TAP Air Portugal soll wieder privatisiert werden. Die portugiesische Regierung sieht allerdings den Wert des Drehkreuzes in Lissabon und möchte ein strategisches Mitspracherecht beibehalten.
Aktuell befindet sich TAP noch in staatlicher Hand, doch die erneute Genehmigung der Privatisierung steht kurz bevor. Portugal hat kürzlich eine Bewertung der Fluggesellschaft angeordnet, die den Wert für den Verkauf bestimmen soll. Einige europäische Airlines, darunter auch die deutsche Lufthansa, haben bereits Interesse geäußert. Wie airliners.de nun berichtet, hat die portugiesische Regierung jedoch nicht vor, das gesamte Kapital von TAP zu verkaufen.
Portugal will nicht ganz loslassen
Die Fluggesellschaft TAP Air Portugal ist noch zu 100 Prozent im portugiesischen Staatsbesitz. Im Rahmen eines Rettungsplanes im Wert von 3,2 Milliarden Euro soll vorerst die Flotte verkleinert werden, außerdem soll es zu Entlassungen und Gehaltskürzungen beim Personal kommen. Aktuell lässt Portugal den Wert der Airline von zwei unabhängigen Gutachtern definieren. Die Privatisierung soll mit der Bewertung noch vor dem Sommer, etwa im Juli, genehmigt werden, heißt es.
Der portugiesische Finanzsekretär Joao Nuno Mendes äußerte gegenüber eines Parlamentsausschusses nun, dass die Regierung keinen vollständigen Verkauf des Kapitals von TAP beabsichtige. Der Prozess solle die “Beibehaltung einer strategischen öffentlichen Beteiligung an dem Unternehmen” inkludieren. Konkretere Angaben wurden hier jedoch nicht weiter gemacht.
Die Regierung sieht den Wert, den TAP durch das Drehkreuz in Lissabon bringt, denn die Airline ist mit ihrem Streckennetz in Richtung Brasilien und auf dem afrikanischen Kontinent besonders wertvoll. Zudem hat TAP ein vielversprechenderes erstes Quartal hinter sich, da die Passagierzahlen das Niveau vor der Pandemie überholt haben. Somit konnten die Nettoverluste im ersten Quartal halbiert werden. Dies will die portugiesische Regierung auch in den Verkaufspreis einfließen lassen.
Für die Übernahme der TAP haben bereits einige Fluggesellschaften Interesse geäußert, darunter Air France-KLM und British Airways-Eigentümer IAG. Auch die Lufthansa hatte bereits Interesse an der Fluggesellschaft verlauten lassen. Bei einem Gespräch mit dem portugiesische Premierminister Costa hatte Bundeskanzler Scholz sich gegenüber einer möglichen Übernahme von TAP durch den Kranich ebenfalls positiv geäußert. Erst letzte Woche hatte der Kranich auch nach langwierigen Verhandlungen die Übernahme von ITA Airways finalisiert.
Fazit zur Forderung der portugiesischen Regierung
Die Privatisierung der Fluggesellschaft TAP Air Portugal steht unmittelbar bevor. Allerdings möchte die portugiesische Regierung wohl doch nicht das komplette Kapital der Airline zum Verkauf stellen, sondern ein strategisches Mitspracherecht beibehalten. Durch das Streckennetz in Lissabon ist die Airline für die Regierung besonders wertvoll, doch auch die Ergebnisse des letzten Quartals stimmen zuversichtlich. Dies soll auch beim Verkaufspreis berücksichtigt werden. Es wird sich zeigen, inwiefern die Forderung nach Mitspracherecht eine Auswirkung auf die Angebote der Interessenten haben werden.