Regelmäßig setzen wir uns intern zusammen und besprechen die wichtigsten Themen aus der Luftfahrt sowie über Meilen und Punkte. Ein Thema steht gerade aber vor allem für Luftfahrtenthusiasten über allen.

Die Lufthansa bereitet die Rückkehr des Airbus A380 vor. Das erste Modell ist bereits wieder in Frankfurt und wird wieder für den Flugbetrieb fit gemacht. Bis dahin ist noch ein langer Weg zu gehen. Genug Zeit für uns, um über mögliche Ziele für die Testflüge und später für den regulären Flugbetrieb auf der Langstrecke zu spekulieren. Dabei gehen wir auch auf die neuesten Entwicklungen zur Anzahl und den ersten bestätigten Zielen aus dem Hause Lufthansa ein.

Das Comeback

Lange Zeit wehrte sich Lufthansa-Chef Carsten Spohr vehement gegen eine Rückkehr des Airbus A380. Stattdessen wurde lieber der Airbus A340-300 weiter betrieben. Später folgte sogar die Boeing 747-400 und der Airbus A340-600. Womit man auch schon beim Airbus A380 angelangt wäre. Möchte man noch mehr Flugzeuge reaktivieren, so führt kein Weg mehr an den Superjumbo vorbei. Die Entscheidungsfindung dürfte sich offensichtlich schwer gestaltet haben. Die Ausflottung der 14 Flugzeuge hat viele Millionen Euro geschluckt, und die Reaktivierung wird dies genauso.

Die Gründe für die Rückkehr des Airbus A380 sind vielfältig. Natürlich liegt die First Class-Kapazität auf der Hand. Und so war dies bereits der Grund für die Rückkehr des Airbus A340-600. Ein Airbus A380 verfügt über insgesamt acht First Class-Sitze, ein Airbus A340-600 ebenfalls. So kann die Lufthansa das Angebot in München nach jahrelanger Corona-Flaute wieder von null auf Hundert quasi erhöhen. Darüber hinaus dürften aber vor allem die Lieferverzögerungen bei Boeing für eine Rückkehr des A380 gesprochen haben. Die Lufthansa hat hier noch einige offene Bestellungen.

Lufthansa Airbus A380 Teruel

An oberster Stelle steht die Boeing 777X, die mittlerweile bereits seit einigen Jahren überfällig ist. Mittlerweile wurde die Auslieferung auf das Jahr 2025 verschoben. Stattdessen flottet die Airline für den Standort in München vermehrt Airbus A350-900 ein. In Frankfurt gesellen sich nun seit wenigen Monaten erstmals die Boeing 787 hinzu. Im kommenden Jahr werden mehr Flugzeuge beider Typen eingeflottet, dann auch erstmals mit der neuen Business und First Class. Und dennoch scheint es sich zu lohnen, den Airbus A380 wieder zurückzubringen. Für wie lange, bleibt vorerst noch offen.

Lufthansa Airbus A380 Teruel

Dafür steht mittlerweile fest: Bis Oktober 2023 werden insgesamt vier Airbus A380 reaktiviert. Der Aufwand dafür ist, wie bereits erwähnt, immens. Der erste Airbus A380 mit dem Spitznamen Mike-Kilo (D-AIMK) wurde bereits in Teruel für den Erstflug fit gemacht. Dafür konnte der Superjumbo aber nur mit ausgefahrenem Fahrwerk nach Frankfurt geflogen werden. Hier verweilt das Flugzeug vorerst in der Lufthansa Technik, in dem eigens für den A380 gebauten Hangar. Dort wird das Flugzeug aufgebockt, um einen Fahrwerktest durchzuführen. Nur einer von vielen Tests, wie Aeronewsgermany kürzlich analysierte.

Dass der Arbeitsaufwand hoch und kostenintensiv wird, hat die Lufthansa bereits selbst verraten. Denn im Anschluss wird das Flugzeug nach Manila auf den Philippinen fliegen, wo die Lufthansa über einen weiteren Maintenance-Standort verfügt. Die Lufthansa-Technik dort ist auf sogenannte Heavys ausgelegt und wird den C-Check aller Airbus A380 für die Lufthansa durchführen. Jedes Bauteil, jede Schraube und jede Niete wird dabei auf links gedreht. Das Flugzeug ist danach wie neu und fit für den Flugbetrieb. Na ja, also noch nicht ganz…

Die Testflüge

Denn die nächste Herausforderung steht der Lufthansa schon bevor! So soll die Lufthansa nur noch über zwölf Piloten verfügen, die eine gültige Zertifizierung für den Airbus A380 haben und diesen demnach fliegen dürften. Alle anderen Piloten wurden mit teuren Abfindungen vom Konzern verabschiedet oder erhielten ein anderes Type-Rating für einen anderen Flugzeugtypen. Das bedeutet, dass die Lufthansa schnellstmöglich wieder Piloten und Kabinencrew auf dem Flugzeugtypen trainieren und zertifizieren muss, so wie man es aktuell bereits mit der Boeing 787 macht. Der Flugzeugtyp ist für die Lufthansa Group gänzlich neu und bedarf deshalb ein aufwändiges Training für das fliegende Personal.

Die Boeing 787 routiert mittlerweile nicht nur zwischen Frankfurt und Newark, sondern auch weiterhin zwischen Frankfurt und München. Dabei handelt es sich um essenzielle Trainingsflüge für die Cockpit- und Kabinencrew. Piloten können so innerhalb kürzester Zeit mehrere Starts und Landungen sammeln, die für die Zertifizierung benötigt werden. Die Kabinencrew kann sich gleichzeitig mit den Gegebenheiten und Einrichtungen des Dreamliners vertraut machen. Diese Trainingsflüge werden wohl noch bis Februar so weitergehen. Ein ähnliches Konzept ist für den Airbus A380 denkbar. Trainingsflüge könnten auch mit Passagieren durchgeführt werden.

Lufthansa Airbus A380 D-AIMK Rueckkehr Frankfurt 2022

Möglich wären da natürlich die Lufthansa Hubs Frankfurt oder Zürich als mögliche Ziele. Frankfurt und Zürich könnten einen Airbus A380 abfertigen. Dafür bedarf es nicht nur eine ausreichend lange Runway, sondern auch entsprechend vergrößerte Taxiways (Rollwege) und spezielle Airbus A380-Gates. Über solche Gates verfügt zwar nicht der Flughafen von Palma de Mallorca, dennoch wäre es ein mögliches Ziel für die Osterferien, wie wir intern diskutierten. Immerhin flog die Lufthansa in den letzten Jahren einige Male mit der Boeing 747-8 nach Mallorca und nutzte dafür eine Außenposition für die Abfertigung. Die entsprechende Nachfrage dürfte für diese Route da sein, wenn auch ein täglicher Auftritt eher undenkbar wäre.

Lufthansa A380

Viel wahrscheinlicher wäre hier das British Airways-Modell. Die Airline flog zum Comeback ihrer Airbus A380 Trainingsflüge auf den Routen von London Heathrow nach Madrid sowie Frankfurt. Möglich also, dass auch Lufthansa diesem Beispiel folgt und ihre Airbus A380 regelmäßig nach London und Madrid schickt. Beide Flughäfen verfügen über die Möglichkeiten zur Abfertigung. Zudem dürfte die Nachfrage sowohl von Passagieren als auch aus dem Cargo-Bereich da sein. Die Flüge sind auch etwas länger, was beim Airbus A380 ebenfalls etwas mehr Sinn ergeben dürfte. Nach diesem Beispiel wären aber auch andere europäische Hubs wie Paris Charles de Gaulle beispielsweise denkbar.

Etwas weniger auf dem Schirm dürften viele Destinationen wie Dublin oder Lissabon haben. Noch vor der Corona-Pandemie flog die Lufthansa in den Sommermonaten beide Destinationen mit dem Airbus A340 an, um der Nachfrage gerecht zu werden. Vor allem im Sommer ist Portugal eine gefragte Destination. Zudem dürfte auch hier die Cargo-Nachfrage vorhanden sein, weshalb sich ein Einsatz des Airbus A380 durchaus lohnen könnte. Sofern die Trainingsflüge abgeschlossen sind, werden die ersten Airbus A380 noch im Sommer ihren regulären Flugbetrieb auf der Langstrecke aufnehmen. Aber wohin könnte es gehen?

Die Langstreckenrouten

Wie wir bereits vermelden konnten, werden zum Winterflugplan 2023/2024 insgesamt vier Airbus A380 zur Verfügung stehen. Sofern auch alle für die Langstrecke einsatzbereit sind, wäre folgendes Modell denkbar. Drei Airbus A380 werden tägliche Rotationen fliegen, ein Airbus A380 wird immer als Ersatz in der Hinterhand gehalten werden. Insgesamt routieren alle Exemplare für die nötigen Checks natürlich durch. Mit drei täglichen Airbus A380-Flügen wären allerdings auch nur drei Destinationen denkbar, sofern diese täglich mit dem Airbus A380 angeflogen werden.

Als Lufthansa damals erstmals einige Airbus A380 auch in München stationierte, nahm man die folgenden drei Destinationen auf:

Wie bereits die Kollegen bei simpleflying spekulierten, wäre dieses Trio auch in 2023 denkbar. Dabei dürfte vor allem Los Angeles als sicher gesetzt gelten. Die Nachfrage für Los Angeles dürfte hoch sein, vor allem in der First und Business Class. Peking und Hongkong würden mehr Sinn ergeben, sofern China und Hongkong ihre Grenzen wieder öffnen. Hier dürfte vor allem die Nachfrage von Geschäftsreisen spannend sein. Sollten die Einreisebedingungen so bleiben, wie aktuell, würden beide Ziele nur als wöchentliche Flüge Sinn ergeben, wie unser Kollege Julius anmerkte. Aktuell sind nur Direktflüge nach China erlaubt. Mit dem Airbus A380 könnte die Lufthansa auf einen Schlag eine Menge Passagiere zu beiden Destinationen fliegen.

Lufthansa Airbus A380 1

Auch wenn die Lufthansa schon seit einigen Jahren wie kaum eine andere europäische Airline auf die chinesische Grenzöffnung hoffen dürfte, ergeben Peking und Hongkong auf den ersten Blick weniger Sinn. Asien könnte aber dennoch spannend für die Lufthansa sein. Mit Bangkok und Singapur verfügt man zudem über zwei Urlaubsdestinationen, die aktuell eine hohe Nachfrage erleben. In beiden Ländern wären zudem Anschlüsse mit den Star Alliance-Partnerinnen Singapore Airlines und Thai Airways gegeben. Und eine First Class können beide Airlines auf ihren Routen nach München ebenfalls nicht bieten. Damit könnte man Qatar Airways folgen, die ebenfalls ihr A380 von Europa in Richtung Asien und Ozeanien lenkt.

Anderenfalls könnte British Airways wiederholt als Vorbild gelten. Die Airline setzt ihre Airbus A380 hauptsächlich auf den Transatlantikrouten nach Nordamerika ein. Neben Los Angeles wären für die Lufthansa so auch Boston und San Francisco denkbar. Beide Destinationen wurden ebenfalls von München mit dem Airbus A380 bedient. Zudem dürfte die Nachfrage natürlich auch New York hergeben. Dementsprechend wären aber auch Seoul und Tokio in Asien wieder denkbar. Hier dürfte die Lufthansa aber vermutlich mehr auf Synergien setzen und eher auf die First Class-Kapazitäten nach New York sowie Seoul und Tokio ab Frankfurt verweisen. Gleiches würde dann auch für die Südamerika-Routen gelten, die vermehrt ab Frankfurt angeboten werden.

Die neuesten Entwicklungen

Dieser Artikel wurde bereits am Donnerstag verfasst. Am Freitag dann drangen neue Entwicklungen durch. Demnach behält sich die Lufthansa mittlerweile ganz aktiv die Option offen, auch die verbliebenden vier Airbus A380 zu einem späteren Zeitpunkt zu reaktivieren. Darüber hinaus ist die Frage noch immer nicht geklärt, ob man auch die Superjumbos mit der neuen Allegris-Kabine ausstattet. Sollte man aber alle acht Airbus A380 reaktivieren, wird eine Ausstattung aller Exemplare mit der neuen Kabine immer wahrscheinlicher. Ob die Pläne aber wirklich so verwirklicht werden, hängt stark von der Zuverlässigkeit von Boeing ab.

Wie bereits zuvor beschrieben, verschiebt sich der Auslieferungstermin vor allem für die Boeing 777X. Das berichtet aero.de und beruft sich auf Interner, Lufthansa will diese Gerüchte dort jedoch noch nicht offiziell bestätigen. Weitere interne Gerüchte sollen zudem die ersten Ziele des Airbus A380 festlegen. Dabei bestätigen sich gleich mehrere Annahmen. Es soll sich um drei Destinationen handeln, die allesamt in den USA liegen. So will man zunächst mit den Superjumbos nach Boston, New York und Los Angeles fliegen. Offiziell bestätigt ist das aber auch nicht. Vermutlich wird sich in dieser Hinsicht auch noch viel tun. Zum einen wegen der durchaus ungewissen Anzahl an Airbus A380, zum anderen wegen jüngster Entwicklungen in China. So plant man dort die vollständige Grenzöffnung im Januar kommenden Jahres.

Fazit zu den möglichen A380-Routen der Lufthansa

Die Pläne der Lufthansa mit dem Airbus A380 sind aktuell noch unergründlich. Fest steht bislang nur, dass vier Airbus A380 bis zum Oktober 2023 in München einsatzbereit sein werden. Welche Routen die Lufthansa für Testzwecke fliegt, und anschließend auf der Langstrecke, bleibt noch ein Rätsel. Genauso, wie lange der Einsatz dieser Exemplare geplant ist und ob sie demnach nochmal mit einer neuen Kabine ausgestattet werden. Wenn ich mich festlegen müsste, wird die Lufthansa einen langfristigen Einsatz planen, sich die Kosten für eine neue Kabine aber vermutlich eher sparen. Die Trainingsflüge werden eher auf europäischer Ebene stattfinden. Unter den zukünftigen Langstreckendestinationen werden sich wohl vermehrt Ziele in den USA wiederfinden. Wobei ein Mix zwischen Sommer- und Winterflugplan denkbar wäre und die Lufthansa im Winter mit dem A380 auch eher nach Thailand oder Singapur fliegen könnte.

Auf welchen Routen wird die Lufthansa den Airbus A380 einsetzen? Lasst uns Eure Meinungen in den Kommentaren hören.

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Autor

Alexander Fink ist als Content Editor seit Januar 2021 für reisetopia tätig. Zuvor war er als Account Manager in der Industrie beruflich unterwegs und schrieb von seinen Reiseerfahrungen im eigenen Blog. Heute ist er Euer Ansprechpartner für alle Airline- und Kreditkartenthemen.

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