In unserer Rubrik “On This Day In Aviation History” widmen wir uns auch in diesem Jahr den historischen Meilensteinen der zivilen Luftfahrt, aber auch den weniger erfreulichen Augenblicken.

Täglich berichten wir von den wichtigsten Nachrichten und neuesten Errungenschaften der zivilen Luftfahrt. Vor allem im vergangenen Jahr hat sich das Treiben am Himmel deutlich verändert. Flugzeuge, die gestern noch als die Zukunft galten, sind morgen bereits verschwunden. Die Boeing 747 leitete eine neue Ära der zivilen Luftfahrt ein und machte das Fliegen massentauglich. Noch über 50 Jahre später prägt der Jumbo zudem das Bild der internationalen Flughäfen. In unserer Rubrik “On This Day In Aviation History” nehmen wir daher die Indienststellung der ersten Boeing 747 für Pan Am als Anlass, die Geschichte dieses Flugzeugs nochmal Revue passieren zu lassen.

Der 21. Januar 1970

Wie die Lufthansa bereits bei der Boeing 737, so trat die wohl damals bekannteste Fluggesellschaft Pan Am ebenfalls an Boeing heran. Der Wunsch: Ein doppelt so großes Flugzeug wie die bereits erfolgreiche Boeing 707. Mit der Einführung der Boeing 707 wurde das Jet-Zeitalter eingeläutet. Distanzen über den Atlantik waren spielend leicht zu überwinden, und das in kürzester Zeit. Einst Juan Trippes großer Traum wurde nun zum massentauglichen Phänomen. Und mit einem neuen Flugzeug sollte dies noch besser und komfortabler möglich sein, während man gleichzeitig mehr Tickets verkaufen kann. Die Antwort Boeing lautete die Boeing 747.

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Bereits 1968 wurde das Flugzeug der Allgemeinheit vorgestellt. Nur ein Jahr später hob der erste Jumbo auch zum ersten Mal ab. Wiederum ein Jahr später konnte die erste Airline – Pan Am – die Boeing 747 dann auch in Betrieb nehmen. Pan Am bestellte bereits vier Jahre zuvor, also im Jahre 1966, die ersten 25 Exemplare des neuen Flugzeugs aus Seattle. Dementsprechend wenig überraschend hielt Boeing auch Pan Am das Recht vor, die erste Boeing 747 in Dienst zu stellen. Dies geschah auch am heutigen Tage vor 52 Jahren.

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Denn am 21. Januar 1970 wurde das erste Modell für Passagiere in den Dienst gestellt. Der Jungfernflug fand dabei auf der Rennstrecke zwischen New York und London statt, jedoch mit siebenstündiger Verspätung. Diese Verspätung kam vor allem wegen erneuter Probleme mit den Triebwerken zustande, doch dazu später mehr. Pan Am setzte die Boeing 747 übrigens bis zum Jahre 1991 ein und damit quasi bis zum letzten Betriebstag.

Erstflug am 9. Februar 1969

Neben Pan Am entschied sich übrigens auch die Lufthansa für die Absicht, die Boeing 747 im Falle einer Produktion kaufen zu wollen. Mit einigen wenigen Fluggesellschaften mehr hat sich schließlich auch Boeing dazu entschieden, mit der Entwicklung in Produktion zu gehen. Bis heute befinden sich übrigens die Produktionshallen der Boeing 747 in Everett, vor den Toren Seattles. Eine Boeing 747 ziert übrigens das Hallentor einer Produktionshalle, die gemeinsam den größten überdachten Raum der Welt ergeben.

Boeing 747 Everett

Probleme mit den Triebwerken bestanden auch noch zum Zeitpunkt des Erstfluges der Boeing 747. Beim Erstflug selbst traten die Probleme jedoch nicht auf. So konnte die Boeing 747 am 9. Februar 1969, also vor knapp 53 Jahren, erfolgreich ihren ersten Flug bestreiten. Dafür waren nur noch drei Piloten im Cockpit nötig. Die Rolle des Navigators war hier bereits unerheblich, da die neue Boeing 747 über ebenfalls neue Navigationssysteme verfügte. Die Zulassung erhielt Boeing dann übrigens erst im Dezember 1969, also circa einen Monat vor der Indienststellung der ersten Boeing 747 für Pan Am.

Lufthansa Boeing 747 Frankfurt

Von der Ursprungsversion, der Boeing 747-100, wurden ungefähr 200 Exemplare gefertigt und ausgeliefert. Der große kommerzielle Erfolg kam jedoch erst mit der Indienststellung des Nachfolgers, der Boeing 747-200. Die hob bereits im Oktober 1970, also nur zehn Monate nach Indienststellung der Boeing 747-100 ab. Die erste Boeing 747 befindet sich übrigens in der Heimat und ist im Museum Of Flight bei Boeing selbst ausgestellt. Die letzte Boeing 747-100 wurde 1986 an Japan Airlines ausgeliefert.

Das Boeing-Problem: Falsche Triebwerke

Dass die Boeing 747 zum derartigen Verkaufsschlager avanciert, war jedoch nicht von Anfang an klar. Denn typisch für Boeing bestanden schon früh diverse Probleme mit den Triebwerken für den neuen Vierstrahler. Die Entwicklung eines doppelstöckigen Flugzeugs verlangte den Ingenieuren früh die weitere Entwicklung der Düsentriebwerke ab. Dementsprechend lange dauerte es, bis das Problem die passende Lösung fand. Dennoch überraschend zu erwähnen ist, dass der Jumbo bei der Vorstellung, dem sogenannten Roll-Out, am 30. September 1968 noch über keine echten Triebwerke verfügte.

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Foto: British Airways

Ich konnte leider keine genauen Details mehr dazu finden, bin aber der Meinung in einer Dokumentation gehört zu haben, dass diese kurzfristig aus Holz gebaut und angehangen wurden. Die Probleme mit den Triebwerken zogen sich jedoch fort. Das lag zum einen am straffen Zeitplan! Vom Roll-Out bis zur Indienststellung bei Pan Am vergingen lediglich zwei Jahre. Doch vor allem lagen die Probleme auch an den verschiedenen Triebwerkskonfigurationen, zwischen denen die Airlines wählen konnten. Anfangs wurden noch alle Versionen mit dem Pratt & Whitney JT9D ausgerüstet.

Lufthansa Boeing 747 800x500 Cropped

Später kamen noch das CF6-50 von General Electric und das RB211 von Rolls-Royce hinzu. Das Triebwerk von General Electric stellte sich jedoch als das beste und meistverkaufte Triebwerk heraus. Und wie bei den meisten Unternehmen auch lernte Boeing aus den Fehlern der Vergangenheit. So konnte die Boeing 747-8, das jüngste und letzte Modell der Baureihe, nur noch mit einer Triebwerkskonfiguration bestellt werden. Hier wurden die General Electric GEnx Turbofan-Triebwerke verbaut, die heute neue Maßstäbe setzen.

Die Queen of the Skies

Trotzdem erscheint es überraschend, dass sowohl das erste Modell, die Boeing 747-100, sowie das letzte Modell, die Boeing 747-8, keine Verkaufsschlager aus dem Hause Boeing in Seattle wurden. Erst die Boeing 747-200 wurde in großen Mengen bestellt. So konnte Boeing insgesamt 1.567 Flugzeuge ausliefern. Sechs Bestellungen seien laut aktuellem Stand noch offen.

Lufthansa 747 8, Business Class, Boeing 747

Dabei handelt es sich um die Frachtversion der Boeing 747-8, die die Produktionsreihe des jüngsten Modells quasi noch rettete und damit sogar den Airbus A380 überlebte, welcher erst in den 2000er-Jahren entwickelt und produziert wurde. Der Superjumbo sollte dem Modell aus den USA nochmal Konkurrenz machen. Tatsächlich griff Airbus damit alte Pläne von Boeing, McDonnell Douglas und Lockheed auf. Auch sie planten den Jumbo ursprünglich mit zwei durchgängigen Passagierdecks.

Emirates Airbus A380

Wie aber bekannt, zeichnet sich der Jumbo aus dem Hause Boeing eben nicht mit einem durchgängigen Oberdeck aus. Der Airbus dafür schon konnte an den Erfolgen der Königin jedoch nicht anknüpfen. In Anlehnung an seinen Quasi-Vorgänger und der Bezeichnung “Super Heavy” erhielt der Airbus A380 den Spitznamen Superjumbo. Die Boeing 747 hingegen ist dafür auch weltweit unter dem Namen Queen of the Skies bekannt, und das bis zum heutigen Tage.

Fazit zur Indienststellung der Boeing 747

Boeing hat innerhalb weniger Jahre die zivile Luftfahrt revolutioniert! Erst mit der Boeing 707, später mit der Boeing 737 und schließlich auch Boeing 747. Triebwerksprobleme und der ausbleibende kommerzielle Erfolg der ersten Baureihe konnten dem Ruhm der heutigen Zeit wenig anhaben. Die Boeing 747 kennt wahrscheinlich auch heute noch jedes Kind. Selbst die Corona-Pandemie kann der Königin der Lüfte wenig anhaben. So befinden sich selbst die heutzutage ältesten Modelle noch in der Luft. Die Lufthansa entschied sich sogar, die Reaktivierung der Boeing 747-400 dem Airbus A380 vorzuziehen. Und selbst in der aktuellsten Variante, der Boeing 747-8, dürfte uns der Jumbo wahrscheinlich noch viele Jahre erhalten bleiben.

Für mich ist und bleibt die Boeing 747 das wahrscheinlich schönste und spektakulärste Flugzeug der zivilen Luftfahrt. Dabei finde ich es immer wieder erstaunlich, wenn man sich die Jahreszahlen vor Augen hält. Bereits Mitte der 1960er-Jahre wurde der Jumbo entwickelt und schon 1970 in den Dienst gestellt.

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Autor

Alexander Fink ist als Content Editor seit Januar 2021 für reisetopia tätig. Zuvor war er als Account Manager in der Industrie beruflich unterwegs und schrieb von seinen Reiseerfahrungen im eigenen Blog. Heute ist er Euer Ansprechpartner für alle Airline- und Kreditkartenthemen.

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