Während der Coronakrise ist das Reisen so gut wie ausgesetzt. Aber wie ist es eigentlich aktuell zu fliegen? Unser Leser Nicolas konnte die Erfahrung bei einem Lufthansa-Flug von Hamburg nach Frankfurt machen und teilt seine Erfahrungen!

Vor knapp 2 Monaten führte mich meine letzte Reise nach Jerevan in Armenien. Bereits zum Zeitpunkt meiner Rückreise hatte sich das Coronavirus in ganz Europa und in Deutschland ausgebreitet. Ich merkte, wie leer die Flughäfen und Flugzeuge waren und ahnte Böses. Ich hätte jedoch nicht gedacht, dass dieses Virus unseren Alltag so schnell verändern kann.

Aufgrund meiner Tätigkeit als On-Bord-Kurier reise ich meist mehrmals wöchentlich. Das Fliegen gerade auf den Langstrecken über den Atlantik oder nach Asien ist für mich selbstverständlich gewesen. Der Fall, dass ich einmal mehr als zweieinhalb Monate nicht an Bord eines Flugzeuges gehen würde, hätte ich mir nicht einmal in einem schlechten Traum vorstellen können. Durch COVID-19 wurde dies aber Realität.

Mit Immunität zum ersten Flug während der Pandemie

Bereits zwei Wochen nach meiner Heimkehr nach Deutschland erkrankte ich selber an der neuartigen Lungenkrankheit COVID-19, mein Vater hatte sich im Büro angesteckt und so ging das Virus in meiner Familie um. Glücklicherweise verlief die Krankheit sowohl bei mir als auch meinen Angehörigen relativ mild. Nach zwei Wochen in Quarantäne und zwei negativen Abstrichen hatte ich endlich meine Freiheit wieder. Nach dem, was man aktuell vonseiten der Medizin hört, hat man nach überstandener Infektion zumindest für eine gewisse Zeit Immunität.

Aber so ganz ohne das Fliegen fehlte mir etwas im Leben. Auch der Schulungsbetrieb an meiner Flugschule, an welcher ich eigentlich meine Pilotenlizenz mache, war vorübergehend eingestellt. Als Anfang Mai die Schulungen wiederaufgenommen wurden, entschied ich mich mit dem Flugzeug zur Flugschule nach Frankfurt zu fliegen. Ich hatte mich am 6. Mai auf den Lufthansa Flug LH15 von Hamburg nach Frankfurt gebucht.

Gähnende Leere und neue Regeln am Flughafen Hamburg

Bereits auf dem Weg zum Flughafen holte mich die neue Alltagsrealität ein, da im Nahverkehrszug zum Flughafen eine Mundnasenbedeckung Pflicht war. Ich trug einen normalen OP Mundschutz aus der Apotheke. Am Flughafen angekommen konnte ich zu meinem Glück den Mundschutz absetzten. Da ich meine Bordkarte bereits in die Wallet App meines Handys geladen hatte, ging ich direkt zur Sicherheitskontrolle durch. Dort wurde ich aufgrund meines Gepäcks bereits gestoppt und zurück zum Check-in Schalter gebeten. Die Handgepäckregeln seien durch die Bundespolizei angepasst worden und es sei lediglich ein Handgepäckstück zulässig. So musste ich also meinen Trolley und meinen Rucksack aufgeben. Nur meinen Flightbag (Laptoptasche) durfte ich mit an Bord nehmen.

Als ich mein Gepäck am Check-in Schalter aufgeben wollte, wurde ich enttäuscht, denn ich erhielt ausschließlich eine Gepäckbanderole. Zum Aufgeben des Gepäcks müsste ich den Schalter für das Sperrgepäck aufsuchen. Auch diese Regelung sei neu wurde mir gesagt. Den Sinn dahinter habe ich nicht so ganz verstanden. Da am Hamburg Airport nur ein Annahmeschalter für Sperrgepäck vorhanden war, musste ich circa 30 Minuten warten, bis ich meinen Koffer und meinen Rucksack einchecken konnte.

Aber nicht nur bei der Gepäckaufgabe gab es neue Regelungen, auch bei der Sicherheitskontrolle gab es wieder eine ‘böse’ Überraschung. Man wurde durch das Kontrollpersonal aufgefordert, sich bis auf T-Shirt, Hose und Socken zu entkleiden. Was für mich hieß meine Sweatjacke, meine Schuhe und meinen Gürtel auszuziehen. Meiner Meinung nach war das ziemlich unhygienisch, dass für das Ausziehen der Schuhe am Flughafen Hamburg keine Fußüberzieher zur Verfügung standen (auf dem Rückweg am Flughafen Frankfurt wurden diese zur Verfügung gestellt).

Nachdem ich die Kontrollstelle passiert hatte, fand ich mich in einem fast ausgestorbenen Terminal wieder. Ich hätte mir nie vorstellen können, dass es jemals so weit kommen könnte. Alle Shops waren geschlossen, selbst Kiosk und Zeitschriftenläden waren nicht offen. Die einzige Möglichkeit, sich ein Getränk zu kaufen, bestand an zwei Coca-Cola Automaten, welche jedoch leider kein Wasser mehr auf Vorrat hatten, sondern nur Cola Zero und Fanta. Unglücklicherweise war diese Versorgungslage nicht vorher durch den Flughafen kommuniziert worden, sonst hätte ich mir vor dem Abflug noch etwas besorgen können.

Coronavirus Abflughalle Flughafen Hamburg

Ich finde es schade, dass hier nicht vonseiten des Flughafens eine Möglichkeit geschaffen wird, dass Flugreisende zumindest Snacks und Getränke (Wasser) erwerben können.

In einer kleinen, aber vollen Maschine nach Frankfurt

Nach einer Stunde Wartezeit begann dann endlich das Boarding. Auch hier gab es deutliche Veränderungen, der Flieger stand direkt vor dem Terminal, war jedoch nicht mit einer Fluggastbrücke verbunden. Stattdessen mussten die Gäste über eine Treppe hinab zum Vorfeld steigen und über eine abgesperrte Fläche zum Flugzeug laufen. Das klassische Boardingsystem der Lufthansa mit seinen Gruppen wurde allerdings beibehalten. Auch am Flugzeug hatte sich was geändert, statt einem vollen Airbus A321 erwartete mich eine Embraer 190, diese war jedoch auch fast bis auf den letzten Platz besetzt.

Gleich beim Einsteige Vorgang wurden Wasserflaschen verteilt. Ich nahm meinen Platz 1A in der Business Class ein und machte es mir bequem. Was mir auffiel war, dass erstaunlich viele Passagiere trotz geltender Maskenpflicht ihre Mundnasenbedeckung nach dem Einsteigen abnahmen. Nach dem Boarding wurde man sowohl durch die Cockpit- als auch Kabinenbesatzung mit einer sehr motivierten Ansage begrüßt. Auch wurde mitgeteilt, dass es auf diesem Flug keinen Catering- oder Getränkeservice geben wird. Begründet wurde dies dadurch, dass man den Kontakt zwischen Flugbegleitern und Passagieren auf ein Minimum begrenzen möchte.

Nach dem Start wurde ich allerdings überrascht. Für Business Class Passagiere gab es ein Snack-Tablett. Dieses war jedoch wie immer nicht gerade eine kulinarische Offenbarung.

Coronavirus Fliegen Lufthansa Business Class Kurzstrecke

Was ich sehr schade fand, war, dass es keine anderen Getränke außer Wasser für Business Class Passagiere gab. Bei der Lufthansa handelt es sich schließlich immer noch um einen Premiumcarrier. Und ob man eine Dose Cola dem Tablett beilegt oder nicht, stellt meiner Meinung nach keinen großen Unterschied im Kontakt zum Passagier dar. Ich denke, dass hier lediglich die Situation zum Sparen ausgenutzt wird. Natürlich aber zulasten des Passagiers.

Gähnende Leere auch in Frankfurt

Nach einem wirklich angenehmen 40-minütigen Flug landeten wir in Frankfurt. Was wirklich positiv auffiel, war die sehr kurze Rollzeit bis zum Gate. Gerade von Großflughäfen wie Frankfurt kennt man es ja sehr gut, dass dieser Vorgang schon einmal länger dauert als der Flug.

In Frankfurt ausgestiegen, stieß ich auch hier auf einen fast ausgestorbenen Flughafen. Nur wenige Passagiere saßen auf den Bänken und in Wartebereichen. Manche Bereiche waren komplett gesperrt. Auch in Frankfurt waren viele Shops geschlossen, jedoch hatten im Gegensatz zum Hamburger Flughafen noch einige Restaurants und Kiosks geöffnet. Gerade bei dieser Leere hätte ich wirklich eine schnelle Gepäckausgabe erwartet. Aber ganz im Gegenteil, ich musste circa 40 Minuten auf die Ausgabe meines Koffers und Rucksacks warten.

Kolumne Fliegen Während Corona

Nach diesem Erlebnis denke ich, dass ich gerade für die innerdeutschen Strecken über den Zeitraum der Restriktionen lieber die Bahn wählen werde. Das ist neben dem Umweltaspekt auf jeden Fall ein wenig stressfreier.

Fazit zum Flug während der Coronakrise

Es ist schon erstaunlich, wie schnell sich die Welt des Fliegens verändert hat. So leer habe ich selbst kleinste Regionalflughäfen noch nie gesehen, was das ganze Erlebnis auch etwas unwirklich gemacht hat. Auch wenn es schön war, erneut unterwegs zu sein, bleibt zu hoffen, dass das Fliegen bald wieder ein wenig normaler werden wird.

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  • Die Gepäckausgabe dauert in Frankfurt schon seit Jahren ewig. Warum das Fraport nicht hinbekommt, weiß ich nicht. Vielleicht schicken sie mal jemanden nach Singapur zur Schulung. Dort ist auch bei schneller Passkontrole das Gepäck immer vor dem Fluggast da.

  • Hey Nicolas, cooler Bericht. Danke dafür. Ich glaube in der Zeit gerade ist man froh wenn man nicht fliegen muss. (Und das sage ich, der normalerweise 3-4 x pro Woche im Flieger zu irgendeinen Ziel sitzt und von Lounge zu Lounge jettet. Ich war aber seit COVID-19 Start in keinem Flieger mehr gesessen … ) na ja zumindest wird der Senator und allen anderen Status Errungenschaften nochmals um 1 Jahr verlängert …

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