In unserer neuen Rubrik “On This Day In Aviation History” wagen wir einen Blick in die Vergangenheit und beleuchten die Meilensteine der zivilen Luftfahrt-Historie, aber auch die weniger erfreulichen Augenblicke.

Täglich berichten wir von den wichtigsten Nachrichten und neuesten Errungenschaften der zivilen Luftfahrt. Vor allem im vergangenen Jahr hat sich das Treiben am Himmel deutlich verändert. Flugzeuge, die gestern noch als die Zukunft galten, sind morgen bereits verschwunden. Dem Airbus A380 ereilt aktuell genau dieses Schicksal. Wir wagen in der neuen Rubrik “On This Day In Aviation History” einen Blick zurück zu den glorreichen Tagen des neuen Super-Jumbos, welcher am 27. April 2005 zum ersten Mal gen Himmel über Frankreich abhob.

Der 27. April 2005

Mehrmals musste der erste Start des Flugzeugs der Zukunft vor über 17 Jahren verschoben werden. Ein Spektakel, welches sich mehrere Tausend Zuschauer in Toulouse nicht entgehen lassen wollten. Auf die wenigen Tage mehr oder weniger kam es dabei nicht mehr an. Tatsächlich wurden erste Pläne für den neuen Super-Jumbo bereits in den 1980er-Jahren aufgenommen und entwickelt. Am 27. April 2005 um 10:29 Uhr war es dann so weit. Der erste Airbus A380-800 mit dem vorläufigen Kennzeichen F-WWOW hob auf Startbahn 32L ab und machte sich zum ersten Testflug auf.

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Anfangs kreiste das Flugzeug noch mit ausgefahrenem Fahrwerk in der Nähe des Flughafens, ehe es den knapp vierstündigen Erprobungsflug nahe der Pyrenäen fortsetzte. Ursprünglich sollte das Flugzeug sogar das Festland verlassen und erste Kreise über dem Atlantik ziehen. Begleitet wurde der neue Super-Jumbo dabei die ganze Zeit von einem Begleitflugzeug. Dieses beobachtete das Flugverhalten und hielt den gesamten Flug mit einer Kamera fest. Gleichzeitig wurden alle Daten des Airbus via Satellit in Echtzeit an das Testzentrum in Toulouse übertragen.

Um 14:23 brachte die sechsköpfige Besatzung – angeführt von Flugkapitän Claude Lelaie, leitender Direktor der Flugzeugsparte, und Chef-Testpilot Kapitän Jacques Rosay – den Airbus A380 wieder sicher zurück auf Landebahn 32L des Toulouser Flughafens, der Heimatbasis des Airbus-Konzerns. Ein Mammut-Projekt, welches den Konzern prägen sollte, nahm damit am 27. April 2005 den endgültigen Start.

Die Vorgeschichte des Airbus A380

Der Airbus-Konzern, wie wir ihn heute kennen, wurde erst kurz nach der Jahrtausendwende gegründet und folgte dem Zusammenschluss der deutschen DASA, der französischen Aérospatiale-Matra und der spanischen CASA. Schon in den ersten Jahren konnte der Flugzeugbauer heutige Erfolgsmodelle diverser Sparten vorstellen. Nur kurze Zeit später begann Airbus im Jahr 2001 mit der Konstruktion des weltweit größten Passagierflugzeugs. Pläne dafür lagen bereits seit den 1980er-Jahren in den Schubladen. Dabei handelte es sich um eine Machbarkeitsstudien bezüglich eines Großflugzeuges.

In den späten 1990er-Jahren bestätigte sich die Annahme dieser Machbarkeitsstudie. Airbus veröffentlichte in den Jahren immer wieder Studien, die annahmen, dass der Flugverkehr sich wandeln wird. Dabei ging man davon aus, dass Passagiere und Airlines zukünftig immer mehr auf Umsteigeverbindungen zurückgreifen werden. Fluggesellschaften sollten also ihre Drehkreuze nutzen, um eine Vielzahl an Passagieren darüber zu bündeln und sie gemeinsam zum gewünschten Ziel zu fliegen. Für diese Annahme waren große Flugzeuge nötig. Ein Bedarf, den damals nur Boeing mit der 747 decken konnte – einem Modell aus den 1960er-Jahren, welches zu altern drohte.

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Doch Boeing ging in seinen Annahmen schon damals vom Gegenteil aus. In den USA hat man angenommen, dass zukünftig Passagiere möglichst direkt zum Ziel gelangen möchten. Dafür müssten Airlines auch kleinere Flughäfen außerhalb der Drehkreuze bedienen, was effektiv auch eine höhere Verteilung der Passagiere auf verschiedene Flugzeuge bedeutete. Dafür konstruierte Boeing den Dreamliner.

Erst im Jahr 2000 aber lagen 50 Absichtserklärungen zum Kauf von verschiedenen Fluggesellschaften weltweit vor. Heute weiß man, dass Airbus mit den Annahmen der damaligen Studien falsch lag.

Die weitere Erprobung

Dennoch prägte das neue Projekt den heutigen Airbus-Konzern. Die Erfahrung aus der Entwicklung des Super-Jumbos lassen sich heute wunderbar erkennen. Der Airbus A350 ist zum Erfolgsmodell avanciert. Erfahrungen und Lehren von damals konnte man effektiv in die Entwicklung einfließen lassen.

Damals führte das Projekt aber zunächst zu einer engeren Zusammenarbeit und Verstrickung der damaligen Divisionen und noch einzelnen Unternehmen, die erst unter Airbus zusammengeführt wurden. Mit den Erkenntnissen der derzeitigen Studien des Flugzeugbauers machte man sich zum Ziel, ein Flugzeug zu entwickeln, welches sowohl die Erhöhung der Passagierzahlen als auch die Senkung der Kosten pro Person und Kilometer ermöglichen sollte. Mit dem zusätzlichen Einsatz neuartiger Verbundstoffe sollte der Airbus A380 um 15 Prozent effektiver betrieben werden als damals vergleichbare Flugzeuge.

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Doch nicht nur für die zivile Luftfahrt selbst sollte das neue Flugzeug revolutionär sein. Aufgrund der Dimensionen des Airbus A380 mussten Rollwege und Flughafenterminals angepasst und erprobt werden. Nach der ersten Vorstellung des ersten Modells mit der Seriennummer MSN001 und dem erfolgreichen Testflug am 27. April 2005 ging es für den Super-Jumbo in die nächste Phase. Die ersten Härtetests standen an. Das Flugzeug wurde unter allen möglichen Bedingungen auf Herz und Nieren erprobt. Flughäfen führten neue Boardingprozesse ein und bauten spezielle A380-Gates. Eines davon ist übrigens auch am neuen Berliner Hauptstadtflughafen BER zu finden. Ein damaliges Versprechen von airberlin führte dazu, dass selbst ein im Jahr 2020 eröffneter Flughafen noch über ein derartiges Gate verfügt. Zusätzlich mussten Rollwege ausgebaut werden und ein gesondertes Rufzeichen sollte der Airbus A380 in der Luftsicherheit ebenfalls bekommen. Während Flugzeuge vom Typ Boeing 747-400 beispielsweise immer mit dem Zusatz “HEAVY” angefunkt werden, so bekam der Airbus A380 den Beinamen “SUPER HEAVY”.

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In den folgenden Monaten wurden weitere Modelle fertiggestellt und für diverse Tests in die Luft gebracht. Den Erstflug mit den GP7200-Triebwerken absolvierte das Flugzeug mit der Seriennummer 009 und dem Kennzeichen F-WWEA am 24. August 2006. Dieses Flugzeug wurde später im Jahr 2010 an Emirates übergeben.

Die heutige Situation

Nach diversen Auslieferungsschwierigkeiten wurde am 15. Oktober 2007 die erste Maschine (MSN003) an Singapore Airlines übergeben. Das Debüt mit Passagieren feierte das Flugzeug nur unwesentlich später am 25. Oktober 2007 auf der Strecke zwischen Singapur und Sydney. Trotz des großen Interesses vieler Passagier- und Frachtfluggesellschaften, konnte das Projekt nie das geplante Tempo aufnehmen. In Spitzenzeiten sollten 45 Flugzeuge pro Jahr gefertigt und ausgeliefert werden. Diese Zahl konnte Airbus nicht mal annähernd erreichen. Insgesamt konnte Airbus lediglich 252 Bestellungen verzeichnen – mittlerweile wurden auch alle Exemplare ausgeliefert. Eine Vielzahl an Bestellungen musste später storniert werden.

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Betreiber des Airbus A380-800:

  • Air France
  • All Nippon Airways
  • Asiana Airlines
  • British Airways
  • China Southern Airlines
  • Emirates
  • Etihad
  • Korean Air
  • Lufthansa
  • Malaysia Airlines
  • Qantas
  • Qatar Airways
  • Singapore Airlines
  • Thai Airways

Die Corona-Pandemie hat in den vergangenen Monaten und Jahren die Lebensdauer des größten Passagierflugzeugs der Welt nochmals deutlich verringert. Air France, Etihad und Thai Airways haben bereits bekannt gegeben, dass alle Flugzeuge des Typs die Flotte verlassen müssen. Auch bei Lufthansa scheint die Zukunft mittlerweile endgültig geklärt, wie der CEO Carsten Spohr zuletzt in einem Interview erneut unterstrich. Ersetzt wird der Airbus A380 durch die Boeing 747-8 sowie 777-9. British Airways, Qantas und Singapore Airlines hingegen planten früh mit der Rückkehr des Airbus A380. Mittlerweile befindet sich der Super-Jumbo auch bei allen drei Fluggesellschaften wieder im Einsatz.

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Ob Corona-Pandemie oder nicht, der einzige wirklich erfolgreiche Betreiber dieses Flugzeugs scheint Emirates zu sein. Die Airline plant noch bis weit in die 2030er-Jahre mit dem Flugzeug. Die Fluggesellschaft hat insgesamt 124 Flugzeuge dieses Typs bestellt. Wenn es nach Emirates-CEO Tim Clark geht, dann ist das die einzig wahre Strategie für den erfolgreichen Einsatz des Airbus A380 gewesen. Ein perfektes Negativ-Beispiel für den Einsatz des Super-Jumbos stellt Malaysia Airlines dar. Die Fluggesellschaft hat nie die passende Strategie für das Flugzeug gefunden. Mittlerweile befindet sich der Airbus A380 bei der Fluggesellschaft am Boden und wurde zwischenzeitlich zum Spielball verschiedener Strategien und sollte so unter anderem als Charter-Maschine für religiöse Gruppenreisen fungieren.

A380plus oder Combi

Das Aus des Airbus A380 scheint besiegelt. Die letzten Maschinen wurden im vergangenen Jahr ausgeliefert. Damit kommt die Produktionslinie nur 18 Jahre nach Fertigstellung des ersten Prototyps bereits zum Stillstand. Gefertigt wurde nur der Airbus A380-800, dabei lagen auch Entwicklungen für andere Versionen vor. In angepassten Dimensionen gab es auch die Versionen Airbus A380-700 und -900, welche lediglich eine unterschiedliche Passagierkapazität hätten vorweisen können. Die maximale Passagierkapazität des Airbus A380-900 hätte bei 963 Personen gelegen, die typische Kapazität im Drei-Klassen-Layout bei etwa 656 Personen. Wie bei allen anderen möglichen Versionen war das Interesse jedoch zu gering, weshalb sie nie über den Projektstatus hinaus kamen. Zudem waren sie meist unwirtschaftlicher als vergleichbare Modelle auf dem Markt.

Das gilt auch für den Airbus A380-800R sowie A380plus. Ersterer sollte mit zusätzlichen Treibstofftanks eine Strecke von 16.200 Kilometern bewältigen können. Die maximale Reichweite der bekannten Version beträgt 15.000 Kilometer. Der Airbus A380plus wurde 2017 bei der Paris Air Show vorgestellt und sollte dem Projekt nochmal neues Leben einhauchen. Mit optimierten Winglets hätte man eine höhere Treibstoffeffizienz und damit ein geringeres Startgewicht erreichen können. Damit hätten Betreiber dieser neuen Variante zwischen zusätzlicher Passagierkapazität oder größerer Reichweite wählen können.

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Doch auch im Jahr 2021 und trotz Corona-Pandemie wollte man den Airbus A380 noch nicht endgültig aufgeben. Frachtkapazitäten waren vor allen in den vergangenen zwei Jahren noch gefragter als je zuvor. Viele Airlines bauten kurzerhand ihre Passagierflugzeuge zu Frachtflugzeuge um. Mit dieser Idee sollen wohl diverse Fluggesellschaften an Airbus herangetreten sein, um eine mögliche Combi-Version des Flugzeugs zu prüfen. Auch hierfür dient die Boeing 747 wieder als Vorbild, die es in der Vergangenheit ebenfalls als Combi gab. Im vorderen Teil der Maschine wurden Passagiere befördert, im hinteren war Platz für mehrere zusätzliche Frachtcontainer. Früh wurden jedoch auch diese Pläne beziehungsweise Gerüchte verworfen und dementiert.

Schon damals wurde auch eine reine Frachtversion des Airbus A380 geprüft. Auch Frachtfluggesellschaften wie FedEx und UPS zählten damals als potenzielle Betreiber. Mit einem erhöhten Startgewicht von knapp 600 Tonnen hätte der Airbus-Frachter 150 Tonnen Fracht über 10.400 Kilometer weit transportieren können. Auch eine Boeing 747-8 oder die Boeing 777, beide als Frachtversionen erfolgreich vorhanden, hätten diese Werte niemals erreichen können. Dennoch wurde die Frachtversion des Airbus A380-800, wie auch die anderen genannten Versionen, nie umgesetzt. Das liegt schlichtweg daran, dass die Konstruktion des Flugzeugs für diese Zwecke unpassend ist. Mit zwei nötigen Zwischendecken hätten Container nicht passend transportiert werden können. Zudem bietet das Flugzeug zwar 60 Prozent mehr Volumen, könnte jedoch nur 25 Prozent mehr Fracht als die Boeing 747 transportieren. Kurz gesagt: Der Airbus A380 in der Frachtversion wäre zu leer und damit unrentabel gewesen.

Auch, wenn das Interesse an dieser Variante durchaus vorhanden war, bestand auch hier noch das Problem mit dem enormen Eigengewicht des Flugzeugs. Die Zwischendecken müssten gegebenenfalls angepasst oder zumindest verstärkt werden, was noch mehr Gewicht bedeuten würde. In der möglichen Combi-Version hätten auf dem Oberdeck weiterhin Passagiere Platz finden können. Im Haupt- und Unterdeck wäre dann Platz für Frachtcontainer gewesen.

Auch wenn diese Pläne nur kurze Zeit existierten, ist der Airbus A380 beim europäischen Flugzeugbauer noch nicht endgültig abgeschrieben. So dient der Super-Jumbo zur Erprobung neuartiger Triebwerke und Kraftstoffe.

Ein ganz besonderer Platz in der Geschichte

Der Airbus A380-800 ist und bleibt ein ganz besonderes Flugzeug der modernen Luftfahrt. Ein ganzes Zeitalter konnte das Flugzeug zwar leider nicht prägen, dafür aber die Erinnerungen vieler Passagiere. Mein erster Flug mit dem Airbus A380 liegt bereits viele Jahre zurück. Damals ging es mit Lufthansa von Frankfurt nach Miami. Die tagelange Aufregung, endlich in dieses Flugzeug steigen zu dürfen, werde ich nicht vergessen. Überall spürte man noch immer die Bewunderung für dieses Flugzeug. Auch Jahre später war das Flugzeug ein gern gesehenes Motiv für Fotos. Dazu kommt, dass das Flugzeug den Airbus-Konzern von heute massiv geprägt und beeinflusst hat. Technische Errungenschaften von damals lässt man noch heute in die Entwicklung einfließen. Von daher gebührt diesem Flugzeug alle Ehre – der Airbus A380 hat einen Platz in der neuen Rubrik “On This Day In Aviation History” verdient.

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Autor

Alexander Fink ist als Content Editor seit Januar 2021 für reisetopia tätig. Zuvor war er als Account Manager in der Industrie beruflich unterwegs und schrieb von seinen Reiseerfahrungen im eigenen Blog. Heute ist er Euer Ansprechpartner für alle Airline- und Kreditkartenthemen.

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