Einen Monat haben die Meilenschnäppchen ausgesetzt – nun sind sie zurück, ergänzt um die Award Flight Deals. Beide sind eine Enttäuschung auf ganzer Linie.
Es gab einmal Zeiten, in denen sich Meilensammler auf die Veröffentlichung der Meilenschnäppchen am Monatsende gefreut haben. Schon vor der großen Systemumstellung war davon nicht mehr viel übrig, wurden Ziele und Verfügbarkeiten doch immer weniger. Die Sonderangebote sollten nach einem Monat Pause zumindest für einige Airlines zurückkommen, dazu wurden die Award Flight Deals angekündigt. Schon in der ersten Ausgabe haben beide Angebote eines gemeinsam: Sie sind eine Enttäuschung in jeder Hinsicht.
Etikettenschwindel mit angeblichen Sonderangeboten
Beginnen wir mit einem Blick auf die neuen Award Flight “Highlights”, die es neuerdings bei Austrian Airlines, Lufthansa und Swiss gibt. Diese Sonderangebote für Reisen im August haben sogar die Aufmerksamkeit einer eigenen Seite bei Miles & More erhalten. Dort findet man wilde Werte zwischen 700 (Kopenhagen ab Wien) und 41.396 (Peking ab Wien) Meilen für einen Hin- und Rückflug in der Economy Class. Unklar bleibt: Sind das wirklich besondere Angebote oder nur die normalen Preise im dynamischen System?
Unsere Recherchen zeigen: Die Preise sind auch in anderen Monaten identisch und waren auch von der Award Flight Deals schon genauso hoch. Bei den Award Flight Deals werden also scheinbar schlicht ein paar angeblich interessante Preise aus dem dynamischen System herausgesucht und dann auf einer Übersichtsseite zur Verfügung gestellt. Wer echte Angebote sucht, sollte eher einen Blick auf unsere Übersicht der besten Preise im neuen dynamischen System von Miles & More werfen!
Höhere Reiseklassen hat man gleich gar nicht erwähnt, was wohl darauf hindeutet, dass die Award Flight Deals generell nicht mehr für die Business Class angeboten werden. Selbst die Premium Economy Class, bei der es bei den alten Meilenschnäppchen zumindest manchmal noch Verfügbarkeiten gab, scheint bei den “Highlights” im neuen System raus zu sein. Negativ fällt ebenfalls auf, dass diese Angebote nur von den jeweiligen Hubs, von Frankfurt, München, Wien und Zürich aus buchbar sind, also ohne Zubringer.
Highlights ohne relevanten Gegenwert
Damit aber nicht genug, auch die Angebote selbst haben nichts mit “Deals” oder “Highlights” zu tun. Nach Paris werden ab Frankfurt 3.150 Meilen angepriesen (tatsächlich sind es übrigens nur 3.146 Meilen, was kurios anmutet, weil alle anderen Werte krumm genannt werden…):
Erwähnenswert sind dabei insbesondere die 115 Euro Zuschläge, denn an fast allen Daten im August kann man die Flüge auch bezahlt für knapp 150 Euro buchen – entsprechend gering ist der Gegenwert pro Meile:
Dasselbe Bild zeigt sich auch auf der Langstrecke, angepriesen wird hier etwa Atlanta ab 18.034 Meilen (in diesem Fall korrekt) mit einem Abflug in Frankfurt. Die Verfügbarkeiten für dieses “Highlight” sind durchaus gut, die 475 Euro an Zuschlägen dafür saftig:
Bezahlt man dasselbe Ticket stattdessen einfach komplett, bekommt man nicht nur Meilen und Statuspunkte, sondern zahlt auch weniger als 100 Euro mehr als die Zuschläge des Award Tickets:
Wenn ein Gegenwert von 0,5 Cent pro Meile also schon ein Highlight ist, mag man sich fragen, was man bei Miles & More als normalen Award Flight sieht…
Humor bei der neuen Ausgabe der Meilenschnäppchen
Doch die Award Flight Highlights sind nur ein Teil der Enttäuschungsparade im Juli, denn bei den zumindest für Discover, Brussels Airlines und LOT zurückgekehrten Meilenschnäppchen fehlt es auch nicht an Kuriositäten. Bei Discover Airlines gibt es etwa ein Ziel, das auf den ersten Moment spannend klingt: Cancún in der Business Class. Doch ein zweiter Blick zeigt, dass man den Machern von Miles & More einen gewissen Humor nicht absprechen kann.
Weniger schlimm ist noch, dass die Preise für die Meilenschnäppchen in die Karibik gestiegen sind, sodass der Business Class Hin- und Rückflug nun 66.000 Meilen kostet. Spannender ist eher, dass Cancún im neuen System das mitunter “günstigste” Ziel in dieser Weltregion ist. Ohne irgendwelche “Highlights” oder “Schnäppchen” kann man eben jenes Ziel im neuen System mit Edelweiss in der Business Class nämlich für 65.000 bis 70.000 Meilen ab deutschen Flughäfen ansteuern, hier etwa am Beispiel von Berlin zu sehen:
Mit den Meilenschnäppchen lässt sich etwa entsprechend eine Ersparnis von sage und schreibe 920 Meilen gegenüber den regulären Preisen erzielen. Fairerweise kann man argumentieren, dass man so etwa ab Frankfurt einen Direktflug statt einer Umsteigeverbindung via Zürich bucht, von einem attraktiven Angebot kann man allerdings kaum sprechen. Dazu liegen die Zuschläge bei mehr als 1.000 Euro für den Hin- und Rückflug.
Attraktive Einlösungen nur in der Theorie
Doch einen Hoffnungsschimmer bietet auch diese Ausgabe der Meilenschnäppchen – mag man meinen. Denn neben den Brussels Airlines Meilenschnäppchen mit drei Zielen in Afrika gibt es bei LOT auch ein Langstreckenziel in der Business Class: Toronto (übrigens auch das günstigste Langstreckenziel in Nordamerika im neuen dynamischen System)! Klingt attraktiv, zumal die Airline tatsächlich sogar bis zu drei Flüge am Tag auf der Strecke anbietet und außerdem schon seit längerer Zeit durch vergleichsweise moderate Zuschläge zu begeistern weiß.
Doch wo gibt es auf einmal keine Verfügbarkeiten mehr? Richtig auf der Strecke von Warschau nach Toronto im Rahmen der LOT Meilenschnäppchen. Nun will ich keine Absicht unterstellen, aber aus privaten Gründen habe ich mich in den vergangenen Tagen noch mit Flügen nach Toronto beschäftigt und an einem Datum im Sommer auf allen drei täglichen Flügen Verfügbarkeiten in der Business Class gefunden. Heute, zum Start der Meilenschnäppchen, sind eben jene Verfügbarkeiten auf allen Flügen weg.
Bei unserer Recherche konnten wir gar an keinem Datum passende Verfügbarkeiten finden, was für Miles & More Teilnehmer wie ein schlechter Witz wirken mag. Nun kann man daraus wohl auch ein Muster ableiten, denn der komplette Start der Award Flight Deals und die Rückkehr der Meilenschnäppchen sind schlicht nur eine Sache: Eine pure Enttäuschung für jeden, der sich einstmals auf die Sonderangebote zum Monatsanfang gefreut hat.
Ganz ehrlich – ich verstehe die Aufregung nicht. Für mich waren die Meilenschnäppchen schon immer uninteressant. Ich fliege, wann und wohin ich möchte – und nicht, wann und wohin eine fluggesellschaft es möchte und versucht, mich mit Ramschangeboten zu locken.
Und diese zunehmende Mentalität, möglichst alles so gut wie umsonst bekommen zu wollen, stimmt mich als Unternehmer nachdenklich. Weil kaum noch jemand angemessene Preise bezahlen will, ist Deutschland mittlerweile zum Ramsch-Land verkommen. Qualität muss man heute suchen – weil nur noch wenige bereit sind, sie zu bezahlen.
Welche Qualität? Da gibt es be der Lufthansa Group einen Trend und der zeigt nach unten. Spätestens seit Corona-Zeiten scheint der Kunde nicht mehr im Mittelpunkt zu stehen.
Man kann wirklich nur hoffen, dass die goldenen Zeiten dieser peinlichen Karten-Ritter und Zeitungsabo-Meilenmillionäre bald Geschichte sind. Dann stolpern auch weniger Hobby-Influencer mit gezücktem Handy durch die Senator Lounge, bloß weil sie sich mit irgendeinem Business-Punkte Ticket + AmEx-Platinum den Zutritt verschafft haben.
Am lautesten jammern doch sowieso die, die jahrelang brav ihre Meilen am Boden gesammelt haben oder die, die ihre Punkte-Portemonnaies mithilfe von windigen AmEx Platinum Kartenempfehlungen gefüllt haben. Jetzt, wo das alles nicht mehr reicht, wird das Geschrei groß. Herrlich anzusehen, ehrlich gesagt.
American Express hat mit der 1:3-Entwertung zu Payback schon mal kräftig den Rotstift angesetzt. Für echte Vielflieger, die ihre Meilen wirklich oben in der Luft verdienen und nicht unten durch Kartenempfehlungen, wird’s dadurch wieder angenehm ruhig: weniger Schmarotzer, mehr Platz, bessere Chancen auf echte Prämienflüge.
Und mal ganz im Ernst: Als treuer Leser und gelegentlicher Reisetopia-Hotelbucher würde ich mir von euch wünschen, dass ihr eure rosarote Schnäppchenbrille absetzt. Vielleicht auch mal die Perspektive der Airlines beleuchten, statt immer nur dieses ewige „wir wollen alles, sofort und billig, und natürlich unendlich verfügbar“ zu predigen.
leider sind keine nützlichen Antworten dabei in den Kommentaren. Es spielt doch keine Rolle wie Meilen gesammelt wurden wenn Airlines etc. diese Option zur Verfügung stellen. Es spricht auch nichts dagegen seine Meilen über einen längeren Zeitraum zu behalten für eine besondere Reise. Ich würde mal behaupten dass die sogenannten ehrlichen Meilensammler ( in der Luft) zu einem großen Teil Vielflieger auf Geschäftsreise sind und am Ende null € dafür bezahlen. Also bitte etwas mehr Themen bezogene Kommentare und Tips für andere Leser – Danke
Seh ich auch so und wenn ich diese oberpeinlichen Berichte lese, Business von Sofia nach Dubai one way… tut es einfach nur noch weh. Der Aufwand erstmal dahin zu kommen…. Und wie kommen dann die Meilensammler wieder zurück? Zu Fuß? Per Anhalter? Das hier ist einfach nur eine Werbeseite für darbenden Zeitschriften wie Welt usw und unnütze Kreditkarten.
Lieber Moritz,
besser lässt es sich leider nicht zusammenfassen…
Am dynamiscehn System wurde vorab viel schlecht geredet, davon einiges zu unrecht wie sich nun ziegt – die Meilenschnäppchen waren jedoch in den vergangenen Jahren bereits mäßig bis schlecht und sind nun nicht mal mehr eine Randnotiz wert.
Vielleicht sollte man sich einfach wieder auf seine Kernkompetenzen konzentrieren und seine Vielflieger mit ordentlichen Angeboten fördern anstatt für irgendwelche Zeitungs-Abos Meilen rauszuschmeißen und daraus resultierend die Awards immer mehr zu entwerten. Gutes (weiteres) Beispiel: AMEX entwertet gerade auch die MR (Transfer zu eingen Vielfliegerprogrammen) – aber hauptsache die Platinum groß bewerben und neue Leute reinholen die mit Gutscheinen usw. die 13k für den Boni veruchen zu erreichen….
Schade für alle Vielflieger und für alle Menschen die wirklich Umsätze mit M&M bzw. AMEX generieren… Mal schauen wo es hinführt….
Freu mich schon auf die Reisetopia-Kreditkarten-Werbung: “Jetzt mit nur einem Kredikarten-Abschluss Business-Class fliegen, zB mit den suuuper Meilenschnäppchen..”