Die Bundesregierung beschließt insbesondere beim Reisen Vorteile für Geimpfte und Genesene. Das löst bundesweit eine Debatte auf, ob und inwiefern dies gerechtfertigt ist – die Deutschen zeigen sich gespalten.
National wie international wagen erste Länder den Vorstoß und beschließen Erleichterungen für Geimpfte sowie Genesene. Vor allem die Reisefreiheit soll diesen Personengruppen wieder verliehen werden. Ein flächendeckendes Impfangebot, ungeachtet einer Priorisierungsgruppe, ist hingegen in den wenigsten Ländern der aktuelle Stand. Das führt zu Unmut unter den Deutschen, was eine Umfrage herausgefunden hat. Wie Reise vor 9 berichtet, zeigen sich die Deutschen gespalten beim Thema Reisefreiheit für Geimpfte.
Regierung beschließt Vorteile für geimpfte Reisende
Bislang unterliegen die Quarantänevorschriften den einzelnen Bundesländern. Einige Bundesländer haben in den vergangenen Tagen und Wochen erste Vorstöße gewagt und Erleichterungen für Geimpfte sowie Genesene beschlossen. Damit sollen neben den Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen auch die Quarantänevorschriften für diese Personengruppen fallen. Schnell wurden Forderungen nach einer bundesweit einheitlichen Vorgehensweise laut. Mit bundesweiten Lockerungen der Corona-Auflagen für Geimpfte und Genesene soll sich die momentane Situation ändern. Noch im Laufe dieser Woche wollen Bundestag und Bundesrat über entsprechende Verordnungen, die deutschlandweit gelten sollen, entscheiden.
Zu den Lockerungen zählen insbesondere Vorteile beim Reisen. So werden die Quarantänevorschriften für beide Gruppen, geimpft oder genesen, abgeschwächt. Das bedeutet, dass die betroffenen Personen nach einem Auslandsaufenthalt nur dann in Quarantäne geschickt werden, wenn sie sich zuvor in einem Virusvariantengebiet aufgehalten haben. Nach einem Urlaub in einem Risikogebiet müssen sich die Reisenden nach der Rückkehr nach Deutschland also nicht mehr der zeitaufwändigen Quarantäne unterziehen. Nach Ansicht einiger Bundesbürger stellt das eine eindeutige Benachteiligung dar.
Umfrage zu Reisefreiheit für Geimpfte
In einer repräsentativen Umfrage des Kompetenzzentrums Tourismus des Bundes in Zusammenarbeit mit dem Sinus-Institut kam heraus, dass sich 38 Prozent der Deutschen für zusätzliche Reisefreiheiten von geimpften und genesenen Personen aussprechen – 35 Prozent sind dagegen. Eine klare Mehrheit lässt sich damit nicht feststellen. In der Umfrage, die bis zum 19. April von beiden Instituten erhoben wurde, lassen sich lediglich in den verschiedenen befragten Bevölkerungsgruppen klarere Meinungsbilder erkennen. So gaben vor allem jüngere Bevölkerungsgruppen an, für Erleichterungen von Geimpften sowie Genesenen zu sein. Ältere Bundesbürger sowie Bevölkerungsgruppen aus einem traditionelleren Umfeld sprachen sich eher gegen Erleichterungen für Restaurantbesuche sowie die Aufhebung von Quarantänepflichten aus.
Dabei stellen beide Institute klar, dass es sich bei der Umfrage um ein fortlaufendes Meinungsbild handeln würde. Dementsprechend sei diese Umfrage auch nur als Teil einer umfangreichen Untersuchungsreihe des Kompetenzzentrums Tourismus des Bundes zum neuen Reiseverhalten anzusehen. Neben dem Einfluss des Impffortschrittes hätte auch die Corona-Pandemie selbst eine Änderung der Reisepräferenzen der Deutschen hervorgerufen. In Einigkeit üben sich die verschiedenen Bevölkerungsgruppen dabei jetzt schon bei Urlaubszielen, die nicht überlaufen seien. Diese stünden bei fast allen ganz oben in der Priorität und seien für die Deutschen aktuell deutlich wichtiger als Ruhe und Erholung sowie die üblichen Präferenzen wie Natur, Strand- und Bademöglichkeiten aber auch Wellness und Kultur.
Erleichterungen für Erstgeimpfte
Derweil schreiten die Planungen der Bundesländer sowie anderer Staaten voran. Ab dem gestrigen Mittwoch dürfen vollständig geimpfte Tagestouristen, sowie Besitzer einer Zweitwohnung in dem Bundesland, nach Mecklenburg-Vorpommern einreisen. Weiterhin verboten bleiben jedoch touristische Übernachtungen, etwa in Hotels, Pensionen, Ferienwohnungen und auf Campingplätzen. Dem hervorgegangen war ein Gerichtsurteil des Oberlandesgerichts, welches die vorherige Quarantäneverordnung als willkürlich bezeichnet hatte. Änderungen der Verordnung wurden umgehend im Anschluss von der Ministerpräsidentin selbst angekündigt. Andere Bundesländer gehen dabei einen Schritt weiter und erlauben auch wieder Übernachtungen aus touristischen Zwecken. Während Schleswig-Holstein und Niedersachsen sich aktuell noch in der Testphase befinden, möchte Bayern die Hotels bei entsprechender Pandemie-Lage wieder generell öffnen – ungeachtet des Impfstatus. Auch Nachweise über negative Corona-Tests erlauben die “Einreise”.
Österreich und die EU planen wiederum einen anderen Weg einzuschlagen. Obwohl der Inzidenzwert von Österreich mit 147 über dem deutschen Wert (141) liegt, werden Gastronomie, Hotels und Veranstaltungen voraussichtlich am 19. Mai wieder eröffnen. Um die Impfungen weiterhin attraktiv zu gestalten, plant die österreichische Regierung weitere Lockerungen für Menschen ab 21 Tagen nach der Erstimpfung. Somit werden Erstgeimpfte wie negativ Getestete behandelt und können so problemlos Restaurants, Hotels und Veranstaltungen besuchen. Auch die Europäische Union möchte mit EU-Impfpass einen ähnlichen Weg einschlagen und hat Reisefreiheiten für Erstgeimpfte angekündigt.
Fazit zur Umfrage und den derzeitigen Erleichterungen
Bund und Länder planen Erleichterungen für geimpfte sowie genesene Menschen. Viele sehen die Einschränkungen der Grundrechte für diese Personengruppen nicht mehr länger gegeben. Andere wiederum sehen sich benachteiligt, da noch kein allgemeines Impfangebot derzeit versprochen werden kann und andere Konzepte wie die Testpflicht bei Rückkehr nicht mit einer Impfung gleichgestellt werden. Dieses gespaltene Meinungsbild zeichnet sich auch in der Umfrage des Kompetenzzentrums Tourismus des Bundes in Zusammenarbeit mit dem Sinus-Institut ab. Allgemein zeigen sich die Deutschen beim Thema Reisefreiheit für Geimpfte sehr gespalten. Lediglich in den einzelnen Bevölkerungsgruppen lassen sich klarere Tendenzen erkennen. Während eher jüngere Menschen, die aktuell noch kein Impfangebot erhalten haben, diese befürworten, sind ältere und traditionellere Bevölkerungsgruppen eher gegen Erleichterungen.
Zitat: “Vor allem die Reisefreiheit soll diesen Personengruppen wieder verliehen werden.”
Grundrechte werden einem vom Staat nicht – gnädigerweise – verliehen, man hat sie. Fällt der Grund für die aktuellen Einschränkungen weg, so ist auch automatisch die Einschränkung selbst hinfällig. Unsere Regierung schafft es aber, die Dinge so zu verdrehen, dass es als großzügige Geste des Staates angesehen wird, wenn Geimpfte ihre Grundrechte wieder wahrnehmen dürfen.
Wie man klar sieht gibt es keine Mehrheit, die Geimpften ihre Grundrechte zurückgeben möchten. Stattdessen wäre es begrüßenswert, wenn auch auf diversen Portalen beide Seiten gleich konzentriert vertreten wären. Manchmal könnte man glauben, es handelt sich um den verlängerten Arm der Bundesregierung. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird dieser Kommentar wieder unterdrückt werden.