Laut einem Gutachten des Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) braucht es mehr Konkurrenz für die Star Alliance und Lufthansa Group.

Dass die Standortkosten eine große Belastung für den Luftverkehr in Deutschland darstellen, betonen Organisationen wie der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) immer wieder. Zuletzt Ende Februar hat dieser gemeinsam mit Vertretern von Luftfahrt- und Tourismusverbänden, Gewerkschaften und Industrie einen Appell veröffentlicht, um Entlastungen und mehr Zukunftsinvestitionen für den Luftfahrtstandort Deutschland zu fordern. Im Auftrag des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr (BMDV) hat das DLR nun eine Studie zu den Standortkosten im deutschen Luftverkehr erstellt und dabei eine interessante Schlussfolgerung präsentiert.

Das Wichtigste in Kürze

  • Das DLR hat die Standortkosten im deutschen Luftverkehr analysiert und diverse Maßnahmen zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit vorgeschlagen
  • Auch wenn die hohen Standortkosten in Deutschland ein großer Faktor für die unterdurchschnittliche Erholung des Luftverkehrs sind, gibt es auch weitere Stellschrauben, an denen gedreht werden kann
  • Der Ausbau von konkurrierenden Angeboten zur Lufthansa könnten laut DLR ebenfalls einen Effekt haben, etwa durch eine Kooperation der Fluggesellschaften Condor und TUIFly mit den Allianzen oneworld oder SkyTeam

Höhere Standortkosten im Europa-Vergleich

Dass sich der deutsche Luftverkehr nur im Vergleich zu anderen europäischen Ländern nur schleppend von der Pandemie erholt, ist bereits seit Längerem bekannt. Die umfassende Analyse des DLR, welche vom BDMV in Auftrag gegeben und veröffentlicht wurde, untermauert dies erneut, denn das Passagieraufkommen in Deutschland lag im Zwölf-Monats-Zeitraum von Oktober 2023 bis September 2024 bei etwa 80 Prozent des Vorkrisenniveaus. Der internationale Passagierverkehr hat sich indessen wieder vollständig erholt.

Flughafen Frankfurt
Die Standortkosten sind an deutschen Flughäfen, insbesondere am Flughafen Frankfurt, besonders hoch

Für die geminderte Wettbewerbsfähigkeit des Luftfahrtstandorts Deutschland werden primär die Standortkosten verantwortlich gemacht. In der Studie des DLR wurden die Standortkosten einzelner Flughäfen in Europa verglichen und im Anschluss eine Gegenüberstellung im Ländervergleich erstellt. Insgesamt sind die Standortkosten in Deutschland zwischen 2019 und 2024 um 38 Prozent im nach Passagierzahlen gewichteten Mittel gestiegen.

Der Rückgang von Geschäftsreisen, der Wegfall des Großteils der Nachfrage von und nach Russland und der Ukraine und der seit dem Marktaustritt der Air Berlin geringe innerdeutsche Wettbewerb im Flugverkehr spielen ebenfalls eine Rolle bei der langsamen Erholung.

Dr. Sven Maertens, Studienleiter vom DLR-Institut für Luftverkehr

Das DLR kommt ebenfalls zum Schluss, dass eine Senkung der Luftverkehrssteuer “kurzfristig positive Effekte” für die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland haben könnte. Allerdings schlägt das Forschungszentrum auch weitere Maßnahmen für dieses Ziel vor.

Konkurrenz für Lufthansa und Star Alliance

So könnte laut dem Gutachten auch die Präsenz neuer Anbieter und anderer Allianzen im deutschen Flugverkehr einen Effekt haben. Denn die Marktmacht der Lufthansa Group und der Star Alliance im DACH-Raum stellt ein Hindernis für neue Wettbewerber dar. Durch die dominante Positionierung des Vielfliegerprogramms Miles & More haben Vielflieger ebenso weniger Anreiz, sich nach Alternativen umzusehen. Wobei die jüngst angekündigten massiven Änderungen im Programm ab Juni hier ebenfalls zu einer Umorientierung von Kunden beitragen könnten.

Lufthansa CityLine Airbus A340-300 (Star Alliance)
Konkurrenz für die Marktmacht der Lufthansa und Star Alliance könnte die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland ebenfalls beflügeln

Das DLR schlägt dahingehend vor, dass “sekundäre” Fluggesellschaften wie die Ferienflieger Condor und TUIfly oder auch der Deutschen Bahn und ihrem BahnBonus Programm mit den Allianzen oneworld oder SkyTeam kooperieren könnten, um ein “Gegengewicht zur innerdeutschen Marktmacht der Star Alliance” und der Lufthansa Group zu etablieren. Denn seit der Insolvenz vom ehemaligen oneworld Mitglied Air Berlin und dem zugehörigen Vielfliegerprogramm Topbonus fehlt es an einem konkurrierenden Angebot. Die Förderung neuer Marktteilnehmer soll den erhöhten Ticketpreisen, getrieben durch die hohe Marktkonzentration der Lufthansa Group, entgegenwirken.

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Autor

Amélie Margout ist Head of Content und seit August 2020 bei reisetopia tätig. Nach ihrem Bachelorstudium in Medien und Kommunikation in England zog sie nach Berlin und schreibt seither Ratgeber mit Fokus auf Finanzen, Luxushotels und suchmaschinenrelevante Inhalte.

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