Verspätungen sind ärgerlich, manchmal mehr und manchmal weniger. Beispiel gefällig? Statt einer Distanz von 175 Meilen sollte ich am Ende 2.395 Meilen fliegen – in der Economy Class wohlgemerkt. Doch diese Ausgabe von Reiseverrückt soll kein Jammern sein, sondern Euch allen voran ermutigen!
Ich nehme Verspätungen gewöhnlich recht locker hin und lasse mich auch nicht schnell aus der Ruhe bringen. Selbst wenn es um eine Umsteigeverbindung geht, ist mein erster Gedanke immer: Es gibt ja auch noch einige Alternativen, irgendwie komme ich schon relativ zeitnah an mein Ziel. Eigentlich. Denn wenn man wie ich auch manchmal auf ungewöhnlichen Routen unterwegs ist, kann es um die Alternativen sehr düster aussehen. Ein Rückblick auf einen verrückten Reisetag.
Keine Direktflüge trotz nur 175 Meilen Distanz
In den letzten Monaten war und in den nächsten Monaten bin ich noch recht viel in China. Dennoch wollte ich ein wenig Abwechslung und war zuletzt in Vietnam unterwegs. Von Da Nang, wo ich zwei Nächte am Strand verbracht habe, sollte es deshalb wieder nach China gehen – auch hier erst einmal allerdings in die Sonne, nämlich nach Hainan, das gerne auch als Hawaii Chinas beschrieben wird.
Bevor ich mit der Geschichte beginne, lade ich noch kurz zu einer kleinen Geografie-Stunde ein, denn sicherlich nicht jeder kann sich die Lage der beiden Orte denken. Die direkte Distanz zwischen Da Nang und Haikou beträgt 306 Meilen, eigentlich wollte ich aber sogar den anderen Flughafen auf Hainan ansteuern, nämlich Sanya. Die Distanz hier beträgt gerade einmal 175 Meilen Luftlinie.
Man mag sich denken: Das kann man doch schwimmen! Nur fliegen eben nicht und auch sinnvolle Bootsverbindungen konnte ich leider nicht ausfindig machen. Deshalb habe ich mich im Bereich der Umsteigeverbindungen umgeschaut. Die Preise waren mit 300 Euro plus anspruchsvoll, um es gelinde zu sagen. Die Lösung? Ein Prämienflug mit Cathay Pacific für gerade einmal 10.000 Meilen in der Economy Class – via Hongkong selbstverständlich.
Da es keine Verfügbarkeit nach Sanya gab, entschied ich mich für den Flug nach Haikou, immerhin gibt es auf Hainan eine sehr gute Eisenbahnverbindung, die schnelle Transfers zwischen den Orten zulässt. Aus nur 175 Meilen wurden so schon einmal 847 Meilen. Unschön genug, aber bei zwei Flügen von knapp einer Stunde gerade noch zu verkraften.
Die Reise konnte also beginnen und eine Umsteigezeit von knapp zwei Stunden in Hongkong erschien auch ausreichend, um sogar noch einen Blick auf The Wing und The Pier – die First Class Lounges von Cathay Pacific – zu werfen.
Zwei Stunden Verspätung und kein anderer Flug am Tag
Wenngleich beim Check-in noch alles normal lief und es so schien, als würde es pünktlich nach Hongkong gehen, erhielt ich in der Lounge die Information, dass der Flug aus Hongkong knapp zwei Stunden verspätet starten würde – bei einer Umsteigezeit von einer Stunde und 40 Minuten stand damit bereits fest, dass es mit den Anschluss nichts wird. Dabei muss man Cathay Dragon allerdings durchaus loben, denn die Mitarbeiter haben in der Lounge jeden einzelnen Gast über die Verspätung informiert und sich auch direkt dem Thema Anschlüsse angenommen – das habe ich so auch noch nicht gesehen.
Doch das heißt noch lange nicht, dass man mir auch helfen konnte, denn einen weiteren Flug nach Haikou gab es an diesem Tag ab Hongkong nicht, weder mit Cathay noch mit einer anderen Airline. Ich habe natürlich direkt nach Alternativen recherchiert und vorgeschlagen, stattdessen am Abend nach Sanya zu fliegen (Abflug 18:30 Uhr statt 13:40 Uhr nach Haikou), was sofort als Vorschlag angenommen wurde. Nur: Der Flug war bereits überbucht, sodass man mir keine Umbuchung anbieten konnte. Auch die Flüge am nächsten Tag nach Sanya und Haikou waren überbucht, sodass es bereits hieß, dass es wohl nur mit anderen Airlines weitergehen würde. Natürlich nicht direkt. Bis zum Boarding tat sich dann allerdings auch nichts mehr, sodass es mit der Ungewissheit nach Hongkong ging.
Langes Warten und der Wert eines hohen Status
Zwischenzeitlich wirkte es fast noch so, als wäre der Anschlussflug wieder erreichbar, doch vor der Landung ging es, wie in Hongkong üblich, erst einmal in eine Warteschleife, sodass der Touchdown zur Abflugzeit des Fluges nach Haikou erfolgte. Gleichzeitig hatte ich aber auch bereits eine E-Mail bekommen, in der mir die folgende Umbuchung mitgeteilt wurde:
Ich gebe an dieser Stelle zur Übersicht noch einmal eine kurze Geografiestunde anhand der freundlichen Mithilfe von gcmap.com:
Die Flugzeit inklusive der Zeit im Flugzeug auf dem Boden, der in China immer extrem lang ist, hätte in diesem Fall mehr als sieben Stunden betragen. Statt am frühen Nachmittag in Haikou zu landen, wäre ich stattdessen um Mitternacht angekommen. Zudem wäre in Shanghai ein Terminalwechsel notwendig gewesen, von einer möglichen weiteren Verspätung des zweiten China Southern Fluges vollkommen abgesehen. Für mich stand schnell fest, dass diese “Option” für mich nicht in Frage kommt, zumal ich von Hongkong noch knapp eineinhalb Stunden Fahrt bis zum Hilton Wenchang vor mir hatte.
Am Gate wartete zum Glück auch schon eine Mitarbeiterin von Cathay Dragon, die mir erst einmal die neue Option aufgezeigt hat – die ich sofort abgelehnt habe. Stattdessen schlug ich noch einmal die Umbuchung nach Sanya vor. Erneut hieß es: Überbucht. Mein nächster Vorschlag war ein Flug am nächsten Morgen, entweder nach Sanya oder nach Haikou. Nach ein paar Anrufen war die Antwort erneut: Ausgebucht. In diesem Moment habe ich noch einen letzten Strohhalm in die Hand genommen und gefragt, ob als oneworld Emerald Mitglied noch irgendwie ein Platz zu bekommen wäre. Zwei Anrufe und auf einmal hieß es: Es gibt einen Platz auf dem Abendflug nach Sanya. Nach einer Eskorte durch den Flughafen und etwa 15 Minuten am Ticketing-Desk hatte ich ein neues Ticket in der Hand – und zwar für den gewünschten Abendflug ins Urlaubsparadies.
Keine weiteren Probleme und Zeit für wunderbare Lounges
Am Ende ist auch tatsächlich alles gut gegangen, denn der zweite Cathay Dragon Flug blieb ohne große Verspätung und ich war gegen 20 Uhr abends in Sanya – und eine Stunde später in Yazhou Bay Resort, einem Curio Hotel, angekommen. Wer aufgepasst hat, merkt, dass ich auf einmal in einem anderen Hotel gebucht war – dies ist allerdings der Inhalt für eine andere Geschichte. Das Schöne an meiner verrückten Geschichte ist jedoch, dass ich zwischendurch noch drei Stunden in der Cathay Pacific The Wing First Class Lounge verbringen konnte.
So stressig der Tag am Ende auch war, immerhin war ich immer noch zwölf Stunden von Hotel zu Hotel unterwegs, habe ich durch die Lounge-Besuch (ich habe mir auch noch die neue The Deck Lounge angeschaut) am Ende auch noch neue Erlebnisse mitgenommen – dem oneworld Emerald Status sei dank. Somit war der Tag rückblickend deutlich weniger schlimm, als er hätte sein können. Ohne Status wäre ich wohl zwei Nächte in Hongkong geblieben oder aber zig Stunden quer durch die Welt geflogen, um irgendwie an meine Destination zu kommen – mit offenem Ende.
Fazit zu meinem Kurztrip, der zur Weltreise wurde
175 Meilen Luftlinie klingen wie ein Witz, doch wenn es zwischen zwei Orten keine Direktverbindung gibt, kann es schnell kompliziert werden. Verpasst man dann auch noch den Anschlussflug auf einer weniger frequentierten Strecke, wird es schnell problematisch. In diesem Fall kann ich nur sagen, dass mir der oneworld Emerald Status den Tag gerettet hat – knapp 4.000 Kilometer sinnlos in der Economy Class durch die Gegend zu fliegen wäre nicht mein gewünschter Start in den Urlaub gewesen.
Super Review. Könntest du bitte bei Deinen Reviews auch immer die Kindermalsachen beschreiben. Welche Airline würdest Du da empfehlen?
Hallo Anita, dieser Artikel ist zwar kein Review, aber gerne gehe ich dennoch auf deinen Wunsch ein: Wir haben bislang zu Flügen mit Kindern nur begrenzte Erfahrungen, da wir bislang nur selten mit Kindern unterwegs waren. Sofern wir da sinnvolle Erfahrungen einbringen können, wird es natürlich auch entsprechenden Content dazu geben 🙂
Super ? crazy ? das hätte ich auch mitgemacht ??♀️??