Um in den Genuss der zugesagten Staatshilfen zu kommen, muss Air France möglicherweise viele Slots in Paris-Orly aufgeben.

Eine neue Wendung in der Saga um die Rekapitalisierung von Air France-KLM: Wie kürzlich in La Tribune berichtet wurde, hat die Europäische Kommission Berichten zufolge Air France aufgefordert, Start- und Landerechte in Paris-Orly aufzugeben. Sollte sich die Fluggesellschaft weigern, könnte der staatliche Beihilfeplan von Brüssel blockiert werden und Air France könnten die Staatshilfen vorenthalten werden. Ein Überblick.

Air France stößt auf eine Mauer

Seit einigen Monaten hofft Air France-KLM auf zusätzliche sechs Milliarden Euro. Allerdings kommen die Gespräche über die weitere Finanzierung nur sehr langsam voran, und bis vor kurzem schien die Bereitschaft Frankreichs und der Niederlande, die Gruppe zu unterstützen, eher gering. Anfang dieser Woche gab Wirtschaftsminister Bruno Le Maire jedoch einen Hoffnungsschimmer, als er auf RTL erklärte, dass “der Staat Air France innerhalb kurzer Zeit zusätzliche Unterstützung zukommen lassen wird”. Er kündigte auch an, dass er die Idee favorisiert, die Schulden von Air France – die vor einigen Monaten mit der französischen Regierung abgeschlossen wurden – in Eigenkapital oder ewige Anleihen umzuwandeln. Eine Win-Win-Lösung sowohl für Air France als auch für den Staat – das Dossier wäre bereits zur Validierung an die Europäische Kommission geschickt worden.

Air France

Leider stößt Air France an dieser Stelle auf eine Wand. Damit der Beihilfeplan von Brüssel genehmigt werden kann, würde die Europäische Kommission die französische Fluggesellschaft auffordern, Start- und Landerechte in Paris-Orly aufzugeben, so wie sie die Lufthansa im vergangenen Juni aufgefordert hat, Slots in Frankfurt und München aufzugeben. Um in den Genuss staatlicher Beihilfen zu kommen, musste die deutsche Fluggesellschaft jährlich fast 9.000 Slots an jedem Flughafen aufgeben.

Air France Paris Orly 1

Derzeit hält Air France etwa 50 Prozent der 250.000 Slots in Paris-Orly. Wenn die Europäische Kommission erfolgreich ist, könnte Air France dann fast sieben Prozent ihrer Slots an diesem Flughafen zurückgeben. Das wäre natürlich ein schwerer Schlag für die französische Fluggesellschaft, zumal Transavia – die Low-Cost-Tochter von Air France – ab diesem Sommer ihren Flugplan in Frankreich erweitern möchte.

Die Europäische Kommission antwortet

Es überrascht nicht, dass der Chef von Air France-KLM, Ben Smith, besonders wütend über die Forderung der Europäischen Kommission war. Er bezeichnete die Idee, Slots an Paris-Orly abzugeben, als “ekelhaft”.

Welches Interesse hat die Europäische Kommission daran, unter dem Vorwand, Paris für den ausländischen Wettbewerb zu öffnen, die Reform der nationalen französischen Fluggesellschaft zu verhindern? Wir würden es nicht verstehen, wenn uns drastische Maßnahmen auferlegt würden, die unsere Position in Paris schwächen würden.

Ben Smith, Vorstandsvorsitzender von Air France-KLM

Angesichts der Kritik des französischen Staates und der Air France-KLM-Gruppe ist die Europäische Kommission nicht still geblieben. In einer Erklärung gegenüber AFP wies sie darauf hin, dass “die Mitgliedstaaten, wenn sie beabsichtigen, einem Unternehmen, das auf den Märkten, auf denen es tätig ist, sehr mächtig ist, eine Rekapitalisierungshilfe von mehr als 250 Millionen Euro zu gewähren, zusätzliche Maßnahmen vorschlagen müssen, um einen wirksamen Wettbewerb zu erhalten”.

Fazit zur möglichen Aufgabe von Air-France-Slots in Paris-Orly

Es scheint, dass die Pandemie Air France keine Ruhe lässt. In einem neuen Kapitel in der Saga um die dringend benötigten Staatshilfen einer der größten europäischen Airline-Gruppen, verlangt die Europäische Kommission nun von Air France, dass sie fast sieben Prozent ihrer Slots in Paris-Orly aufgibt, damit der Hilfsplan genehmigt werden kann. Dieser Druck aus Brüssel würde unter anderem darauf abzielen, einen faireren Wettbewerb zu ermöglichen – diese Slots werden jedoch für die Erholung von Air France entscheidend sein.

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Autor

Alexander Fink ist als Content Editor seit Januar 2021 für reisetopia tätig. Zuvor war er als Account Manager in der Industrie beruflich unterwegs und schrieb von seinen Reiseerfahrungen im eigenen Blog. Heute ist er Euer Ansprechpartner für alle Airline- und Kreditkartenthemen.

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