Die italienische Airline Alitalia wartet noch immer auf eine weitere Staatshilfe in Höhe von 100 Millionen Euro – und war infolgedessen nicht dazu in der Lage, ihren Mitarbeitern die zweite Hälfte des Mai-Gehalts auszubezahlen.
Es ist schon länger bekannt, dass es nicht gut um Alitalia steht. So bekam die krisengeplagte italienische Fluggesellschaft erst vor wenigen Monaten eine Finanzspritze von 25 Millionen Euro, um die Auswirkungen der Corona-Pandemie abfedern zu können. Nun berichtet unter anderem Aero, dass Mitarbeiter der Airline noch auf Teile ihres Mai-Gehaltes warten müssen.
Seit 2017 insolvent
Die Corona-Krise hat so einige Fluggesellschaften in die roten Zahlen gestürzt. Nicht nur die Swiss musste im letzten Jahr Millionenverluste im dreistelligen Bereich verkraften, auch die deutsche Lufthansa verzeichnete 2020 einen Rekordverlust von satten 6,7 Milliarden Euro. So blieb auch Alitalia von der Krise nicht verschont und wurde finanziell so nah an den Abgrund getrieben, dass die Airline kurz vor dem Aus stand. Trotz Staatszuschüssen soll das Unternehmen aber nun nicht mehr in der Lage gewesen sein, seinen Mitarbeitern die zweite Hälfte des Mai-Gehalts auszuzahlen. Grund dafür: Dazu fehlten der Airline weitere 100 Millionen Euro, die von der EU-Kommission zwar genehmigt, bisher allerdings von der Regierung in Rom noch nicht geflossen sind. Daher soll Alitalia die Auszahlung der Mai-Gehälter aufgeteilt haben – und seinen Mitarbeitern am 27. Mai nur die Hälfte des Gehaltes ausgezahlt haben.
Seit 2017 ist der Carrier insolvent – und hangelt sich von Finanzspritze zu Finanzspritze. Somit ist es nicht weiter verwunderlich, dass der Alitalia-Beauftragte der Regierung Gabriele Fava die Finanzlage des Carriers kürzlich als dramatisch beschrieb: 2020 seien die Umsätze von 2,6 Milliarden auf 590 Millionen Euro eingebrochen. Gleichzeitig seien erst 272 Millionen Euro Staatshilfe bezahlt worden. Fava wies des Weiteren darauf hin, dass Alitalia dringend weitere Finanzierungen benötige.
Neue Alitalia soll frühestens im August an den Start rollen
Der italienische Staat soll die bankrotte Airline neu aufsetzen – und den Nachfolger ITA mit drei Milliarden Euro Startkapital ausstatten. Davon sollen 1,6 Milliarden als direkte Starthilfe fließen und die übrigen 1,4 Milliarden für weitere Investitionen, beispielsweise in die Flotten-Erneuerung gehen. Der Betriebsübergang zur ITA sollte eigentlich in diesem Monat erfolgen – allerdings konnten die EU-Kommission und die italienische Regierung erst Ende Mai eine Einigung finden.
Die EU-Kommission unterstützt die Bemühungen Italiens, so schnell wie möglich den Start der ITA als neuen und wichtigen Marktteilnehmer im Einklang mit den EU-Vorschriften vorzubereiten.
Margrethe Vestager, EU-Wettbewerbskommissarin
Nach den Vorstellungen der EU-Kommission soll ITA gemäß Plan der EU-Kommission mit 60 Flugzeugen und 5.000 Mitarbeitern nur halb so groß an den Start gehen wie Alitalia. Die Gewerkschaften hingegen fordern einen robusten Industrieplan, der mindestens 75 Flugzeuge und den Erhalt aller 11.000 Arbeitsplätze vorsieht. Giancarlo Giorgetti, Italiens Minister für wirtschaftliche Entwicklungen skizzierte indes einen neuen Zeitplan, der bestimmt, den Betrieb so schnell wie möglich wieder aufzunehmen – „am besten bereits im August“. Außerdem sprach er sich für neue Überbrückungshilfen aus und wies auf die Pflicht hin, „den Flugbetrieb in der Sommersaison zu gewährleisten.”
Fazit zu den nicht voll ausgezahlten Mai-Gehälter von Alitalia
Seit 2002 macht die italienische Fluggesellschaft keinen Gewinn mehr. Alitalia ist seit 2017 insolvent – zahlreiche Versuche, einen privaten Käufer zu finden, sind in der Vergangenheit gescheitert. So hat die Regierung der Airline bereits zahlreiche Überbrückungskredite in dreistelliger Millionenhöhe zukommen lassen. Dass Alitalia die Mai-Gehälter nicht im vollen Masse auszahlen kann, verwundert nicht, im Hinblick darauf, dass der Carrier noch immer auf eine Finanzspritze vom Staat von 100 Millionen Euro wartet. Es bleibt zu hoffen, dass sich die italienische Airline schnell von ihren krisengebeutelten Jahren erholen kann – und mit dem Start der ITA schon bald bessere Zahlen zu erwarten sind.