Hat Frankreich die Covid-Maßnahmen zu früh eingestellt? Dies ist unter anderem die Meinung des Direktors der Weltgesundheitsorganisation.
Hans Kluge, der Direktor des europäischen Büros der Weltgesundheitsorganisation (WHO), ist der Ansicht, dass mehrere europäische Länder, darunter auch Frankreich, ihre Covid-Maßnahmen zu schnell aufgehoben haben, während derzeit die Anzahl der Fälle der Untervariante BA.2 überall auf dem alten Kontinent wieder ansteigt.
Aufhebung der Corona-Schutzmaßnahmen wäre zu abrupt gewesen
Auf einer nach Moldawien ausgelagerten Pressekonferenz äußerte sich Hans Kluge “alarmiert” über die derzeitige epidemische Situation in Europa. Derzeit steigt die Zahl der Covid-Fälle in 18 der 53 Länder des WHO-Gebiets in Europa an, wie die Gesundheitsorganisation mitteilte.
Die Länder, in denen wir einen besonderen Anstieg beobachten, sind das Vereinigte Königreich, Irland, Griechenland, Zypern, Frankreich, Italien und Deutschland.
Hans Kluge, europäischer WHO-Regionaldirektor
Er kritisierte gleichzeitig auch die abrupte Aufhebung der Corona-Beschränkungen in diesen Ländern.
Nach Angaben der WHO war die Zahl der Neuerkrankungen in Europa nach einem Höchststand Ende Januar deutlich zurückgegangen, nimmt aber seit Anfang März wieder zu. „Wir werden noch eine Weile mit Covid-19 leben müssen, aber das bedeutet nicht, dass wir die Pandemie nicht loswerden können“, fuhr Hans Kluge fort und erklärte, er sei weiterhin optimistisch.
Sechste Welle erreicht Frankreich
Am Dienstag, dem 22. März, gab die französische Gesundheitsbehörde bekannt, dass 180.777 positive Covid-19-Fälle registriert wurden. Diese hohe, tägliche Zahl war seit dem 8. Februar nicht mehr erreicht worden, was deutlich macht, dass sich Frankreich bereits in der sechsten Welle befindet. Am Mittwoch, dem 23. März, wurden weitere 145.560 neue Fälle gezählt, was einem Anstieg von 49 Prozent innerhalb einer Woche entspricht.
Trotz dieser Rekordzahlen ist der Gesundheitsminister Olivier Véran zuversichtlich, was die Aufhebung der Beschränkungen in Frankreich betrifft. Seiner Meinung nach war die Abschaffung des Gesundheitspasses die richtige Entscheidung.
Die Zahlen werden bis Ende März ansteigen, wo wir wahrscheinlich 150.000 Neuansteckungen pro Tag erreichen werden. Danach erwarten wir einen Rückgang.
Olivier Véran, Gesundheitsminister
Obwohl mehr als die Hälfte der Franzosen mit der Abschaffung der Maskenpflicht in geschlossenen Räumen einverstanden ist, würden “68 Prozent der Franzosen bei der Arbeit weiterhin eine Maske tragen”, wie eine Umfrage der Huffington Post ergab. Nicht alle Franzosen sind also bereit, nach zwei Jahren Pandemie die Masken wegzulassen. Das Gefühl, geschützt zu sein, und die Angst vor einer Ansteckung, wenn man immungeschwächt ist, sind weitere Gründe dafür, dass viele auch weiterhin eine Maske tragen.
Fazit zum Ende der Coronamaßnahmen in Frankreich
Die Welt nach der Pandemie ist nicht so einfach wie erhofft. Es gibt viele Widersprüche und Zweifel. Laut der WHO haben Frankreich und mehrere europäische Länder die Anti-Covid-Maßnahmen viel zu früh gelockert. Und einige Franzosen teilen diese Meinung ebenfalls, wie eine Umfrage zur Abschaffung der Maskenpflicht zeigt. Obwohl die Corona-Schutzmaßnahmen bereits vor einigen Tagen aufgehoben wurden, tragen viele Menschen in geschlossenen Räumen weiterhin eine Maske.
In den Ländern mit irgendwelchen Maßnahmen steigen die Zahlen genau so wie in Ländern ohne Beschränkungen.
Die Welt NACH der Pandemie???? Hab ich was verpasst? Soweit ich weiß sterben zur Zeit in Deutschland noch täglich über 300 Menschen an Corona und die Inzidenzwerte sind auf einem All-Time-High….
Hallo Katrin,
gemeint ist hier das Ende der pandemischen Lage und damit die Aufhebung aller Corona-Schutzmaßnahmen, was die WHO angesichts der von Dir erwähnten, hohen Zahlen daher auch kritisiert.
LG
“Die Welt nach der Pandemie ist nicht so einfach wie erhofft.” – Ob das wohl damit zusammenhängt, dass wir lange noch nicht “nach der Pandemie” sind? So ein Virus läßt sich nicht per Rechtsverordnung verbieten.
Es mag stimmen, dass die jetzigen Varianten – für geschützte Personen – nicht mehr so gefährlich sind, nichtsdestrotrotz sind sie eben hochansteckend, und auch in meinem persönlichen weiteren Umfeld, infizieren sich immer mehr Leute.
Auch wenn ich von der Politik nichts konstruktiv-wirksames in dieser Richtung mehr erwarte (“was kümmert mich der betagte Nachbar, wenn der Spritpreis bei über 2 € liegt”), gefällt mir immerhin der Zynismus des Herrn Minister Lauterbach, der da sagte, man könne die große Mehrheit der Vernünftigen nicht mehr zum Schutz von ein paar unbelehrbaren Spinnern in Haftung nehmen.