Laut der Brandenburger Landesregierung soll der Flughafen Berlin Brandenburg (BER) eine spätere Wiederaufnahme von Ausbauplänen nicht ausschließen.
Falls es nötig wird, darf der BER-Flughafen wachsen. So entschied Brandenburgs Landtag, nachdem mit großer Mehrheit ein Ausbau-Stopp abgelehnt wurde, wie aero mitteilt.
Bewilligung für mögliche Ausbaupläne
Die Brandenburger Landesregierung teilte mit, dass der Flughafen BER eine spätere Wiederaufnahme von Ausbauplänen offenhalten soll. Denn am Mittwoch erst verwies Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) darauf, dass die Fluggesellschaft Eurowings ihre Hauptstadt-Basis ausbauen und zum Sommerflugplan 2023 das Angebot an Direktzielen ab dem BER deutlich erweitern will. Das ist eine gute Nachricht, nachdem Easyjet und Ryanair verkündet haben, dass sie ihr Angebot aufgrund der hohen Flughafen-Gebühren am BER verkleinern wollen. Welche neuen Flughäfen Eurowings genau im nächsten Sommer ansteuern wird, wird Airline-Chef Jens Bischof erst am kommenden Montag verraten.
Von daher ist es wenig zielführend, jetzt dem FBB (Flughafen Berlin Brandenburg) langfristig irgendwelche Ausbauplanungen zu untersagen (…) Wenn es die Passagierentwicklungen am BER erforderlich machen, dann ist das rechtzeitig zu tun.
Steinbach im Brandenburger Landtag in Potsdam mit Blick auf eine Forderung der Freien Wähler, die Ausbaupläne vorerst zu stoppen.
Der Hauptstadtflughafen BER verzeichnete im Oktober so viele Fluggäste wie in bisher keinem anderen Monat in diesem Jahr. Insgesamt 2,1 Millionen Menschen sind vergangenen Monat hier angekommen oder abgeflogen. Im Oktober 2019, vor der Pandemie, sind allerdings noch 3,2 Millionen Fluggäste über die Berliner Flughäfen Tegel und Schönefeld gereist.
Langfristige Entwicklungen sollten nicht unmöglich gemacht werden, sagte Helmut Barthel (SPD). Aus Erfahrung lehnten selbst die grünen Luftfahrt-Gegner den Antrag auf Bau-Stopp ab. „Es ist einfach nicht gut, wenn sich die Politik in das Flughafen-Geschäft einmischt“, sagte Thomas von Gyzicki (Grüne), „zu viel Politik hat zu dem BER-Desaster geführt!“
Zuvoriger Antrag auf BER-Ausbau-Stopp
Der Hintergrund des Ganzen: Flughafenplaner Dieter Faulenbach da Costa präsentierte am 8. November auf einer Pressekonferenz der Freien Wähler Brandenburgs ein neues Gutachten zur Zukunft des Flughafens BER. Er ist gelernter Stadt-, Regional- und Landesplaner und war eine Zeit lang stark in die Planung des BER involviert. Auch wenn dem mittlerweile nicht mehr so ist, begleitet ihn dieses Projekt von allen seiner bisherigen Projekte am längsten. Angesichts des vorgestellten Gutachtens geht der Flughafenexperte davon aus, dass der Schuldenberg der Flughafengesellschaft bis 2041 auf rund 12 Milliarden Euro steigen wird, wenn der derzeitige Entwicklungspfad beibehalten wird.
Daraufhin forderten Brandenburgs Freie Wähler die Ausbaupläne des BER bis 2030 auf Eis zu legen, damit der Pleite-Flughafen aus den roten Zahlen kommt. Erst vor kurzem hatte sich der BER dafür entschieden das Terminal 5 des Flughafens aufgrund der finanziellen Zwickmühle still zulegen.
Die Flughafengesellschaft ist eine tickende Zeitbombe.
Matthias Stefke, stellvertretender Fraktionschef der Freien Wähler
Noch immer leidet der Flughafen unter der Corona-Krise. Bis Mitte des Jahrzehnts möchte die Flughafengesellschaft FBB wieder das Vor-Corona-Niveau erreichen und schwarze Zahlen schreiben. Aktuell ist der Flughafen noch auf die Hilfen von Berlin, Brandenburg und dem Bund angewiesen. Diese haben angekündigt, der FBB in diesem und dem nächsten Jahr Beihilfen von bis zu 1,7 Milliarden Euro zuzuführen.
Fazit zum Go für mögliche Ausbaupläne am BER
Nach einigen Diskussionen gab der Brandenburger Landtag nun bekannt, dass der Flughafen Berlin Brandenburg weiter wachsen darf, wenn dies erforderlich ist. Ursprünglich wurde nämlich von Brandenburgs Freien Wählern ein Ausbaustopp des BER bis 2030 verlangt, damit dieser zunächst von seinem Schuldenberg herunterkommt. Doch die Brandenburger Landesregierung ist optimistisch und teilte mit, dass der Flughafen BER eine spätere Wiederaufnahme von Ausbauplänen offenhalten soll. Mit der Ankündigung Eurowings ihre Hauptstadt-Basis ausbauen und zum Sommer 2023 das Angebot an Direktzielen ab dem BER deutlich erweitern zu wollen, scheint sich das als gute Entscheidung bewiesen zu haben.
