Die britische Billigfluggesellschaft easyJet unterstützt nicht die Pläne der Bundesregierung und wird sich nicht, wie andere Airlines, an einer designierten Testeinrichtung für Mallorca-Rückkehrer beteiligen.
Kein anderes Thema sorgt weiterhin für so viel Diskussionsstoff wie Mallorca. Nach dem Bund-Länder-Treffen am vergangenen Montag hat man sich grundsätzlich auf eine allgemeine Testpflicht geeinigt. Passagiere sollen damit auch vor der Rückkehr aus einem Risiko- oder Nicht-Risikogebietes einen Test bei Einreise in Deutschland vorlegen beziehungsweise absolvieren müssen. Deutsche Fluggesellschaften haben ihre Unterstützung signalisiert, easyJet hingegen verweigert jegliche Unterstützung und nimmt die Passagiere eigenverantwortlich in die Pflicht, wie der Tagesspiegel berichtet.
Passagiere sollen eigenverantwortlich handeln
Ein Hauch von Normalität schien sich breitzumachen als vor knapp zwei Wochen unter anderem Mallorca von der Liste der Risikogebiete entfernt wurde. Reisen auf des Deutschen beliebteste Mittelmeerinsel waren wieder möglich, Hotels und Gaststätten in Deutschland bleiben hingegen in Deutschland weiterhin geschlossen. Das sorgte für viel Unmut bei Politik, Experten und Branchenvertretern. Die Airlines und der Tourismusbeauftragte der Bundesregierung verteidigten jedoch die Maßnahme der Bundesregierung – Auslandsreisen seien bei niedrigen Inzidenzwerten berechtigt, Hygiene- und Schutzkonzepte wie beispielsweise auf Mallorca seien sicher.
Dennoch vereinbarten Bund und Länder am Montag, dass eine allgemeine Testpflicht für Reise-Rückkehrer kommen soll. Bisher betraf dies nur Rückkehrer aus Hochinzidenz- und Virusvariantengebiete. Deutsche Fluggesellschaften, vor allem Lufthansa und Eurowings, signalisierten ihre Unterstützung und haben sich bereits auf die Suche nach einer geeigneten Testeinrichtung für Mallorca-Reisende begeben. Details seitens der Bundesregierung sind noch abzuwarten – fest steht jedoch, dass eine Quarantänepflicht damit umgangen werden kann.
Die britische Billigfluggesellschaft easyJet möchte sich laut “Tagesspiegel” jedoch nicht daran beteiligen und wird Passagiere trotz der Beschlüsse nicht selbst testen lassen. Eine entsprechende Testeinrichtung wird nicht zur Verfügung gestellt. Das erklärt die Airline damit, dass Passagiere für das Testen entsprechend der jeweils geltenden Einreisebestimmungen selbst verantwortlich sind. Zudem ergänzt easyJet, dass eine Teststrategie medizinisch und organisatorisch nicht umzusetzen sei. Tatsächlich könnte das die größte Hürde für die Fluggesellschaften werden. Bislang ist unklar, wer finanziell die Tests übernehmen soll, welche Tests zum Einsatz kommen dürfen und wie verfahren wird, sollte ein Passagier im Ausland positiv auf das Virus getestet werden.
Enttäuschung bei easyJet
Auch generell treffen die Beschlüsse des Bund-Länder-Treffens auf wenig Verständnis bei der britischen Airline. Deshalb zeigte sich auch der Deutschlandchef von easyJet enttäuscht von den Beschlüssen und der bisherigen Maßnahmen der Bundesregierung. Insgesamt erwarte die Fluggesellschaft “schnellstmöglich eine allgemeingültige, verbindliche Regelung wie grenzüberschreitender Verkehr nach Deutschland aus Risikogebieten, aber auch aus Nicht-Risikoländern erfolgen” könne.
Es gibt noch immer keine bundeseinheitliche Test- und Einreisestrategie, geschweige denn eine europäische Lösung.
Stephan Erler, Deutschlandchef easyJet
Auch in Großbritannien ist das Headquarter über den bisherigen Fortschritt in Europa, aber auch besonders in Großbritannien, unzufrieden. Der Premierminister Boris Johnson prüft aktuell, trotz des enormen Erfolgs der bisherigen Impfkampagne, den Start für den internationalen Tourismus für Briten von Mitte Mai auf Juni zu verschieben, wie aero.de berichtet.
Wir sind als eine der stärksten Airlines in das Ganze hineingeraten. Ich habe nie mit einer linearen Erholung gerechnet. Es wird immer Schlaglöcher auf diesem Weg geben.
Johan Lundgren, Vorstandsvorsitzender easyJet
Deshalb wünscht sich der easyJet-Chef mehr Verlässlichkeit für das kommende Sommergeschäft. Entsprechende Investition habe die Fluggesellschaft auch in der aktuellen Krise getätigt und sich so unter anderem ehemalige Norwegian-Slots an der easyJet-Basis London-Gatwick gesichert. Insgesamt sei das Unternehmen für die Zeit nach der Pandemie gut aufgestellt.
Fazit zu den Aussagen des easyJet-Deutschlandchefs
Während deutsche Fluggesellschaften ihre Unterstützung zu den Beschlüssen der Bundesregierung in Bezug auf die allgemeine Testpflicht signalisiert haben, verweigert die britische Billigfluggesellschaft easyJet, Passagiere eigenverantwortlich zu testen. Dafür sieht die Airline die Regierung und die Passagiere in der jeweiligen Pflicht. Generell ist die Airline enttäuscht von den bisherigen Beschlüssen in Deutschland, im Heimatland England und in Europa. Mehr Verlässlichkeit wünscht sich eine der größten Fluggesellschaften Europas. Grundsätzlich sind die Aussagen meiner Meinung nach nachvollziehbar, auch wenn eine grundsätzliche Unterstützung der allgemeinen Testpflicht vielleicht auch ihr gutes für die Zukunft haben könnte und die Quarantänepflicht auch für Rückkehrer aus anderen Gebieten entfallen könnte.
Es ist keine Verweigerung und easyjet da an den Pranger stellen zu wollen, ist von reisetopia keine gute Reaktion.
Man ist eben einfach der Meinung: wenn der Staat eine solche Massnahme beschliesst, dann muss der Staat mit seinen Mitteln (Behörden etc.) auch für die Umsetzung sorgen und kann das nicht einfach weiter reichen. Das Carsten Spohr von der Lufthansa sofort abgenickt hat als der Andreas Scheuer angerufen hat, ist schon eher bedenklich. Aber klar, wer 9 Milliarden aus Berlin bekommen hat, kann solchen Wünschen schlecht widerstehen.
Hallo Micha, reisetopia oder ich stelle hier niemandem an den Pranger. Wie ich abschließend sogar geschrieben habe, kann ich den Gedanken grundsätzlich nachvollziehen. Unterstützung für das Vorhaben an sich sollte man meiner Meinung nach dennoch signalisieren. Genau das tun nämlich gerade die deutschen Fluggesellschaften in der Hoffnung, dass die allgemeine Testpflicht zu Lockerungen führen könnte. Genau das steht aktuell nämlich im Raum.
Klar sorgt der Staat für die Umsetzung: Im allgemeinen ist das so, dass Airlines, die sich nicht an die Regeln halten und zB nicht getestete Passagiere mitnehmen, sehr schnell niemanden mehr mitnehmen; Flugsperren hat es anderswo durchaus schon gegeben.
Ich sehe das Vorgehen Easyjets eher so, dass sie ihre Passagiere im Regen stehen lassen… aber gut, wer billig fliegt, muss das vermutlich einkalkulieren.
Mir ging es nicht darum, ob sie ungetestete Paxe mitnehmen oder nicht. Sondern meine Kritik ist die, dass der Staat etwas wünscht (eben die Testpflicht aller Passagiere im Ausland) und das mal schnell auf die Airlines umlegt, statt sich selbst darum zu kümmern. So ungefähr als wenn ich zum Metzger gehe und der mir statt ein Schnitzel zu verkaufen, ein Messer in die Hand drückt und meint: hinten im Stall bitte zuerst selbst das Schwein schlachten – er bont dann den Verkauf selbstverständlich bei sich in der Kasse ein.
Wenn die Politik eine Maßnahme haben will, dann eben selbst machen und nicht weiter schieben (wie es so oft in der Corona-Strategie geschehen ist und geschieht).
In dem Fall muss ich die Politik aber in Schutz nehmen. Diese hat die allgemeine Testpflicht beschlossen, deutsche Fluggesellschaften haben proaktiv ihre Unterstützung signalisiert und nach eigenen Lösungen gesucht.