Die EU-Kommission hat entschieden, dass die Corona-Ausnahmen bei den europaweiten Slot-Regelungen zeitnah beendet werden sollen.
Seit Beginn der Corona-Pandemie gab es für europäische Airlines eine sogenannte Corona-Ausnahme bei den Slot-Regelungen. Normalerweise müssen Fluggesellschaften 80 Prozent ihrer zugeteilten Start- und Landerechte nutzen, um sie auch im folgenden Jahr wieder gewährt zu bekommen. Da die Nachfrage an Flugreisen während der Pandemie stark sank, wurde auch der Prozentsatz für die Slot-Regelung heruntergesetzt. Nun hat die EU-Kommission entschieden, dass die Ausnahmeregelung zeitnah auslaufen soll, wie fvw Travel Talk berichtet. Was das für die Airlines bedeutet, lest ihr im folgenden.
Neue Regelung soll am 17. Oktober bestätigt werden
Das Ende der Ausnahmeregelung für die Slots der europäischen Airlines steht schon länger auf der Agenda der EU-Kommission. Da sich der Flugbetrieb im Sommer 2022 wieder einigermaßen normalisiert hat, sehen die Entscheidungsträger keinen Bedarf mehr für die Ausnahmen bezüglich der Start- und Landerechte, die den europäischen Fluggesellschaften in den letzten beiden Jahren gewährt wurden.
Die Einigung erfolgte am 12. Oktober – formell soll die Änderung dann am 17. Oktober bestätigt werden. Für den kommenden Winter ist vorerst noch ein Kulanz-Wert von fünf Prozent vorgesehen – Airlines müssen lediglich 75 Prozent ihrer Slots verwenden. Nach dem Winter 2022/23 soll der Mindestwert von genutzten Slots jedoch wieder bei den vollen 80 Prozent liegen.
Ungünstiger Zeitpunkt?
Mit Hinblick auf die derzeitige weltpolitische Lage, den damit zusammenhängenden hohen Treibstoffkosten sowie der starken Inflation stellt sich die Frage, ob sich die EU-Kommission einen ungünstigen Zeitpunkt für die Rehabilitation der Slot-Regelungen ausgesucht hat.
Flughäfen wie London Heathrow befürchten, dass die Nachfrage an Flugreisen 2023 krisenbedingt wieder stark sinken wird. Andere Stimmen – wie beispielsweise die der deutschen Airline Lufthansa – blicken positiv in die Zukunft und erwarten trotz bevorstehender Rezession nur geringe Auswirkungen auf die Luftfahrbranche.
Wie sich die derzeitige weltpolitische Lage weiterentwickeln wird, weiß keiner so genau. Doch die EU-Kommission ist auf verschiedenste Eventualitäten vorbereitet. Sollte es tatsächlich erneut zu einer stark sinkenden Nachfrage an Flugreisen kommen, kann die Slot-Regelung dementsprechend angepasst werden und die erforderlichen Mindestnutzungen der Start- und Landerechte gesenkt werden.
Das Problem der Geisterflüge
Grund für die Anpassung der Slot-Regelungen war die niedrige Nachfrage, die sich aus der weltweiten Corona-Pandemie ergab. Da zahlreiche Airlines den Großteil ihrer Slots verloren hätten, setzte man die Regelung eine Zeitlang sogar komplett aus. Nachdem sich die Lage ein wenig beruhigt hatte, wurde auch die Slot-Regelung Schritt für Schritt wieder eingeführt.
Airlines sahen diese Maßnahme jedoch durchaus kritisch. Um die geforderte Mindestzahl von Starts und Landungen zu erreichen, griffen einige Fluggesellschaften auf Geisterflüge zurück – Flugzeuge flogen komplett ohne Passagiere und lediglich, um den Slot auch weiterhin behalten zu können. Eine Maßnahme, die nicht nur umweltschädlich, sondern auch teuer war. Treibstoff und Crew mussten trotzdem bezahlt werden. Auch in der jetzigen Situation besteht die Gefahr, dass Airlines erneut auf diese Tricks zurückgreifen.
Fazit zum Ende der Corona-Ausnahmen bei den Slot-Regelungen
Die EU-Kommission hat beschlossen, dass die Corona-Ausnahmen bei den Slot-Regelungen bald enden sollen. Im Winter gilt noch ein Mindestprozentsatz von 75 – ab 2023 soll der Wert dann wieder wie gehabt bei 80 Prozent liegen. Dennoch: Die EU hat auch weiterhin die Option, Ausnahmen wieder einzuführen, sollte sich die Lage in der Luftfahrtbranche noch einmal deutlich verschlechtern.
