereits in den vergangenen Monaten hat die Leitung alles daran gesetzt, Personal abzubauen.